Liste urartäischer Befestigungen

Karte mit einigen urartäischen Befestigungen.

Die urartäischen Befestigungen wurden vor allem von Kriegsgefangenen errichtet und dienten in Kriegszeiten als Zufluchtsort. Ihre Garnisonen waren vermutlich nur klein. Die Festungen waren auch religiöse Zentren und wurden als Vorratslager genutzt.[1]

Die Fundamente der Festungen waren oft als Stufen in den nackten Fels gehauen (früher als Stufentempel fehl gedeutet). Man zog es offensichtlich vor, die Festungen auf jungfräulichem Gelände zu errichten, die Könige rühmen sich oft, die Wildnis gezähmt zu haben.[2] Es gibt nur wenige Ausnahmen, wie Horom, das auf Siedlungsresten aus der Frühbronzezeit erbaut ist.[3] Vielleicht wurden die Reste von Vorgängerbauwerken aber teilweise auch vor der Grundsteinlegung entfernt. Die Mauern aus standardisierten Lehmziegeln standen gewöhnlich auf einem Sockel aus Trockenmauerwerk, der ca. 1 m hoch war. Ihr Umriss war gewöhnlich rechteckig. Wichtige Gebäude hatten regelmäßige Quadermauern. Als Baumaterial verwendete man bevorzugt Basalt.[4]

Im 8. Jahrhundert wiesen die Festungen abwechselnd kleine und große Bastionen auf, im 7. Jahrhundert ging man zu gleich großen Bastionen über.

Die Festungsstädte wurden als É.GAL (eigentlich Palast) bezeichnet.[5]

Liste

Wichtige Befestigungen befanden sich in:

urartäischer Nameheutiger NameLageKoordinatenGründer
EndeFunktion
TsovakArmenien, Sewansee, ehemaliges ArquqiuniuN 40o 10 55,1’’

E  45o 37 27,5’’

H 1974m

Bis ins frühe Mittelalter weiter genutztgroße Festung
Kol PalArmenien, Sewansee, ehemaliges ArquqiuniuN 40o 09 29,2’’

E  45o 43 59,2’’ H 2032m

Große Festung
VardenikArmenien, Sewansee, ehemaliges ArquqiuniuGroße Festung
KraArmenien, Sewansee, ehemaliges ṬuliḫuGroße Festung
dIM-I URU/Teišebai URU (Stadt des Wettergottes)Tsovinar (Odzaberd)Armenien, Sewansee, ehemaliges ArquqiuniuN 40°10,354´

E 45°32,763´

H 1933 m

Rusa I.É.GAL, vermutlich Provinzhauptstadt
AltıntepeTürkei, bei Erzincan, oberer EuphratFestung
AramusArmenien, Vorgebirge des Gegam40' 14' 54.4" N, 44' 39' 11.6" O, 1495 m NN
AnzavurtepeTürkei, Patnos/Ağrı nördl. VanseeFestung
Armenien, DovriGrenzbefestigung
DaraniArmenien, ElarArgišti I.Grenzbefestigung
Haftavan IIIIran, Urmia-SeeToprakkale-Ware
Armenien, Horom, Schirak-EbeneGrenzbefestigung
KayalıdereTürkei, oberes Murattal spätes 7. Jh.Festung mit Turmtempel
Kecikiran KalesiTürkeica. 800
Korkut KalesiTürkeica. 800
Muradiye KalesiTürkeica. 800
YukariTürkei, Zivistan, südl. von VanIspuini, um 820am Ende der Regierungszeit von Rusa II. zerstört, vielleicht durch Erdbeben
Anzav KalesiTürkei, Aşağı, nördl. Van-Ebene zw. Van und ErcekIspuiniam Ende der Regierungszeit von Rusa II. zerstört, vielleicht durch Erdbeben
Argištihinili, assyr. ArgištiunaArmavir Blur und Davti BlurArmenien, Ararat-EbeneArgišti I.
ArṣuniuiniKörzütTürkei, Mündung des Bendimahi Çay in den VanseeMenuaIdentifizierung nicht völlig gesichert
Er(e)buni/IrpuniArin-berdArmenien, südöstlicher Ortsrand von EriwanArgišti, 5. Regierungsjahrunter Rusa II. zugunsten von Teišebai-URU verlassenÉ.GAL
dḪaldiei URUKUR, ZiuqinuiKef KalesiTürkei, Adilcevaz am nordwestl. Ufer VanseeRusa II.É.GAL
dḪaldiei URUKURMuradiye/BekriTürkei, Mündung des Bendimahi Çay in den VanseeIšpuiniIdentifizierung nicht völlig gesichert
LibluiniSeqindelIran, Iranisch-AserbaidschanSarduri II.
MinuaḫiniliTaşburunTürkei, Ararat-Ebene
AragatsNorden der Ararat-Ebene
dḪaldiei URUKURoberhalb von Nor BayezitArmenien, Westufer des Sevan-SeesRusa I.?Nicht ausgegraben. Absicherung der Provinz Ueliḫi
Rusa-i URU.TURBastamIran, Bezirk Khoy38 min 51, 43 min 22Rusa II.durch die Meder zerstört?É.GAL, Straßenbefestigung als Vorgängerbau im 8. Jh.
Rusaḫinili Eiduru-kaiAğartı KalesıTürkei, Ayanıs nordöstl. von Van38° 41′ 58″ N, 43° 11′ 54″ ORusa II., 651 v. Chr. vollendetam Ende der Regierungszeit von Rusa II. zerstört, vielleicht durch ErdbebenÉ.GAL
Rusaḫinili QilbanikaiToprakkaleTürkei, VanRusa II., nach Bastam erbautgewaltsam zerstörtÉ.GAL
ŠarduriḫiniliÇavuştepeTürkei, südöstl. Vansee38° 21′ 11″ N, 43° 27′ 40″ OŠarduri II.gewaltsam zerstörtÉ.GAL
ŠarduriḫurdaKız Kalesi?Iran, Bezirk KhoyUngesichert
Teišebai URUKamir blurArmenien, nordwestl. Eriwan, Ufer des HrazdanRusa II.É.GAL
Tušpa/TurušpaVan KalesıTürkei, Van38° 30′ 10″ N, 43° 20′ 20″ OSarduri I.Hauptstadt seit dem 9. Jh
UajaišQalʿeh Ismail Aǧa?Iran, Urmia-SeeMenua und IšpuiniÉ.GAL, Größte Festung von Rusa I.
-TaštepeIran, Solduz-Ebene, iranisch Aserbaidschan-Menua und IšpuiniKleine Festung im Gebiet von Mešta

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Paul Zimansky: Urartian material culture as state assemblage. In: Bulletin American Association Oriental Research 299, 1995, 105
  2. Adam T. Smith: Rendering the Political Aesthetic: Political legitimacy in Urartian representations of the built environment. In: Journal Anthropological Archaeology 19, 2000, 144
  3. Adam T. Smith: Rendering the Political Aesthetic: Political legitimacy in Urartian representations of the built environment. In: Journal Anthropological Archaeology 19, 2000, Anm. 20
  4. Miroj Salvini: Geschichte und Kultur der Urartäer. Darmstadt 1995, 133.
  5. Miroj Salvini: Geschichte und Kultur der Urartäer Darmstadt 1995, 132.

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