Literaturmuseum „Theodor Storm“

Literaturmuseum „Theodor Storm“, Heilbad Heiligenstadt
Luftaufnahme des Literaturmuseums im Jahr 1992.

Das Literaturmuseum „Theodor Storm“ in Heilbad Heiligenstadt wurde anlässlich des 100. Todestages Theodor Storms 1988 eröffnet und stellt Wirken und Werk des Dichters in der Kreisstadt des Landkreises Eichsfeld zwischen 1856 und 1864 dar.

Mainzer Haus

Das Literaturmuseum befindet sich in dem 1436 erbauten Mainzer Haus.[1] Die urkundliche Ersterwähnung des Grundstücks war bereits im Jahr 1367.[2] Den Bauauftrag für das Haus erteilte der Erzbischof Dietrich Schenk von Erbach 1434 zusammen mit einer Lehensvergabe an den Bürger Wyland, der sich verpflichtete, bei Besuch des Erzbischofs diesen aufzunehmen. Umgekehrt war das Haus von der Steuer befreit, also als sog. Freihaus privilegiert. Die Motive an der Ostfassade im ersten Stockwerk gehen zurück auf die Vorlieben des Bischofs: sie zeigen ihn als Freund der Jagd (Hase, Hirsch, Herz), als Weinliebhaber (Weinranken, Traube) bzw. verweisen auf seine Amtsstellung (Weihekreuz). Das freistehende Haus hat als eines der wenigen privaten Häuser den Stadtbrand von 1739 überstanden und gehört zu den ältesten Gebäuden Heiligenstadts. Als erzbischöfliches Haus im fränkischen Fachwerkstil für Mainzer Beamte errichtet gehört es zu den bedeutendsten Baudenkmälern des Eichsfelds.[3] Storm selbst hat das Haus während seiner Heiligenstädter Zeit nicht bewohnt, jedoch auf dem Weg von seiner Wohnung in der Wilhelmstraße 73 zum Gericht passiert.[4] Daran erinnert die Bronzeplastik von Werner Löwe vor dem Haupteingang.

Geschichte

Märchenzimmer mit Leseecke im Literaturmuseum „Theodor Storm“, Heilbad Heiligenstadt

Das Museum wurde am 4. Juli 1988 eröffnet, sowie die vor dem Museum stehende Storm-Statue des Bildhauers Werner Löwe enthüllt.[5] Maßgeblich beteiligt am Umbau des Gebäudes und dem Aufbau des Museums war Werner Henning, nachmaliger Landrat des Landkreises Heiligenstadt und des Landkreises Eichsfeld.[6] Zum ersten Leiter des Literaturmuseums wurde Michael Böhm ernannt. 1992 fanden die 1. Stormtage in Heiligenstadt unter der Leitung von Antonia Günther statt. Die jährlichen wissenschaftlichen „Storm-Blätter aus Heiligenstadt“ erschienen erstmals 1995. Die Sammlung des Museums umfasst nahezu sämtliche Literatur von und über Theodor Storm. Ein zweiter Sammelschwerpunkt besteht in Illustrationen und freien künstlerischen Arbeiten zu Storms Leben und Werk, von Zeitgenossen wie Ludwig Pietsch bis in die Gegenwart, so etwa ein Storm-Porträt von Wolfgang Peuker. Die Sammlung wurde 1998 durch den Nachlass des Heiligenstädter Puppenspielers Ignaz Tschich (1879–1963) erweitert. Das Heinrich-Heine-Zimmer wurde 2000 eingerichtet und die von Regina Fasold, Leiterin von 2003 bis 2018, konzipierte Dauerausstellung „Theodor Storm in Heiligenstadt“ 2005 eröffnet.[7] Auf Initiative von Karl-Heinz Wittkowski und dem Lions Club wurde der kleine zum Mainzer Haus gehörende Stadtgarten 2006 zu einem Rosengarten mit historischen Pflanzen umgestaltet.[8] Der Theodor-Storm-Verein Heilbad Heiligenstadt[9] übernahm 2008 das Museum von der Stadt Heiligenstadt. Die Sammlung wurde 2017 durch Schenkungen von Nachfahren Storms erweitert. Seit 2018 ist Gideon Haut Leiter des Museums. Im April 2020 wurde ein virtueller Rundgang durch das Museum zur digitalen Besichtigung erstellt.[10] Durch die Dauerausstellung führt seit Juli 2020 ein kreativer und phantasievoller Audioguide von Kindern für Kinder.[11]

Rosengarten am Literaturmuseum

Dauerausstellung

Die Dauerausstellung des Museums, „Theodor Storm in Heiligenstadt“, führt in die Lebenswelt und das künstlerische Schaffen Storms während des 7½-jährigen Aufenthaltes im Eichsfeld ein. In sieben Räumen besteht die Ausstellung aus Installationen und einer Dokumentation, die in sechs Themenbereiche gegliedert ist: „Fremd gewordene Heimat“, „Heimat in der Fremde“, „Der Lyriker in der Heiligenstädter Zeit“, „Der Novellist in der Heiligenstädter Zeit“, „Theodor Storms Weihnachten“ und „Der Märchensammler und Märchendichter“.[12]

Das 2000 eingerichtete Heinrich-Heine-Zimmer erinnert an die evangelisch-lutherische Taufe Heinrich Heines am 26. Juni 1825 in Heiligenstadt.[13]

Rosengarten mit Blick auf die Martinskirche

Rosengarten

2002 äußerte der Lionsclub erstmals die Idee, den 1988 gestalteten Museumsgarten in einen Rosengarten umzuwandeln. Eine Neugestaltung war aufgrund der Abnutzungserscheinungen an Pavillon und Pergola notwendig.[14] Die Idee eines Rosengartens fand bereitwillig Aufnahme, da Theodor Storm selbst ein Rosenliebhaber war.[15] „Es ist wieder Rosenzeit“, war eine stehende Wendung bei Storm. Der Lions Club übernahm die Finanzierung des Projekts und der langjährige Leiter des Europa-Rosarium Sangerhausen, Ingomar Lang, die Leitung.[16] Die Neugestalltungsarbeiten begannen im Frühjahr 2006: Die Erde wurde ausgetauscht, neue Rankgitter installiert und ein neuer Pavillon mit Blick zur Martinskirche aufgestellt.[17] Bei der Auswahl der Rosen wurde großer Wert auf historische Pflanzen gelegt, wie sie auch zu Storms Heiligenstädter Zeit hätten blühen können. Ein Großteil der Rosen kam aus einem Zuchtbetrieb aus Bad Langensalza. Die offizielle Eröffnung des Gartens fand im Juli 2006 statt. Komplettiert wurde der Rosengarten im November 2006. Der 350 Quadratmeter große Garten umfasst seitdem über 380 Pflanzen und 247 verschiedene Rosenarten.[18]

Rosengarten des Literaturmuseums in voller Blüte

Neben einem jährlichen Rosenfest im Juni, finden in den Sommermonaten im Rosengarten Lesungen und Konzerte des Literaturmuseums statt.[19]

Literatur

Weblinks

Commons: Theodor-Storm-Museum Heiligenstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Regina Fasold: Theodor Storm in Heiligenstadt. Der Katalog. Heilbad Heiligenstadt, S. 4.
  2. Karl Albert Heidenblut: Das „Maintzisch Haus“, eine mittelalterliche Haus- und Hofanlage am Heiligenstädter Stiftsberg. Eichsfeld-Jahrbuch, Nr. 25. Duderstadt 2017, S. 51–87.
  3. Erhard Müller: Zur Geschichte des Mainzer Hauses in Heiligenstadt. In: Eichsfelder Heimatstimmen. Monatszeitschrift der Eichsfelder. Jg. 35 (1991), Heft 7, S. 302–303.
  4. Regina Fasold: Theodor Storm in Heiligenstadt. Der Katalog. S. 4.
  5. Stormmuseum.de: Literaturmuseum „Theodor Storm“. Online verfügbar, URL: https://stormmuseum.de/html/literaturmuseum.html.
  6. Chronik der Wende, aufgerufen am 24. März 2015
  7. Regina Fasold: Theodor Storm in Heiligenstadt. Der Katalog. S. 4f.
  8. Stormmuseum.de: Rosengarten am Literaturmuseum „Theodor Storm“. Online verfügbar, URL: https://stormmuseum.de/html/rosengarten.html.
  9. Theodor-Storm-Vererin. Abgerufen am 18. Oktober 2020 (deutsch).
  10. Thüringische Landeszeitung: Storm mit Maske und digital. Nummer 102. 76. Jahrgang. S. 21.
  11. Vgl. Bose, Christine: Ein fliegender Brief, Klavier Marie und Bücherschrank Robert. Erfolgreicher Abschluss des Schüler-Projektes „Audioguide für das Stormmuseum“. In: Stadtanzeiger Heilbad Heiligenstadt. Jahrgang 30. Donnerstag, 13. August 2020. Nummer 11. S. 15.
  12. Regina Fasold: Theodor Storm in Heiligenstadt. Der Katalog. S. 4f.
  13. Stormmuseum.de: Literaturmuseum „Theodor Storm“. Online verfügbar, URL: https://stormmuseum.de/html/literaturmuseum.html.
  14. vgl. Thüringer Allgemeine: Aus Liebe zu den Rosen. Ein Rosengarten am Literaturmuseum angelegt als Erinnerung an Theodor Storms Leidenschaft. 21. Juli 2006.
  15. vgl. Thüringer Allgemeine: Der Rosenliebhaber. Neues Gärtchen am Literaturmuseum „Theodor Storm“ wurde völlig neu gestaltet. 19. Mai 2006.
  16. vgl. Thüringische Landeszeitung: „Es ist wieder Rosenzeit“. Neu gestaltete Idylle am Literaturmuseum übergeben. 21. Juli 2006.
  17. vgl. Thüringer Allgemeine: Aus Liebe zu den Rosen. Ein Rosengarten am Literaturmuseum angelegt als Erinnerung an Theodor Storms Leidenschaft. 21. Juli 2006.
  18. vgl. Thüringische Landeszeitung: Schwarze Madonna in Heiligenstadt. Rosengarten des Stormmuseums ist nunmehr komplett. 10. November 2006.
  19. vgl. Thüringer Allgemeine: Aus Liebe zu den Rosen. Ein Rosengarten am Literaturmuseum angelegt als Erinnerung an Theodor Storms Leidenschaft. 19. Mai 2006.

Koordinaten: 51° 22′ 38,4″ N, 10° 7′ 57,9″ O

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Märchenzimmer mit Leseecke im "Literaturmuseum Theodor Storm"