Lodenfrey

Lodenfrey
RechtsformGmbH & Co. KG
Gründung1842
SitzMünchen
LeitungMarkus Höhn (Geschäftsführer)
Mitarbeiterzahl450 (2020)[1]
Umsatz101 Mio. Euro (2016)[2]
BrancheTextil
Websitewww.lodenfrey.com

www.lodenfrey.eu

Lodenfrey (auch Loden-Frey, Eigenschreibweise LODEN-FREY[3]) ist ein deutsches Familienunternehmen aus München. Das Unternehmen wurde 1842 gegründet und wird heute in der sechsten Generation geführt. Zu unterscheiden sind mittlerweile der Lodenfrey-Park, die ehemalige Produktionsstätte und heute ein Gewerbepark am Englischen Garten, das Lodenfrey-Verkaufshaus, Verkaufsstätte und Departmentstore in der Münchner Innenstadt, sowie die produzierenden Unternehmen der Marke Lodenfrey, die Tracht und Mode herstellen, die aber nicht ausschließlich im Lodenfrey-Verkaufshaus verkauft wird. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg das Unternehmen zeitweise zum größten deutschen Textilunternehmen auf.

Geschichte

Gründung und erste Erfolge

Lodenfrey wurde im Jahr 1842 von Johann Georg Frey gegründet.[1] Frey, Halbwaise aus dem baden-württembergischen Klingenstein bei Ulm, erwarb in diesem Jahr in München seine erste Produktionslizenz und begann mit dem Weben feiner Wollstoffe.[1] Im Jahr 1844 wurde Frey offiziell Bürger von München. Produziert wurden neben eher groben und rauen Wollstoffen wie Loden auch feine Tücher aus Seide, Satin oder Samt. 1850 wurde dann am Schrannenplatz, dem späteren Marienplatz, das erste eigene Geschäft eröffnet, das 2 Jahre später von König Maximilian II. persönlich besucht wurde.

Der Lodenstoff war immer schon das Aushängeschild Freys und so entwickelte er 1855 den ersten wasserabweisenden Loden. Er gewann dafür an der Pariser Weltausstellung desselben Jahres die Goldmedaille und erlangte auch international große Aufmerksamkeit. Der deutsche und österreichische Adel um Kaiser Franz Joseph I. trug von nun an das Jagdgewand aus Loden von Lodenfrey und ermöglichte somit den Bau einer ersten eigenen Fabrik. Der Hauptsitz der Firma wurde in ein Zentrum der illustren Kreise des Münchner Adels, in das neu erworbene Dianabad verlegt. Das Bad wurde erst zu einer Naturheilanstalt ausgebaut, bevor hier 1862 eine erste mechanische Schafwollspinnerei und Tuch- und Wollwarenfabrik errichtet wurde. Bereits kurze Zeit später wurde das Dianabad verkauft, 1870 begann der Bau der großzügigen Fabrikanlage in der Osterwaldstraße in Schwabing, dem heutigen Lodenfrey-Park. 1870/71 wurden im Deutsch-Französischen Krieg die Uniformmäntel aus dem Lodenstoff von Frey gefertigt.

Wachstum und industrielle Fertigung

Ladengeschäft in der Münchner Innenstadt

Mit der Fertigstellung der neuen Fabrik trat Johann Georgs Sohn, Johann Baptist, in die Geschäftsführung ein. Die neue Fabrikanlage, direkt am Schwabinger Bach, der diese auch heute noch mit Strom durch Wasserkraft versorgt, waren nun die Mittel und der Platz vorhanden, um den Loden in größerem Umfang zu fertigen. Bereits 1892 war die Fabrik mit elektrischem Licht und hochmoderner Dampfheizung ausgestattet.

Mit Johann Baptist Frey wurde die Entwicklung des Lodens vorangetrieben. 1872 entstand ein im Strich gerautes und imprägniertes Gewebe: das erste Funktionsmaterial, das jemals entwickelt wurde, der Strichloden.[1] Auch werbetechnisch sorgte Johann Baptist, wie sein Vater, für Neuheiten. 1880 entstand der erste Lodenfrey-Verkaufskatalog und wurde weltweit versandt. Bisher als Wollwarenfabrik bekannt, nannte Johann Baptist die Fabrik 1897 in „Münchner Lodenfabrik Joh. Gg. Frey“ um. Bis heute ist somit der Name Frey mit dem Produkt Loden verbunden. Von nun an, auch aufgrund der Marketingoffensiven, wuchs die Firma stetig, besonders um den Jahrhundertwechsel, als die gesamte deutsche Wirtschaft florierte und in die Goldenen Zwanziger mündete. Neben dem Einzelhandel in München baute Johann Baptist den Versandhandel als zweites Standbein auf. Mit dem sich immer mehr Beliebtheit erfreuendem Wintersport erweiterte Frey nun auch das Sortiment. Mode- und Sportartikel wurden angeboten. 1902 wurde das Haus in der Maffeistraße gekauft und mit dem vorherigen Geschäft verbunden, somit entstand das noch heute bestehende Verkaufshaus in der Maffeistraße. Johann Baptist verstarb 1920 und nun leitete sein Schwiegersohn, Oskar Stalf, die Geschäfte, bis Freys Sohn Georg 1928 mit in die Geschäftsführung einstieg. 1927 wurde in der Fabrik in der Osterwaldstraße eine eigene Kleiderfabrik eingerichtet, womit die industrielle Konfektionierung von Lodenmänteln möglich war. 1928 begann der Bau der Bayerischen Zugspitzbahn. Die Arbeiter schützten sich mit Mänteln von Lodenfrey auf Deutschlands höchstem Berg vor Wind und Wetter. Die Mäntel werden nun auch deutschlandweit im Fachhandel angeboten und bekannte Künstler, wie Valentin Zietara, für Anzeigen und Plakate engagiert. Georg Frey baute die mit über drei Millionen Exemplaren weltweit größte, private Käfersammlung auf und avancierte zum Ehrendoktor der Ludwigs-Maximilians-Universität München und zum Honorarkonsul von Guatemala.

Innovationen kamen auch im sozialen Bereich. Bereits in den 1930er Jahren wurden ein Pensionsverein sowie eine Belegschaftszeitung gegründet und ein Schwimmbad für die Mitarbeiter gebaut. In den 1950er Jahren wurde Deutschlands erster Betriebskindergarten inklusive Säuglingsstation von Lodenfrey errichtet, eine eigene Betriebskrankenkasse gegründet und eine Werksbücherei sowie großzügige Wohngebäude für die Mitarbeiter der Produktion geschaffen.

Weitere Expansion und Zeit des nationalsozialistischen Deutschlands

Es wurden weitere Verkaufsstätten errichtet, in Dresden 1929, in Wien 1934, in Brüssel 1937 und auch in Stockholm. Die Geschäfte liefen prächtig, bis der Zweite Weltkrieg die Weichen neu stellte und die Expansion auf Eis legte. Während der NS-Zeit profitierte Lodenfrey sowohl von Arisierung, Zwangsarbeit und Produktion für die Wehrmacht. Im Jahr 2009 gaben die Familien Frey und Nagel eine unabhängige Studie in Auftrag. Sie veranlassten unabhängige Historiker zur vorurteilslosen Aufarbeitung der Geschichte, wobei Archivmaterial aus städtischen und staatlichen Archiven sowie Firmenarchiven gesichtet und ausgewertet wurde.

Viele Unternehmen profitierten von den Arisierungen oder beschäftigten KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter, darunter auch Loden-Frey. Loden-Frey teilte noch 1996 mit, zum Thema Arisierung befände sich im Firmenarchiv kein Material. Ende 2000 beteiligte sich die Firma dann aber an der Zwangsarbeiter-Entschädigung und gab ein Gutachten über Loden-Frey in der NS-Zeit in Auftrag.[4] Bei der Arisierung wurden alle Käufe der Familien Frey und Nagel und somit die Arisierungen Neuner & Basch, Cohen und Eichengrün betrachtet, wobei nur die Fälle Cohen und Eichengrün als Arisierung eingestuft wurden. Hier wurden nach dem Krieg auch Rückerstattungen gezahlt bzw. die Firmen und Immobilien der Firma Eichengrün vollumfänglich zurückgegeben. Hervorzuheben ist, dass von den Familien Frey und Stalf dem jüdischen Mitarbeiter der Firma Neuner & Basch definitiv, sowie Sally Eichengrün vermutlich zur Auswanderung und Flucht verholfen wurde.

Spätestens seit August 1942 mussten auch Häftlinge aus dem KZ Dachau hier Zwangsarbeit verrichten. Ein festes Außenkommando mit etwa 30 Häftlingen existierte von Juni 1944 bis April 1945.[5] Lodenfrey beschäftigte sowohl zivile Zwangsarbeiter als auch Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau in der Produktion und zu Aufräumarbeiten in der Osterwaldstraße. Gemäß von Aussagen von ehemaligen Zwangsarbeitern, Häftlingen und Mitarbeitern belief sich die Zahl auf 20 bis 30 Häftlinge, sowie 8 zivile Zwangsarbeiter. Zwischen 1944 und April 1945 waren die Häftlinge auch auf dem Lodenfrey-Gelände untergebracht. Herauszustellen ist, dass die Häftlinge im Entnazifizierungsverfahren Georg Frey entlasteten. Seine eigenen Aussagen deckten sich weitestgehend mit den Aussagen der ehemaligen Häftlinge, sowohl direkt nach dem Krieg als auch noch 30 Jahre später. Die Aussagen der KZ-Häftlinge unter den Zwangsarbeitern in Bezug auf Behandlung und Versorgung waren sehr positiv. Außerdem ist zu erwähnen, dass die Zwangsarbeiter von Lodenfrey mit guter Kleidung ausgestattet waren, was die Überlebenschance deutlich steigerte, sowie dass mit dem Befehl im Ende April, die Gefangenen zurück nach Dachau zu transportieren, Frey seine Transportfahrzeuge selber beschädigte, um den Abtransport in den sicheren Tod zu verhindern, sowie die Arbeiter in seinem Haus versteckte. Außerdem halfen Lodenfrey-Mitarbeiter einigen Zwangsarbeitern zur Flucht. Einige Befragungen ehemaliger Zwangsarbeiter im Jahr 1974 bezeugten eine gute Behandlung der Zwangsarbeiter durch Lodenfrey und sagten auch aus, dass es keine Misshandlungen oder gar Tötungen bei Lodenfrey gab. Es wurde sogar angegeben, dass im Vergleich zum Alltag in Dachau der Lodenfrey-Aufenthalt wie Ferien gewesen seien, da selbst das Schwimmbad von Zwangsarbeitern benutzt werden durfte. Außerdem gab es keine Bereicherung durch niedrige Lohnkosten, was bedeutet, dass die Zwangsarbeiter gleich vergütet wurden, wie die deutschen Arbeiter. Sie halfen jedoch, die Produktion am Laufen zu halten. Zu erwähnen ist, dass der Umfang des Einsatzes von KZ-Häftlingen so gering war, dass man bei Lodenfrey nicht von einem Außenlager des KZ Dachau sprechen kann, sondern viel mehr von einem Außenkommando.[6]

Lodenfrey beteiligte sich mit insgesamt 150.000 DM an der Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ im Jahr 2000. Während der NS-Diktatur fertigte Lodenfrey Uniformen. Man pries sich selbst als „Kleiderkammer für den braunen Soldaten, für Hitler-Jungens und Hitler-Mädels“ an[5]. Die Produktion von Rüstung während der Kriegszeit ist nur schwer zu rekonstruieren, da einerseits die Unterlagen bei Luftangriffen in den Jahren 1944 und 1945 fast komplett zerstört wurden, andererseits Zeugenaussagen und Verfahren der Entnazifizierung zu diesem Thema nicht immer glaubwürdig sind. Belegen lässt sich, dass Lodenfrey im Jahr 1934 zum Teil damit warb, Uniformen der Hitlerjugend herzustellen. Außerdem lässt aus den Lager- und Verkaufslisten aus den Lodenfrey-Archiven darauf schließen, dass Uniformen gefertigt wurden. Konkrete Aussagen über den tatsächlichen Umfang lassen sich heute nicht treffen, jedoch kann man annehmen, dass es sich nicht nur um vereinzelte Aufträge gehandelt hat. Die Frage, ob sich Lodenfrey um Aufträge für die Wehrmacht oder NSDAP bemühte, ist ebenfalls schwierig zu beantworten. Gerade die Textilindustrie war stark vom Regime reglementiert und jene Firmen stark im Vorteil, die sich an staatliche Anforderungen hielten. Lodenfrey kann allerdings relativ sicher als wirtschaftlicher Profiteur bezeichnet werden.[7]

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Von den rund 1000 Mitarbeitern die Lodenfrey beschäftigt kehrten nach dem Krieg viele zurück und halfen beim Wiederaufbau von Fabrik und Verkaufshaus, beides von Bomben zerstört. Lodenfrey bügelte und nähte nun für die amerikanischen Besatzer und vertrieb die Mäntel in ihren Privathäusern und den Ruinen, bis diese wieder aufgebaut waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg Lodenfrey mit rund 2.000 Mitarbeitern zeitweise zu einem der größten deutschen Textilunternehmen auf.[1]

Im Jahr 1947 wurden die unternehmerischen Tätigkeiten von Lodenfrey aufgeteilt:[1] Während die Familie Frey sich weiterhin der Produktion und Marke widmete, übernahm der Schwiegersohn von Oscar Stalf, Karl-Erich Nagel, den Einzelhandelsstandort in München. Die Familie Frey trieb die Expansion der Firma weiter voran und gründete unter der Leitung der vierten Generation Herbert und Bernhard Frey Zweitfirmen in New York City (1948), Bad Ischl (1950), Malta (1970), Frankreich und Belgien. Lodenfrey exportierte nun in über 40 Länder weltweit. Bereits 1950 produzierte die Fabrik wieder 50.000 Lodenmäntel. In der Heimat gewann Lodenfrey 1979 den Modepreis der Stadt München.

1995 übernahm mit Sabine, Peter und Stefan Frey die fünfte Generation die Geschicke der Firma. Sie setzten mit legerer Tracht Zeichen und machten die Tracht zur Mode. Es wurde ein Verwaltungs- und Logistikzentrum in Garching und Produktionsstandorte in Ungarn und Rumänien errichtet.

Im Jahr 2019 trat mit Antonia und Leonard von Pfister die nun sechste Generation in das Familienunternehmen ein.[8] Sie erklärten, ihr Ziel sei es, „neben der Weiterentwicklung der Produkte, das Unternehmen, die Produktion und den Einkauf so nachhaltig wie möglich zu gestalten, um klimaneutral und komplett zirkulär die 200-Jahrfeier im Jahr 2042 feiern zu können“.[9]

Produkte

Lodenfrey produziert und verkauft seit über 175 Jahren Trachten- und Designermode. Der Department-Store in der Münchner Innenstadt ist weithin bekannt. Auch die Kleiderproduktion ist im Thema Mode führend. Nach kurzem Stillstand wurde im Jahr 2020 unter der Regie von Antonia und Leonard von Pfister wieder die erste Modekollektion gelauncht.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Mit Luxusmode gegen den Trend – wie sich Lodenfrey im Modehandel behauptet, Handelsblatt, 2. März 2020, abgerufen am 1. Februar 2021
  2. Die größten Modehändler Deutschlands 2016, Textilwirtschaft Magazin, abgerufen am 1. Februar 2021
  3. Loden-Frey: Impressum, AGB, auf lodenfrey.com, abgerufen am 28. Januar 2022.
  4. Georg Etscheit: München erinnert sich. In: Die Zeit. 2. März 2006, abgerufen am 1. Februar 2021.
  5. a b Sabine Schalm: Der Ort des Terrors: Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Hrsg.: Wolfgang Benz, Barbara Distel. C.H. Beck, München 2005, ISBN 978-3-406-52960-3, S. 407–409.
  6. Matthias Georgi, Michael Kamp: Lodenfrey in der NS-Zeit 1933 - 1945. Hrsg.: August Dreesbach Verlag. August Dreesbach Verlag, München 2012.
  7. Matthias Georgi, Michael Kamp: Lodenfrey in der NS-Zeit 1933 - 1945. Hrsg.: August Dreesbach Verlag. München 2012.
  8. Abendzeitung Germany: Neuer Lodenfrey-Chef Leonard von Pfister (27): 'Der neue Luxus'. 2. Februar 2021, abgerufen am 25. Februar 2021.
  9. Unsere Geschichte. Abgerufen am 25. Februar 2021.

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Autor/Urheber: Henning Schlottmann (User:H-stt), Lizenz: CC BY-SA 4.0
Loden-Frey in München. Maffeistraße.