Liste entwidmeter Kirchen in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland

Restaurant „Die Kirche“ in Magdeburg-Prester

Die Liste entwidmeter Kirchen in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland führt Kirchengebäude der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und ihrer Vorgängerkirchen auf, die geschlossen, entwidmet oder umgewidmet wurden. Die meisten davon wurden oder werden verkauft, umgebaut oder abgerissen.

Angaben zur Einordnung und zum Vergleich

Die EKM hat im Jahr 2021 auf ihrem Territorium 3.890 Kirchen, davon 1.887 in Thüringen. 99 Prozent sind denkmalgeschützt. Für jedes zweite Gotteshaus besteht Sanierungsbedarf an Dächern, Fassaden und Türmen. Für 5 Prozent wurden Hausschwamm und/oder dringender Handlungsbedarf angezeigt.[1] Der Anteil einsturzgefährdeter, baupolizeilich gesperrter und damit unbenutzbarer Kirchen in der EKM liegt nach eigenen Angaben unter einem Prozent (also < 39).[2]

2021 gab der Pressesprecher der EKM, Ralf-Uwe Beck, bekannt: „20 % aller Kirchen und Kapellen in Deutschland befinden sich auf unserem Gebiet, aber nur 3,5 % der Mitglieder. Im Durchschnitt gibt es in Deutschland 1.190 Kirchenmitglieder für eine Kirche. Bei uns sind es 190 Kirchenmitglieder pro Kirche. Damit wird klar, vor welcher Aufgabe wir stehen.“[3]

Liste

  • Bad Frankenhausen, Oberkirche: 1962 entwidmet[4]
  • Benndorf, romanische Kirche: 1955 wegen Braunkohletagebaues abgerissen[5]
  • Billroda, St.-Martin-Kirche: in der DDR verfallen, 1988 abgerissen
  • Bitterfeld, Bauermeister-Gedächtniskirche: 1905–07 erbaut, 2020 entwidmet, an privat verkauft
  • Dedeleben, St.-Johannis-Kirche: 1952 letzter Gottesdienst, 1972 aufgegeben, heute Ruine[6]
  • Dittichenrode, St.-Marien-und-Anna-Kirche: im 15. Jahrhundert erbaut, 1968 wegen Baufälligkeit entwidmet, 2008 nach Wiederaufbau neu eingeweiht[7]
  • Eisenach
    • Dom St. Marien: Um 1300 errichtet, nach der Reformation verfallen und im 17. Jahrhundert abgebrochen
    • Kreuzkirche: 1697 errichtet, bis 1867 als evangelisch-lutherische Kirche genutzt, später profaniert, Nachnutzung als Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen
  • Frohse, St.-Laurentii-Kirche: 1979 entwidmet, danach als Bauhof genutzt, 2014 abgetrennter Altarraum wieder als Gotteshaus eingeweiht[8]
  • Gardelegen, Nikolaikirche: 1945 weitgehend zerstört, 1977 entwidmet, Nachnutzung für kulturelle Veranstaltungen
  • Geiselröhlitz, romanische Kirche: nach Kriegszerstörung 1950 wieder aufgebaut, 1964 wegen Braunkohletagebaues abgerissen
  • Greiz, Kirche Aubachtal: entwidmet im Juni 2021[9]
  • Groß Börnecke, St.-Clemens-Kirche: Spätromanischer Turm, 1791–94 Kirchenschiff erbaut, kirchliche Nutzung beendet, Nachnutzung für kulturelle Zwecke
  • Halle (Saale)
    • St.-Stephanus-Kirche: 1891–93 erbaut, nach dem Zweiten Weltkrieg profaniert, von 1968 bis 2014 als Bibliotheksmagazin genutzt[10], das Land Sachsen-Anhalt hat im September 2022 eine Auktion zum Verkauf der Kirche gestartet
    • Ulrichskirche: ab Mitte des 14. Jahrhunderts errichtet, bis 1971 kirchlich genutzt, seit 1976 als Konzerthalle genutzt
  • Hettstedt, Stadtteil Kupferberg, St.-Gangolf-Kirche: 1972 von der Kirchengemeinde aufgegeben, entwidmet, heute für kulturelle Veranstaltungen genutzt[11]
  • Kahla, St.-Nikolaus-Kapelle: um 1490 erbaut, 1986 an katholische Kirchengemeinde verkauft[12]
  • Kaltenmark, Dorfkirche: errichtet im 12. Jahrhundert, 1983 an eine Kunstschmiede verkauft
  • Kleinkayna, Kirche: in den 1960er Jahren wegen Braunkohletagebaus abgerissen[13]
  • Klepzig, St.-Pankratius-Kirche: in der DDR aufgegeben, seit 1995 Wiederaufbau[14]
  • Kreuma, Kirche: 1989 Kirchenschiff eingestürzt, nicht wieder aufgebaut, Kirchturm erhalten[15]
  • Langenstein, St.-Nikolai-Kirche: 1888 erbaut, 1977 auf Weisung der DDR-Behörden gesprengt
  • Lutherstadt Wittenberg, Augusteum: 2012 entwidmet[16]
  • Magdeburg
    • Heilig-Geist-Kirche: 30. März 1959 letzter Gottesdienst, Ende Mai 1959 gesprengt
    • St.-Johannis-Kirche: 1961 teilweise von der Baupolizei gesperrt, 1968 von der Kirche an die Stadt verschenkt, heute als Festsaal und Konzerthalle der Stadt genutzt
  • Merseburg, Christuskirche: 1961 eingeweiht, letzter Gottesdienst am 31. Dezember 2013[17], verkauft und zu Wohnhaus umgebaut[18]
  • Möckerling, Kirche: in den 1960er Jahren wegen Braunkohletagebaus abgerissen[19]
  • Mücheln, St. Marien: die 1780 errichtete barocke Dorfkirche verfiel im 20. Jahrhundert und wurde von 2002 bis 2012 zu einer Galerie mit Café umgebaut.[20]
  • Mühlhausen
  • Naundorf, Kirche: 1956 wegen Braunkohletagebaues abgerissen[24]
  • Neubiendorf, Kirche: Die 1928/29 erbaute Kirche wurde 1976 entwidmet, das seit 1995 leerstehende Gebäude verfällt und wurde zum Verkauf angeboten.[25][26]
  • Neustadt am Rennsteig, Gedächtniskirche: 1887 eingeweiht, 2005 entwidmet, 2016 abgerissen
  • Niedergörne, Kirche: im 12. Jahrhundert erbaut, am 17. August 1975 letzter Gottesdienst, im Januar 1976 für den Bau des Kernkraftwerks Stendal gesprengt und abgerissen[27][28]
  • Niemegk, Kirche: um 1978 wegen Braunkohletagebaus abgerissen
  • Nottleben, Kirche: in der DDR-Zeit Kirchenschiff zur Ruine verfallen, 1985/86 Dach abgetragen, Turm ist erhalten, Wiederaufbau des Schiffes im Gang[29]
  • Oebisfelde, Nicolaikirche: 1896 erbaut, bis 1977 kirchlich genutzt, heute für kulturelle Veranstaltungen genutzt
  • Polleben, St.-Stephanus-Kirche: 1899–1901 erbaut, 1972 behördlich geschlossen, seit 1994 durch Förderverein in Renovierung[30]
  • Prester, Immanuelkirche: 1832 errichtet, bis 1983 kirchlich genutzt, heute als Restaurant „Die Kirche“ genutzt[31]
  • Reinhardsbrunn, Johanneskirche: 2001 erbaut, am 24. Juni 2001 (Johannistag) geweiht, 2010 an privat verkauft, im Juni 2020 letzter Gottesdienst und Profanierung, zur Ferienwohnung umgebaut[32]
  • Salzwedel, Mönchskirche: Klosterkirche des ehemaligen Franziskanerklosters, bis 1964 von der protestantischen Kirche genutzt, von 1984 bis 1986 zur Konzerthalle umgebaut.
  • Stöbnitz, Kirche: an privat verkauft[33]
  • Torgau
    • Alltagskirche: Klosterkirche des ehemaligen Franziskanerklosters, jetzt als Aula genutzt
    • Nikolaikirche: heute im Innenhof des Rathauses, Chor abgebrochen
  • Wehlitz, Gemeindehaus: 1911 gestiftet, 2021 entwidmet; Eigentum der Franz-Herrfurth-Stiftung, 2022 Verkauf im Erbbaurecht[34]
  • Welle, Gutskirche: im 12. Jahrhundert erbaut, in der DDR Nutzung als Kirche aufgegeben, Anfang des 21. Jahrhunderts an privat verkauft
  • Wernigerode, Liebfrauenkirche: 1756 und 1762 nach Zerstörung neu errichtet, 2018 verkauft und am 3. Februar 2019 entwidmet. Seit 2022 als Konzerthaus genutzt.[35]
  • Wernigerode, Stadtteil Hasserode, Konkordienkirche: 1847 erbaut, seit 1937 als Kindergarten genutzt
  • Zeitz, St.-Nicolai-Kirche: 1891 eingeweiht, in den 1950er Jahren noch genutzt,[36] heute Ruine
  • Zorbau, Kirche: zwischen 1965 und 1975 wegen Braunkohletagebaus abgerissen[37]

Siehe auch

Literatur

  • Jürgen Willinghöfer (Hrsg., im Auftrag der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und des EKD-Instituts für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart an der Philipps-Universität Marburg und in Kooperation mit der IBA Thüringen): Ein neuer Typus Kirche. Hybride öffentliche Räume. jovis Verlag, 2021, ISBN 978-3-86859-699-1.

Einzelnachweise

  1. Thüringische Landeszeitung, 21. Juni 2021, Druckausgabe, S. 2
  2. Friederike Spengler: Pröpstin: „Uns sind Menschen wichtiger als Steine“, in Glaube und Heimat Nr. 26/2021, 27. Juni 2021, S. 3
  3. Carmen Fiedler: Warum Kirchen in Thüringen entwidmet werden. Mitteldeutscher Rundfunk, 15. Juli 2021, abgerufen am 4. Dezember 2021.
  4. http://www.ekmd.de/presse/pressemitteilungen/archivpressestelleerfurt/2011/13925.html
  5. Naundorfseiten_Benndorf Kirche. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 13. April 2015; abgerufen am 13. Juni 2018.
  6. St. Marien und St. Johannis in Dedeleben. kirchenkreis-halberstadt.de, abgerufen am 11. Oktober 2019.
  7. Dr. Folker Blischke: Dittichenrode im Pfarrbereich Roßla (Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda). Abgerufen am 13. Juni 2018.
  8. Heike Liensdorf: Entwidmet, jahrelang saniert: Nun Einweihung von St. Laurentii. In: Volksstimme. 6. Juni 2014, abgerufen am 13. Juni 2018.
  9. Landeskirche reagiert auf Vorwürfe: Kirchengebäude wird keine Moschee. In: DER SONNTAG (Sachsen). Abgerufen am 8. März 2023.
  10. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 28. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sachsen-anhalt-wiki.de
  11. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 28. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sachsen-anhalt-wiki.de
  12. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 14. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/kahla.de
  13. Diana Dünschel: Saalekreis: Die verschwundenen Kirchen. In: Mitteldeutsche Zeitung. 2. November 2011 (Online [abgerufen am 8. Juli 2021]).
  14. Kornelia Privenau: Kirche Klepzig hat neues Chorfenster. In: Mitteldeutsche Zeitung. 8. August 2008 (Online [abgerufen am 1. Juli 2021]).
  15. Kirchturm Kreuma. kreuma.de, abgerufen am 14. August 2022.
  16. Corinna Nitz: Wittenberg: Predigerseminar verlässt das Augusteum. In: Mitteldeutsche Zeitung. 27. Juni 2012 (Online [abgerufen am 16. Juli 2021]).
  17. Diana Dünschel: Kirchenschließung in Merseburg: Abschied von der Christuskirche. Mitteldeutsche Zeitung, 26. Dezember 2013, abgerufen am 17. Februar 2023.
  18. Mareike Elsner: Familie aus Merseburg macht ehemalige Kirche zu ihrem neuen Zuhause. Mitteldeutsche Zeitung, 16. Februar 2023, abgerufen am 17. Februar 2023.
  19. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.steffanbruns.de
  20. Picknick am Wegesrand.
  21. Home – Mühlhäuser Museen. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 20. Mai 2015; abgerufen am 13. Juni 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.muehlhaeuser-museen.de
  22. Home – Mühlhäuser Museen. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 27. April 2015; abgerufen am 13. Juni 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.muehlhaeuser-museen.de
  23. Home – Mühlhäuser Museen. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 19. Mai 2015; abgerufen am 13. Juni 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.muehlhaeuser-museen.de
  24. Naundorfseiten_Kirche. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 13. Juni 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.steffanbruns.de
  25. Diana Dünschel: Ehemaliges Gemeindehaus in Neubiendorf: Kirche bei Ebay zu kaufen. In: Mitteldeutsche Zeitung. 16. Oktober 2014 (Online [abgerufen am 1. Juli 2021]).
  26. 06249 Mücheln (Geiseltal)-Neubiendorf: säkularis. evang. Kirche. kirchbau.de, abgerufen am 16. März 2023.
  27. Sichtung und Digitalisierung von Dokumenten aus den Archiven des Kernkraftwerks Stendal – Das Dorf Niedergörne und das DDR KKW III / KKW Stendal, abgerufen am 1. April 2022.
  28. Doreen Schulze: Als in Niedergörne die Kirche fiel. Volksstimme, 4. September 2016, abgerufen am 1. April 2022.
  29. Greystyle.com – Graphic & Webdesign: Evangelischer Kirchenkreis Erfurt – Aktuelles – Neue Ideen für Nottleben. Abgerufen am 13. Juni 2018.
  30. Geschichte unserer Kirche. Internetpräsenz der Fördergemeinschaft zur Entwicklung der Dorfkirche zu Polleben, abgerufen am 22. Januar 2021.
  31. Die Kirche Prester | Ihr Restaurant in Magdeburg. Abgerufen am 13. Juni 2018.
  32. Carmen Fiedler: Warum Kirchen in Thüringen entwidmet werden. MDR, 15. Juli 2021, abgerufen am 4. Dezember 2021.
  33. Diana Dünschel: Arzt kauft Kirche in Stöbnitz: Welche Pläne der neue Besitzer hat Mitteldeutsche Zeitung, 13. April 2019, abgerufen am 25. Juni 2021
  34. Gemeindehaus in Wehlitz (abgerufen am 9. Mai 2022)
  35. Regina Urbat: Aus Kulturkirche wird Harzphilharmonie. In: volksstimme.de. 7. November 2018, abgerufen am 4. Februar 2019.
  36. Detlef Kohrs, Christian Schmidt und Daniel Ulrich: Orgelbauanstalt von W. Rühlmann. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 7. April 2020; abgerufen am 13. Juni 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.orgelbauanstalt-ruehlmann.de
  37. Zusatzseiten aus dem OFB Zorbau – Kirche. Abgerufen am 13. Juni 2018.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Immanuel1.jpg
Immanuel-Kirche Magdeburg-Prester