Liste griechischer Phrasen/Phi

Φάγε, πίε, εὐφραίνου.

Φάγε, πίε, εὐφραίνου.
Phage, pie, euphrainou
„Iss, trink und lass es dir gut gehen!“

Schlüsselsatz aus dem Gleichnis vom reichen Toren im Evangelium nach Lukas[1], das auf eine Stelle im Psalm 49 zurückgeht. Im Gleichnis wird von einem reichen Mann erzählt, dessen Feld gut getragen hatte und der überlegte, was er nun tun solle:

Das will ich tun: ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will drein sammeln alles, was mir gewachsen ist, und meine Güter; und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre; habe nun Ruhe, iß, trink und habe guten Mut![2]

Doch das alles ist sinnlos:

Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wes wird's sein, das du bereitet hast?

φακελάκι

φακελάκι
fakeláki
„Beutel, kleiner Umschlag“

Neben der eigentlichen Bedeutung bezeichnet Fakelaki vor allem eine bestimmte Form der Korruption in Griechenland. Dabei wird dem Empfänger diskret ein Geldbetrag in einem Umschlag überreicht, um bestimmte Vorteile zu erzielen oder gar erst Gehör zu finden. Diese Art der Korruption soll sehr weit verbreitet sein, zugleich wird diese Unsitte schon langem öffentlich kritisiert.

Das Fakelaki ist lediglich eine von mehreren Formen der Korruption in Griechenland; trotzdem wurde nur dieser Begriff insbesondere in deutschsprachigen Medien in Veröffentlichungen über Ursachen der seit 2009 wahrgenommenen griechischen Finanzkrise zu einem Topos, während der in Griechenland ebenso geläufige, indes phonetisch weniger markante Begriff Rousfeti (ρουσφέτι von türkisch rüşvet ‚Bestechungsgeld‘) kaum Erwähnung fand.

Φειδίας μ’ ἐποίησε.

Lawrence Alma-Tadema: Phidias zeigt seinen Freunden den Fries im Parthenon
Φειδίας μ’ ἐποίησε.
Pheidias m’ epoiēse.
„Phidias hat mich gemacht.“

Künstlersignatur des berühmten Bildhauers Phidias, zu dessen bedeutendstem Werk die zwölf Meter hohe Zeusstatue von Olympia gehört, die zu den Sieben Weltwundern der Antike gezählt wurde.

Plutarch berichtet, Phidias habe aufgrund seiner Freundschaft mit Perikles die Leitung oder Aufsicht über alle Arbeiten auf der Akropolis innegehabt.

Bei Ausgrabungsarbeiten in Olympia fand man die Überreste der Werkstatt des Phidias und darin Werkzeug und ein Keramikbecher, in dessen Boden die folgenden Worte eingeritzt waren:

ΦΕΙΔΙΟΥ ΕΙΜΙ
(Φειδίου εἰμίPheidiou eimi)
Des Pheidias (Eigentum) bin ich.

Φέρ’ ὕδωρ, φέρ’ οἶνον.

Φέρ’ ὕδωρ, φέρ’ οἶνον.
Pher’ hydor, pher’ oinon.
„Bring Wasser, bring Wein!“

Anfang eines Tischlieds des ionischen Lyrikers Anakreon:[3]

φέρ' ὕδωρ φέρ' οἶνον, ὦ παῖ,
φέρε ἀνθεμόεντας ἡμὶν
στεφάνους ἔνεικον, ὡς δὴ
πρὸς Ἔρωτα πυκταλίζω.

Bring’ Wasser, bring Wein, Knabe,
bring uns’ blütenreiche Kränze,
bring’ sie, auf dass ich nun
gegen den Eros mit der Faust kämpfe.

Diese Tischlieder waren Rundgesänge, die von den Gästen abwechselnd zur Lyra gesungen wurden. Anakreon gehörte zum Kanon der neun Lyriker. Der Legende nach starb er im Alter von 85 Jahren, nachdem er sich an einer Weinbeere verschluckt hatte. Auf der Akropolis in Athen stand seine Bildsäule, die ihn als einen vom Wein seligen, greisen Sänger darstellte. Liebe, Wein und heitere Geselligkeit waren die Hauptthemen seiner Lieder, von denen nur drei vollständig und einige fragmentarisch erhalten sind. Nachahmungen dieser Art von Lyrik bereiteten der Anakreontik den Weg.

Φεύγω τρόπον γε δή τιν’ οὐχ ἑκὼν ἑκών.

Opferung der Iphigenie
Φεύγω τρόπον γε δή τιν’ οὐχ ἑκὼν ἑκών.
Pheugō tropon ge dē tin’ ouch ekōn ekōn.
„Aus Zwang und doch aus freiem Willen ging ich fort.“

Aussage der Iphigenie auf Tauris, die Vorbild für das lateinische „nolens volens“ (= wohl oder übel) war.

Die Göttin Artemis bestrafte Iphigenies Vater Agamemnon, weil er einen Hirsch in ihrem heiligen Hain getötet hatte und verhinderte zu Beginn des Trojanischen Kriegs die Weiterfahrt der Flotte unter Agamemnons Kommando, indem sie bei Aulis eine Windstille bewirkte. Der Seher Kalchas weissagte, dass Agamemnon seine Tochter Iphigenie opfern müsse, um seine Fahrt fortsetzen zu können (Euripides, Iphigenie in Aulis).

Iphigenie jedenfalls wurde von Artemis in das Land der Taurer (heute Krim) entrückt, um ihr dort als Priesterin im Artemistempel zu dienen (Euripides, Iphigenie bei den Taurern).

φησὶν σιωπῶν

φησὶν σιωπῶν
phēsin siōpōn
„Indem er schweigt, stimmt er zu.“

Zitat aus der Orestie des Dichters Euripides[4], in der Orestes sagt:

Φησὶν σιωπῶν· ἀρκέσω δ’ ἐγὼ λέγων.

Auch Iphigenie sagt auf Tauris von einer Schreibtafel:

αὐτὴν φράσει σιγῶσα τἀγγεγραμμένα[.]
Sie selbst wird schweigend sprechen.[5]

Diese Redewendung war vermutlich das Vorbild für die bekannte lateinische Wendung, die aus Ciceros Erster Rede gegen Catilina stammt:

Cum tacent, clamant.
Indem sie schweigen, schreien sie.[6]

Φθείρουσιν ἤθη χρηστὰ ὁμιλίαι κακαί.

Φθείρουσιν ἤθη χρηστὰ ὁμιλίαι κακαί.
Phtheirousin ēthē chrēsta omiliai kakai.
„Schlechte Beispiele verderben gute Sitten.“

Vers aus der Komödie Thais des Komödiendichters Menander, der zum geflügelten Wort wurde und – was ungewöhnlich ist – auch im Neuen Testament zitiert wird:

Μὴ πλανᾶσθε· φθείρουσιν ἤθη χρηστὰ ὁμιλίαι κακαί.[7]
Lasset euch nicht verführen! Böse Geschwätze verderben gute Sitten.[8]

Allerdings kann dieser Satz schon vor Menander ein geflügeltes Wort gewesen sein und beweist auf keinen Fall, dass der Apostel Paulus diese Komödie oder andere griechische Klassiker gelesen hat.

Mit dem Sprichwort will Paulus verdeutlichen, dass die Korinther der Umgang mit Auferstehungsleugnern zum Abfall vom Auferstehungsglauben verführt. Korinth war eine multikulturelle und multireligiöse Handelsstadt, die Paulus fürchten ließ, dass seine Gemeindemitglieder leicht vom rechten Glauben abkämen.

So die Toten nicht auferstehen, "laßt uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot![9]

Φίλε Ζεύ

Büste des Zeus im Britischen Museum
Φίλε Ζεύ
Phile Zeu
„Freund Zeus“

Vertrauliche Anrede des höchsten olympischen Gottes Zeus in der neuen religiösen Bewegung Hellenismos, die die traditionelle Religion des klassischen Griechenlands rekonstruieren und an die moderne Welt anpassen will.

Φιλοπονεὶ ὦ παῖ μὴ δαρῇς.

Φιλοπονεὶ ὦ παῖ μὴ δαρῇς.
Philoponei ō pai mē darēs.
„Gib dir Mühe, Junge, damit du nicht bestraft wirst.“

Straf- oder Übungsaufgabe auf einer altgriechischen Schreibtafel, die Jahrtausende später in der Form ΦΙΛΟΠΟΝΕΙ Ω ΠΑΙ ΜΗ ΔΑΡΗΣ gefunden wurde.

Φίλος μεν Πλάτων, φιλτέρα δὲ ἀλήθεια.

Φίλος μεν Πλάτων, φιλτέρα δὲ ἀλήθεια.
Philos men Platōn, philtera de alētheia.
„Mein Freund ist Platon, aber noch mehr mein Freund ist die Wahrheit.“
Lateinisch: „Amicus Plato, sed magis amica veritas.

Dieser Gedankengang stammt aus einer anonymen spätantiken Aristotelesbiographie, der so genannten Vita vulgata und wurde ursprünglich dem Sokrates-Schüler Platon zugeschriebenen, später aber auf den Platonschüler Aristoteles übertragen.

Der Biograf rechtfertigt damit die Kritik des Aristoteles an der Lehre Platons und zitiert anschließend noch einen Ausspruch aus Platons Dialog Phaidon,[10] wo Sokrates zu Simmias und Kebes sagt:

Nehmt nicht so sehr Rücksicht auf Sokrates als vielmehr auf die Wahrheit.

Platon wiederholt den Gedanken noch einmal in seiner Politeia, wo Sokrates mit Bezug auf Homer erklärt:

„Aber höher jedenfalls als die Wahrheit darf ein Mensch nicht geschätzt werden.“[11]

Φιλόσοφος

Büste des Pythagoras, Rom
Φιλόσοφος
Philosophos
„Freund der Weisheit.“

Dieses Wort war die kurze Antwort des Pythagoras von Samos auf die Frage des Tyrannen Leon, dem Herrscher der Phleiasier, welche Kunstfertigkeit er besonders gut beherrsche. Pythagoras prägte damit den neuen Begriff Philosoph, den es vorher noch nicht gab.

Aus Verwunderung über diesen neuen Begriff fragte Leon, was denn den Philosophen von anderen Menschen unterscheide. Pythagoras antwortete, das Leben ähnele dem Markte bei den Olympischen Spielen, bei denen die einen mit ihren trainierten Körpern nach Ruhm strebten, andere durch die Aussicht auf Profit angezogen würden, es aber auch Menschen gebe, die sich wissbegierig alles ansähen. Diese nenne er „auf Weisheit Bedachte“ (Philo-sophen).[12]

Auf Herakleides beruft sich Diogenes Laertios in der Einleitung zu seinen Philosophenbiografien:

„Als Erster verwandte Pythagoras die Bezeichnung ‚Philosophie‘ und [nannte] sich selbst einen ‚Philosophen‘, als er sich in Sikyon mit Leon unterhielt, dem Tyrannen der Sikyonier - oder der Phleiasier, wie Herakleides der Pontiker in seinem Werk »Über die nicht mehr atmende Frau« sagt. Keiner sei nämlich weise außer Gott.“[13]

Φιλοσόφων πλῆθος ἀδύνατον εἶναι.

Φιλοσόφων πλῆθος ἀδύνατον εἶναι.
Philosophōn plēthos adynaton einai.
„Nie kann die Menge der Menschen zu Philosophen werden.“

Aus Platons Res Publica, lib. VI. Dieser Satz wird auch in lateinischer Übersetzung zitiert (u. a. in Die Welt als Wille und Vorstellung, Zweiter Band, Kapitel 17., Ueber das metaphysische Bedürfniß des Menschen, dort auf Lateinisch und Griechisch angeführt) und heißt: „Vulgus philosophum esse impossibile est.

Φοβοῦ τοὺς Δαναοὺς καὶ δῶρα φέροντας.

Trojanisches Pferd, das Danaergeschenk wird in die Stadt Troja gezogen.
Φοβοῦ τοὺς Δαναοὺς καὶ δῶρα φέροντας.
Phobou tous Danaous kai dōra pherontas.
„Fürchte die Danaer (Griechen), selbst wenn sie Geschenke bringen.“

Dieser Satz wird meistens aus Vergils Epos Aeneis zitiert, wo es lateinisch heißt:

Quidquid id est timeo Danaos et dona ferentes.
Was auch immer es ist, ich fürchte die Danäer auch, wenn sie Geschenke bringen.

Nachdem die griechische Armee ihren Abzug vorgetäuscht hatte, holten die Trojaner das trojanische Pferd trotz Warnung des Laokoon, der mit diesen Worten vor diesem Danaergeschenk warnt, in die Stadt. Die Trojaner glaubten, dass es sich bei dem riesigen hölzernen Pferd um ein Abschiedsgeschenk der Griechen für den Gott Poseidon handelte, holten sich aber damit den Untergang in ihre Stadt.

Der Schriftsteller Gustav Schwab erzählt dies in seinen Sagen des klassischen Altertums so:

„Als sie nun auf der Stelle des alten feindlichen Lagers das glatte hölzerne Pferd gewahr wurden, stellten sie sich staunend rings um dasselbe her, denn es war ein gar gewaltiges Werk. Während sie noch darüber stritten, was mit dem seltsamen Wunderdinge anzufangen sei, und die einen der Meinung waren, es in die Stadt zu schaffen und als Siegesdenkmal für alle Zukunft auf der Burg aufzustellen, die anderen das unheimliche Gastgeschenk der Griechen in die See zu werfen oder zu verbrennen rieten, eine Beratung, der die im Bauche des Pferdes eingeschlossenen griechischen Helden zu ihrer Qual zuhören mußten, da trat mit eiligen Schritten Laokoon, der troianische Priester des Apollon, in die Mitte des gaffenden Volkes, und rief schon von weitem:
„Unselige Mitbürger, welcher Wahnsinn treibt euch? Meinet ihr, die Griechen seien wirklich davongeschifft, oder eine Gabe der Danaer verberge keinen Betrug? Kennet ihr den Odysseus so? Entweder ist irgendeine Gefahr in dem Rosse verborgen, oder es ist eine Kriegsmaschine, die von den in der Nähe lauernden Feinden gegen unsere Stadt angetrieben werden wird! Was es aber auch sein mag, trauet dem Tiere nicht!““[14]

Φοινικήϊα γράμματα

© Hans Hillewaert, CC BY-SA 4.0
Der Name der Phönizier leitet sich von der Purpurschnecke her.
Φοινικήϊα γράμματα
Phoinikeia grammata
„phönizische Buchstaben“

Formulierung des Historikers Herodot, demzufolge Kadmos, der König von Theben, die phönizischen Buchstaben nach Griechenland gebracht haben soll.[15] Den Griechen war es bewusst, dass sie ihre Schrift von den Phöniziern übernommen haben. Sie übernahmen auch die Buchstabennamen, die im Griechischen keine Bedeutung mehr hatten.

Aus der phönizischen Schrift entstanden die aramäischen Schriften, die griechische Schrift und fast alle heutigen alphabetischen Schriften. Die griechische Schrift ist eine Weiterentwicklung des phönizischen Alphabets und war die erste Alphabetschrift. Die Bezeichnungen der Buchstaben haben im Griechischen keine Bedeutung.

Das phönizische Alphabet war eine Konsonantenschrift. Im Griechischen spielten aber die Vokale eine größere Rolle als in den semitischen Sprachen, weshalb für sie auch eigene Buchstaben benötigt wurden. Zu diesem Zweck wurden phönizische Buchstaben, die im Griechischen nicht vorkommende Laute bezeichneten, zu Vokalzeichen umfunktioniert.

Das phönizische Alphabet
Bildphönizisch
griechisch
Anmerkungen
Phoenician aleph.svgAleph
Alpha (ἄλφα)
Semitischer Gutturallaut, aus dem erst im griechischen Alphabet der Vokal Alpha wurde. Der Buchstabe leitet sich von der Darstellung eines Stierkopfes (alef = „Rind“) her. Die Hörner befinden sich beim griechischen Alpha unten. Alef ist das phönizische Wort für Stier/Ochse, aber nicht das aramäische, was die These stützt, dass die Griechen ihre Schrift direkt von den Phöniziern übernommen haben.
Phoenician beth.svgBeth
Beta (βῆτα)
Konsonant, der sich von der stilisierten Darstellung des Grundrisses eines Hauses (beth = „Haus“) herleitet. Durch die Änderung der Schreibrichtung wurde der griechische Buchstabe nach rechts ausgerichtet. Ein ähnliches Zeichen, der Grundriss eines Hauses, wird für die Hieroglyphe mit dem Lautwert h gebraucht:
Phoenician gimel.svgGimel
Gamma (γάμμα)
Konsonant, der sich von der stilisierten Darstellung eines Kamelrückens (gamel = „Kamel“) herleitet. Aus dem gedrehten und leicht veränderten griechischen Gamma entstanden das lateinische C und G.
Phoenician daleth.svgDaleth
Delta (δέλτα)
Konsonant, der sich von der Darstellung einer aufgeklappten Zelttür herleitet. Der davon abgeleitete griechische Buchstabe wurde wegen seiner Form für die Bezeichnung des Nildeltas verwendet.
Phoenician he.svgHe
Epsilon (ἔψιλον)
Semitischer Gutturallaut, aus dem erst im griechischen Alphabet der Vokal Epsilon wurde. Der Buchstabe leitet sich vermutlich von der stilisierten Darstellung eines vor Schmerz oder Freude aufschreienden Menschen her. Der griechische Name „e psilón“ (ἔ ψιλόν) bedeutet „einfaches e“ (gegenüber der Buchstabenkombination „αι“, die seit der hellenistischen Zeit den gleichen Lautwert hat).
Phoenician waw.svgWaw
Ypsilon (ὔψιλον)
Konsonant, der sich von der Darstellung eines Haken oder eines Nagels herleitet. Im Griechischen wurden daraus die Buchstaben Digamma (δίγαμμα, Ϝ ϝ) und Ypsilon sowie die fünf davon abgeleiteten lateinischen Buchstaben F, U, V, W und Y. Der ursprüngliche phönizische Buchstabe Waw verschwand aber aus dem Alphabet.
Phoenician zayin.svgZajin
Zeta (ζῆτα)
Ein Konsonant, der sich von der stilisierten Darstellung einer Waage oder einer Waffe herleitet. Das Wort Zajin bedeutet „Schwert“. Im lateinischen Alphabet rückte dieser Buchstabe ans Ende, weil er erst nachträglich zur Schreibung griechischer Name wie Zeus wieder eingeführt wurde. Im griechischen Alphabet steht dieser Buchstabe aber weiterhin an siebter Stelle.
Phoenician heth.svgChet
Eta (ἦτα)
Semitischer Gutturallaut. Der Buchstabe leitet sich von der Darstellung eines Zaunes oder einer Haarsträhne her. Das H-Zeichen wurde zuerst als „heta“ übernommen. Da dadurch für den Laut „H“ ein Zeichen fehlte, wurde der Buchstabe „H“ senkrecht halbiert: Für den Laut „H“ am Anfang eines Wortes wurde die linke Hälfte, für das Anlauten eines Wortes ohne Hauch die rechte Hälfte des Großbuchstabens „H“ verwendet, woraus sich die beiden Zeichen „Spiritus asper“ und „Spiritus lenis“ entwickelten.
Phoenician teth.svgTet
Theta (θῆτα)
Dieses Konsonantenzeichen, das sich vermutlich von der Darstellung einer Garnrolle oder eines Rades herleitet, wurde nicht ins lateinische Alphabet übernommen.
Phoenician yodh.svgJod
Iota (ἰῶτα)
Semitischer Guttural, aus dem erst im griechischen Alphabet der Vokal Iota wurde. Der Buchstabe leitet sich von der Darstellung einer Hand (yod = „Hand“) her. Das Iota ist der einzige Buchstabe, dem eine Bibelstelle direkt zugeordnet werden kann: „Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.[16]
Phoenician kaph.svgKaph
Kappa (κάππα)
Konsonant, der sich vermutlich von der Darstellung einer geöffneten Hand herleitet. Das alte Bilderschriftzeichen stand ursprünglich für eine geöffnete Hand und sah in früheren Versionen aus wie drei abgespreizte Finger. Das Zeichen verlor im Griechischen jedoch durch Drehung diese Anschaulichkeit.
Phoenician lamedh.svgLamed
Lambda (λάμβδα)
Dieses Konsonantenzeichen leitet sich vermutlich von der Darstellung eines Stabes her, mit denen das Vieh angetrieben wurde. Es wurde später senkrecht geschrieben und der Bogen in einen scharfen Winkel verwandelt. Das griechische Lambda Λ wurde nicht immer mit zwei gleich langen Beinen geschrieben. Das erklärt, warum ein Athener seine hinkende Tochter Labda (Lambda) nannte.
Phoenician mem.svgMem
My (μῦ)
Konsonant, der sich von der Darstellung einer Wasserlinie herleitet. Wie beim Lambda und Ny wurden im Griechischen die Striche allmählich gleich lang: Λ, Μ und Ν. Ein ähnliches Zeichen, eine gekräuselte Wasserlinie, wird für die Hieroglyphe mit dem Lautwert N gebraucht:
Phoenician nun.svgNun
Ny (νῦ)
Konsonant, der sich vermutlich von der Darstellung einer Schlange oder eines Fisches herleitet. Die Ähnlichkeit von Nun und Mem legt die Vermutung nahe, dass für diesen Laut das Zeichen für einen ähnlichen Laut abgewandelt wurde.
Phoenician samekh.svgSamech
Xi (ξῖ)
Konsonant, der sich vermutlich von der Darstellung eines Stützpfeilers herleitet. Im Griechischen wurden daraus die Buchstaben Xi (ξῖ) und Chi(χῖ). Das Xi wurde allerdings erst später als andere phönizische Buchstaben übernommen. Das X wurde als erster zusätzlicher Buchstabe an das lateinische Alphabet angehängt, um griechische Fremdwörter zu schreiben. Weil es der letzte Buchstabe war, wurde es lateinisch „ultima nostrorum“ (unser letzter) genannt.
Phoenician ayin.svgAjin
Omikron (ὄμικρον)
Semitischer Gutturallaut, aus dem erst im griechischen Alphabet die Vokale Omikron und Omega wurden. Der Buchstabe leitet sich von der stilisierten Darstellung eines Auges mit einem Punkt in der Mitte her. Die Pupille blieb bis zum 11. Jahrhundert v. Chr. als Punkt in der Mitte erhalten. Im Griechischen wurden daraus zwei Buchstaben, das O-mikron (kleines O) und das O-mega (großes O).
Phoenician pe.svgPe
Pi (πῖ)
Konsonant, der sich vermutlich von der stilisierten Darstellung eines Mundes herleitet. Die Griechen übernahmen dieses Zeichen und schrieben es überwiegend mit eckigen Kopf. Der kurze Strich wurde im Griechischen ebenfalls wieder gleich lang, während er im Lateinischen umgebogen wurde. Ein ähnliches Zeichen wird für die Hieroglyphe mit der Bedeutung Mund und dem Lautwert R gebraucht:
Phoenician sade.svgTzade
Sampi (σαμπῖ, Ϡ ϡ)
Dieser Konsonant, der sich vermutlich von der Darstellung einer Heuschrecke herleitet, wurde als Sampi vorübergehend in das griechische Alphabet übernommen, später aber nur noch als Zahlzeichen für die Zahl 900 verwendet. Es gibt auch keine lateinische Entsprechung dafür.
Phoenician qoph.svgQoph
Qoppa (κόππα, Ϙ ϙ)
Konsonant, der sich von der stark stilisierten Darstellung eines sitzenden Äffchens mit herabhängendem Schwanz herleitet. Im Griechischen wurde daraus der Buchstabe Qoppa, der aber nur für seinen Zahlwert 90 beibehalten wurde. Weil Kappa und Qoppa nur Varianten bezeichneten, entledigte man sich im Jahr 403 v. Chr. mit Einführung des ionischen Alphabets in Athen des Qoppas und ersetzte es durch das Kappa. Als die Etrusker das griechische Alphabet übernahmen, war das Qoppa noch in Gebrauch und wurde so auch in das altitalische Alphabet übernommen. Das Q behielt man aber in der Buchstabenkombination <QV> (= <QU>) bei, um den Laut [kʷ] schreiben zu können.
Phoenician res.svgResch
Rho (ῥῶ)
Konsonant, der sich von der stilisierten Darstellung eines Menschenkopfes im Profil herleitet. Der Name leitet sich von der Bedeutung Kopf ab. Rosh bedeutet auf Hebräisch immer noch „Kopf“.
Phoenician sin.svgSchin
Sigma (σίγμα)
Konsonant, der sich vermutlich von der stilisierten Darstellung eines Zahnes herleitet. Schen (שן) bedeutet auf Hebräisch immer noch „Zahn“. In der klassischen griechischen Schrift wurde die eckige Form Σ bevorzugt, während die lateinische Schrift die runde Form S bewahrte.
Phoenician taw.svgTaw
Tau (ταῦ)
Konsonant, dessen schriftliche Form ein Markierungszeichen ist. Diese Bedeutung von „Taw“ hat sich im Buch des Propheten Ezechiel (Kap. 9, Vers 4 und 6) und in dem Buch Hiob (Kap. 31, Vers 35) erhalten. Taw war der letzte Buchstabe, bis die fünf neuentwickelten griechischen Zeichen Υ, Φ, Χ, Ψ und Ω angehängt wurden.

Einige Zeichen aus dem phönizischen Alphabet existierten in bestimmten älteren Formen des griechischen Alphabets. Durch die Standardisierung des Alphabets wurden sie abgeschafft. Die Buchstaben Digamma, Qoppa und Sampi blieben aber als Zahlenzeichen bestehen.

Auch die Reihenfolge der Buchstaben hatten die Griechen übernommen. Genuin griechische Neubildungen ohne Entsprechung im Phönizischen sind Phi (Φ) für [pʰ], Chi (Χ) für [kʰ] und Psi (Ψ) für [ps].

φρονεῖν ὅσια

Asklepios-Statue aus Epidauros
φρονεῖν ὅσια
phronein hosia
„Frommes im Sinn führen“

Auf den Propyläen von Epidauros stand eine Inschrift, die das Programm des Kurorts Epidauros beinhaltete:

«Ἁγνὸν χρὴ νηοῖο θυώδεος ἐντὸς ἰόντα ἔμμεναι· ἁγνείη δ ἔστι φρονεῖν ὅσια.»

„Rein muss sein, wer den duftenden Tempel betritt; Reinheit aber heißt, Heiliges im Sinn zu haben.“[17][18]

Epidaurus war der bedeutendste Kurort der Antike und die wichtigste Kultstätte für den Heilgott Asklepios, der der Mythologie zufolge dort zur Welt kam. Dargestellt wird Asklepios meistens als bärtiger Mann mit einem Lorbeerkranz, der sich auf einen Stab stützt, der von einer Natter umschlungen wird. Dieser Äskulapstab ist heute das internationale Symbol der Heilkunde.

Der Aufschwung des Asklepios-Kultes hängt wohl mit der Pestepidemie von Athen zusammen. Die Epidaurer verstanden es, ihren Ort als den Geburtsort des Gottes zu preisen und machten den Ort zum bedeutendsten Heiligtum dieses Gottes. Wie sehr der Ort auch in römischer Zeit beliebt war, zeigt folgende Aussage des Reiseschriftstellers Strabon:

„Auch diese Stadt ist nicht unbedeutend, besonders wegen der Berühmtheit des Asklepios, von welchem geglaubt wird, dass er allerlei Krankheiten heile, und dessen Tempel stets gefüllt ist mit Kranken und geweiheten Tafeln, auf welchen die Heilungsmittel aufgeschrieben sind, eben wie in Kos und Trikke.“[19]

Ein Teil der Heilkunst bestand darin, dass sich die Kranken wohl fühlten. Die Kranken mussten zuerst eine Nacht im Tempel schlafen. Ziel dieser Nacht war es, im Traum zu erfahren, welche Heilmethode die geeignetste ist. Vermutlich wurde in späteren Zeiten auch das Hypnoseverfahren angewandt. Am folgenden Tag gab es ein Gespräch mit einem Priester und einem Arzt, um die Therapie festzulegen. Es handelte sich dabei meist um Bäderkuren, Diäten, aber auch um operative oder medikamentöse Verfahren.

Es wird von einem Jungen namens Euphanes berichtet, der ein Steinleiden hatte und im Heiligtum schlief. Dort träumte er, dass ihn der Gott Asklepios fragte, was er ihm geben wolle, wenn er ihn gesund mache. Als ihm der Junge dafür zehn Klicker (δέκ’ ἀστραγάλουςdek’ astragalous) bot, lachte Asklepios und der Junge wachte am nächsten Morgen gesund auf.

Φυγεῖν μὲν οὖν χρὴ πόλεμον ὅστις εὖ φρονεῖ.

Ermordung des Prinzen Astyanax durch Odysseus
Φυγεῖν μὲν οὖν χρὴ πόλεμον ὅστις εὖ φρονεῖ.
Phygein men oun chrē polemon hostis eu phronei.
„Den Krieg muss also meiden, wer vernünftig ist.“

Zitat aus Euripides, Troades 400. Die Tragödie Die Troerinnen (Troades) hat den Untergang Trojas zum Gegenstand: Die männliche Bevölkerung ist hingemetzelt, die Frauen warten darauf, als Beute auf die Schiffe der Sieger verteilt zu werden. Die ehemalige Königin Hekuba, erfährt, dass sie Odysseus als Sklavin zugeteilt ist. Ihre Tochter, die Seherin Kassandra, wird von Agamemnon beansprucht und ihm, wie sie selbst weissagt, in den Tod folgen. Ihre andere Tochter, Polyxena, wurde auf dem Grab des Achill geopfert. Ihr kleiner Enkel Astyanax wird von den Mauern der Stadt gestürzt, damit kein Nachkomme des Königsgeschlechts als möglicher Rächer überlebt.

Jean-Paul Sartre, der dieses Theaterstück unter dem Titel Die Troerinnen des Euripides bearbeitete, schreibt dazu:

„Man weiß genau, dass das Stück auch zur Zeit des Euripides eine eindeutige politische Bedeutung hatte. Es war eine Verurteilung des Krieges im Allgemeinen, und der kolonialen Expeditionen im Besonderen.“[20]

Tausende sind gestorben, weil eine Frau ihren Mann verließ. Nun versucht Helena, sich reinzuwaschen, indem sie – wie auch in der Tragödie des Euripides – die Schuld auf die Liebesgöttin Aphrodite schiebt. Helena wird nicht zur Rechenschaft gezogen und Sartres Hekuba spricht die Verbitterung über diese Ungerechtigkeit aus:[21]

Zeus, ich hielt dich für gerecht, ich bin verrückt.
Verzeih mir.
Die Bitterkeit unserer Toten wird nicht versüßt werden.
Unsichtbar drängen sie sich aneinander am Strand und sehen, wie
sich Helena im Triumph einschifft,
Helena, die Pest mit den roten Haaren,
und jetzt wissen sie endlich, dass sie für nichts gestorben sind.

In diesem Zusammenhang kann man auch das folgende Zitat aus den Historien des Herodot stellen:

«Οὐδεὶς γὰρ οὕτω ἀνόητος ἐστὶ ὅστις πόλεμον πρὸ εἰρήνης αἱρέεται· ἐν μὲν γὰρ τῇ οἱ παῖδες τοὺς πατέρας θάπτουσι, ἐν δὲ τῷ οἱ πατέρες τοὺς παῖδας.»

„Niemand, der bei Verstand ist, zieht den Krieg dem Frieden vor; denn in dem einen begraben die Söhne ihre Väter, in dem anderen die Väter ihre Söhne.“[22]

Φύσει γὰρ ἄνθρωπος, ὃ βούλεται, τοῦτο καὶ οἴεται.

Φύσει γὰρ ἄνθρωπος, ὃ βούλεται, τοῦτο καὶ οἴεται.
Physei gar anthrōpos, ho bouletai, touto kai oietai.
„Denn von Natur aus glaubt der Mensch das, was er will.“

Chariton, De Chærea et Callirhoë 6.5.1. Vergleiche Demosthenes (Olynth. 3.18), « Ὃ γὰρ βούλεται, τοῦθ’ ἕκαστος καὶ οἴεται.»

Diese Erkenntnis schrieb der römische Feldherr Gaius Iulius Caesar auf lateinisch in seinem Bericht über den Gallischen Krieg:

Fere libenter homines id, quod volunt, credunt.[23]

Φύσις κρύπτεσθαι φιλεῖ.

Φύσις κρύπτεσθαι φιλεῖ.
Physis kryptesthai philei.
„Die Natur liebt es, sich zu verbergen.“

Zitat aus den Fragmenten des Naturphilosophen Heraklit.[24] Martin Heidegger, der Heraklit intensiv studierte, sah in dieser Feststellung das Entwicklungsgesetz des philosophisch-wissenschaftlichen Denkens bereits enthalten:

«Die meisten Menschen denken nicht nach über solche Dinge, auf die sie täglich stossen, noch verstehen sie, was sie erfahren haben; ihnen freilich kommt es so vor.»[25]

Der Physiker Werner Heisenberg schreibt in Physik und Philosophie:

„Und wir müssen uns daran erinnern, daß das, was wir beobachten, nicht die Natur selbst ist, sondern Natur, die unserer Art der Fragestellung ausgesetzt ist.“[26]

Siehe in diesem Zusammenhang auch die Heisenbergsche Unschärferelation.

φωνὴ βοῶντος ἐν τῇ ἐρήμῳ

φωνὴ βοῶντος ἐν τῇ ἐρήμῳ
phōnē boōntos en tē erēmō
„Stimme des Rufers in der Wüste“

Mit dem „Rufer in der Wüste“ ist nach christlicher Deutung Johannes der Täufer gemeint. Die Bezeichnung lautet lateinisch „vox clamans in deserto“ und geht auf das Jes 40,3  und Mk 1,3  zurück:

«3 φωνὴ βοῶντος ἐν τῇ ἐρήμῳ, ἑτοιμάσατε τὴν ὁδὸν Κυρίου, εὐθείας ποιεῖτε τὰς τρίβους αὐτοῦ, 4 ἐγένετο ᾿Ιωάννης βαπτίζων ἐν τῇ ἐρήμῳ καὶ κηρύσσων βάπτισμα μετανοίας εἰς ἄφεσιν ἁμαρτιῶν.»

3 Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, machet gerade seine Steige!" 4 Johannes kam und taufte in der Wüste und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden.“[27]

Die Ortsbezeichnung „in der Wüste“ könnte darauf hinweisen, das Johannes unweit von Qumran lebte, wo eine streng asketische Gemeinschaft der kommenden Heilszeit entgegensah. Johannes selber gehörte aber dieser Sekte nicht an.

Weil der Evangelist Markus sein Evangelium mit dem „Rufer in der Wüste“ einsetzt, ist sein Kennzeichen der Markuslöwe, das Wahrzeichen Venedigs.

Siehe auch: „Καὶ τὸ ζῷον τὸ πρῶτον ὅμοιον λέοντι …“ („Und das erste Tier war gleich einem Löwen …“)

Φῶς – Ζωή

Φῶς – Ζωή („Licht und Leben“)
Φῶς – Ζωή
Phōs – Zōē
„Licht – Leben“

Licht und Leben werden im Christentum als untrennbar miteinander verbunden gesehen. Das sieht man bestätigt durch das Wort des Schöpfers im 1. Buch Mose: „Es werde Licht!“ („Γενηθήτω φῶς.“)[28]

Aber ebenso gehörten für die antiken Griechen Licht und Leben zusammen. Ebenso bringt die Göttin Persephone Licht und Leben in die Welt.

Die beiden Wörter waren in Form eines Kreuzes angeordnete Kennwörter von Christen der ersten Jahrhunderte und in dieser Anordnung hatte sie der fränkische Theologe Matthias Kaiser auf einem kleinen Silberkreuz stehen, das ihm der Jugendseelsorger der Diözese Bamberg, Jupp Schneider, gegeben hatte.

Dieses Kreuz trug Kaiser als er 1941 zur Wehrmacht eingezogen wurde. 1944 wurde er in einem Feldgerichtsverfahren wegen Feigheit vor dem Feind zum Tod verurteilt und im November des gleichen Jahres hingerichtet.

Kaisers Kreuz, das Kreuz von Burg Feuerstein, mit der Botschaft „Licht und Leben“ wurde von der KIM-Bewegung, einer katholischen Jugendbewegung, 1970 als Symbol übernommen.

Φῶς Ἱλαρόν

Φῶς Ἱλαρόν
Phōs Hilaron
„Heiteres Licht“
Lateinisch: Iucunda lux

Phos hilaron ist ein frühchristlicher, trinitarischer Christushymnus, der in der römisch-katholischen Tradition auch Lumen Christi heißt und bereits in der Mitte des 2. Jahrhunderts nachweisbar ist:

«Φῶς Ἱλαρόν αγίας δόξης αθανάτου Πατρός, ουρανίου, αγίου, μάκαρος, Ιησού Χριστέ, ελθόντες επί τήν ηλίου δύσιν, ιδόντες φώς εσπερινόν, υμνούμεν Πατέρα, Υιόν, καί άγιον Πνεύμα, Θεόν, Αξιόν σε εν πάσι καιροίς υμνείσθαι φωναίς αισίαις, Υιέ Θεού, ζωήν ο διδούς, διό ο κόσμος σέ δοξάζει.»

„Heiteres Licht vom herrlichen Glanze deines unsterblichen, heiligen, sel'gen himmlischen Vaters: Jesus Christus. Dich verherrlichen alle Geschöpfe. Siehe, wir kommen beim Sinken der Sonne, grüßen das freundliche Licht des Abends, singen in Hymnen Gott dem Vater, singen dem Sohn und dem Heiligen Geist. Würdig bist du, dass wir dich feiern zu allen Zeiten mit heiligen Liedern, Christus, Sohn Gottes, Bringer des Lebens: dich lobpreise die ganze Erde. Amen.“

Schon im frühen Christentum spielte das Licht eine große Rolle. In der orthodoxen Kirche wird zum Anfang der Vesper an jedem Abend die Kerzen angezündet und das Licht begrüßt. Die lateinische Kirche kennt dies nur in der Osternachtfeier, verbunden mit dem dreimaligen Ruf: „Lumen Christi – Deo gratias“.

Der Benediktiner-Pater Ambrosius Leidinger schreibt dazu:

„Da der Lichtkult zu sehr einem in der Spätantike weit verbreiteten Ritus des Sonnenkultes ähnelte, brauchten die Christen der Antike eine Interpretation des Lichtes durch einen Zuruf oder Hymnus, eben unser Lied.“[29]

Φῶς του Θαβώρ

Φῶς του Θαβώρ
Phōs tou Tabōr
Taborlicht

Das Taborlicht ist das Licht, das Petrus, Jakobus und Johannes laut dem Bericht der biblischen Evangelien bei der Verklärung Christi auf dem Berg Tabor sahen:

1 Und nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrus und Jakobus und Johannes, seinen Bruder, und führte sie beiseits auf einen hohen Berg. 2 Und er ward verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie ein Licht. 3 Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm. 4 Petrus aber antwortete und sprach zu Jesu: HERR, hier ist gut sein! Willst du, so wollen wir hier drei Hütten machen: dir eine, Mose eine und Elia eine.“[30]

Der Berg war vielleicht der Tabor oder der Hermon. Etwas von Jesu wahrer Gestalt wurde geoffenbart. Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne. Er war die Quelle des Lichts, während Moses Gesicht das Licht widerspiegelte. Seine Kleider wurden weiß wie die Gewänder des Hohenpriesters. Petrus scheint das Erlebnis ausdehnen zu wollen. Die drei Hütten aus Ästen und Laub erinnern an das Laubhüttenfest.

Einzelnachweise

  1. Evangelium nach Lukas, 12,19
  2. Lukas 12,18/19. In: Bibel-Online.net. Abgerufen am 5. November 2022.
  3. Hans Poeschel: Die griechische Sprache. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1975. ISBN 3-423-04174-9
  4. Euripides, Orestie, 1592
  5. Iphigenia in Tauris, 763
  6. Cicero, 1. Catilinarische Rede, 7,18
  7. 1. Brief des Paulus an die Korinther, 15.33
  8. Archivierte Kopie (Memento vom 26. März 2008 im Internet Archive)
  9. Archivierte Kopie (Memento vom 26. März 2008 im Internet Archive)
  10. „Phaidon“ 91c.
  11. Platon, Politeia 595c.
  12. Cicero: Tusculanae disputationes, 5,8 f.
  13. Diogenes Laertios 1.12
  14. Gustav Schwab: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums
  15. Historien des Herodot, 58
  16. Matthäusevangelium, 5,18
  17. Anthologia Graeca App. 18,2
  18. http://www.gottwein.de/Hell2000/epid001.php
  19. Strabon: Erdbeschreibung in siebzehn Büchern, übersetzt von Ch. G. Groskurd, 2. Teil, Buch VIII-XIII, 1988, S. 89
  20. Die Troerinnen des Euripides, bearbeitet von Jean-Paul Sartre (Memento vom 17. Januar 2013 im Internet Archive)
  21. Jean-Paul Sartre: Die Troerinnen des Euripides, 11. Szene. Gesammelte Dramen, Reinbek 1969, S. 755
  22. Herodot: Historien, 1,87,4 / Krösus
  23. Gaius Iulius Caesar: De bello Gallico 3,18,6
  24. Heraklit: Fragmente, B 123
  25. Heraklit (um 550–480 v. Chr.) (Memento vom 22. April 2012 im Internet Archive)
  26. http://www.die-philosophen.de/natur.html
  27. Archivierte Kopie (Memento vom 31. Januar 2008 im Internet Archive)
  28. 1. Buch Mose, 1.3
  29. St. Albertus Magnus Ottobrunn, Der Hymnus Heiteres Licht (Memento vom 11. Dezember 2007 im Internet Archive)
  30. Evangelium nach Matthäus, 17.1-4

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Statue of Asclepios of the Este type. Pentelic marble, Roman copy of ca. 160 AD after a 4th-century BC original. From the temple of Asclepios at Epidaurus. National Archaeological Museum in Athens, n. 263.
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