Louis Rosier

Louis Rosier
Louis Rosier beim Großen Preis der Niederlande 1950
Nation:Frankreich Frankreich
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start:Großer Preis von Großbritannien 1950
Letzter Start:Großer Preis von Deutschland 1956
Konstrukteure
1950 Talbot • 1951–1954 Scuderia Ferrari • 1954–1956 Maserati
Statistik
WM-Bilanz:WM-Vierter (1950)
StartsSiegePolesSR
38
WM-Punkte:18
Podestplätze:2
Führungsrunden:
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Louis Claude Rosier (* 5. November 1905 in Chapdes-Beaufort, Département Puy-de-Dôme; † 29. Oktober 1956 in Neuilly-sur-Seine, Département Hauts-de-Seine) war ein französischer Formel-1-, Sportwagen- und Motorradrennfahrer.

Karriere

Als Rosier mit 44 Jahren beim ersten Formel-1-Grand-Prix am 13. Mai 1950 in Silverstone auf einem 4,5-Liter-Talbot-Lago startete, war er in seiner Heimat schon ein bekannter Rennfahrer, der jedoch wegen seines relativ hohen Alters nicht mehr von den großen Rennställen umworben wurde.

Legendär war bereits sein Sieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans im selben Jahr, wo er auf einem Talbot-Lago T26GS das Kunststück fertigbrachte, allein 23 Stunden am Steuer des Fahrzeugs zu sitzen  – damals wie heute fast undenkbar.

Im Gegensatz zu vielen anderen Fahrern seiner Generation verlief die Karriere des Garagenbesitzers und Renault-Vertragshändlers nicht geradlinig. 1927 bestritt er zunächst Motorradrennen auf einer Harley-Davidson, später Sportwagenwettbewerbe auf S.C.A.P. und Talbot.

Während der Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg war Rosier als Fluchthelfer für abgeschossene alliierte Flieger in der Résistance aktiv.[1] Nach dem Krieg, der viele Rennfahrer und Sportler um die wertvollsten Jahre ihrer Karriere gebracht hatte, versuchte er sich weiterhin erfolgreich in Sportwagen und siegte sogar auf gänzlich neuem Terrain bei der Rallye Monte Carlo 1949 in der Klasse bis 1100 cm³ zusammen mit seinem Sohn Jean-Louis in einem Renault 4CV.

Als Louis Rosier am Ende der Saison hinter den drei großen „F“, Farina, Fangio und Fagioli den vierten Platz belegte, war die Fachwelt überrascht. Doch dieses Ergebnis war seiner besonnenen Fahrweise mit dem technisch unterlegenen Fahrzeug zu verdanken, das ihn stetig in die Punkte und in Bremgarten und in Spa-Francorchamps sogar mit dem dritten Rang aufs Siegerpodium geführt hatte.

Der von Louis Rosier 1951 gefahrene Talbot-Lago T26C

In den folgenden Jahren hatte Rosier als Rennfahrer allerdings weniger Glück. In der Saison 1951 konnte er mit dem nun noch deutlicher unterlegenen Wagen nur noch einmal mit dem vierten Platz beim Grand Prix von Belgien in die Punkte fahren, was im Endklassement den 13. Rang mit drei Punkten bedeutete. Allerdings gewann er in diesem Jahr erneut die Rallye in Monaco, diesmal in der Klasse bis 750 cm³. Bis 1954 versuchte er sich wie manch andere Fahrer, die mit den Werksteams nicht mehr mithalten konnten, auf einem Ferrari 500 in der Formel 2. Hier konnte er immerhin vier Rennen siegreich beenden. Dadurch ermutigt kehrte er mit seiner Ecurie Rosier, seinem alten Ferrari 500 und dem für die neue 2,5-Liter-Formel entwickelten 625 in die Königsklasse zurück. Letzterer wurde in der Regel von Manzon oder Trintignant gefahren, er selber blieb mit dem technisch zunehmend unterlegenen 500 meist chancenlos. Zur Saisonmitte trat er mit einem Maserati 250F, den zuvor Luigi Villoresi gefahren hatte, für das Werksteam von Maserati beim Großen Preis vo Italien in Monza an und kaufte das Fahrzeug Ende Saison für seine Ecurie. Rosier erzielte aber nur noch 1956, im letzten Jahr seiner Karriere, auf dem Maserati beim Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring den fünften Rang.[1]

Beflügelt von diesem Teilerfolg gewann Louis Rosier einige Wochen danach zusammen mit Jean Behra das 1000-Kilometer-Rennen von Paris in Montlhéry auf einem Maserati. Auf derselben Strecke verlor Rosier am 8. Oktober 1956 bei nasser Strecke kurz vor Ende des Coupe du Salon die Gewalt über sein Fahrzeug und prallte in die Streckenbegrenzungen. Drei Wochen später starb er in einer Klinik.

Der viermalige französische Sportwagenmeister, zweimalige Rallye-Monte-Carlo-Gewinner und Gesamtvierter der Saison 1950 und Sieger eines Grand Prix, der nicht zur Weltmeisterschaft zählte, erreichte in seiner wechselvollen Karriere 18 Formel-1-Punkte, die angesichts der wenigen Rennen und des Punktesystems, nach dem damals gefahren wurde, durchaus höher einzuschätzen sein dürften als heutzutage und die im Bereich des ebenfalls französischen Rennfahrers Maurice Trintignant lagen, der das Glück hatte, für Ferrari als Werksfahrer agieren zu können.

Unter anderem auf Rosiers Initiative hin und durch seine Bemühungen um Sponsoren wurde Ende der 1950er-Jahre in seiner Heimat der Circuit de Charade gebaut. Er selbst erlebte Bau und Eröffnung der Rennstrecke nicht mehr, sie wurde anfangs zu seinen Ehren auf den Namen Circuit Louis Rosier getauft.

Postum verlieh ihm der französische Staatspräsident das Verdienstkreuz seines Landes und ehrte damit einen Rennsport-Enthusiasten, der in seiner bescheidenen und kühlen Art außerordentlich vielseitig war. Kein anderer Formel-1-Rennfahrer kann sich rühmen, sowohl Le Mans als auch die Rallye Monte Carlo gewonnen zu haben.

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft

Gesamtübersicht

SaisonTeamChassisMotorRennenSiegeZweiterDritterPolesschn.
Rennrunden
PunkteWM-Pos.
1950Ecurie RosierTalbot-Lago T26CTalbot 4.5 L63134.
Automobiles Talbot-DarracqTalbot-Lago T26C-DATalbot 4.5 L632
Charles PozziTalbot-Lago T26CTalbot 4.5 L61
1951Ecurie RosierTalbot-Lago T26C-DATalbot 4.5 L67313.
1952Ecurie RosierFerrari 500Ferrari 2.0 L44NC
1953Ecurie RosierFerrari 500Ferrari 2.0 L47NC
1954Ecurie RosierFerrari 500/Ferrari 625Ferrari 2.0 L4/Ferrari 2.5 L44NC
Officine Alfieri MaseratiMaserati 250FMaserati 2.5 L61
Ecurie RosierMaserati 250FMaserati 2.5 L61
1955Ecurie RosierMaserati 250FMaserati 2.5 L63NC
1956Ecurie RosierMaserati 250FMaserati 2.5 L65219.
Gesamt39218

Einzelergebnisse

Saison123456789
1950
5DNF33DNF/64
1951
94DNF10877
1952
DNFDNFDNF10
1953
7881010DNF16
1954
DNFDNFDNF887
1955
DNF99
1956
DNF865
Legende
FarbeAbkürzungBedeutung
GoldSieg
Silber2. Platz
Bronze3. Platz
GrünPlatzierung in den Punkten
BlauKlassifiziert außerhalb der Punkteränge
ViolettDNFRennen nicht beendet (did not finish)
NCnicht klassifiziert (not classified)
RotDNQnicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQin Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
SchwarzDSQdisqualifiziert (disqualified)
WeißDNSnicht am Start (did not start)
WDzurückgezogen (withdrawn)
HellblauPOnur am Training teilgenommen (practiced only)
TDFreitags-Testfahrer (test driver)
ohneDNPnicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJverletzt oder krank (injured)
EXausgeschlossen (excluded)
DNAnicht erschienen (did not arrive)
CRennen abgesagt (cancelled)
 keine WM-Teilnahme
sonstigeP/fettPole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursivSchnellste Rennrunde
*nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
()Streichresultate
unterstrichenFührender in der Gesamtwertung

Le-Mans-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1938FrankreichFrankreich Ecurie BleueTalbot T150 SS CoupeFrankreich Robert HuguetAusfallkein Öldruck
1949FrankreichFrankreich Ecurie RosierTalbot SpécialeFrankreichFrankreich Jean-Louis RosierAusfallKeilriemen
1950FrankreichFrankreich Ecurie RosierTalbot-Lago T26GSFrankreichFrankreich Jean-Louis RosierGesamtsieg
1951FrankreichFrankreich Louis RosierTalbot-Lago T26SArgentinien Juan Manuel FangioAusfallLeck im Öltank
1952FrankreichFrankreich Ecurie RosierFerrari 340 America SpyderFrankreichFrankreich Maurice TrintignantAusfallKupplungsschaden
1953Frankreich Automobiles Talbot-DarracqTalbot-Lago T26GSFrankreichFrankreich Élie BayolAusfallKraftübertragung
1954ItalienItalien Scuderia FerrariFerrari 375 PlusFrankreichFrankreich Robert ManzonAusfallKraftübertragung
1956FrankreichFrankreich Automobiles TalbotTalbot 2500 SportFrankreichFrankreich Jean BehraAusfallUnfall

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft

SaisonTeamRennwagen1234567
1953Talbot
Club Francia Amigos de la Panamericana
Talbot-Lago T26Vereinigte Staaten SEBItalien MIMFrankreich LEMBelgien SPADeutschland NÜRVereinigtes Konigreich RTTMexiko CAP
DNF5
1954Equipe Louis Rosier
Scuderia Ferrari
Ferrari 375 PlusArgentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien MIMFrankreich LEMVereinigtes Konigreich RTTMexiko CAP
7DNF
1956RenaultRenault DauphineArgentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien MIMDeutschland NÜRSchweden KRI
107

Weblinks

Commons: Louis Rosier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b conceptcarz.com: Ecurie Rosier

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A Talbot-Lago T26C Rosier from 1951 in the paddock of Dijon-Prenois during the 2011 Grand Prix de l'Âge d'Or. This particular car was driven by Louis Rosier and Juan Manuel Fangio during the 1951 24 hours of Le Mans.
Louis Rosier Zandvoort 1950.jpg
Autor/Urheber: Noske, J.D. / Anefo, Lizenz: CC BY-SA 3.0 nl
Louis Rosier lors du Grand Prix des Pays-Bas 1950 sur Talbot-Lago.