Loděnice u Moravského Krumlova

Loděnice
Wappen von Loděnice
Basisdaten
Staat:Tschechien Tschechien
Region:Jihomoravský kraj
Bezirk:Brno-venkov
Fläche:867 ha
Geographische Lage:49° 1′ N, 16° 28′ O
Höhe:200 m n.m.
Einwohner:530 (1. Jan. 2021)[1]
Postleitzahl:671 75
Kfz-Kennzeichen:B
Struktur
Status:Gemeinde
Ortsteile:1
Verwaltung
Bürgermeister:Jindřiška Vedralová (Stand: 2009)
Adresse:Loděnice 114
671 75 Loděnice u Moravského Krumlova
Gemeindenummer:594377
Website:www.obec-lodenice.cz

Loděnice (deutsch Lodenitz) ist eine Gemeinde im Jihomoravský kraj in Tschechien. Sie liegt 20 Kilometer südlich von Brno (Brünn). Der Ort ist als ein Breitstraßenangerdorf angelegt.

Geographie

Nachbarorte sind im Osten Malešovice (Malspitz), im Süden Šumice (Schömitz), im Westen Kubšice (Gubschitz) und im Norden Jezeřany-Maršovice.

Geschichte

Die Anlage des Ortes und die „ui“- Mundart (bairisch-österreich) mit ihren speziellen Bairischen Kennwörtern weist auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hin, wie sie vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[2] Der Ort wurde im Jahre 1185 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Im gleichen Jahr wurde Markgraf Otto von Znaim von König Friedrich von Böhmen in einer Schlacht nahe Lodenitz besiegt. Lodenitz wird nach dieser Schlacht dem Erdboden gleichgemacht. Zuerst war Lodenitz im Besitz des Markgrafen von Mähren, kam aber später an das Kloster Bruck, welches im Jahre 1300 eine gotische Pfarrkirche im Ort errichten ließ. Im Jahre 1415 ist ein Fridericus de Lodjenicz beurkundet. Die heutige Schreibweise des Ortes ist seit dem 17. Jahrhundert geläufig. Matriken werden seit 1644 geführt. Onlinesuche über das Landesarchiv Brünn.[3] Ein digitales Ortsfamilienbuch von Lodenitz wurde 2020 erstmals publiziert.[4] Im Jahre 1732 wurden die Orts- und Feldgrenzen festgelegt und 1775 Hausnummern vergeben. Lodenitz, das ursprünglich vom Kloster Bruck verwaltet wurde, kam nach seiner Auflösung in der Regierungszeit von Kaiser Josef II. unter die Verwaltung des Religionsfond. Dieser verkaufte es im Jahre 1824 an die Herrschaft Mißlitz. 1796 starben viele Kinder durch die Masern. In den Jahren 1805, 1814 und 1833 kam es zu Missernten und während der Koalitionskriege wurde Lodenitz 1805 und 1809 von französischen Truppen besetzt und geplündert.[5] Im Jahre 1832 wütete im Ort das Gelbe Fieber, welches 40 Ortsbewohnern das Leben kostete. Um 1870 und später 1883 wurde die Schule des Ortes jeweils um eine Klasse erweitert. Eine Freiwillige Feuerwehr wurde im Jahre 1886 gegründet. Im Jahre 1894 wurde mit dem Bau einer Wasserleitung begonnen. Das ausgeglichene warme Klima und der fruchtbare Boden macht das Gebiet zu einem wertvollen Gartenland für Wein, Obst und Gemüse mit besonderer Qualität. Neben allen Getreidearten wachsen auch Mais und Zuckerrüben. Neben dem üblichen Kleingewerbe gab es noch zwei Ziegeleien im Ort.[6][7]

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Friedensvertrag von Saint Germain,[8] 1919, wurde der Ort, dessen Bewohner im Jahre 1910 zu 96 % Deutschmährer waren, Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. In der Zwischenkriegszeit kam es durch neue Siedler und die Neubesetzung von Beamtenposten zu einem stark vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Nationalität.[9] Die Elektrifizierung des Ortes fand im Jahre 1922 statt. Die Fertigstellung der Wasserleitung, die bereits 1894 begonnen wurde, erfolgte im Jahre 1927. Des Weiteren wurde eine Autobuslinie nach Raingers eingerichtet um einen Anschluss an den Zug nach Brünn zu haben. Bei den Gemeinderatswahlen einigt man sich auf eine Liste mit 2/3 Deutsche und 1/3 Tschechen. Ebenso wird ein Deutscher Bürgermeister und ein Tscheche Vize-Bürgermeister. Nach dem Münchner Abkommen, 1938, kam der Ort an das Deutsche Reich und wurde ein Teil des Reichsgau Niederdonau. Im Jahre 1939 wird eine Bürgerschule für die Kinder aus den Orten Schömitz, Malspitz, Kuprowitz und Prahlitz eröffnet.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (8. Mai 1945) – der 37 Opfer forderte – kamen die im Münchner Abkommen an Deutschland übertragenen Territorien, also auch Lodenitz, wieder zur Tschechoslowakei zurück. Vor den einsetzenden Exzessen durch militante Tschechen flohen viele deutsche Ortsbewohner, oder wurden über die nahe Grenze nach Österreich. getrieben.[10] Dabei kam es zu fünf Ziviltoten unter den Deutschsüdmährern.[11] Das Beneš-Dekret 115/46 (Straflosstellungsgesetz) schützte vor einer juristischen Aufarbeitung der Geschehen. Im August 1945 bestimmten die Siegermächte im Potsdamer Kommuniqués (Konferenz)[12] die Nachkriegsordnung. Die laufende, kollektive Vertreibung der deutschen Bevölkerung wurden darin nicht erwähnt, jedoch explizit ein „geordneter und humaner Transfer“ der „deutschen Bevölkerungsteile“, die „in der Tschechoslowakei zurückgeblieben sind“, verlangt. Zwischen März und September 1946 wurden 338 Lodenitzer zwangsausgesiedelt. Nach dem Bericht von Francis E. Walter an das US-Repräsentantenhaus erfolgten diese Transporte zu keiner Zeit in „ordnungsgemäßer und humaner“ Weise.[13] 34 Personen verblieben im Ort. Gemäß dem Beneš-Dekret 108 wurde das gesamte Vermögen der deutschen Einwohner sowie das öffentliche und kirchliche deutsche Eigentum konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte keine Abgeltung für das eingezogene Vermögen.

Wappen und Siegel

Das älteste bekannte Siegel des Ortes ist achteckig und zeigt die Umschrift „TREV . VND . BESTENDIGKEIT . DER . LODNITZER“. Innerhalb der Umschrift wird das Wappenbild des Klosters Bruck abgebildet. Es zeigt die zwei Personen. Eine davon ist Herzog Conrad Otto und die andere dessen Mutter, die Wittelsbacherin Maria. Diese Beiden gelten als Gründer des Klosters Bruck. Zwischen den beiden Personen steht ein Schild, welcher zweigeteilt ist. In der oberen Hälfte ist ein Adler abgebildet, während in der unteren Hälfte das Initial „W“ erscheint.

Im 19. Jahrhundert wurde ein neues Siegel geschaffen. Es zeigte in der Umschrift „Gemeinde Lodenitz“ einen Blumenstrauß. Nach 1918 wich dieses Siegel einem bildlosen, zweisprachigen Gemeindestempel.[14]

Bevölkerungsentwicklung

VolkszählungEinwohner gesamtVolkszugehörigkeit der Einwohner
JahrDeutscheTschechenAndere
1880704623810
1890661602572
1900752685625
1910831799311
192184150432215
19308545133347

[15]

Persönlichkeiten

  • Josef Luksch (1862–1936), Abgeordneter im mährischen Landtag (1894), im Reichrat (1900) und Senator in Prag (1920–1935)

Sehenswürdigkeiten

  • Pfarrkirche St. Margareta (13. Jahrhundert) ursprünglich eine Wehrkirche, in den Jahren 1500 und 1582 umbauten, 1790 wurde der Nordturm wegen Baufälligkeit abgetragen. Restaurierung im Jahre 1931.
  • Antonikapelle
  • Gedenkstein der Schlacht von 1185[16]

Quellen und Literatur

  • Robotabelizions- und Mayerschafts-Verstückungs-Kontrakt des zum Religionsfonde gehörigen Guts Lodenitz in Mähren. 1783.
  • Georg Dehio, Karl Ginhart: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler in der Ostmark. Anton Schroll & Co, Lodenitz 1941, S. 310.
  • Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren, Generalvikariat Nikolsburg, Lodenitz 1941, S. 41.
  • Elfriede Klien-Paweletz: Die Kirche in Lodenitz. 1944.
  • Hans Freising: Die Erd- und Landschaftsgeschichte der Markung Lodenitz. 1972.
  • Josef Glotz: Lodenitz, Schicksale eines südmährischen Dorfes an der Sprachgrenze. Königsbrunn 1972.
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren. C. Maurer Verlag, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0, S. 17 Lodenitz.
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden. Josef Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X, S. 123f, Lodenitz.
  • Emilia Hrabovec: Vertreibung und Abschub. Deutsche in Mähren 1945–1947. (= Wiener Osteuropastudien. Schriftenreihe des österreichischen Ost- und Südosteuropa Instituts). Frankfurt am Main / Bern / New York / Wien 1995 und 1996.
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens Band 3, C. Maurer Verlag, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 256f, Lodenitz.
  • Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A bis Z. Südmährischen Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2006, S. 109f, Lodenitz.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2021 (PDF; 349 kB)
  2. Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, ISBN 3-927498-09-2, S. 9.
  3. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (sardisch, deutsch), abgerufen am 24. März 2011.
  4. Thomas Schift: Ortsfamilienbuch Lodenitz. Abgerufen 17. Oktober 2020.
  5. Gregor Wolny: Die Markgrafschaft Mähren. 1837, S. 394.
  6. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A bis Z. Südmahrischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2006, S. 110f.
  7. Wilhelm Szegeda: Heimatkundliches Lesebuch des Schulbezirks Nikolsburg. 1935, approbierter Lehrbehelf, Lehrerverein Pohrlitz Verlag, S. 116.
  8. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919–989. Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X.
  9. Johann Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918–1938. München 1967.
  10. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band III. Maurer, Geislingen/Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, Lodenitz S. 256, 573, 598.
  11. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A-Z. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2006, S. 216.
  12. Charles L. Mee: Die Potsdamer Konferenz 1945. Die Teilung der Beute. Wilhelm Heyne Verlag, München 1979, ISBN 3-453-48060-0.
  13. Francis E. Walter: Expellees and Refugees of German ethnic Origin. Report of a Special Subcommittee of the Committee on the Judiciary, House of Representatives, HR 2nd Session, Report No. 1841. Washington, March 24, 1950.
  14. Josef Glotz: Lodenitz, Schicksale eines südmährischen Dorfes. Selbstverlag, 1972.
  15. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984.
  16. Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren. 1990, S. 17.

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