Losowoje (Kaliningrad, Gwardeisk)

Siedlung
Losowoje
Podollen und (Königlich) Kremitten

Лозовое
FöderationskreisNordwestrussland
OblastKaliningrad
RajonGwardeisk
Erste Erwähnung1385 (Kremitten)
Frühere NamenCremitten vor der Kirche (vor 1540),
Cremitten (bis 1785),
Königlich Cremitten (nach 1871)
Kremitten (bis 1946);
Podollen (bis 1946)
Bevölkerung74 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
ZeitzoneUTC+2
Telefonvorwahl(+7) 40159
Postleitzahl238220
Kfz-Kennzeichen39, 91
OKATO27 206 000 032
Geographische Lage
Koordinaten54° 39′ N, 20° 57′ O
Losowoje (Kaliningrad, Gwardeisk) (Europäisches Russland)
Losowoje (Kaliningrad, Gwardeisk) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Losowoje (Kaliningrad, Gwardeisk) (Oblast Kaliningrad)
Losowoje (Kaliningrad, Gwardeisk) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Losowoje (russisch Лозовое, deutsch Podollen und (Königlich) Kremitten) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gwardeisk im Rajon Gwardeisk.

Geographische Lage

Die Ortschaft liegt in der historischen Region Ostpreußen, am nördlichen Ufer des Pregel (russisch: Pregolja), etwa acht Kilometer westlich der Rajonstadt Gwardeisk (Tapiau).

Nördlich von Losowoje verläuft die Föderalstraße A229 (auch Europastraße E 28 und E 77, ehemalige deutsche Reichsstraße 1) und ist von dort über die Kommunalstraße 27K-268 zu erreichen. Bahnstation ist Gwardeisk an der Bahnstrecke Kaliningrad–Tschernyschewskoje (Königsberg–Eydtkuhnen/Eydtkau) (einstige Preußische Ostbahn) zur Weiterfahrt nach Litauen und in das russische Kernland.

Geschichte

Kremitten ostsüdöstlich von Königsberg und westlich von Tapiau auf einer Landkarte von 1908.

Kremitten / Sosnowka

Im Jahre 1385 fand sich die urkundliche Ersterwähnung des bis 1946 Kremitten[2] genannten Dorfes. Es handelt sich um ein altes Kirchdorf, das dann 1874 namensgebender Ort für einen neu errichteten Amtsbezirk[3] wurde. Er bestand bis 1945 und gehörte zum Kreis Wehlau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert entstand die Unterscheidung zwischen Adlig Cremitten[4] (Schloss und Vorwerk) und Königlich Cremitten (Kirche und Dorf mit mehreren kleinen Höfen), die jedoch Ende der 1920er Jahre aufgehoben wurde.

Kremitten war ein Wohnplatz des Gutsbezirks Podollen. Am 30. September 1928 wurde der nördliche Teil (Adlig Kremitten) nach Eichen (russisch: Kalinowka, nicht mehr existent), der südliche (Königlich Kremitten) nach Langendorf (heute russisch: Sokolniki) eingemeindet.

1945 wurde Kremitten mit dem nördlichen Ostpreußen unter sowjetische Verwaltung gestellt. 1947 erhielt der Ort die russische Bezeichnung Sosnowka und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Borski selski Sowet im Rajon Gwardeisk zugeordnet.[5][6] Auf einer Karte von 1958 ist das ehemalige Adlig Kremitten als verlassen dargestellt. Spätestens seit den 1970er Jahren wurde auch das ehemalige Königlich Kremitten nicht mehr mit Sosnowka bezeichnet.[7]

Amtsbezirk Kremitten (1874–1945)

Kremitten wurde am 13. Juni 1874 namensgebender Ort für den neu geschaffenen Amtsbezirk Kremitten, dem anfangs zwölf Landgemeinden (LG) bzw. Gutsbezirke (GB), 1945 aber nur noch drei Kommunen angehörten:[3]

NameRussischer NameBemerkungen
Behlacken (LG)Gruschewka1928 in die Landgemeinde Eichen eingegliedert
Biothen (LG)Malinowka
Eichen (GB)Kalinowka1928 in eine Landgemeinde umgewandelt
Gubehnen (LG)Olenino1928 in die Landgemeinde Eichen eingegliedert
Kremitten (LG)Losowoje1928 in die Landgemeinde Eichen bzw. Langendorf eingegliedert
Kuxtern (GB)Kurgan1928 in die Landgemeinde Biothen eingegliedert
Adlig Langendorf (GB)Sokolniki1928 mit der Landgemeinde Langendorf zusammengeschlossen
Königlich Langendorf (LG)Sokolnikiab 1928 Landgemeinde Langendorf genannt
Podollen (GB)Losowoje1928 in die Landgemeinde Eichen bzw. Landgemeinde Langendorf eingegliedert
Adlig Popelken (GB)Cholmy1928 in die Landgemeinde Biothen eingegliedert
Rauschninken (LG)1928 in die Landgemeinde Bartenhof (Amtsbezirk Pomedien) eingegliedert
ThulpörschkenMarkowo1928 in die Landgemeinde Bartenhof eingegliedert

Am 1. Januar 1945 gehörten aufgrund der diversen Umstrukturierungen nur noch die Gemeinden Biothen, Eichen und Langendorf zum Amtsbezirk Kremitten.

Podollen

Das ehemalige Podollen[8] wurde vor 1472 gegründet. Im Jahre 1874 kam der Gutsbezirk Podollen zum neu errichteten Amtsbezirk Kremitten im Kreis Wehlau und Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Im Jahre 1910 wurden in Podollen 305 Einwohner gezählt[9].

Am 30. September 1928 gab Podollen seine Eigenständigkeit auf und wurde mit seinem nördlichen Teil nach Eichen (russisch: Kalinowka, nicht mehr existent) und mit seinem südlichen Teil nach Langendorf (heute russisch: Sokolniki) eingemeindet.

Losowoje

Das Gut Podollen kam 1945 in Folge des Zweiten Weltkrieges mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. 1947 erhielt es die russische Bezeichnung „Losowoje“ und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Borski selski Sowet im Rajon Gwardeisk zugeordnet.[5] Spätestens seit den 1970er Jahren wird auch das ehemalige Dorf Königlich Kremitten zu Losowoje gezählt.[10] Von 2005 bis 2014 gehörte Losowoje zur Landgemeinde Slawinskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Gwardeisk.

Kirche

Siehe Hauptartikel:Kirche Kremitten

Kirche Kremitten

Von dem in der Mitte des 14. Jahrhunderts errichteten Gotteshauses in Backsteinbauweise auf Feldsteinfundament mit einer reichen Ausstattung ist heute nur noch ein spärlicher und fast völlig verwachsener Trümmerhaufen erkennbar. Zwar kam die Kirche nahezu unbeschadet durch den Zweiten Weltkrieg, verfiel dann jedoch und wurde 1980 schließlich gesprengt, um Baumaterial zu gewinnen.

Kirchengemeinde

Kremitten war bereits in vorreformatorischer Zeit ein Kirchdorf, zu dessen Kirchspiel bis 1945 auch Podollen gehört hat. Die evangelische Pfarrei gehörte zum Kirchenkreis Wehlau (heute russisch: Snamensk) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Heute liegt Losowoje im Einzugsbereich der in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Gwardeisk (Tapiau), einer Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) in der Propstei Kaliningrad[11] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Söhne und Töchter

Literatur

  • Karl Emil Gebauer: Kunde des Samlandes oder Geschichte und topographisch-statistisches Bild der ostpreussischen Landschaft Samland. Königsberg 1844, S. 95.

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Königlich Kremitten
  3. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Kremitten
  4. D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Adlig Kremitten
  5. a b Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947).
  6. Es erscheint unklar, ob damit das ehemalige Adlig Kremitten oder das ehemalige Königlich Kremitten gemeint war. Dass beide Orte gemeinsam umbenannt wurden, erscheint angesichts der sowjetischen Umbenennungspraxis als unwahrscheinlich, da sich zwischen diesen beiden Orten noch drei weitere befanden (Podollen, Gubehnen und Eichen), die jeweils eigene russische Namen erhielten. Allerdings sind auf einer Karte von 1958 beide Orte mit Sosnowka bezeichnet.
  7. Das ergibt sich z. B. aus der Административно-территориальное деление Калининградской области 1975 (Die administrativ-territoriale Einteilung der Oblast Kaliningrad 1975, herausgegeben vom Sowjet der Oblast Kaliningrad) auf http://www.soldat.ru/ (rar-Datei)
  8. D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Podollen
  9. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Wehlau
  10. Das ergibt sich aus den bekannten Karten.
  11. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento desOriginals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info

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