Lobloch

Lobloch
Ehemaliges Gemeindewappen von Lobloch
Koordinaten:49° 22′ N, 8° 10′ O
Höhe: 135–145 m ü. NN
Eingemeindung:1751
Eingemeindet nach:Gimmeldingen
Postleitzahl:67435
Vorwahl:06321
Lobloch (Rheinland-Pfalz)
Lobloch (Rheinland-Pfalz)

Lage von Lobloch in Rheinland-Pfalz

St. Nikolaus, ehemals katholische Pfarrkirche von Lobloch
St. Nikolaus, ehemals katholische Pfarrkirche von Lobloch

Lobloch war ein altes pfälzisches Winzerdorf, das 1751 seine Eigenständigkeit verlor und im größeren Nachbarort Gimmeldingen aufging. Dieser, 1860 bis 1952 als Gimmeldingen-Lobloch bezeichnet, wurde 1969 in die rheinland-pfälzische Stadt Neustadt an der Weinstraße eingemeindet.

Der Name ist erhalten z. B. in der Bezeichnung Loblocher Straße für die von der Funktion her ehemalige Hauptstraße des Ortes oder im Weingut mit Restaurant Loblocher Schlössel, das allerdings östlich der alten Gemarkungsgrenze liegt. Mitunter wird der Name noch, zumal unter älteren Bewohnern, verwendet, um die Lage eines bestimmten Punktes in Gimmeldingen zu verdeutlichen.

Geschichte

Arndorffsche Mühle

Im 11. Jahrhundert hatte Lobloch, das in der Literatur auch als „Luploch“ oder „Lupphenloch“[1] bezeichnet wird, seine Keimzelle anscheinend in der Talaue des Mußbachs südlich des Hügels, auf welchem der historische Ortskern von Gimmeldingen liegt.

Der zweite Namensteil (-loch von lateinisch lacus ‚See, Teich‘) lässt sich problemlos erschließen. Er deutet darauf hin, dass es dort am Mußbach im Mittelalter eine Mühle gab, für die ein kleiner Stauweiher angelegt wurde, um auch in regenarmen Perioden genügend Wasser verfügbar zu haben. Über den Rest des niedrigen Staudamms führt seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Mithrasstraße. Etwa am Standort der vermuteten Mühle wurde später die Arndorffsche Mühle errichtet, in deren Komplex heute das Gästehaus eines örtlichen Hotels betrieben wird. Der erste Namensteil ist nicht sicher geklärt; er könnte auf den fränkischen Vornamen Luppo zurückgehen und auf den wichtigsten Mann in der Gründungsphase des Ortes, möglicherweise den postulierten Müller, hinweisen.

Etwas oberhalb der Mühle lag in späterer Zeit die Burg Lobloch, eine Niederungsburg, die den aus dem rheinhessischen Gabsheim stammenden Herren von Geispitzheim zu Eigen war. Von ihr sind keine Reste erhalten.[2][3]

Sehenswürdigkeiten und Kultur

St.-Nikolaus-Kirche

Neueinweihung 1957

Als im Mittelalter um die vermutete Mühle herum zunächst ein Weiler und dann ein kleines Dorf entstand, wurde 100 m nördlich, hangaufwärts, die Nikolauskirche errichtet. Sie fand 1366 erstmals urkundliche Erwähnung und war ursprünglich in romanischem Stil erbaut. In der Zeit der Hochgotik wurde sie durch einen Nachfolgebau ersetzt, der noch Elemente des vorherigen Gebäudes, vor allem den Turm, verwendete. In den Wirren nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697) ihres Daches beraubt, verfiel die Kirche für zweieinhalb Jahrhunderte zur Ruine, ehe sie in den 1950er Jahren restauriert und 1957 neu geweiht wurde.[1]

In erhalten gebliebenen Details gilt die Nikolauskirche als Kleinod mittelalterlicher Handwerkskunst. Sehenswert sind die drei Fenster im Altarbereich. Sie bestehen aus Buntglasmosaiken, die der Marburger Glasmaler Erhardt Klonk (1898–1984) dem gotischen Stil nachempfunden hat,[4] und zeigen Stationen aus dem Leben und Wirken des Kirchenpatrons St. Nikolaus, wie sie in Legenden überliefert sind.

Eine eigene Pfarrstelle besaß das kleine Lobloch nie, sondern wurde jahrhundertelang durch Pfarreien aus der Umgebung (meist Mußbach) mitversorgt.

Mithras-Heiligtum

Mithras-Reliefbild

Die Nikolauskirche steht auf dem Areal eines Mithras-Heiligtums aus der Römerzeit.[5] Im Jahre 325 n. Chr. hatte der Römer Materninius Faustinus den Tempel zu Ehren des aus Persien übernommenen Licht- und Frühlingsgottes erbauen lassen.[1] Bei Bauarbeiten 1926 wurden westlich der Kirche die Grundmauern des Tempels und ein steinernes Reliefbild gefunden; es zeigt die Gottheit, wie sie rittlings auf einem Stier sitzt und diesen durch einen Stich in die Halsschlagader rituell opfert.

Das Original des Reliefs befindet sich im Historischen Museum der Pfalz zu Speyer, ein Replikat aus hellem Sandstein ist in eine Begrenzungsmauer ein Stück links des Eingangs der Nikolauskirche (Loblocher Straße) eingelassen.

Weitere Kulturdenkmäler

Die Liste der Kulturdenkmäler in Gimmeldingen enthält weitere Loblocher Kulturdenkmäler. Sie stehen in der Kurpfalzstraße, der Loblocher Straße und der Mithrasstraße. Das Weingut Ferckel, Loblocher Str. 39/41, ist nicht nur ein barocker Krüppelwalmdachbau mit Inschriften von 1601 und 1613, sondern verfügt als Besonderheit über ein historisches Steinschiebefenster.

Regelmäßige Veranstaltungen

An Lobloch erinnert der Loblocher Weinzehnt, ein Weinfest, das in Gimmeldingen seit 1976 jedes Jahr zu Pfingsten gefeiert wird.[5] Auch die bedeutendste jährliche Festveranstaltung Gimmeldingens, das Mandelblütenfest im März/April, besitzt einen Bezug zu Lobloch. Dessen bekannteste Weinlage ist nämlich der Mandelgarten, der bereits im 15. Jahrhundert in einem Zinsbuch des elsässischen Klosters Weißenburg erwähnt wurde.[5] Der Mandelgarten liegt an der Nahtstelle Loblochs und damit Gimmeldingens zum Nachbarortsteil Mußbach und ist mit der früheren Einzellage Gimmeldinger Meerspinne identisch, seit diese zur Großlage umgestuft wurde.

Persönlichkeiten

In Lobloch geboren wurde Johannes Kardinal von Geissel (1796–1864), der von 1845 bis zu seinem Tod katholischer Erzbischof von Köln war und als einer der bedeutendsten deutschen Kirchenmänner seiner Zeit gilt. Gimmeldingen hat ihn mit einer Straßenwidmung im Loblocher Neubaugebiet geehrt, und in der Kurpfalzstr. 182 oberhalb der Nikolauskirche steht noch sein Geburtshaus mit einer Gedenktafel.[6]

Literatur

  • Katholische Kirchenstiftung St. Nikolaus, Hans und Hermann Keil (Hrsg.): Festschrift zum Tage der Einweihung der St.-Nikolaus-Kapelle in Gimmeldingen an der Weinstraße, 7. Juli 1957. Druckerei Schwarztrauber, Mußbach 1957.
  • Alfred Sitzmann: Lobloch. Führer durch die Ortsgeschichte von den Anfängen bis zur Vereinigung mit Gimmeldingen. Sonderdruck 7. Historischer Verein Neustadt/Weinstraße, Neustadt an der Weinstraße 1990.

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. a b c Festschrift zum Tage der Einweihung der St.-Nikolaus-Kapelle. 1957.
  2. Jürgen Keddigkeit, Ulrich Burkhart, Rolf Übel: Pfälzisches Burgenlexikon. Hrsg.: Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde. Band 3, I–N. Kaiserslautern 2005, ISBN 3-927754-50-1.
  3. Andreas Hein: Lobloch. www.alleburgen.de, abgerufen am 5. Oktober 2020.
  4. Anke Elisabeth Sommer: Glasmalereien der Nikolauskapelle Gimmeldingen. E-Mail. 28. September 2009.
  5. a b c Gimmeldingen. Stadtverwaltung Neustadt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. November 2013; abgerufen am 1. November 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.neustadt.eu
  6. Gedenktafel an Kardinal Geissels Geburtshaus Kurpfalzstr. 182.

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  • Bildbeschreibung: Titelseite der Festschrift zur Einweihung der de:Nikolauskirche (Gimmeldingen) 1957
  • Fotograf/Zeichner: Kirchenskizze aus dem Baugesuch
  • Datum: 1957 (eingescannt durch de:Benutzer:Mundartpoet 2005)
  • Sonstiges: Freigabe durch das zuständige Kath. Pfarramt Mußbach:

Zustimmung zu Veröffentlichung in Wikipedia

Als der für die Filialkirche St. Nikolaus zuständige Pfarrer vertrete ich die Katholische Kirchenstiftung St. Nikolaus Gimmeldingen.
Die "Festschrift zum Tage der Einweihung der St.Nikolaus-Kapelle in Gimmeldingen an der Weinstrasse" wurde am 7. Juli 1957 von der Katholischen Kirchenstiftung St. Nikolaus Gimmeldingen herausgegeben. Die Kirchenstiftung besitzt sämtliche Rechte an der Festschrift hinsichtlich Text und Abbildungen.
Namens der Katholischen Kirchenstiftung St. Nikolaus Gimmeldingen gebe ich die Abbildung der Titelseite frei für die Veröffentlichung in Wikipedia nach GNU-Lizenz (http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:GNU_Free_Documentation_License).
Neustadt, den 15. März 2006
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In den 1926 ausgegrabenen Grundmauern eines Mithras-Tempels wurde das aus Sandstein gefertigte Reliefbild der Tauroktonie, der rituellen Opferung eines Stiers, gefunden. Vor Ort ist die fotografierte Nachbildung in eine Mauer eingelassen, das Original befindet sich im Historischen Museum der Pfalz in Speyer. (Die Höhenangabe 237 m beim Foto ist falsch, das Gelände liegt etwa 166 m über NHN.)
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