Liste der kerntechnischen Anlagen in Spanien

Karte der in Betrieb befindlichen, abgeschalteten oder geplanten kommerziellen Reaktoren und Lagerstätten in Spanien
Entwicklung der Stromproduktion in Spanien nach Energiequelle (Kernenergie ist gelb eingetragen)

Die Liste der kerntechnischen Anlagen in Spanien beinhaltet alle kommerziellen Leistungsreaktoren (Kernkraftwerke), Forschungsreaktoren und andere kerntechnischen Anlagen, die sich aktuell in Betrieb oder in Bau befinden, die derzeit abgeschaltet oder bereits stillgelegt sind, beziehungsweise deren Planung/Bau endgültig aufgegeben wurde.

Auf den Kanaren und Balearen gibt es keine Kernkraftwerke.[1]

1983 wurde ein Moratorium verabschiedet, welches den Atomausstieg einleiten sollte. Auch nach 1983 wurden noch mehrere Reaktorblöcke fertiggestellt, jedoch wurden Neubaupläne verschoben und im Jahr 1994 endgültig verworfen. Nach der Parlamentswahl 2004 kam es in Spanien zu einem Regierungswechsel: Die sozialistische Partido Socialista Obrero Español (PSOE) löste die konservative Volkspartei Partido Popular (PP) als Regierungspartei ab. Damit änderte sich auch die Kernenergiepolitik. 2006 beschloss die neue Regierung einen Ausstieg aus der Kernenergienutzung bis 2024, der schrittweise erfolgen soll.

Nach dem Regierungswechsel bei der Parlamentswahl 2011, bei der die PP die absolute Mehrheit der Mandate erreichte, wurde im Dezember 2011 beschlossen, in Villar de Cañas ein zentrales Zwischenlager zu errichten.

Im Februar 2012 verkündete der Industrieminister die von der Regierung mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde beschlossene Verlängerung der Laufzeit des Kernkraftwerks Santa María de Garoña um fünf Jahre von 2013 auf 2018 und begründete dies damit, auf keine Energieressource verzichten zu können.[2]

In Spanien gibt es Gesetze, die den weiteren Ausbau der Kernenergie untersagen.[3] Die ehemalige spanische Umweltministerin Isabel Tocino (PP) meinte 1999, Spanien könne nur durch den Ausbau der Kernenergie die geplanten Reduktionen der Treibhausgase erfüllen.[4]

Spanien hat sich ganz gegen die Wiederaufarbeitung ausgesprochen, was mit den Risiken der Technologie begründet wurde.[5] Somit gibt es keine Wiederaufarbeitungsanlagen in Spanien.

1980 wurde der Consejo de Seguridad Nuclear (CSN, Rat für nukleare Sicherheit) eingesetzt, der die Fragen zur nuklearen Sicherheit und zum Strahlenschutz klärte. 2008 empfahl der CSN, über den Betreiber Endesa wegen eines Vorfalls im Reaktor Ascó 1 im Jahr 2007 eine Geldbuße über 90 Millionen Euro zu verhängen.[6]

Die Lizenzierung erfolgt im Rahmen eines geänderten Gesetzes von 1964. Spanien hat den Atomwaffensperrvertrag als Staat ohne Atomwaffen unterzeichnet.[6]

Kernkraftwerke

Unter die Gruppierung Kernkraftwerke fallen alle Leistungsreaktoren und Prototypanlagen, die zur kommerziellen Stromerzeugung genutzt werden bzw. wurden.

Leistungsdaten

Es sind fünf Kernkraftwerke mit insgesamt sieben Reaktorblöcken und einer installierten Bruttoleistung von insgesamt 7.416 MW am Netz, drei Reaktorblöcke an drei Standorten mit einer Bruttogesamtleistung von 1.116 MW wurden bereits abgeschaltet. Als erster kommerziell genutzter Reaktor Spaniens wurde der Reaktorblock José Cabrera bei Zorita am 14. Juli 1968 in Betrieb genommen.[6] Der älteste Reaktorblock, der noch genutzt wird, ist der Reaktor Almaraz-1, der am 1. September 1983 in Betrieb genommen wurde. Das Kernkraftwerk Almaraz ist mit zwei Reaktorblöcken mit einer installierten Bruttogesamtleistung von 2.093 MW insgesamt das leistungsstärkste. Der Reaktor in Cofrentes ist mit einer Bruttoleistung von 1.102 MW der leistungsstärkste einzelne Reaktorblock.

2012 wurden in den spanischen Kernkraftwerken 58.701,03 GWh Elektrizität produziert, was einem Anteil von etwa 20,52 Prozent der Gesamtstromerzeugung entsprach.[7]

Liste der Kernkraftwerke in Spanien (Quelle: IAEA, Stand: Januar 2023)[8]
NameBlock
ReaktortypModellStatusNetto-
leistung
in MWe
(Design)
Brutto-
leistung
in MWe
Therm.
Leistung
in MWt
BaubeginnErste
Kritikalität
Erste Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Einspeisung
in TWh
Almaraz1PWRWH 3LPIn Betrieb1011 (900)1049294703.07.197305.04.198101.05.198101.09.1983279,21
2PWRWH 3LPIn Betrieb1006 (900)1044294703.07.197319.09.198308.10.198301.07.1984276,50
Ascó1PWRWH 3LPIn Betrieb9951033294116.05.197416.06.198313.08.198310.12.1984269,81
2PWRWH 3LPIn Betrieb9971027294107.03.197511.09.198523.10.198531.03.1986264,37
Cofrentes1BWRBWR-6[ES 1]In Betrieb1064 (939)1102323709.09.197523.08.198414.10.198411.03.1985286,74
José Cabrera1PWRWH 1LPStillgelegt141 (153)15051024.06.196430.06.196814.07.196813.08.196930.04.200634,63
Santa María de G.1[ES 2]BWRBWR-3Stillgelegt446 (440)466138101.09.196605.11.197002.03.197111.05.197102.08.2017126,98
Trillo1PWRPWR 3 loopsIn Betrieb1003 (990)1066301017.08.197914.05.198823.05.198806.08.1988254,57
Vandellòs1GCRStillgelegt480500167021.06.196811.02.197206.05.197202.08.197231.07.199053,63
2PWRWH 3LPIn Betrieb1047 (930)1087294129.12.198014.11.198712.12.198708.03.1988247,85
  1. BWR-6 (Mark 3)
  2. Der Reaktor wurde am 6. Juli 2013 abgeschaltet (Suspended Operation Date); am 2. August 2017 wurde er dann endgültig stillgelegt (Permanent Shutdown), ohne dass er dazwischen noch einmal in Betrieb genommen wurde.

Bilder

Kernkraftwerke ohne Betriebsaufnahme

Unter die Gruppierung Kernkraftwerke ohne Betriebsaufnahme fallen alle Leistungsreaktoren, deren Planung bzw. Bau endgültig eingestellt wurde.

In Spanien wurde bei vier Reaktorblöcken an zwei Standorten mit einer Bruttoleistung von insgesamt 3.810 MW bereits mit dem Bau begonnen, diese jedoch nicht fertiggestellt. Weitere vier Reaktorblöcke an jeweils einem eigenen Standort mit einer geplanten Bruttoleistung von insgesamt 4.005 MW wurden bereits im Planungsstadium verworfen.

Leistungsdaten

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StandortNettoleistungBruttoleistungReaktortypBau-
beginn
Planungen/
Bau eingestellt
Lemóniz 1[9]883 MW930 MWDruckwasserreaktor14.03.197401.04.1984
Lemóniz 2[10]883 MW930 MWDruckwasserreaktor14.03.197401.04.1984
Regodola[11]900 MW930 MWDruckwasserreaktor17.01.1995
Sayago[12]1.030 MW1.075 MWDruckwasserreaktor06.09.1996
Trillo 2[13]950 MW1.000 MWDruckwasserreaktor01.04.1984
Valdecaballeros 1[14]939 MW975 MWSiedewasserreaktor17.08.197901.04.1984
Valdecaballeros 2[15]939 MW975 MWSiedewasserreaktor17.08.197901.04.1984
Vandellòs 3[16]900 MW1.000 MWDruckwasserreaktor02.09.1995

Bilder

Forschungsreaktoren

Unter die Gruppierung Forschungsreaktor fallen Kernreaktoren, die nicht der Stromerzeugung dienen, sondern überwiegend zu Forschungszwecken (kern- und materialtechnische Untersuchungen, Isotopenproduktion für Medizin und Technik) genutzt werden. In Spanien gibt es insgesamt vier Forschungsreaktoren. Drei davon wurden bereits endgültig stillgelegt, einer ist derzeit abgeschaltet.[17]

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Farbcodes:StillgelegtAbgeschaltet
Name des ReaktorsStandort/BetreiberThermische
Leistung
ReaktortypStatusBaubeginnInbetrieb-
nahme
Abschaltung
ARBI REACTORCentro de Investigación Tecnológica10 kWArgonautStillgelegt15.03.196026.06.196201.02.1975
ARGOS RESEARCH REACTORUniversitat Politècnica de Catalunya1 kWArgonautStillgelegt01.01.196001.06.196101.09.1975
CORAL-ICentro de Investigaciones Energéticas, Medioambientales y Tecnológicas0,05 kWkritische AnordnungStillgelegt01.01.196528.03.196801.06.1988
JEN-1 MODCentro de Investigaciones Energéticas, Medioambientales y Tecnológicas3000 kWSchwimmbadreaktorAbgeschaltet01.04.195709.10.195818.02.1987

Zwischenlager

Hier werden spanische Zwischenlager aufgeführt.

StandortLageAbfallartStatusInbetriebnahme
Villar de Cañas[18]Kastilien-La ManchaHochradioaktive AbfälleBau beschlossen

Endlager

Hier werden spanische Endlager aufgeführt. Derzeit gibt es ein Endlager in Spanien.

StandortLageAbfallartFassungsvermögenStatusInbetriebnahme
El CabrilAndalusienSchwach- und mittelradioaktive Abfälle[19][6]36.000 m3[20]In Betrieb1991[20]

Einzelnachweise

  1. Spanische Atomkraftwerke. AKWs in Spanien. In: Spanien Bilder. 2002, abgerufen am 12. Oktober 2008.
  2. Laufzeit für ältestes AKW Spaniens verlängert. In: orf.at. 18. Februar 2012, abgerufen am 23. Februar 2012.
  3. Dr. Christoph Scherber: "Die Vorzüge der Kernenergie liegen auf der Hand". In: sciencegarden – Magazin für junge Forschung. 1. Juni 2007, abgerufen am 12. Oktober 2008.
  4. 216 Kernkraftwerke in Europa. (Nicht mehr online verfügbar.) In: konservativ.de – Die konservative Informationsbasis im Internet. 1999, archiviert vom Original am 26. September 2008; abgerufen am 12. Oktober 2008.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.konservativ.de
  5. Dieter Hesse und Ute Reissner: Die Risiken bei der Wiederaufarbeitung und dem Betrieb von Kernkraftwerken. In: wsws.org – World Socialist Web Site. 4. Februar 1999, abgerufen am 12. Oktober 2008.
  6. a b c d Nuclear Power in Spain. (Nicht mehr online verfügbar.) World Nuclear Association (WNA), 27. Dezember 2011, ehemals im Original; abgerufen am 12. Oktober 2008 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.world-nuclear.org (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  7. http://www.iaea.org/PRIS/TempChartImages/Chart_000954.png
  8. Spain. IAEA, abgerufen am 5. Januar 2023 (englisch).
  9. Nuclear Power Reactor Details – LEMONIZ-1 (Memento vom 4. Juni 2011 im Internet Archive)
  10. Nuclear Power Reactor Details – LEMONIZ-2 (Memento vom 4. Juni 2011 im Internet Archive)
  11. Nuclear Power Reactor Details – REGODOLA (Memento vom 4. Juni 2011 im Internet Archive)
  12. Nuclear Power Reactor Details – SAYAGO (Memento vom 4. Juni 2011 im Internet Archive)
  13. Nuclear Power Reactor Details – TRILLO-2 (Memento vom 4. Juni 2011 im Internet Archive)
  14. Nuclear Power Reactor Details – VALDECABALLEROS-1 (Memento vom 4. Juni 2011 im Internet Archive)
  15. Nuclear Power Reactor Details – VALDECABALLEROS-2 (Memento vom 4. Juni 2011 im Internet Archive)
  16. Nuclear Power Reactor Details – VANDELLOS-3 (Memento vom 4. Juni 2011 im Internet Archive)
  17. RRDB Search. In: Research Reactor Database (RRDB). Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA), abgerufen am 2. Januar 2012 (englisch).
  18. Strahlende Aussichten: Spanisches Dorf feiert Bau eines Atommülllagers. Spiegel Online, 30. Dezember 2011, abgerufen am 2. Januar 2012.
  19. Informationskreis KernEnergie: Die Endlagerung radioaktiver Abfälle in Deutschland. Druckerei Brandt GmbH; Berlin Juli 2004. Seite 5.
  20. a b DBE: Europa. (Nicht mehr online verfügbar.) Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe mbH, archiviert vom Original am 9. April 2013; abgerufen am 2. Januar 2012.

Weblinks

Siehe auch

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Nuclear power plant of Trillo I, province of Guadalajara, Spain
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Kerntechnische Anlagen in Spanien, Stand 2008, deutsche Version
Nuclear power station in Almonacid de Zorita (Spain).jpg
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José Cabrera nuclear power station in Almonacid de Zorita (Spain).
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West view of the nuclear power plant of Lemóniz. At the background, Cape Machichaco and Gaztelugatxe and Aketx islands
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Cofrentes nuclear power plant
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Energieproduktion nach Energiequelle in Spanien zwischen 1980 und 2007 (2006 und 2007 als Projektion), deutsche Lokalisation
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Southwest view of the nuclear power plant of Lemóniz.
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