Lockfleth

Das Lockfleth zwischen dem Jadebusen und der Unterweser

Lockfleth wird heute ein Zuggraben in der Wesermarsch (im niedersächsischen Landkreis Wesermarsch) genannt, der in nord-südlicher Richtung vom Strohauser Sieltief zum Schmalenflether Sieltief verläuft.[1]

Geschichte

Karte von etwa 1645 mit einigen Deichen der Grafschaft Oldenburg und dem etwa 100 Jahre zuvor verlandeten Lockfleth

Vorläufer dieses Zuggrabens ist eine Tiderinne[2], die 1332 in Höhe des heutigen Augustgrodens entstand, sich während der Zweiten Marcellusflut am 16. Januar 1362 tief ins Binnenland fraß und spätestens 1382 mit der Harrier Brake verband, die durch einen Deichbruch der Weser in Höhe des heutigen Brake entstanden war. Dadurch wurde das Lockfleth zu einem Mündungsarm der Weser.[3] Der größte Teil des Weserwassers erreichte allerdings weiterhin das Meer durch die (Haupt-)Mündung der Unterweser bei Blexen. Zu dem Mündungsarm der Weser gehörte neben dem heutigen Lockfleth ein „Hoben“ genanntes Gebiet. Der Name bezieht sich auf ein nordwestlich des heutigen Zuggrabens gelegenes Moor, das bei Hochwasser angehoben wurde und im Laufe der Zeit stückweise ins offene Meer gespült wurde. An dieses verschwundene Moor erinnert heute eine Vielzahl von Namen geographischer Objekte nördlich und nordwestlich des Strohauser Sieltiefs. Der dort gelegene Abschnitt der Tiderinne wird teilweise Lockfleth[4], teilweise Hoben[5], teilweise Ahne genannt.

Nach der Niederlage der friesischen Bauernrepubliken Stadland und Butjadingen in der Schlacht an der Hartwarder Landwehr (1514) begannen die neuen Landesherren, die Grafen von Oldenburg, mit umfangreichen Eindeichungsarbeiten. Von Süden her drängten sie das Meerwasser zurück. Der Abschnitt südlich des heutigen Strohauser Sieltiefs wurde bereits im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts trockengelegt. Durch zügig aufeinander folgende Vordeichungen in den Jahren 1520, 1530, 1555 (Eindeichung des Esenshammer und Abbehauser Grodens), 1574 (Eindeichung des sogenannten „Alten Hobens“), 1591 (Eindeichung des „Neuen Hobens“) war im Jahre 1643 mit der Eindeichung von Seefeld praktisch das gesamte Ahne/Heete- und Lockfleth-Gebiet in Marschland verwandelt worden.[6] Nur bei Sehestedt sorgt der nach wie vor moorige Untergrund der Restbestände des Hobens bis heute für Probleme hinsichtlich der Standsicherheit des Jadebusen-Deichs.

In der Zeit seines Bestehens trennte das Lockfleth das zu einer Insel in der Weser gewordene Stadland von den westlich davon gelegenen, weitgehend unbewohnten Moorgebieten im Osten des rüstringischen Bovenjadingen („Ober-Jadeland“) sowie von den südlich davon gelegenen, nach und nach von Süden her besiedelten vier Marsch-Vogteien. Noch heute bildet der Zuggraben Lockfleth auf einem längeren Abschnitt die Grenze der Gemeinde Stadland zur ehemaligen Marschvogtei Strückhausen, die heute zur Gemeinde Ovelgönne gehört.

Bewirtschaftung des heutigen Zuggrabens

Für die trockengelegten Marschgebiete beiderseits des Zuggrabens Lockfleth ist heute die Stadlander Sielacht zuständig. Diese betreut auch Gebiete nördlich des Strohauser Sieltiefs, die von ihr in Anlehnung an den ehemaligen Weserarm „Hoben West“ und „Hoben Ost“ genannt werden.[7]

Biotopverbund

Der zugeschüttete Verlauf des ehemaligen Weserarms Lockfleth weist auch heute noch besondere Standortqualitäten für Wiesenvogelbiozönosen auf und stellt einen wichtigen Biotopverbund zwischen Unterweser und Jadebusen dar.[8]

Einzelnachweise

  1. Lockfleth. landkarteonline.com
  2. Hansjörg Streif: Die geologische Entwicklung des Wesertales und der Weser (Memento des Originals vom 10. Dezember 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.umwelt.bremen.de. Bremer Umwelt- und Informationssystem (BUISY) 1999
  3. H. Goens: Bauernhöfe der Moormarsch und des Wüstenlandes. In: Oldenburger Jahrbuch des Vereins für Altertumskunde und Landesgeschichte, Bd. 33, 1929, S. 19
  4. In Seefeld gibt es eine Straße namens „Am Lockfleth“, die neben der ehemaligen Tiderinne verläuft.
  5. vgl. H. Goens: Bauernhöfe der Moormarsch und des Wüstenlandes. In: Oldenburger Jahrbuch des Vereins für Altertumskunde und Landesgeschichte, Bd. 33, 1929, S. 23
  6. Freundeskreis Ur- und Frühgeschichte am Niedersächsischen Landesmuseum Hannover (FUF): Archäologische Denkmale im Landkreis Wesermarsch
  7. Marcus Malsy: Analyse der Zu- und Entwässerungssysteme in der Wesermarsch: Geschichte, Funktion und Anpassungsstrategien an den Klimawandel. Diplomarbeit. Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, 30. April 2010, S. 38
  8. Landkreis Wesermarsch: Landschaftsrahmenplan LK Wesermarsch. Neubearbeitung 2012/2014. Modul 1: Identifizierung von naturschutzwürdigen Bereichen (NWB) mit besonderer Bedeutung als Brut- und Rasthabitate für die Avifauna. S. 12

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JadeWeser.png
Autor/Urheber: Ulamm (talk) 16:15, 6 February 2014 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Jadebusen und zeitweiliges Weserdelta: Entstehung und Eindeichung des Jadebusens, Entstehung und Abdeichung der Gewässerarme zwischen Jadebusen und Unterweser, sowie die Verlandung und Abdeichung der Maadebucht sind konsequent mit ihren Zwischenstufen dargestellt. Bei der Unterweser ist die Entwicklung der Winterdeiche und Landgewinnung am linken Ufer in mehreren Stufen dargestellt, die Geschichte von Inseln, Sandbänken und des rechten Ufers dagegen vereinfacht. Hier wurde nur versucht, dem heutigen Zustand eine Darstellung für das 17. Jahrhundert gegenüberzustellen. Für alle Teilgebiete wurden nur dort Konturlinien gezeichnet, wo sie sich aus erhaltenen Strukturen oder Sedimenten oder glaubhaften zeitnahen Kartendarstellungen herleiten lassen. Flächenfarben wurden konsequent für neu entstandene Wasserflächen und für die Verlandung „ursprünglicher“ Wasserflächen verwendet. Auf die Farbmarkierung der Rückgewinnung seit etwa 1200 verlorener Landflächen wurde größtenteils verzichtet.
OldenburgerDeiche um1645+Lockfleth um1515.jpg
map of some of the dikes of the County of Oldenburg, drawn at about 1643–1645. Ordinary dikes on the coast and on the bank of Weser river are not marked, but recent losses of land are shown, All Islands in Jadebusen are omitted, including Oberahnesche Felder, which were measured almost at the same time, perhaps shortly afterwerds.