Logistiktruppe
Die Logistiktruppe ist die Gesamtheit aller für die Logistik zuständigen Kräfte einer Streitkraft und bildet eine eigene Truppengattung. Aufgaben sind vorrangig der Nachschub, Transport und die Instandsetzung.
Im Militär finden sich Logistikkräfte in allen Teilstreitkräften, militärischen Organisationsbereichen und auch als organischer Teil anderer Truppengattungen. In der Bundeswehr sind bis zur Verbandsebene anderer Truppengattungen und in allen Teilstreitkräften diese Kräfte zusammen mit truppeneigenen ABC-Abwehrkräften in der 1./ Stabs- und Versorgungskompanie zusammengefasst. Ab dem Großverband Brigade werden die Aufgaben der Logistiktruppe von selbständigen Kompanien oder zusammengefassten Bataillonen wahrgenommen.
In Deutschland untersteht die Logistiktruppe der Streitkräftebasis, im deutschen Heer als Heereslogistiktruppen. In Österreich wird die vergleichbare Truppengattung als Versorgungstruppe bezeichnet.
Aufgaben
Die Logistiktruppe stellt die Versorgung der anderen Truppenteile mit allen notwendigen militärischen Gütern sicher, die der zu versorgende Verband zur Aufrechterhaltung der Kampfkraft benötigt. Dazu organisieren sie und führen die Beschaffung und die Verteilung (Transport) dieser Güter an die entsprechenden Bedarfsstellen durch, soweit die Truppen nicht selbst über die benötigten Transportfähigkeiten verfügen. Im militärischen Sprachgebrauch wird diese Aufgabe meist als Nachschub bezeichnet. Im Verteidigungsfall wird die Versorgung der kämpfenden Truppe als Gefechtslogistik bezeichnet.
Das Spektrum der Versorgungsgüter ist vielfältig und wird unterschieden in
- Mengenverbrauchsgüter (MVG): Güter, die verbraucht und von der Truppe in großen Mengen benötigt werden. Dazu zählen in erster Linie Munition, Kraft- und Betriebsstoffe, Wasser und Verpflegung.
- Einzelverbrauchsgüter (EVG): Nachschubgüter, die einem Verschleiß unterliegen, aber entweder nur bei Bedarf oder in kleinen Stückzahlen an die Front geliefert werden müssen, vor allem Ersatzteile für Fahrzeuge und Geräte.
- Nichtverbrauchsgüter (NVG): Alles, was normalerweise keinem Verbrauch unterliegt, zum Beispiel Geräte, Fahrzeuge, Waffen und Ausrüstung.
In den Aufgabenbereich des Nachschubes fällt in vielen Streitkräften ebenfalls die Lagerhaltung von Gütern in (Feld-)Depots.
Die Instandsetzungstruppe zählt in vielen Streitkräften zu den Logistiktruppen. Diese führt die Instandsetzung von Waffen, Großgerät, Gerät und Maschinen durch. Die Wartung ist Aufgabe der jeweilig nutzenden Truppe.
Instandsetzungskräfte – zumeist auf der Truppenebene – führen die Bergung ausgefallener Fahrzeuge mit Bergepanzern oder Bergefahrzeugen durch, die Instandsetzungstruppe den Abschub durch Transport mit Schwerlasttiefladern. Feldinstandsetzungspunkte im rückwärtigen Gefechtsraum – als Truppeninstandsetzungspunkt TIP auf Kampftruppenebene, als Heeresinstandsetzungspunkt HIP durch ein Logistikbataillon oder der Brigade-Instandsetzungskompanie – stellen einen feldverwendungsfähigen Zustand wieder her.
Die Sanitätsdienst kann Bestandteil der Logistik, selten der Logistiktruppe sein.
Geschichte
Historisch geht die Nachschubtruppe aus dem Tross, die Transporttruppe aus dem Train (Militär) hervor, der anfangs nicht oder nur rudimentär bewaffnet war. Bis 1945 und auch noch bei Gründung der Bundeswehr wurde die Nachschubtruppe als Quartiermeistertruppe bezeichnet. Mit Aufkommen der Eisenbahn insbesondere im Ersten Weltkrieg wurde der Nachschub durch das Militäreisenbahnwesen in die Nähe der Front gebracht und durch Lastkraftwagen weiterbefördert. Die Hauptlast hatten aber bis in den Zweiten Weltkrieg hinein bespannte Trosseinheiten zu leisten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch der Nachschub vollmotorisiert.
Da der Tross bzw. die Nachschubtruppe zu jeder Zeit ein vergleichsweise hohes Risiko trägt, da der Feind immer bestrebt ist Nachschubwege insbesondere durch Luftstreitkräfte, aber auch durch im Rückwärtigen Raum kämpfende Feindkräfte, anzugreifen, und dieser für die Kampfkraft der Truppe von wesentlicher Bedeutung ist, ging man im 20. Jahrhundert dazu über, auch die Nachschubtruppe zu bewaffnen und rudimentär im Infanteriekampf auszubilden. Dennoch waren die Verluste gerade bei Einheiten des Nachschubs im Zweiten Weltkrieg hoch. In modernen Armeen erhalten daher auch Soldaten der Nachschubtruppe eine infanteristische Grundausbildung, die zu Sicherungsaufgaben befähigt, und deren Führungskräfte eine Ausbildung diese sowohl in der spezifischen Funktion als auch in der Sicherung sowie im Überleben und Durchschlagen zu führen.
Die Motorisierung und Mechanisierung sowie die zunehmend komplexer werdenden Waffensysteme in modernen Armeen des 20. Jahrhunderts, darunter Funk- und andere Informationstechnik, Radartechnik u. a. führte zur Aufstellung spezieller Instandsetzungstruppen, die zunächst als Feldzeugtruppe bezeichnet wurde, da die Instandsetzung nicht mehr vom bedienenden Personal durchgeführt werden konnte.
In der Nationalen Volksarmee der DDR wurde die Truppe auch als Rückwärtige Dienste bezeichnet. Statt einer Zusammenfassung unter dem Begriff Logistiktruppen wurde in Deutschland zeitweilig auch eine Zusammenfassung unter der Bezeichnung Technische Truppe eingeführt.
Bundeswehr
Die Logistiktruppe bezeichnet in der Bundeswehr die für die landgebundene Logistik zuständigen Truppen in der Streitkräftebasis. Im Heer werden vergleichbare Kräfte dagegen als Heereslogistiktruppen bezeichnet. Die (Heeres-)Logistiktruppe als eigene Truppengattung ist nur in der Streitkräftebasis und im Heer bekannt, denn in der Marine und Luftwaffe erfolgt keine Zusammenfassung zu Truppengattungen, obwohl beide Teilstreitkräfte gleichfalls über (auch landgebundene) Logistikkräfte verfügt. Nicht zur Logistiktruppe werden insbesondere die zum See- oder Lufttransport befähigten Einheiten der Marine, Luftwaffe oder Heeresflieger gezählt.
Die Heereslogistiktruppe entstand durch Neuordnung der Truppengattungen im Zuge der Transformation der Bundeswehr (Bekanntgabe im Kommandeurbrief des Inspekteurs des Heeres vom 17. Oktober 2005) aus den ehemals eigenständigen Truppengattungen Nachschubtruppe, Instandsetzungstruppe und den Transporteinheiten des Heeres. In der Streitkräftebasis wurden die vergleichbaren Kräfte in der Folge zur Logistiktruppe zusammengefasst. Äußerlich unterscheiden sich die Kräfte des Heeres sowie die Heeresuniformträger in Streitkräftebasis und Heer trotz der leicht unterschiedlichen Bezeichnung aber nicht. Die Heeresuniformträger erhalten in beiden militärischen Organisationsbereichen darüber hinaus eine weitgehend identische Ausbildung.
Organisation in der Streitkräftebasis von 2001 bis 2012
Im Streitkräfteunterstützungskommando der Streitkräftebasis sind zentrale Bereiche der Logistik der Bundeswehr angesiedelt. Schwerpunkte wurden in den Wehrbereichen I und IV gebildet:
- Logistikamt der Bundeswehr (LogABw), Sankt Augustin
- (vormals Materialamt der Bundeswehr, Rolle: Rüstungs- und Nutzungsamt der Streitkräftebasis, die IT-Unterstützungseinrichtung der Bundeswehrlogistik und das Katalogisierungsamt) (wird aufgelöst bzw. geht auf im neuen Logistikkommando der Bundeswehr)
- Logistikzentrum der Bundeswehr (LogZBw), Wilhelmshaven
- (zentrale logistische Dienstleistungen für Einsätze und den Friedensdienstbetrieb/ Basislogistik)
- Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw), Osterholz-Scharmbeck, OT Garlstedt
- (ehemals Nachschubschule des Heeres, zentrale Ausbildungseinrichtung der Logistiker aller Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche, verantwortlich für die Weiterentwicklung der Logistiktruppe und Fahrausbildung)
- (Wehrbereichskommando I) (aufgelöst)
- Logistikregiment 17 (aufgelöst)
- Stab & Stabskompanie LogRgt 17 (SK), Burg (aufgelöst)
- Logistikbataillon 171 (SK1), Burg
- Logistikbataillon 172 (SK2), Beelitz
- Logistikbrigade 1 (EK)[1] (aufgelöst)
- Stab & Stabskompanie LogBrig 1, Delmenhorst (aufgelöst)
- Logistikbataillon 161 (EK), Delmenhorst
- Logistikbataillon 162 (UK), Boostedt (aufgelöst)
- Spezialpionierregiment 164, Husum (nachrichtlich aufgeführt, gehört zur Pioniertruppe)
- Transportbataillon 165 (UK), Delmenhorst (aufgelöst)
- Instandsetzungsbataillon 166 (UK), Boostedt (aufgelöst)
- Logistikregiment 17 (aufgelöst)
- (Wehrbereichskommando IV) (aufgelöst)
- Logistikregiment 46[2] (aufgelöst)
- Logistikregiment 47[3] (aufgelöst)
- Stab & Stabskompanie LogRgt 47 (SK), Dornstadt (aufgelöst)
- Logistikbataillon 461 (SK2), Walldürn
- Spezialpionierbataillon 464, Speyer (aufgelöst, nachrichtlich aufgeführt, gehörte zur Pioniertruppe)
- Logistikbataillon 471 (SK2), Dornstadt (aufgelöst)
- Logistikbataillon 472 (SK1), Kümmersbruck
Anmerkungen:
- SK1: LogBtl mit Umschlagkompanie
- SK2: LogBtl ohne Umschlagkompanie
Aktuelle Struktur
Seit dem Jahre 2013 umfasst die Logistiktruppe der Streitkräftebasis folgende Verbände und Dienststellen, die alle einheitlich vom Logistikkommando der Bundeswehr in Erfurt geführt werden:
Bezeichnung | Ort | |
---|---|---|
Logistikkommando der Bundeswehr | Erfurt | |
Logistikzentrum der Bundeswehr | Wilhelmshaven | |
Logistikschule der Bundeswehr | Osterholz-Scharmbeck | |
Logistikregiment 1 | Burg (bei Magdeburg) | |
Logistikbataillon 161 | Delmenhorst | |
Logistikbataillon 163[4] | Delmenhorst | |
Logistikbataillon 171 | Burg | |
Logistikbataillon 172 | Beelitz | |
Logistikregiment 4 | Volkach | |
Logistikbataillon 461 | Walldürn | |
Logistikbataillon 467 | Volkach | |
Logistikbataillon 471[5] | Oerbke | |
Logistikbataillon 472 | Kümmersbruck | |
Spezialpionierregiment 164 | Husum |
Am 4. April 2024 kündigte Bundesminister der Verteidigung Boris Pistorius an, dass die Logistiktruppe der Streitkräftebasis zukünftig Teil des neuen Unterstützungsbereichs werden wird, in dem die Streitkräftebasis aufgeht.[6]
Schweizer Armee
Die Truppengattung Logistiktruppen umfasst in der Schweizer Armee die Sanitätstruppen, die Logistiktruppen mit den Bereichen Nachschub/Rückschub, Verkehr und Transport und Instandhaltung sowie Veterinärdienst und Armeetiere (Traintiere und Hunde). Der Logistikbasis der Armee (LBA) ist die Logistikbrigade 1 (Log Br 1) unterstellt.
Siehe auch
- POMCUS, US-Logistikkonzept
Literatur
- Georg Thielmann: Die Geschichte der Logistik der Bundeswehr von 1955 bis heute. Verlag Traugott Bautz GmbH, Nordhausen 2012, ISBN 978-3-88309-759-6.
Weblinks
- Hervé de Weck: Logistik. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Trucker in Flecktarn
- Die logistische Unterstützung der russischen Streitkräfte Vortrag zur Analyse
Einzelnachweise
- ↑ Logistikbrigade 1 (EK)
- ↑ Logistikregiment 46
- ↑ Logistikregiment 47
- ↑ www.nwzonline.de: Neues Logistikbataillon in Delmenhorst aufgestellt – vom 29. September 2020. Abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ Bundeswehr stationiert bis zu 700 Soldaten in Oerbke. https:www.tagesschau.de, 26. September 2024, abgerufen am 29. September 2024.
- ↑ Bundeswehr der Zeitenwende: Kriegstüchtig sein, um abschrecken zu können. In: bmvg.de. 4. April 2024, abgerufen am 4. April 2024 (auch gesprochenes Wort der Pressekonferenz).
Auf dieser Seite verwendete Medien
Wappen der Republik Österreich: Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist:
Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“
Schweizerfahne, Flagge der Schweiz. Commons-Seite zur Schweiz → Confoederatio Helvetica.
Barettabzeichen der Instandsetzungstruppe der Bundeswehr
Barettfarbe:
- Korallenrot
Maße:
- Hoch: 53mm Breit: 46mm
Ausführung:
- altsilber, Metall
Internes Verbandsabzeichen Stab des WBK I neu
Autor/Urheber: LogKdoBw 01, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Offizielles Wappen des Logistikregiments 1
Wappen des Logistikbataillon 471
Internes Verbandsabzeichen Logistikregiment 47 (LogRgt 47) der Bundeswehr. → Hinweise zur Dateibenennung und Kategorisierung
Wappen des Logistikamt der Bundeswehr
Internes Verbandsabzeichen Logistikbataillon 471 (LogBtl 471) der Bundeswehr. → Hinweise zur Dateibenennung und Kategorisierung
Logistik Bataiilon 161
Internes Verbandsabzeichen Instandsetzungsbataillon 466 (InstBtl 466) der Bundeswehr. → Hinweise zur Dateibenennung und Kategorisierung
Wappen des Logistikregiments 4 der Bundeswehr
Barettabzeichen der Nachschubtruppe der Bundeswehr
Barettfarbe:
- Korallenrot
Maße:
- Hoch: 53mm Breit: 46mm
Ausführung:
- altsilber, Metall
Wappen des Spezialpionierregiments 164 der Bundeswehr
Internes Verbandsabzeichen Transportbataillon 465 (TrspBtl 465) der Bundeswehr. → Hinweise zur Dateibenennung und Kategorisierung
Neues Wappen Logistikbataillon 161
Wappen des Logistikkommandos der Bundeswehr
Wappen Logistikbataillon 163
Das Wappen der Logistikschule der Bundeswehr.
Logo des Heeres (der Bundeswehr) mit Beschriftung.
Autor/Urheber: Unterillertaler, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Feldinstandsetzung in Grafenwöhr.Motorentausch bei einem MAN 630 L2AE Juni 1969