Lothringerkreuz

Lothringer­kreuz (1940–1944), eigentlich ein Patriarchenkreuz
Lothringer­kreuz

Lothringerkreuz oder Lothringer Kreuz (französisch: Croix de Lorraine oder Croix d'Anjou) ist die Bezeichnung für ein Kreuz mit zwei gleich langen Querbalken, wobei meist der untere Querbalken vom unteren Ende des Längsbalkens so weit entfernt ist wie der obere Querbalken vom oberen. Diese Form war seit dem Mittelalter in Ungarn, Polen, Litauen, der Slowakei und Lothringen verbreitet.

Seit 1912 trug Elsass-Lothringen ein Patriarchenkreuz in seiner Flagge, ebenso von 1940 bis 1944 der französische Widerstand (Freie Französische Streitkräfte). Diese wurden aber auch Lothringerkreuz genannt. Dadurch kam es zu einer begrifflichen Vermischung der beiden Kreuze.

Geschichte

Wappen der Jagiellonen

Slowakei, Polen und Litauen

Ein Kreuz mit zwei gleich langen Balken ist seit dem frühen Mittelalter bekannt, unter anderem auch als Rune. Spätestens seit dem 14. Jahrhundert war ein Kreuz mit zwei gleich langen Querbalken das Wappenzeichen der Jagiellonendynastie, die weite Teile Ost- und Südosteuropas beherrschte.

Parteiflagge der slowakischen Ludaken (1938–1945)

Fürsten von Anjou

Grafen und Herzöge von Anjou (und Herzöge von Lothringen danach) benutzen Lothringerkreuze als Symbol der Reliquien des Heiligen Kreuzes von Angers.

Elsass-Lothringen 1912 bis 1918

Flagge der Republik Elsaß-Lothringen
Lothringerkreuz in Erinnerung an 1914 (auf einem Hügel über Charmes, Département Vosges)

Seit 25. Juni 1912 trug das Reichsland Elsaß-Lothringen im Deutschen Kaiserreich ein Kreuz in seiner Flagge. Dieses Kreuz war der Form nach allerdings ein Patriarchenkreuz. Vom 11. bis 21. November 1918 trug die Republik Elsass-Lothringen dasselbe Kreuz in ihrer Flagge.

1940–1944 Freie Französische Kräfte

Résistance-Denkmal im Südwesten des Waldes von Fontainebleau, Département Seine-et-Marne

Im Zweiten Weltkrieg, nach der Kapitulation Frankreichs und der Installation der Vichy-Regierung unter Philippe Pétain im Sommer 1940, wählte sich die französische Exil-Regierung in London das Lothringerkreuz mit veränderten Querbalken als ihr Symbol. Georges Thierry d’Argenlieu schlug die Verwendung des Lothringerkreuzes am 1. Juli 1940[1] bei Charles de Gaulle vor, um ein dem Hakenkreuz entgegenzustellendes Symbol zu haben. Seitdem zogen die Freien Französischen Streitkräfte unter diesem Zeichen in den Kampf. Außerdem ist es auf drei französischen Orden bzw. Verdienstmedaillen aus dieser Epoche zu sehen: dem Ordre de la Libération, der Médaille de la Résistance und der Médaille commémorative des services volontaires dans la France Libre. Auf dem Kragenspiegel seiner Uniform trug de Gaulle indes eine andere Variante des Kreuzes, die man als „Patriarchen-Kleeblattkreuz“ beschreiben könnte – es war ein Kreuz mit kleeblattförmig endenden Armen, wie in alten Wochenschauen zu sehen ist.

Das Lothringerkreuz ist bis heute als Symbol der Freien Französischen Kräfte präsent. Als Zeichen der Exilregierung und in Erinnerung an die geglückte Landung der alliierten Streitkräfte in der Normandie 1944 („Operation Overlord“) stehen einige Lothringerkreuze an den dortigen Landungsstränden. Das Denkmal für Charles de Gaulle in Colombey-les-Deux-Églises zeigt ein Lothringerkreuz. Die letzten beiden Schiffe der Seekräfte des freien Frankreichs (FNFL), die noch im aktiven Dienst der heutigen französischen Marine stehen – die beiden Segelschulschiffe Belle Poule und Étoile –, setzen auch im 21. Jahrhundert traditionell die FNFL-Gösch mit dem Lothringerkreuz. Das 2018 erneuerte Logo des Élysée-Palasts schmückt ebenfalls das Lothringerkreuz.

Nach der Libération

Seit 1945 ist das Lothringerkreuz das Symbol des französischen Gaullismus.

Sonstiges

Schriftzeichen

⧧
‡

In Unicode ist im Block „Verschiedene Symbole“ als U+2628 cross of lorraine ein Zeichen enthalten, dessen in den Codetabellen dargestellte Glyphe[2] jedoch keine eindeutige Abgrenzung zum Patriarchenkreuz zeigt.

Ein dem Gestaltungsprinzip des Lothringerkreuzes nahekommendes Zeichen ist das Langdoppelkreuz (U+2021 double dagger im Unicode-Block „Allgemeine Interpunktion“), das jedoch in vielen Schriftarten eine für Kreuz-Symbole ungeeignete Gestaltung hat (insbesondere ist die Darstellung von Längs- und Querbalken häufig nicht rechteckig).

Ein anderes solches Zeichen ist U+29E7 thermodynamic („Senkrechter Balken gekreuzt von zwei Horizontalen“)[3] im Unicode-Block „Verschiedene mathematische Symbole-B“.

Literatur

  • Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim u. a. 1984, ISBN 3-411-02149-7.

Siehe auch

Commons: Kreuz von Lothringen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pierre Quatrepoint: Georges Thierry d'Argenlieu (7 août 1889–7 septembre 1964). Auf: guerre-mondiale.org.
  2. Code Tables — Miscellaneous Symbols. (PDF; 368 kB) Unicode Consortium, abgerufen am 3. August 2012.
  3. Code Tables — Miscellaneous Mathematical Symbols B. (PDF; 211 kB) Unicode Consortium, abgerufen am 12. September 2012: „vertical bar crossed by two horizontals

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Steinernes Wappen mit dem Lothringerkreuz auf der Burg von Bratislava.
Croix de Lorraine Sentier des 25 Bosses.jpg
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A cross of Lorraine, in tribute to the World War II resistance, in the forrest of the three pines (forêt des trois pignons)
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Colombey-les-Deux-Églises - Monument. Marc Nebinger et Michel Mosser architectes, inauguré en 1972.
Angers croix d'Anjou Cathédrale Saint-Maurice.jpg
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"Rue Saint-Aubin", a street in Angers downtown, Maine-et-Loire, France. The back of Saint Maurice cathedral is in the background.
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Geplante und am 25. Juni 1912 parlamentarisch beschlossene (allerdings nicht offiziell eingeführte) Flagge des Reichslandes Elsaß-Lothringen; Flagge der kurzzeitig selbstständigen Republik Elsaß-Lothringen im November 1918.
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Monument de Lorraine, may 2006
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Insigne de la 2e DB - armée française.
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The Free French naval jack and French naval honour jack.

The argent rhomboid field is defaced with a gules Lorraine cross, the emblem of the Free French.
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French navy training sailing ships Étoile and Belle Poule, in the Penfeld below the Château de Brest.
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  • Title: Renatus a civibus intra Nanceium exceptus. Ea illi reddita a Burgundis. René prend la ville de Nancy. Les Bourguignons la restituent (7 octobre 1476).
  • Technique: Engraving on wood
  • Dimensions:
  • Country of origin: France
  • Current location (city): Nancy
  • Current location (gallery): Bibliothèque Diocésaine
  • Other notes: Image extraite du catalogue de l'exposition "America. L' Amérique est née à Saint-Dié-des-Vosges en 1507" (1992).
Flag of Free France (1940-1944).svg
Flag used by the Free French Forces during the Second World War. (NOTE: The title of the file is a misnomer, this flag was the only official flag that Free France used before becoming the Provisional Government of the French Republic in 1944.)
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The "autonomist flag". Party flag of the Ludaks (Hlinka's Slovak People's Party) from 1938 to 1945, their paramilitary Organisation Hlinka Guard and their youth Organisation Hlinka Youth, variant
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Renault UE Chenillette im Musée de Blindés (Panzermuseum) im französischen Saumur. Das Lothringerkreuz auf dem Fahrzeug lässt auf dessen Verwendung durch die Forces françaises libres (Streitkräfte für ein freies Frankreich, 1940er-Jahre) schließen.
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The Cross of Lorraine, emblem of the Free French.
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Kamienny krzyż w Rydułtowach.
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Das Lothringer Kreuz in der ursprünglischen Version
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