Liste von Erdbeben in Griechenland

Diese Liste von Erdbeben in Griechenland führt bedeutende Erdbeben an, die Auswirkungen auf dem Gebiet des heutigen Staates Griechenland hatten.

Überblick

Epizentren von Erdbeben im Zeitraum 1900–2017

Erdbeben hatten immer schon einen Einfluss auf die Menschen in der Region. Aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. sind philosophische Betrachtungen über Erdbeben bekannt und es sind Beschreibungen vieler historischer Erdbeben überliefert. Schwache Erdbeben können alle zwei bis drei Tage wahrgenommen werden, Beben mit einer Magnitude M > 8 treten etwa alle tausend Jahre auf. Ab 1850 entwickelte sich eine wissenschaftliche Erdbebenforschung in Griechenland. 1898 wurde der erste Seismograph am Nationalen Observatorium Athen installiert, 1911 folgte ein zuverlässigeres Gerät (Mainkapendel) und 1965 wurden weitere Stationen auf vier Inseln errichtet.

Die hohe Seismizität in Griechenland liegt in erster Linie an der Konvergenz der Afrikanischen mit der Eurasischen Platte. Dabei subduziert die Afrikanische Platte beim Hellenischen Inselbogen mit einer Geschwindigkeit von etwa 10 Millimetern pro Jahr nordwärts unter die Ägäische Platte. Im gesamten ägäischen Backarc-Becken herrscht eine Nord-Süd-Extension und die Ägäischen Mikroplatte bewegt sich zugleich mit etwa 35 Millimetern pro Jahr relativ schnell nach Süd bis Südwest. Während im Inneren der Ägäischen Mikroplatte ein Extensionsregime herrscht, wirken auf sie von außen Kompressionskräfte, da die Anatolische Platte im Osten von der Arabischen Platte westwärts gedrängt wird. Die Anatolische Platte dreht sich zugleich gegen den Uhrzeigersinn. In der nördlichen Ägäis wirkt die westwärtige Bewegung der Anatolischen Platte weiter. Am Hellenischen Inselbogen können starke Erdbeben mit dem Herdvorgang einer Überschiebung auftreten. An den Enden der Subduktionszone geht sie in eine dextrale Horizontalverschiebung westlich von Kephalonia und eine sinistrale östlich von Rhodos über, wo ebenfalls starke Beben möglich sind. Im Westen dreht sich die Adriatische Mikroplatte gegen den Uhrzeigersinn, wodurch in Nordwestgriechenland kompressive Kräfte auftreten, die Beben auslösen können. Die meisten Erdbeben in Griechenland haben eine geringe Herdtiefe von bis zu 20 Kilometern, lediglich an der Subduktionszone in der südlichen Ägäis kommen Hypozentren bis in 60 Kilometer Tiefe vor.[1][2]

Neuere GPS-Messungen legen nahe, dass neben der Ägäischen Platte, auf der die Peloponnes, die Halbinsel Attika, die südlichen Ägäische Inseln und die meisten Ionischen Inseln liegen, noch weitere Mikroplatten in der Region existieren. Demnach befindet sich das Festland nördlich vom Golf von Korinth überwiegend auf der zentralgriechischen Mikroplatte und nordägäische Inseln wie Limnos auf der Süd-Marmara-Mikroplatte. Auch an den Grenzen der Mikroplatten sowie an Verwerfungen innerhalb dieser Blöcke können Erdbeben auftreten.[2][3]

Liste

Erläuterungen:

  • Tote: Anzahl ist insbesondere bei weit zurückliegenden Beben oft nicht gesichert.
  • Koordinaten: Sind bei Beben vor Beginn verlässlicher seismographischer Erfassung 1911 als Näherungswerte zu verstehen.
  • Intensität: Wenn nicht anders angegeben, ist die Intensität auf der Modifizierten Mercalliskala gemeint.
  • Magnituden:
  • k. A. = keine Angaben möglich
Datum (Ortszeit)OrtToteAnmerkungKoordinatenMagnitudeIntensitätBeleg
 426 v. Chr.Golf von Euböa2.500Erdbeben im Golf von Euböa 426 v. Chr.38° 54′ 0″ N, 22° 42′ 0″ O7,1 MSX[4][5]
21. Juli 365vor Kreta5.000Erdbeben vor Kreta 36535° 0′ 0″ N, 23° 0′ 0″ O8,0 MSXI[4][6]
7. Juli 551Golf von Korinth5.000Möglicherweise drei Beben; Schäden in mehreren Städten am Golf von Korinth38° 24′ 0″ N, 22° 18′ 0″ O7,1 MSIX[7]
Dezember 856Korinth45.00037° 54′ 0″ N, 22° 54′ 0″ Ok. A.k. A.[8]
8. August 1303Kreta4.000Erdbeben vor Kreta 130335° 0′ 0″ N, 27° 0′ 0″ O8,0 MSIX[4][9]
August 1384Lesbos50039° 18′ 0″ N, 26° 18′ 0″ Ok. A.VII[10]
Oktober 1491 oder 1493Kos5.00036° 54′ 0″ N, 27° 0′ 0″ Ok. A.k. A.[11]
29. Mai 1508Kreta30035° 12′ 0″ N, 25° 6′ 0″ Ok. A.X[12]
30. September 1636Kefaloniamind. 520520 Tote allein auf Kefalonia, Schäden und Opfer auf Kefalonia und Zakynthos, zahlreiche Nachbeben38° 6′ 0″ N, 20° 18′ 0″ O7,2 MSX[13]
7. Juni 1750Kythira2.000Fast alle Häuser auf Kythira wurden zerstört oder schwer beschädigt36° 12′ 0″ N, 23° 0′ 0″ Ok. A.X[14][15]
16. Februar 1810Kreta2.000Sehr schwere Schäden in Iraklio; Beben war noch in Malta und Kairo zu spüren35° 30′ 0″ N, 25° 0′ 0″ Ok. A.X[16][17]
12. Oktober 1856Kreta538Mehrere Tausend Häuser zerstört; Schäden auch in Ägypten35° 30′ 0″ N, 26° 0′ 0″ Ok. A.XI[18]
4. Februar 1867Kefalonia233Erdbeben auf Kefalonia 186738° 24′ 0″ N, 20° 12′ 0″ O7,9 MX[4][19]
3. April 1881Chios5.058–7.866Erdbeben von Chios 188138° 18′ 0″ N, 26° 12′ 0″ O6,5 MWIX[4]
27. August 1886Trifylia600Filiatra wurde völlig zerstört, schwere Schäden in Marathopoli37° 6′ 0″ N, 21° 30′ 0″ O7,5 MX[20]
20. April 1894Lokri25538° 36′ 0″ N, 23° 12′ 0″ O6,7 MSX[21]
26. September 1932Chalkidiki161–491Ierissos und vier weitere Dörfer wurden zerstört40° 30′ 0″ N, 23° 54′ 0″ O6,9 MWX[22]
23. April 1933Dodekanes181Schäden auf Kos, Nisyros und anderen Inseln36° 45′ 32″ N, 27° 17′ 56″ O6,4 MWX[23]
9. Juli 1956Amorgos56Großer Tsunami und zahlreiche Nachbeben36° 54′ 0″ N, 26° 0′ 0″ O7,8 MSIX[24]
20. Februar 1968Agios Efstratios2039° 22′ 5″ N, 24° 57′ 25″ O7,2 MWX[25]
20. Juni 1978Thessaloniki50Die meisten Opfer forderte der Einsturz eines achtstöckigen Wohngebäudes40° 44′ 20″ N, 23° 13′ 44″ O6,4 MSVIII[26]
12. August 1953Kefalonia/Zakynthos476Erdbeben auf Kefalonia und Zakynthos 195338° 10′ 55″ N, 20° 56′ 31″ O6,8 MWX[4]
13. September 1986Kalamata20Erdbeben bei Kalamata 198637° 0′ 50″ N, 22° 10′ 34″ O6,0 MWVII[4]
7. September 1999Athen143Erdbeben von Athen 1999; 1.600 Verletzte, 50.000 Menschen wurden obdachlos38° 7′ 8″ N, 23° 36′ 18″ O6,0 MWIX[27]
21. Juli 2017vor Kos2Erdbeben in der Ägäis 201736° 55′ 44″ N, 27° 24′ 50″ O6,6 MWVII[4]
30. Oktober 2020vor Samos119Erdbeben in der Ägäis 202037° 55′ 5″ N, 26° 47′ 24″ O7,0 MWVIII[4]
27. September 2021Kreta1Erdbeben auf Kreta 2021; 35 Verletzte, mehr als 1000 Gebäude wurden schwer beschädigt35° 15′ 7″ N, 25° 15′ 36″ O6,0 MWVIII[28][29]

f1Symbol einer Weltkugel Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap

Belege

  1. Vicki Kouskouna, Kostas Makropoulos: Historical Earthquake Investigations in Greece. In: Annals of Geophysics. Band 47, Nummer 2/3. April/Juni 2004, S. 723–731 doi:10.4401/ag-3333, Digitalisat auf researchgate.net (englisch).
  2. a b V. K. Papazachos: Active Tectonics in the Aegean and surrounding area. In: Bulletin of the Geological Society of Greece. Band 34, Heft 6. 2002, S. 2237–2253. doi:10.12681/bgsg.16865 (griechisch).
  3. Marleen Nyst, Wayne Thatcher: New constraints on the active tectonic deformation of the Aegean. In: Journal of Geophysical Research. Band 109. 2004, S. doi:10.1029/2003JB002830, Digitalisat auf researchgate.net (englisch).
  4. a b c d e f g h i Belege zu diesem Beben siehe im entsprechenden Hauptartikel.
  5. Greece: Euboea. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 23. September 2020 (englisch).
  6. Greece: Crete: Knossos. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 23. September 2020 (englisch).
  7. Greece: Schisma, Boetia. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 25. September 2020 (englisch).
  8. Greece: Korinthos,Patrai (Patras). NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 25. September 2020 (englisch).
  9. Greece: Crete. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 23. September 2020 (englisch).
  10. Greece: Lesbos. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 1. Oktober 2020 (englisch).
  11. Greece: Kos. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 25. September 2020 (englisch).
  12. Greece: Crete: Iraklion (Candia),Megalokastron. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 1. Oktober 2020 (englisch).
  13. Greece: Cephalonia. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 1. Oktober 2020 (englisch).
  14. Greece: Morea,Cerigo. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 25. September 2020 (englisch).
  15. N. N. Ambraseys: Earthquakes in the Mediterranean and Middle East: A Multidisciplinary Study of Seismicity up to 1900. Cambridge University Press, Cambridge 2009, ISBN 978-0-521-87292-8, S. 572f.
  16. Greece: Crete: Iraklion (Candia). NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 25. September 2020 (englisch).
  17. N. N. Ambraseys: Earthquakes in the Mediterranean and Middle East: A Multidisciplinary Study of Seismicity up to 1900. Cambridge University Press, Cambridge 2009, ISBN 978-0-521-87292-8, S. 625–627.
  18. Greece: Crete; Egypt. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 1. Oktober 2020 (englisch).
  19. Greece: Cephalonia. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 23. September 2020 (englisch).
  20. Greece: Triphylie (Peleponese), Philiatra. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 1. Oktober 2020 (englisch).
  21. Greece: Locride, malesina-Martinon (Lokris). NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 1. Oktober 2020 (englisch).
  22. Greece: Hierissos-Strantonion (Chalkidiki). NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 1. Oktober 2020 (englisch).
  23. Greece: Dodecanese Islands. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 1. Oktober 2020 (englisch).
  24. Greece: Dodecanese. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 2. Oktober 2020 (englisch).
  25. Greece: Aegean Sea: St Eustratios. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 8. Februar 2021 (englisch).
  26. Greece: Thessaloniki. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 2. Oktober 2020 (englisch).
  27. Greece: Athens. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 2. Oktober 2020 (englisch).
  28. Greece: Crete. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 16. Oktober 2021 (englisch).
  29. Σεισμός στο Ηράκλειο / Ένας νεκρός στο Αρκαλοχώρι - 35 τραυματίες - 1.000 τα ακατοίκητα σπίτια από τα 5,8 Ρίχτερ. In: avgi.gr. 27. September 2021, abgerufen am 16. Oktober 2021 (griechisch).

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