Louis Glaser

Jugendstil-Briefkopf der 1868 gegründeten Graphischen Kunstanstalt mit einem Stich der Fabrikgebäude an der Kreuzstraße 20 in Leipzig aus der Vogelperspektive

Louis Glaser in Leipzig war eine im 19. Jahrhundert gegründete Druckerei für Buch- und Steindruck[1] sowie Vervielfältigungen durch Lichtdruck, Chemigrafie und Fotografie.[2] Sitz der Lithografischen Anstalt[2] mit angeschlossenem Kunstverlag,[3] die sich unter anderem auf die Herstellung von Ansichtskarten spezialisiert hatte[1] und deren TelegrammadresseAutochrom, Leipzig“ lautete, war der Fabrik- und Gebäudekomplex unter der zeitweiligen Adresse Kreuzstraße 20[2] im Graphischen Viertel in Leipzig.[4]

Geschichte

Der denkmalgeschützte Gebäudeflügel Kreuzstraße 20 in Leipzig;
Architekt: Curt Nebel, 1901
Autochromkolorierte Ansichtskarte;
Motiv von Hannover, fortlaufende Nummer 1100, um 1900

Das 1868[1] von dem Namensgeber Louis Glaser (* um 1842; † 1911) in Leipzig gegründete Unternehmen[5] schloss sich schon während der sogenannten Gründerjahre im Jahr 1874[3] oder im Mai 1875 mit Carl Garte zum Verlag Glaser & Garte zusammen.[5] 1881[6] oder 1882[5] gründete Louis Glaser einen eigenen Kunstverlag,[6] für den der Architekt Curt Nebel 1901 ein neues Druckereigebäude an der Kreuzstraße 20 errichtete.[4]

Nach dem Tode von Louis Glaser führten dessen Söhne Max und Paul das Unternehmen als Gesellschafter weiter.[5] 1929, im Jahr der Weltwirtschaftskrise, übernahm das Druckereiunternehmen Heinrich Ferdinand Jütte die Kunstanstalt L. Glaser und zog in dessen Gebäude in der Kreuzstraße ein, das noch bis in das Jahr 2003 hinein als Druckereigebäude diente und mit lediglich einem erhaltenen und schließlich sanierten Gebäudeflügel zum Wohnhaus umgenutzt wurde.[4]

Der Glaser/Frey Lithographische Prozess

Idealisierte Ansichten aus Bad Meinberg, um 1901 im Glaser/Frey Lithographischen Prozess hergestellt

Bereits in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts war Louis Glaser international tätig geworden und gab – ähnlich wie auch andere damalige Verlage – zahlreiche Souvenir-Alben mit Ansichten verschiedener Regionen heraus. Die Ansichten aus dem Hause Glaser beispielsweise der Vereinigten Staaten von Amerika wirkten teilweise jedoch durch ihre Textur und Farbgebung auf den ersten Blick wie Fotografien. Tatsächlich lagen den Aufnahmen zunächst echte, an den jeweiligen Orten aufgenommene Fotografien verschiedener Urheber zugrunde. Diese Fotos wurden dann jedoch idealisierend abgezeichnet unter Fortlassung störender oder Hinzufügung gewünschter Bildelemente und schließlich als Lithographie in verschiedenen Druckdurchgängen mit bis zu 5 und mehr Steindruck-Platten erzeugt. Der so erzeugte monochromatische Effekt etwa in den Farbabstufungen vom sehr hellen bis hin zum dunkelsten sepia-grau oder reinschwarz war bei den in den USA tätigen Lithografen bis dahin kaum oder gar nicht bekannt. Dieser sogenannte Glaser/Frey Lithographische Prozess, benannt nach Louis Glaser in Leipzig und Charles Frey in Frankfurt am Main, vermittelten nicht nur den gewünschten „beschönigenden“ Effekt, sondern hinterließen beim Betrachter den Eindruck einer in die Tiefe reichenden Aufnahme – eine Illusion, die bis dahin übliche Lithografien nicht erreicht hatten.[7]

Weitere Produktbeispiele

Literatur (Auswahl)

zur Person Louis Glaser:

Weblinks

Commons: Louis Glaser (Leipzig) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Vergleiche die Angaben unter der GND-Nummer der Firma bei der Deutschen Nationalbibliothek
  2. a b c Vergleiche etwa die Angaben auf diesem 1915 genutzten Rechnungsbogen
  3. a b Gerhard Stumpp: Der Druck von Ansichtskarten am Beispiel der Kunstanstalt Carl Garte, Leipzig (Memento vom 29. April 2016 im Internet Archive), PDF-Dokument anlässlich der IADM-Jahrestagung 2010 unter dem Obertitel Alois Sennefelder und die Folgen, zuletzt abgerufen am 6. November 2015
  4. a b c Sabine Knopf: Druckereigebäude H. F. Jütte / zuvor Kunstanstalt Louis Glaser, in dieselbe: Buchstadt Leipzig. Der historische Reiseführer, Berlin: Links, 2011, ISBN 978-3-86153-634-5, S. 36f; teilweise online über Google-Bücher
  5. a b c d e Vergleiche die Angaben der DNB zur Person Louis Glaser nebst den dortigen Querverweisen
  6. a b Heinz Peter Brogiato: Leipzig um 1900. Die Innenstadt in kolorierten Ansichtskarten aus dem Archiv des Leibniz-Instituts für Länderkunde Leipzig e.V., teils als 2., korrigierte und aktualisierte Auflage, Leipzig: Lehmstedt, 2012, Bd. 1: ISBN 978-3-937146-69-0, Bd. 2: ISBN 978-3-937146-46-1, passim
  7. Ben Katchor: Handdrawn Photo-Views by Louis Glaser (in englischer Sprache, übersetzt etwa: „Handgemalte Foto-Ansichten von Louis Glaser“), Beitrag auf der Seite vom 2005 durch Alexander Roob gegründeten Melton Prior Institute, mit Bildbeispielen und Weiterleitungen etwa zu verschiedenen Souvenir-Alben

Koordinaten: 51° 20′ 27,5″ N, 12° 23′ 34,8″ O

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Ansichtskarte von Hochzeitsturm und Ausstellungsgebäude
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Vue de Graz, au début du XXe siècle.
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Der Marktbrunnen in Hannover um 1900; hier auf einer "Autochrom-kolorierten Ansichtskarte Nummer 1100 von Louis Glaser. Neben den Kindern auf dem Bild ist ganz links eine der Marktfrauen und ein Teil ihres Holztisches zu sehen. Marktfrauen durften Anfang des 20. Jahrhunderts in den dem Marktplatz zugewandten Nischen am Alten Rathaus ihre Waren feilbieten. Das Foto gewährt einen der seltenen Anblicke in die frühere Bebauung des heutigen Bohlendamms.
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Detmold, Fürstliches Residenzschloss, Promenade mit Palais um 1901
1915-06-17 Louis Glaser Graphische Kunstanstalt Leipzig Kreuzstraße 20 Rechnung Carl Rauschenbach Zorge Briefkopf 600dpi.jpg
Autor/Urheber: Louis Glaser, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Aufwendig gestalteter Rechnungskopf Graphische Kunstanstalt Louis Glaser um 1910, während des Ersten Weltkrieges handschriftlich datiert 17. Juni 1915. Zu sehen ist links eine von floralen Motiven umrankte, leicht bekleidete Muse mit Zeichenstift und Zeichenblock, dahinter ein hölzerner Fotoaparat. Rechts davon die Fabrikationsgebäude des Unternehmens Louis Glaser aus der Vogelperspektive, im Hintergrund die Silhouette der Stadt Leipzig. Die Firma, gegründet 1868, betrieb ihre Anstalt für Buchdruck, Steindruck, Lichtdruck, Lithographie, Chemigraphie und Photographie um 1900 in der Leipziger Kreuzstraße 20, ihre Telegramm-Adresse lautete "Autochrom, Leipzig". Dieser Rechnungsvordruck trägt am Fuß den vorgedruckten Hinweis "Leere Kisten werden bei frachtfreier Rücksendung zu 2/3 des berechneten Wertes gutgeschrieben und war im Paket an den Kaufmann Carl Rauschenbach in Zorge adressiert. Er hatte 1150 Chromdrucke, 1.600 Lichtdrucke (vermutlich Ansichtskarten) und "200 Rembrandt" insgesamt 55,60 Mark zu zahlen. Das Blatt, etwas größer als DIN A4, trägt ein Wasserzeichen der Papiermarke Imperial, über dem ein gespannter Bogen mit Pfeil zu sehen ist zwischen den Buchstaben "P" (?) und h.
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Bad Meinberg: Kurhaus, Logierhaus „Stern“, Kurgarten mit Trinkhalle und Logierhause „Rose“ um 1901