Lois Welzenbacher

Lois Welzenbacher, eigentlich Alois Johann Welzenbacher (* 20. Januar 1889 in München; † 13. August 1955 in Absam, Tirol) war ein österreichischer, in Deutschland geborener Architekt, der überwiegend in Bayern, Österreich und Südtirol tätig war.

Leben

Welzenbacher, Sohn des Steinmetzes Alois Welzenbacher, besuchte zwischen 1903 und 1908 die Staatsgewerbeschule in Wien, absolvierte jedoch nebenbei eine Maurerlehre bei Karl Johann Schmidt. 1910 bis 1911 studierte er an der Kunstgewerbeschule München und 1912 bis 1914 an der Technischen Hochschule München bei Theodor Fischer und Friedrich Thiersch Architektur. Nach dem Ersten Weltkrieg ließ er sich ohne Studienabschluss in Innsbruck nieder. 1926 bekam er allerdings die 1. und 2. Staatsprüfung zuerkannt. 1929 bis 1930 war Welzenbacher Stadtbaudirektor in Plauen, anschließend ließ er sich als freier Architekt in München nieder. 1932 erhielt er in einem Wettbewerb für Ausstellungsgebäude an Stelle des 1931 abgebrannten Münchner Glaspalasts den 4. Preis.

Er vertrat in der Zwischenkriegszeit eine alpine Variante der klassischen Moderne und setzte sich auch früh für Hochhausbauten ein wie beispielsweise schon 1924 am Innsbrucker Bahnhofsvorplatz. Seine zahlreichen Wohnhausbauten zeichnen sich durch die konsequent moderne Formensprache mit einer starken Betonung der Kurve aus, passen sich aber jeweils der gegebenen Landschaft an. Die internationale Bedeutung seiner Entwürfe zeigen sich auch darin, dass er als einziger Architekt aus Österreich auf der Ausstellung „International Style“ im Jahr 1932 im Museum of Modern Art in New York vertreten war.

Am 15. Dezember 1933 wurde Welzenbacher Mitglied in der Reichskammer der bildenden Künste und versuchte in der Folgezeit mit Entwürfen zu einem gleichermaßen modernen und regional inspirierten Baustil Aufträge zu erhalten. Der Bau eines Kinos in Mittenwald (mit anschließendem Wohnhaus für die aus Innsbruck stammende Besitzerfamilie Reheis) markiert diese Phase, wobei die Fresken von Heinrich Bickel und die ins Monumentale gesteigerte „Mittenwalder Balkengiebel“ in der zeitgenössischen Presse besonders gewürdigt wurden. Wie zahlreiche andere Architekten der Moderne auch, suchte Welzenbacher während der nationalsozialistischen Diktatur Zuflucht im Industrie- und Rüstungsbau, der einzigen Bausparte, in der noch moderne Bauten möglich waren. Zwischen 1939 und 1945 war er Hausarchitekt der Siebel Flugzeugwerke in Halle (Saale). Die Aufträge während der NS-Zeit ermöglichten Welzenbacher, sich 1935 ein Wohnhaus mit Atelier am Blütenring im Münchner Stadtteil Freimann zu erbauen. 1945 erbaute er sich das Welzenbacher-Haus in Absam, Tirol, wo er 1955 verstarb.[1]

Ab 1947 war er Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien.

Im Jahr 1965 wurde in Wien-Donaustadt (22. Bezirk) die Welzenbachergasse nach ihm benannt. In Innsbruck heißt der Platz auf dem Areal des ehemaligen Adambräus, das jetzt von „aut. architektur und tirol“ und dem Archiv für Baukunst der Universität Innsbruck genutzt wird, seit 2004 Lois-Welzenbacher-Platz.[2]

Auszeichnungen

Bauten (Auswahl)

FotoBaujahrNameStandortBeschreibung
Haus Settari, Bad Dreikirchen (1922/23)1922–1923Haus Mimi Settari, Bad Dreikirchen in Südtirol
Wikidata

Standort

Anmerkung: [3]

1926Fest- und Markthalle FeldkirchMontfortplatz 1, Feldkirch
Standort
zerstört
Auch „Volkshalle“ genannt.[4]

Anmerkung: In der Nacht vom 6. auf den 7. Juli 1973 abgebrannt.[5]

Haus Arnold/ heute Botschaftsresidenz des Großherzogtums Luxemburg1926Haus Arnold/ heute Botschaftsresidenz des Großherzogtums Luxemburg

HERIS-ID: 48761
Sternwartestraße 83, Wien 18
Standort
Sudhaus des Adambräu (2023)1926–1927Sudhaus des Adambräu

Standort
f1
Städtische Licht- und Kraftwerke Innsbruck – Verwaltung1926–1927Städtische Licht- und Kraftwerke Innsbruck – Verwaltung

HERIS-ID: 62068
Objekt-ID: 74585

TKK: 20302
Salurner Straße 11
Standort

Anmerkung: heute Verwaltungsgebäude der Innsbrucker Kommunalbetriebe, IKB (auch: EWI)[6]

1928Tanzcafe Reisch in Kitzbühel

TKK: 11527
Vorderstadt 8–10, Kitzbühel
Standort
verändert

Anmerkung: [7]

1928–1929Haus Schulz in Recklinghausen
verändert

Anmerkung: nach Kriegsschäden stark verändert

BW1928–1930Haus Buchroithner, Schmittengraben in Zell am SeeSchmittenstrasse 15, Zell am See
Standort

Anmerkung: [8]

Rosenbauer-Villa1929–1930Rosenbauer-Villa

HERIS-ID: 38250
Objekt-ID: 37765
Kaindlweg 12, Puchenau
Standort
[[Vorlage:Bilderwunsch/code!/C:47.2829,11.5097!/D:Turmhotel Seeber in Hall in Tirol Thurnfeldgasse 1a, 6060 Hall in Tirol!/|BW]]1930–1931Turmhotel Seeber in Hall in Tirol
Thurnfeldgasse 1a, 6060 Hall in Tirol
Standort

Anmerkung: heute: Parkhotel.[9][10]

Haus Proxauf in Arzl bei Innsbruck1931Haus Proxauf in Arzl bei Innsbruck

HERIS-ID: 39528
Objekt-ID: 39294

TKK: 116278
Wolfsgrube 9
Standort
1931–1933Kinderheim Ehlert in Bad Hindelang, Allgäu
zerstört

Anmerkung: [11][12]

BW1932Haus Heyrovsky in Thumersbach bei Zell am SeeLohningsteinweg 20, Zell am See - Thumersbach
Standort

1934Kurhaus und Saalbau in Oberstdorf

BW1934Haus für den Bergführer Wex am Oberjoch, Allgäu
Hirschbergstraße 16, Bad Oberdorf, Bad Hindelang
Standort

Anmerkung: [14]

BW1934Haus Koppe über Klais, Karwendel, Oberbayern
An der Kirchleiten 5, Klais
Standort

Anmerkung: [15]

1935Kino in Mittenwald


Anmerkung: heute Supermarkt.[16]

1935Hotel am Lautersee in Mittenwald

1935Entwurf einer Villa für Hans Albers in Feldafing
Entwurf

Anmerkung: nicht ausgeführt

1935Entwürfe für Autobahnraststätten
Entwurf
Terrassenhotel in Bad Hindelang (Bad Oberdorf)1936–1937Terrassenhotel in Bad Hindelang (Bad Oberdorf)
Wikidata
Jochstraße 50
Standort
verändert
f1

Anmerkung: [17]

1936–1938Wohnhaus, Gefolgschaftshaus, Pförtnerhaus und Arbeitersiedlung für die Lederfabrik Ranz in Schongau


Anmerkung: [18]

[[Vorlage:Bilderwunsch/code!/C:47.7544497,12.678199!/D:Haus Schmucker in Ruhpolding Gnaig 1!/|BW]]1938–1939Haus Schmucker in Ruhpolding
Wikidata
Gnaig 1
Standort

Anmerkung: [19][20]

1938–1939Entwurf für ein Kino in Brannenburg
Entwurf

Anmerkung: nicht ausgeführt

1938–1939Entwurf für das Kino „Atlantikpalast“ am Isartor in München
Entwurf

Anmerkung: nicht ausgeführt

1939Kino „Reheis“ in Wasserburg am Inn

1939Entwurf für ein Kino in Eichstätt
Entwurf

Anmerkung: nicht ausgeführt

Relikt der Flugzeugwerke: Straßenbahn-Wartehalle in der Dessauer Straße1939–1944Siebel Flugzeugwerke in Halle (Saale)

f1

Anmerkung: 1947 bis auf die verbliebene Wartehalle abgerissen

1943Entwurf für ein Kino in Abensberg
Entwurf

Anmerkung: nicht ausgeführt

1945Haus Welzenbacher in AbsamKrüseweg 17, Absam
Standort
verändert

Anmerkung: In den 1990er Jahren wurde das Haus erweitert und dadurch stark verändert.[21]

Pfarrhaus Saggen1951Pfarrhaus Saggen

HERIS-ID: 12008
Objekt-ID: 8141

TKK: 115921
Falkstraße 26, Innsbruck
Standort
Volks- und Hauptschule Afritschgasse1953/54Volks- und Hauptschule Afritschgasse

HERIS-ID: 49237
Objekt-ID: 52879
Afritschgasse 56, Wien 22
Standort

Anmerkung: mit Robert Ulrich

Literatur

  • Friedrich Achleitner, Ottokar Uhl: Lois Welzenbacher 1889–1955 Residenz Verlag, Salzburg 1968. (Digitalisat)
  • August Sarnitz: Lois Welzenbacher – Architekt, 1889–1955. Residenz Verlag, Salzburg 1989, ISBN 3-7017-0579-8 (Monographie mit Werkverzeichnis).
  • Guido Harbers: Lois Welzenbacher. Arbeiten aus den Jahren 1919–1931. München, 1931.
  • Lois Welzenbacher (Ausstellungskatalog). Bregenz 1990.
  • Lois Welzenbacher (Ausstellungskatalog). Innsbruck 1990.
  • Sigrid Hauser: Idee, Skizze,...Foto: Zu Werk und Arbeitsweise von Lois Welzenbacher. Löcker Verlag, Wien 1990.
  • Susanne Ranalter: Alois Welzenbacher im Einfluß von Zeitgeist und Zeitgenossen. Die Wohnhausbauten von 1919–1932. Diplomarbeit, Wien 1998.
  • Walter Thaler: Lois Welzenbacher. Der Gegner der Einheitsarchitektur hinterlässt zwei architektonische Juwele in Zell am See. In: ders.: Erinnerungswürdig. Prägende Persönlichkeiten der Salzburger Geschichte. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2022, ISBN 978-3-7025-1033-6, S. 130–133.

Quellen

  1. Tafatsch, Wiesauer: Wohngebäude, Welzenbacherhaus. In: Tiroler Kunstkataster. Abgerufen am 26. April 2021.
  2. Josefine Justic: Innsbrucker Straßennamen. Woher sie kommen und was sie bedeuten. Tyrolia-Verlag, Innsbruck 2012, ISBN 978-3-7022-3213-9, S. 93.
  3. Guido Harbers: Das freistehende Einfamilienhaus von 10–30000 Mark und über 30000 Mark. Callwey, München 1932, S. 102.
  4. Archiv für Baukunst: Festhalle - Markthalle - Volkshalle
  5. Die Geschichte des Montforthaus
  6. Archiv für Baukunst Universität Innsbruck http://archiv-baukunst.uibk.ac.at/archive_showproject.php?id=2460 abgerufen am 5. Oktober 2013.
  7. Hotel zur Tenne
  8. Architekturzentrum Wien Haus Buchroithner
  9. baunetzwissen: Hotelumbau in Hall/A
  10. nextroom: Turmhotel Seeber (heute: Parkhotel)
  11. Archinform: Kinderheim Ehlert
  12. archiv-baukunst: Kinderheim Ehlert
  13. Archiv - Lois Welzenbacher - Haus Heyrovsky
  14. Archiform: Haus des Bergführers Wex
  15. Berghaus Koppe Ferienwohnungen
  16. archiv-baukunst: Kino mit Wohnhaus
  17. archinform: Terrassenhotel »Alpenhof« am Oberjoch
  18. archiv-baukunst: Lois Welzenbacher - Lederfabrik Ranz
  19. ofhouses.com: 548. Lois Welzenbacher /// Schmucker-house
  20. Archiv für Baukunst: Lois Welzenbacher - Haus Schmucker
  21. absammuseum.at: Haus Welzenbacher, Absam
Commons: Lois Welzenbacher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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HAL-Dessauer-Wartehalle.JPG
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Straßenbahn-Wartehalle, letztes Relikt der Siebel Flugzeugwerke, Architekt Lois Welzenbacher, um 1940, Dessauer Straße 153, Halle (Saale)
Puchenau Rosenbauer Villa.jpg
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Rosenbauer-Villa Gesehen von der Franz-Josefs-Warte
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Stadtwerke-Hochhaus
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Lois Welzenbacher, House Settari, Bad Dreikirchen, Bolzano, Italy (2017)
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