Liste der Volkszählungen in Deutschland

Die Liste der Volkszählungen in Deutschland bietet einen Überblick über die Ergebnisse aller Volkszählungen in Deutschland seit 1834.

Deutscher Zollverein

Von 1834 bis 1867 führte der Deutsche Zollverein regelmäßig alle drei Jahre Volkszählungen in den Mitgliedsländern durch. Ermittelt wurde die so genannte „Zollabrechnungsbevölkerung“. Als Zeit der Volkszählung wurde eine solche gewählt, zu welcher sich der größte Teil der Bevölkerung zu Hause aufhielt. Der Zollverein legte den 3. Dezember als Datum fest. Die ursprünglich für 1870 geplante Zählung musste aufgrund des Deutsch-Französischen Krieges verschoben werden.

Die Fläche und Bevölkerung des Zollgebiets nach dem jeweiligen Gebietsstand:

Gebietsentwicklung des Deutschen Zollvereins
Datum ¹Fläche in km²EinwohnerzahlEinwohner
je km²
3. Dezember 1834420.30123.478.12056
3. Dezember 1837439.42026.008.97359
3. Dezember 1840439.42027.142.11662
3. Dezember 1843447.50728.498.13664
3. Dezember 1846447.50729.461.38166
3. Dezember 1849447.50729.800.06367
3. Dezember 1852447.50730.492.79268
3. Dezember 1855492.62132.721.34466
3. Dezember 1858492.62133.542.35268
3. Dezember 1861492.62134.670.27770
3. Dezember 1864492.62135.886.30273
3. Dezember 1867510.62837.512.00573

¹ Jeweiliger Gebietsstand:
ab 1835 mit Großherzogtum Baden und Herzogtum Nassau
ab 1836 mit Freie Stadt Frankfurt
ab 1841 mit Herzogtum Braunschweig
ab 1842 mit Luxemburg
ab 1854 mit Königreich Hannover, Großherzogtum Oldenburg und Schaumburg-Lippe
ab 1867 mit Fürstentum Lübeck, Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz

Deutsches Reich

Deutsches Reich zur Kaiserzeit vor dem Ersten Weltkrieg (1871–1918)
Deutsches Reich („deutsche Republik“) nach dem Ersten Weltkrieg (1919–1937)

Im Deutschen Kaiserreich fanden Zählungen 1871 und von 1875 bis 1910 alle fünf Jahre statt. Danach wurde nur noch in unregelmäßigen Abständen gezählt. Die Kriegsvolkszählungen im Ersten Weltkrieg 1916 und 1917 im Zusammenhang mit der Lebensmittelrationierung waren keine regulären Zählungen. Kurz nach dem Krieg 1919, dann 1925 sowie 1933 folgten weitere Zählungen. Letztere konnte wegen der Weltwirtschaftskrise erst mit Verzögerung durchgeführt werden. Ermittelt wurde 1871 bis 1919 die „Ortsanwesende Bevölkerung“ und ab 1925 die Wohnbevölkerung.

Unmittelbar nach Ende des Weltkriegs wurden Elsaß-Lothringen und die Provinz Posen abgetrennt, weitere Verluste an Fläche und Bevölkerung traten aufgrund des Versailler Vertrages von 1919 dann Anfang 1920 bzw. 1922 in Kraft. Österreich wurde dabei der Beitritt zum Reich verwehrt, wodurch die deutschsprachige Bevölkerung im Sudetenland der Tschechoslowakei unterstellt wurde.

Allerdings konnte auch vertragsgemäß erstmals 1935 das Saargebiet über seine Zugehörigkeit abstimmen und wählte eine Rückkehr „heim ins Reich“. Die für 1937 vorgesehene Volkszählung fand, nach weiteren Gebietsvergrößerungen (zuletzt am 22. März 1939 das Memelland), erst am 17. Mai 1939 statt. Ungefähr 750.000 Zähler waren beteiligt, die alle 22 Millionen Haushalte des nun deutlich vergrößerten Deutschen Reichs mit Fragebögen erfassten. Sie enthielten im Zeichen des NS-Antisemitismus auch rassistische Kriterien. Es ging um insgesamt knapp 80 Millionen Einwohner auf dem Territorium des sog. Altreiches, in der im Frühjahr 1938 angeschlossenen Ostmark und im Sudetenland, das nach dem Münchner Abkommen im Herbst 1938 angeschlossen worden war.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden am 1. Dezember 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone, am 26. Januar 1946 in der Französischen Besatzungszone und am 29. Oktober 1946 in allen vier Besatzungszonen Deutschlands unter Verantwortung der Besatzungsmächte Volkszählungen durchgeführt.

Die Fläche und Bevölkerung des Deutschen Reiches nach dem jeweiligen Gebietsstand:

Datum ¹FlächeEinwohnerzahlEinw./km²
1. Dezember 1871541.561 km²41.058.792076
1. Dezember 1875539.829 km²42.727.360079
1. Dezember 1880540.522 km²45.234.061084
1. Dezember 1885540.597 km²46.855.704087
1. Dezember 1890540.504 km²49.428.470091
2. Dezember 1895540.658 km²52.279.901097
1. Dezember 1900540.743 km²56.367.178104
1. Dezember 1905540.778 km²60.641.489112
1. Dezember 1910540.858 km²64.925.993120
1. Dezember 1916540.858 km²62.272.185115
5. Dezember 1917540.858 km²62.615.275116
8. Oktober 1919474.304 km²60.898.584128
16. Juni 1925468.718 km²62.410.619133
16. Juni 1933468.787 km²65.362.115139
17. Mai 1939583.370 km²79.375.281136
29. Oktober 1946353.460 km²65.137.274184

¹ Jeweiliger Gebietsstand:
ab 1919 ohne Elsaß-Lothringen und Provinz Posen
ab 1920 ohne Westpreußen, Polnischer Korridor, Danzig, Memelland, Nordschleswig, Ostbelgien und Saargebiet
ab 1922 ohne Ostoberschlesien
ab 1935 wieder mit Saargebiet
ab 1938 mit Ostmark und Sudetenland
ab 1939 wieder mit Memelland
ab 1945 ohne Ostgebiete des Deutschen Reiches
ab 1946 ohne Saarland

Deutsche Demokratische Republik

Die Deutsche Demokratische Republik führte in Abständen von sechs bis 14 Jahren insgesamt vier Volkszählungen durch. Die für 1991 geplante Volkszählung fiel aufgrund des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 aus.

Die Fläche und Bevölkerung der DDR (einschließlich Ost-Berlin):

DatumFläche in km²EinwohnerzahlEinwohner
je km²
31. August 1950107.86218.388.172170
31. Dezember 1964108.30417.003.655157
1. Januar 1971108.17817.068.318158
31. Dezember 1981108.33316.705.635154

Es ist bemerkenswert, dass die EDV auch in Deutschland schon recht früh zum Zweck der Volkszählung eingesetzt wurde. So ließ beispielsweise die DDR-Regierung 1964 die erste Volkszählung mit der EDV durchführen. Verantwortlich war der VEB Maschinelles Rechnen.[1]

Bundesrepublik Deutschland

Die in der Bundesrepublik Deutschland durchgeführten Volkszählungen fanden bis 1970 in Abständen von fünf bis neun Jahren statt. Während der Gebäude- und Wohnungszählung von 1956 wurde auch die Wohnbevölkerung gezählt („kleine Volkszählung“). Die ursprünglich für den 20. Mai 1981 geplante Volkszählung wurde wegen Problemen der Finanzierung auf den 27. April 1983 verschoben. Dieser Termin konnte aufgrund eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts nicht eingehalten werden. Eine modifizierte Zählung erfolgte am 25. Mai 1987 (Volkszählung in der Bundesrepublik Deutschland 1987).[2] Die nächste Volkszählung sollte gemeinsam mit der DDR durchgeführt werden, doch vor dem Termin 1991 wurde der Einigungsvertrag abgeschlossen.[3]

In Vorbereitung eines registergestützten Zensus (Zensusvorbereitungsgesetz vom 27. Juli 2001) wurde von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder im Rahmen des Zensustests am 5. Dezember 2001 die Qualität der Melderegister untersucht. Im Bestand der Melderegister waren etwa 856.000 Personen zu viel – weil dauerhaft oder temporär doppelt – enthalten. Insgesamt lag das Ergebnis der Bevölkerungsfortschreibung, bezogen auf die Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung, um mindestens 1,3 Millionen Personen über dem Ergebnis der Registerzählung.[4]

Mit einem Kabinettsbeschluss vom 29. August 2006 entschied die Bundesregierung, dass die nächste Volkszählung 2011 erstmals als registergestützter Zensus erfolgen wird. Das Zensusgesetz 2011 legte den Stichtag der Erhebung auf den 9. Mai 2011 fest.[5] Es ist die erste gesamtdeutsche Volkszählung seit 1946. Der Abstand zur letzten Zählung in Ostdeutschland beträgt damit 30 Jahre, zur letzten Zählung in Westdeutschland 24 Jahre. Ermittelt wurde bis 1970 die Wohnbevölkerung und ab 1987 die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“.

Die nächste Volkszählung fand 2022 statt, Stichtag war der 15. Mai 2022. Ursprünglich sollte sie 2021 stattfinden, musste aber aufgrund der Einschränkungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie um ein Jahr verschoben werden.[6]

Die Fläche und Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland nach dem jeweiligen Gebietsstand:

Datum ¹Fläche in km²EinwohnerzahlEinwohner
je km²
13. September 1950245.77049.842.624203
25. September 1956245.86052.195.100212
6. Juni 1961248.45656.174.826226
27. Mai 1970248.46960.650.584244
25. Mai 1987248.62661.077.042246
5. Dezember 2001 ²357.02379.285.218222
9. Mai 2011357.11280.219.695225

¹ Jeweiliger Gebietsstand:
ab 1949 ohne DDR, Ost-Berlin und Saarland, mit West-Berlin
ab 1957 mit Saarland
ab 1990 mit DDR und Ost-Berlin
² Zensustest

Siehe auch

Literatur

  • Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland, 1952 ff.
  • Staatliche Zentralverwaltung für Statistik (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Deutschen Demokratischen Republik, 1955–1989
  • Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1919–1941/42
  • Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1880–1918

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Judt, Matthias: Der Innovationsprozess Automatisierte Informationsverarbeitung in der DDR von Anfang der fünfziger bis Anfang der siebziger Jahre, Berlin 1989, S. 133.
  2. Statistisches Bundesamt: Die Volkszählung 1987 (Memento vom 3. Dezember 2010 im Internet Archive).
  3. Heise Online: Vor 20 Jahren: 10 Minuten, die allen helfen, vom 25. Mai 2007.
  4. Statistisches Bundesamt: Ergebnisse der Mehrfachfallprüfung im Rahmen des Zensustests.
  5. Statistisches Bundesamt: Zensusstichtag (Memento vom 8. November 2010 im Internet Archive).
  6. Gesetz zur Durchführung des Zensus im Jahr 2021 (Zensusgesetz 2021 - ZensG 2021) vom 26. November 2019, BGBl. I S. 1851

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Deutscher Zollverein in den Grenzen des Deutschen Bundes 1834 (rot) mit für den Zollverein relevanten Außengrenzenänderungen (Schleswig, Luxemburg, Elsaß-Lothringen) in hellrot. In blau die Beitrittsstaaten 1834, grün weitere Beitritte bis 1866, gelb Beitritte nach 1866. Größere Staaten des Zollvereins sind beschriftet.
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