Love Exposure

Film
TitelLove Exposure
Originaltitel愛のむきだし (Ai no Mukidashi)
ProduktionslandJapan
OriginalspracheJapanisch
Erscheinungsjahr2008
Länge237 Minuten
Altersfreigabe
Stab
RegieSion Sono
ProduktionOmega Project/An Entertainment/Studio Three Co.
MusikTomohide Harada
KameraSohei Tanikawa
SchnittJunichi Ito
Besetzung
  • Takahiro Nishijima: Yu Honda
  • Hikari Mitsushima: Yoko Ozawa
  • Sakura Ando: Aya Koike
  • Makiko Watanabe: Kaori Fujiwara
  • Atsuro Watabe: Tetsu Honda
Chronologie
Cold Fish →

Love Exposure (jap. 愛のむきだし, Ai no Mukidashi, „Entblößung der Liebe“) ist ein japanischer Film aus dem Jahre 2008 von Sion Sono. Auf der Berlinale 2009 erhielt er unter der Kategorie des jungen Films den FIPRESCI-Preis.

Handlung

Yu (Takahiro Nishijima von der Band AAA) wächst in einem streng katholischen Elternhaus auf. Seine Mutter stirbt und sein Vater wird Pfarrer. So muss Yu bald jeden Tag die Beichte ablegen, doch er hat kaum etwas zu beichten, schämt sich dafür und produziert absichtlich Sünden. So wird er ein „Perverser“ und versucht, mit seinen Freunden das Photographieren unter Röcke zu perfektionieren. Als er eines Tages eine Wette verliert, muss er den ganzen Tag mit Frauenkleidern herumlaufen, sich Sasori nennen und in der Verkleidung ein Mädchen küssen. Er trifft auf Yoko (Hikari Mitsushima). Er verliebt sich in sie und sie sich in seine Rolle, Sasori. Ein Zufall will es, dass der Pfarrer und Yokos Mutter sich verlieben und zusammenziehen. So werden Yu und Yoko Geschwister, doch Yoko, die Männer verachtet und damit auch Yu, ahnt nicht, dass ihre große Liebe tatsächlich ihr Stiefbruder ist. Ein Chaos entsteht, in dem sich Sektenanwerberin Aya Koike (Sakura Ando) von der „Zero Church“ in das Leben der Familie einschleicht, indem sie vorgibt, Sasori zu sein. Yu durchschaut ihr Spiel, trotzdem gelingt es Koike, Yu loszuwerden und die Familie in das abgeschiedene Trainingslager der Zero Church zu entführen, wo sie einer Gehirnwäsche unterzogen werden. Yu will die unsterblich geliebte Yoko befreien und folgt den Anweisungen, die er bald von der Zero Church bekommt. Nach einem missglückten Rettungsversuch mit Hilfe seiner perversen Freunde tritt er selbst der Zero Church bei, um an Yoko heranzukommen. Bald läuft er in der Sektenzentrale Amok, sprengt das halbe Gebäude in die Luft und findet schließlich Yoko und die Familie. Durch die Bombe ist die Polizei auf die Sekte aufmerksam geworden. Die Sekte wird aufgelöst; Yu wird verhaftet, dreht durch und wird in eine Anstalt eingewiesen. Yoko lebt ab dann bei Verwandten, bei denen sie sich irgendwann selbst die Liebe zu Yu eingesteht und den Plan fasst, ihn zu retten. Als sie ihn in der Anstalt besucht, erkennt er sie nicht mehr und weiß auch nicht mehr, wer er selbst ist. Yoko randaliert in der Anstalt und wird verhaftet. Doch schon wenige Minuten nach ihrem Besuch findet Yu plötzlich wieder zu sich, erinnert sich. Er bricht aus, rennt dem Polizeiwagen hinterher, in dem Yoko sitzt. Mit dem Ellenbogen zerstört er die Scheibe. In der letzten Einstellung reichen sie sich durch das Fenster die Hand.

Kritiken

„'Love Exposure' ist ein kleines Wunderwerk, stilistisch, inhaltlich und visuell. Sion Sono („Strange Circus“), einer der Rebellen des japanischen Kinos hält sich an keine Konventionen, seien sie nun inhaltlicher oder ästhetischer Natur. Da zeigt er etwa in einer gut halbstündigen Sequenz wie sich der freundliche nette Junge Yu zum König der Foto-Voyeure in Tokyo entwickelt. In einer bunten, schnellen Montage werden die Tricks und akrobatischen Einlagen immer gewagter, mit denen er den Schulmädels unter die knappen Röcke fotografiert. Mit seinen Jungs sitzt er anschließend zusammen und sie werten ihre Beute aus – wie beim Autoquartett: das beste Bild sticht. Sion Sono scheut sich nicht, Yus 'Ausbildung' zum Voyeur mit gut 30 Minuten Ravels 'Bolero' am Stück zu untermalen.“

arte

„Eine große Kinooper, die in ihrer Form allen Gewohnheiten zuwider läuft, jeden Rahmen sprengt. Denn wie will man eine solche Erfahrung beschreiben, wie einen Film zusammenfassen, der vier Stunden lang ist, und dabei, man kann es gar nicht anders sagen, ziemlich kurzweilig? Love Exposure mischt das zumindest auf den ersten Blick Unvereinbare: Katholizismus und sexuelle Perversion, Beethoven und Japan-Pop, Kampfkunst und Romantik, religiöses Sektierertum und libertäre Gesinnung, Sünde und Unschuld. Der Punkt, an dem sich das alles trifft und vereint, ist der einzige, der dazu in der Lage ist: Die Liebe. Denn in seinem ganzen wunderbaren kunterbunten Formenwahnsinn ist Love Exposure eine ganz klassische und eher einfache Liebesgeschichte.“

Rüdiger Suchsland / F.A.Z.

„Bis Priestersohn Yu (toll: Takahiro Nashijima) und seine Traumfrau Yoko endlich zueinanderfinden, entfesselt Regisseur Sion Sono (‘Strange Circus’) einen fast vierstündigen Liebesreigen - gespickt mit japanischen Popkulturzitaten und irrwitzigen Attacken auf Moralinstanzen wie Religion und Familie. Für experimentierfreudige Kinogänger mit Sitzfleisch eine berauschende Grenzerfahrung.“

Musik

Sonstiges

Yoko zitiert zu der 7. Sinfonie Beethovens das „Hohelied der Liebe“ aus dem ersten Brief an die Korinther.

Yus alter ego Sasori ist die Titelfigur einer Frauengefängnisfilm-Exploitationreihe aus den 1970er-Jahren, die ihrerseits auf eine Manga-Figur zurückgeht (Sasori – Scorpion). Wenn Yu als Sasori auftritt, trägt er ihre ikonographische Kleidung (schwarzer Umhang, Schlapphut, Sonnenbrille).

Einzelnachweise

  1. Love Exposure. In: TV Spielfilm. Abgerufen am 21. März 2022.