Liste flüchtlingsfeindlicher Angriffe in Deutschland 2014

Die Liste flüchtlingsfeindlicher Angriffe in Deutschland 2014 verzeichnet Angriffe und Anschläge auf Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland im Jahr 2014, bei denen fremdenfeindliche und rassistische Tatmotive nachgewiesen oder wahrscheinlich sind. Die Liste ist bisher nicht vollständig. Besonders schwere Anschläge mit Verletzten, Schwerverletzten oder Toten sind rot hinterlegt.

Soweit nicht anders verzeichnet, folgen die Angaben den Chroniken von Mut gegen rechte Gewalt, Pro Asyl und Amadeu Antonio Stiftung.[1] Historische Hintergründe, Gegeninitiativen, Literatur siehe unter Flüchtlingsfeindliche Angriffe in der Bundesrepublik Deutschland; weitere Jahreslisten siehe unten.

Liste flüchtlingsfeindlicher Angriffe in Deutschland 2014 (Deutschland)
Liste flüchtlingsfeindlicher Angriffe in Deutschland 2014 (Deutschland)
Übergriffe auf Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte 2014 (unvollständig)
OrtBundes-
land
DatumAnschlagszielVerletzteBeschreibung
Berlin Marzahn-Hellersdorf BEJan. 2014bewohnte UnterkunftIm Umfeld einer Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge und Asylsuchende kam es im Januar zu mehreren Sachbeschädigungen und Beleidigungen. Rechtsextremisten agitierten offensiv gegen die Unterkunft.[2][3][4]
Borna SN1. Jan. 2014bewohnte UnterkunftIn der Silvesternacht attackieren etwa 15 Rechtsextreme eine von 30 Asylsuchenden bewohnte Notunterkunft mit verschiedenen Feuerwerkskörpern. Die Polizei konnte einschreiten und blieb zum Schutz der Bewohner für die Nacht vor Ort.[5]
Breitenworbis TH2. Jan. 2014UnterkunftUnbekannte warfen wiederholt Gegenstände gegen die örtliche Unterkunft und beschimpften Bewohner.[5]
Söhre NI4. Jan. 2014FamilieAcht 25- bis 30-jährige Männer überfielen eine siebenköpfige Roma-Familie in ihrer Wohnung. Gegen 1.30 Uhr klopften sie kräftig an die Wohnungstür im Erdgeschoss. Als der 32-jährige Vater die Tür öffnete, schlug ihm einer der Täter mit der Faust ins Gesicht. Anschließend wurde er mit einer Schusswaffe bedroht. Die Täter forderten Geld. Der Vater übergab insgesamt 1.300 Euro. Ein Flüchtlingsrat erklärte, dass Asylsuchende ohne Bankkonto ihre regelmäßigen Zahlungen bar erhielten. Die Familie aus Serbien stand nach dem Überfall unter Schock. Nach Aussage des Vaters hätte einige der Männer, die anschließend mit zwei Autos flohen, eine Glatze gehabt und Springerstiefel getragen. Außerdem hätten die Männer sie schon einen Tag zuvor beobachtet.[6]
Greiz TH6. Jan. 2014UnterkunftAngriff auf eine Flüchtlingsunterkunft mit Sachbeschädigung.[7]
Heidenheim an der Brenz BW7. Jan. 2014UnterkunftAngriff auf eine Flüchtlingsunterkunft mit Sachbeschädigung.[7]
Germering BY8. Jan. 2014bewohnte UnterkunftEin Unbekannter zündete am Morgen des 8. Januar das Asylbewerberheim an. Durch die Warnung eines spät heimkehrenden Bewohners konnten sich zehn Menschen retten. Der Mittelbau des Gebäudekomplexes brannte nahezu vollständig aus.[8]
Wohratal HE12. Jan. 2014bewohnte Unterkunft1 VerletzteVier Jugendliche drangen um 4.30 Uhr in eine Asylunterkunft ein, verwüsteten sie und bedrohten und beleidigten die Bewohner. Eine Schwangere musste nach der Aufregung im Krankenhaus behandelt werden. Die Täter konnten gefasst werden. Sie behaupteten, nicht rechtsextrem zu sein.[5]
Torgelow MV15. Jan. 2014UnterkunftAngriff auf eine Flüchtlingsunterkunft und Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz (Deutschland).[7]
Friedland (Mecklenburg) MV16. Jan. 2014UnterkunftEine Unterkunft wurde kurz vor dem Einzug der ersten Flüchtlinge mit einem Ei beworfen, zudem wurden rassistische Aufkleber angebracht.[5]
Berlin BE17. Jan. 2014FlüchtlingeMehrere Aktivisten des Protestcamps am Oranienplatz gaben an, von Fahrkartenkontrolleuren und Polizisten sexistisch und rassistisch beleidigt worden zu sein. Eine Sudanesin erklärte, von einem Polizeibeamten unter anderem als „Affe“ beschimpft worden zu sein, zudem sei ihr Arm verdreht worden. Laut Darstellung der Polizei hätten die Flüchtlinge Widerstand geleistet und Polizisten verletzt, entsprechende Anzeigen seien gestellt.[9]
Versmold NW19. Jan. 2014bewohnte UnterkunftAngriff auf eine Flüchtlingsunterkunft mit Sachbeschädigung.[7]
Bad Dürrheim BW22. Jan. 2014bewohnte UnterkunftUnbekannte hängten ein handgeschriebenes Banner mit der Aufschrift „KEIN ASYL“ an ein Brückengeländer. Zuvor war bereits ein Plakatträger mit dieser Parole beschmiert worden.[10]
Schneeberg (Erzgebirge) SN25. Jan. 2014UnterkunftNach mehreren Wochen veranstaltete die NPD mit der Bürgerinitiative Schneeberg wehrt sich wieder einen Fackelmarsch mit etwa 250 Teilnehmern gegen die örtliche Flüchtlingsunterkunft.[11]
Gundelfingen (Breisgau) BW26. Jan. 2014UnterkunftAngriff auf örtliche Unterkunft und Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.[7]
Duisburg NW27. Jan. 2014UnterkunftAngriff auf eine Flüchtlingsunterkunft und Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz (Deutschland).[7]
Neukirch/Lausitz SN30. Jan. 2014AsylsuchendeRassistische Beleidigungen gegen Asylsuchende, nachdem bekannt wurde, dass eine Unterkunft mit 120 Bewohnern gebaut werden soll.[5]
Gerstungen TH1. Feb. 2014UnterkunftScheiben einer Unterkunft wurden nachts von Unbekannten eingeworfen. Wiederholung eine Nacht später.[12]
Gardelegen ST2. Feb. 2014UnterkunftVor einer Unterkunft rief eine Gruppe rechte Parolen. Die Gruppe floh, Personalien von 10 Personen konnten später aufgenommen werden. Gegen eine Person nahm der Staatsschutz Ermittlungen auf.[5]
Hoyerswerda SN7. Feb. 2014Asylsuchender1 VerletzterZwei Tage, nachdem die ersten 36 Bewohner in die erste örtliche Flüchtlingsunterkunft seit den Ausschreitungen von 1991 eingezogen waren, wurde ein marokkanischer Asylsuchender auf dem Marktplatz von einem Radfahrer zunächst auf den Hinterkopf geschlagen und anschließend in die Nierengegend. Der Angegriffene konnte den Täter fotografieren. Der Staatsschutz nahm Ermittlungen auf.[13]
Garbsen NI7. Feb. 2014InformationsveranstaltungBei einer Informationsveranstaltung zur Errichtung einer Flüchtlingsunterkunft mit etwa 150 Anwesenden wurden rassistische und antiziganistische Parolen gerufen, auch der Bürgermeister griff diese auf. Mehrere Neonazis waren vor Ort. Zwei Wochen später wurde die Errichtung der Unterkunft vom Hannoveraner Oberbürgermeister abgesagt.[5][14][15]
Heidenau SN8. Feb. 2014UnterkunftAngriff auf eine Flüchtlingsunterkunft mit öffentlicher Aufforderung zu Straftaten.[7]
Berlin BE11. Feb. 2014UnterkünfteAm 11. und 12. Februar wurden zwei Flüchtlingsunterkünfte von Rechtsextremen angegriffen. Es kam zu Sachbeschädigungen.[7]
Anklam MV12. Feb. 2014AsylsuchendeVor der Kita ihrer Tochter wurde eine Ghanaerin von einer Frau angespuckt und beleidigt. Wegen Verständigungsschwierigkeiten wurde ihre Anzeige von der Polizei zunächst nicht aufgenommen, sondern erst, als sie in Begleitung ein weiteres Mal erschien.[5]
Mechernich NW13. Feb. 2014UnterkunftZum dritten Mal binnen zwei Monaten brannte die örtliche Unterkunft. Brandstiftung sei wahrscheinlich.[16]
München BY13. Feb. 2014UnterstützerAcht Aufkleber der rechtsextremen Partei Der III. Weg an den Scheiben des Bayerischen Flüchtlingsrats.[17]
Berlin-Kreuzberg BE15. Feb. 2014bewohntes CampDer Sanitärwagen eines Protestcamps von Flüchtlingen auf dem Berliner Oranienplatz wurde durch einen Brandanschlag vollständig zerstört.[18]
Essen NW20. März 2014bewohnte UnterkunftAm Vormittag wurden kleine Metallkugeln vermutlich mit einer Zwille auf eine bewohnte Unterkunft geschossen.[19]
Hoyerswerda SN19. Apr. 2014bewohnte UnterkunftIn der Nacht zum 19. April drang ein mit Sturmhaube maskierter Mann auf das Gelände des neuen Asylbewerberheims vor und schlug mit einem Hammer mehrfach gegen eine Fensterscheibe aus Sicherheitsglas. In dem dahinterliegenden Wohnraum schliefen zu diesem Zeitpunkt sechs Menschen, verletzt wurde niemand, der Täter flüchtete.[20][21]
Berlin-Köpenick BE30. Apr. 2014bewohnte UnterkunftIn der Nacht zum 30. April besprühten zwei Männer eine Notausgangstür einer Flüchtlingsunterkunft mit einer brennbaren Flüssigkeit und zünden diese anschließend an. Das Feuer erlosch nach wenigen Minuten von selbst. Einer der kurze Zeit später festgenommenen Täter zeigte den Hitlergruß.[22]
Hannover NI25. Aug. 2014unbewohnte UnterkunftEin Rohbau einer Flüchtlingsunterkunft im Stadtteil Bothfeld wurde durch einen Brandanschlag schwer beschädigt. Das Feuer beschädigte die Dachkonstruktion und richtete einen geschätzten Sachschaden von 10.000 Euro an.[23]
Sangerhausen ST1. Sep. 2014bewohnte UnterkunftIn der Nacht zum 1. September versuchten Unbekannte, ein Mehrfamilienhaus, in dem auch etwa 70 Flüchtlinge wohnen, anzuzünden. Zudem wurde die Fassade mit rechtsextremen Parolen, wie „Zukunft den deutschen Kindern“, „Verpisst euch“ (mit zwei SS-Runen) und „Haut ab“, beschmiert. Aufgrund der nur leichten Beschädigungen konnten die Bewohner weiterhin dort leben. Sicherheitsmaßnahmen wurden angekündigt.[24][25]
Groß Lüsewitz MV12. Okt. 2014bewohnte UnterkunftIn der Nacht zum 12. Oktober 2014 warfen Unbekannte in Groß Lüsewitz bei Rostock zwei mit einer brennbaren Flüssigkeit gefüllte Bierflaschen gegen die Hauswand einer Flüchtlingsunterkunft. Das Feuer erlosch von selbst, Menschen kamen nicht zu Schaden.[26] Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage wegen versuchten Mordes gegen zwei 25 und 26 Jahre alte Männer.[27] Die beiden Angeklagten wurden zu je 5 Jahren Haft verurteilt.[28]
Schwerte NWOkt. 2014unbewohnte UnterkunftIm Oktober beschmierten Unbekannte eine Turnhalle, die als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden sollte, mit rassistischen Parolen.[29]
Rottenburg BW20. Dez. 2014Geflüchtete1 VerletzteEin Mann beleidigte zwei weibliche Flüchtlinge aus Gambia im Alter von 27 und 36 Jahren rassistisch und schlug dann auf sie ein. Die 37-Jährige stürzte in der Folge und wurde vom Täter daraufhin mehrfach getreten. Sie kam mit Kopf- und Knieverletzungen in ein Krankenhaus. Tatverdächtig ist ein 21-jähriger, wegen Gewaltdelikten polizeibekannter Mann, der der rechtsextremen Szene zugeordnet wird.[30]

Einzelnachweise

  1. Chronik flüchtlingsfeindlicher Vorfälle (Memento vom 21. Oktober 2015 im Internet Archive) Mut gegen rechte Gewalt. Monatschroniken. Netz gegen Nazis
  2. Marina Mai: Bölleranschläge in Hellersdorf: Auch Kita attackiert. In: taz.de. Abgerufen am 20. September 2016.
  3. Erneut rechte Attacke auf Flüchtlingsheim in Hellersdorf. In: rbb-online.de. 13. September 2016, abgerufen am 20. September 2016.
  4. Marina Mai: Flüchtlinge in Berlin-Hellersdorf: Wieder Anschlag aufs Heim. In: taz.de. Abgerufen am 20. September 2016.
  5. a b c d e f g h Rechte Hetze gegen Flüchtlinge - Eine Chronik der Gewalt 2014 – Mut Gegen Rechte Gewalt. In: mut-gegen-rechte-gewalt.de. Abgerufen am 20. September 2016.
  6. Andreas Speit: Rassistischer Angriff: Raubüberfall auf Roma-Familie. In: taz.de. Abgerufen am 20. September 2016.
  7. a b c d e f g h Drucksache 18/1399 (PDF; 488 kB), Deutscher Bundestag, Antwort der Bundesregierung, 30. Mai 2014.
  8. Unbekannter zündet Asylbewerberheim an, Süddeutsche Zeitung, 8. Januar 2014.
  9. Antje Lang-Lendorff: Vorwürfe gegen Polizei: „Sie haben mich ’Affe‘ genannt“. In: taz.de. 22. Januar 2014, abgerufen am 20. September 2016.
  10. POL-TUT: Bad Dürrheim/Bundesstraße 27/33: Unbekannte hängen Banner mit Aufschrift „KEIN ASYL“ an Brückengeländer. In: presseportal.de. 22. Januar 2014, archiviert vom Original am 23. September 2016;.
  11. Aufmärsche gegen Flüchtlingsheime
  12. Unbekannte werfen Scheiben eines Asylbewerberheimes ein. In: insuedthueringen.de. 23. September 2016, abgerufen am 23. September 2016.
  13. Nach Heimeröffnung in Hoyerswerda: Angriff auf Flüchtling – Netz gegen Nazis. In: netz-gegen-nazis.de. 10. Februar 2014, abgerufen am 23. September 2016.
  14. Sven Sokoll: Obdachlosenwohnheim: Havelser bekunden Protest – HAZ – Hannoversche Allgemeine. In: haz.de. 7. Februar 2014, abgerufen am 24. September 2016.
  15. Debatte um Containerunterkünfte ist beendet – Stadt Garbsen. In: garbsen.de. 11. März 2014, abgerufen am 24. September 2016.
  16. In Mechernich: Erneut Feuer in Flüchtlingswohnheim. In: ksta.de. Kölner Stadt-Anzeiger, 24. September 2016, abgerufen am 24. September 2016.
  17. Rechtsextremisten bekleben Unterstützungsorganisation für Flüchtlinge – münchen.tv. In: muenchen.tv. 3. September 2013, abgerufen am 24. September 2016.
  18. 15. Februar 2014: Zum Brandanschlag auf Protestcamp am Oranienplatz, Flüchtlingsrat Berlin, Pressemitteilung vom 15. Februar 2014.
  19. Staatsschutz ermittelt nach Angriff auf Asylbewerberheim. In: derwesten.de. 21. März 2014, abgerufen am 9. November 2015.
  20. Anschlag auf das neue Asylbewerberheim in Hoyerswerda, Vice, 2. Mai 2014
  21. Neonazis in Hoyerswerda: Nachts schleichen sie um das Heim, taz, 25. April 2014.
  22. Rechter Brandanschlag auf Flüchtlingsheim in Berlin. In: Neues Deutschland. Abgerufen am 26. August 2015.
  23. Reimar Paul: Brandanschlag auf Asylheim in Hannover. In: Neues Deutschland. 28. August 2014, abgerufen am 9. November 2015.
  24. Asylbewerber in Sangerhausen: Anschlag auf Wohnheim. In: Mitteldeutsche Zeitung. 2. September 2014, abgerufen am 26. Juni 2021.
  25. Frank Schedwill: Asylbewerber in Sangerhausen: Erneute Steinwürfe sorgen für Aufregung. In: Mitteldeutsche Zeitung. 3. September 2014, abgerufen am 26. Juni 2021.
  26. Unbekannte werfen Brandsätze auf Asylbewerberheim in Rostock. Hamburger Abendblatt, 12. Oktober 2014.
  27. Mordanklage nach Anschlag. nnn.de, 12. Oktober 2015
  28. Anschlag auf Flüchtlingsheim: Fünf Jahre Haft. NDR, 7. März 2016
  29. Deutsches Haus 21/15. In: jungle-world.com. 21. Mai 2015, abgerufen am 13. September 2015.
  30. Deutsches Haus 02/15. In: jungle-world.com. 8. Januar 2015, abgerufen am 30. August 2015.

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