Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren

Joachim Neander (1650–1680)
Deutsches Evangelisches Gesangbuch (1915), Ausgabe Rheinland-Westfalen 1929

Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren ist ein geistliches Lied mit einem Text von Joachim Neander aus dem Jahr 1680. Im EG ist es unter der Nummer 317 bzw. in der ökumenischen Textfassung unter Nummer 316 abgedruckt, unter der Nr. 392 auch in dem katholischen Gotteslob (GLalt 258).

Entstehung

Joachim Neander hat das Lied 1680 in seiner Glaub- und Liebesübung, die die Bundes-Lieder und Danck-Psalmen enthalten, veröffentlicht. Ursprünglich war das Lied nicht für den Gottesdienst gedacht, sondern sollte, wie es im Titel heißt, „auff Reisen / zu Hauß oder bei Christen-Ergetzungen im Grünen“ rezipiert werden. Grundlage der ursprünglichen Melodie ist das Lied „Hast du denn, Jesu, dein Angesicht“; die heutige Melodie ist Ergebnis eines Umbildungsprozesses, der erst im 18. Jahrhundert abgeschlossen war und die heute bekannte Melodie ergab.[1]

Rezeption

Durch die Jahrhunderte sind eine Fülle an Bearbeitungen entstanden, genannt seien hier die Kantate BWV 137 Johann Sebastian Bachs, Orgelbearbeitung von Johann Gottfried Walther und Sigfrid Karg-Elert und eine Motette von Hugo Distler. Bertolt Brecht und Kurt Weill parodieren den Choral im „Berliner Requiem“ aus dem Jahr 1929. Seit dem 20. Jahrhundert fand das Lied auch Eingang in katholische Liedersammlungen und Gesangbücher, erstmals 1938 in dem wegweisenden Gesangbuch Kirchenlied.[2] Das Lied gehörte seit 1797 zum Programm des Glockenspiels der Potsdamer Garnisonkirche.

Ein zeitgenössischer, besonders aufwendig arrangierter und weltweit live übertragener Einsatz wurde dem Lied auf der Abschlussmesse zum Weltjugendtag 2005 in Köln auf dem Marienfeld zuteil. Es begleitete in vielen Strophen zum Einzug die etwa viertelstündige Prozession der zahlreichen Zelebrierenden hinauf zum Altar. Das Orchester setzte sich aus verschiedensten lokalen Musikinstrumenten und Rhythmusgruppen aus aller Welt zusammen. Jede Strophe wurde dabei vielfältig variiert teilweise auch solistisch interpretiert. Eingestreut in die Soli sang der Chor Strophen des Liedes in verschiedenen Sprachen.

Text

Lobe den Herren, Druckfassung 1686
OriginalfassungÖkumenische Fassung

Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren,
meine geliebete Seele, das ist mein Begehren.
Kommet zuhauf,
Psalter und Harfe, wacht auf,
lasset den Lobgesang[3] hören!

Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret,
der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet,
der dich erhält,
wie es dir selber gefällt;
hast du nicht dieses verspüret?

Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet,
der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet.
In wieviel Not
hat nicht der gnädige Gott
über dir Flügel gebreitet!

Lobe den Herren, der deinen Stand sichtbar gesegnet,
der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet.
Denke daran,
was der Allmächtige kann,
der dir mit Liebe begegnet.

Lobe den Herren, was in mir ist, lobe den Namen.
Alles, was Odem hat, lobe mit Abrahams Samen.
Er ist dein Licht,
Seele, vergiss es ja nicht.
Lobende, schließe mit Amen![4]

Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren,
lob ihn, o Seele, vereint mit den himmlischen Chören.
Kommet zuhauf,
Psalter und Harfe, wacht auf,
lasset den Lobgesang hören!

Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret,
der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet,
der dich erhält,
wie es dir selber gefällt;
hast du nicht dieses verspüret?

Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet,
der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet.
In wieviel Not
hat nicht der gnädige Gott
über dir Flügel gebreitet!

Lobe den Herren, der sichtbar dein Leben gesegnet,
der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet.
Denke daran,
was der Allmächtige kann,
der dir mit Liebe begegnet.

Lobe den Herren, was in mir ist, lobe den Namen.
Lob ihn mit allen, die seine Verheißung bekamen.
Er ist dein Licht,
Seele, vergiss es ja nicht.
Lob ihn in Ewigkeit. Amen.[5]

Strophe

Die von Neander verwendete Kirchenliedstrophe aus fünf daktylischen Versen unterschiedlicher Länge mit dem Reimschema [aabba] kam im Laufe des 17. Jahrhunderts in Gebrauch und wurde über Neanders Tod hinaus benutzt. Ein verglichen mit Lobe den Herren, ... älteres Lied ist Hast du denn, Jesu, dein Angesicht gänzlich verborgen von Ahasverus Fritsch, ein jüngeres Jauchzet ihr Himmel, frohlocket ihr Engel in Chören von Gerhard Tersteegen.[6] Noch im 19. Jahrhundert findet sich unter den Gedichten des Kirchenlieddichters Christian Friedrich Heinrich Sachse "Weihnachten" in dieser Strophe.[7]

Melodie

EG 316 Lobe den Herren, auf Orgel eingespielt

Übersetzungen

Englisch

Die heute meistverbreitete englische Adaption veröffentlichte Catherine Winkworth im Jahre 1680.

1. Praise to the Lord! the Almighty, the King of creation!
O my soul, praise Him, for He is thy health and salvation!
All ye who hear,
Now to His temple draw near,
Join me in glad adoration!

2. Praise to the Lord! who o’er all things so wondrously reigneth,
Shelters thee under His wings, yea, so gently sustaineth:
Hast thou not seen
How thy desires have been
Granted in what He ordaineth?

3. Praise to the Lord! who doth prosper thy work, and defend thee;
Surely His goodness and mercy here daily attend thee;
Ponder anew
What the Almighty can do,
If with His love He befriend thee!

4. Praise to the Lord! Oh let all that is in me adore Him!
All that hath life and breath, come now with praises before Him!
Let the Amen
Sound from His people again,
Gladly for aye we adore Him!

Dänisch

Ins Dänische übersetzt, „Lover den Herre, den mægtige konge med ære...“, im Gesangbuch Pontoppidan 1740, übernommen in das dänische Kirchengesangbuch Den Danske Salmebog, Kopenhagen 1953, Nr. 2, in Den Danske Salme Bog, Kopenhagen 1993, Nr. 2, und in Den Danske Salmebog, Kopenhagen 2002, Nr. 2; ebenso im Gesangbuch der dänischen Heimvolkshochschulbewegung Højskolesangbogen, 18. Ausgabe, Kopenhagen 2006, Nr. 43.[8]

Literatur

  • Siegfried Meier, Andreas Marti: 316/317 – Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren. In: Martin Evang, Ilsabe Alpermann (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Nr. 25. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2019, ISBN 978-3-525-50348-5, S. 35–42, doi:10.13109/9783666503481.35 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks

Commons: Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Michael Fischer: Lobe den Herren, den mächtigen König (2005). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon
  2. Thomas Labonté: Die Sammlung „Kirchenlied“ (1938). Entstehung, Korpusanalyse, Rezeption. Francke Verlag, Tübingen 2008, ISBN 978-3-7720-8251-1, S. 72–75.86–90.102–105.
  3. Neander: „die Musicam“
  4. vgl. EG 317
  5. vgl. EG 316
  6. Horst Joachim Frank: Handbuch der deutschen Strophenformen, Hanser, München 1980, S. 400.
  7. Gedichte von Christian Friedrich Heinrich Sachse, Schnuphase, Altenburg 1861, S. 224–227.
  8. Vgl. Otto Holzapfel: Liedverzeichnis: Die ältere deutschsprachige populäre Liedüberlieferung mit weiteren Hinweisen = Online Update Januar bis März 2022 = Germanistik im Netz / GiNDok [UB Frankfurt/M] = http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/ files = Liedverzeichnis = Update 2023 "www.ebes-volksmusik.de" (obere Adressleiste des Browsers).

Auf dieser Seite verwendete Medien

JoachimNeander.jpg
Joachim Neander, Lithographie, 19. Jahrhundert, nach einem verschollenen Ölgemälde.
Lobedenherrenneander.jpg
Scan des Liedes aus dem Evangelischen Gesangbuch für Rheinland und Westfalen, hrsg. von der Rheinischen und Westfälischen Synode, mit dem vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuss 1915 beschlossenen Stammteil (Lieder 1-342), gedruckt von Verlag W. Crüwell und in Dortmund 1929 erschienen.
Lobe den Herren.jpg
Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren (1686)
(Carsten Wiedemann-Hohl) 316 Lobe den Herren.mp3
Autor/Urheber: Carsten Wiedemann-Hohl, Lizenz: CC BY-SA 4.0
316 Lobe den Herren