Liste der Substanzen mit Decknamen „Stoff“

Die Liste der Substanzen mit Decknamen „Stoff“ umfasst chemische Kampfstoffe, Treib- und Sprengstoffe, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg häufig mit Decknamen bezeichnet wurden. Hierfür wurden unter anderem Abkürzungen von einem oder zwei Buchstaben in Kombination mit dem Wort „Stoff“ (beispielsweise „C-Stoff“) verwendet.[1]

Die exakte Bedeutung ist oft abhängig vom Zeitraum der Begriffsverwendung und muss daher im jeweiligen Zusammenhang interpretiert werden.

DecknameBedeutung im Ersten WeltkriegBedeutung im Zweiten Weltkrieg
A-StoffChloraceton (Augenkampfstoff, „Weißkreuz“)Flüssiger Sauerstoff (LOX)
B-StoffBromaceton (Augenkampfstoff, „Weißkreuz“)
Bn-StoffBrommethylethylketon, Homomartonit (Tränengas)
Br-StoffLigroin, gewonnen aus Rohbenzin
C-StoffGemisch von Mono- und Dichlormethylchlorformiat (Reizgas in Minen)57 % Methanol, 30 % Hydrazinhydrat, 13 % Wasser und Stabilisator Kaliumtetracyanocuprat(I) (Treibstoffmischung, zusammen mit T-Stoff als Oxidator verwendet)[2]
CA-StoffBrombenzylcyanid (Bromphenylacetonitril, Augenkampfstoff)
Ce-StoffBromcyanid (Blutkampfstoff)
D-StoffDimethylsulfat
E-Stoff70 % Diethylzink, 30 % Mineralöl (auch: „Dialin“)[2]
F-StoffTitantetrachlorid (Nebelstoff)[3]
K-Stoff
  • Monochlormethylchlorformiat oder Gemisch von Mono- und Dichlormethylchlorformiat (Reizgas in Tränengasgranaten)
  • Phenylcarbylaminchlorid
  • allgemeine Abkürzung für Kampfstoff (auch K'Stoff, Kst)
  • Sauerstoffhaltige Kriegsersatztreibstoffe im weiteren Sinne, speziell ein Gemisch aus 20 Vol.-% Aceton und 80 Vol.-% Ethylacetat
  • Kresolseife (1:1-Gemisch aus Kresol-Isomeren und Schmierseife)
M-StoffMethanol
N-StoffChlortrifluorid (Lungenkampfstoff, „Grünkreuz“)[4]
P-StoffVerdichteter Stickstoff oder Druckluft zur Verwendung im Meillerwagen
R-Stoff / Tonka57 % Xylidin (2,4-Xylidin[5]) und 43 % Triethylamin[6]
S-Stoff90 % Salpetersäure / 10 % Schwefelsäure oder 96 % Salpetersäure / 4 % Eisen(III)-chlorid (als Katalysator)[7]
SV-Stoff / „Salbei94 % Salpetersäure / 6 % Distickstofftetroxid oder 85 % Salpetersäure / 15 % Schwefelsäure
T-StoffXylylbromid (Reizstoff)80 % Wasserstoffperoxid / 20 % Wasser / geringe Mengen 8-Hydroxychinolin als Stabilisator (bildet mit C-Stoff ein äußerst aggressives Hypergol)
U-StoffDistickstofftetroxid[2]
X-StoffTetranitromethan
XU-Stoff70 Gew.-% X-Stoff / 30 Gew.-% U-Stoff
Z-Stoffwässrige Lösung von Kaliumpermanganat / Calciumpermanganat / Natriumpermanganat

Siehe auch

Literatur

  • Petra Kopecz: Bestandsaufnahme von Rüstungsaltlastverdachtsstandorten in der Bundesrepublik Deutschland (2., erweiterte Auflage), Band 3: Kampfstofflexikon. Umweltbundesamt (Hrsg.), Berlin, April 1996. PDF

Einzelnachweise

  1. Die Tarnnummern des Reichsluftfahrtministeriums (Memento vom 13. März 2007 im Internet Archive)
  2. a b c aeroconsystems.com: Hypergolic Propellants From The Ft. Bliss Debriefing Of German Scientists, abgerufen am 24. November 2019.
  3. walter-thiel.de: Treibstoffoptimierung, abgerufen am 25. November 2019.
  4. Manfred Funke: Die zweifelhafte Rolle der Wissenschaft - Giftgasproduktion unter dem NS-Regime, 14. November 2005, abgerufen am 25. November 2019.
  5. Bernd Leitenberger: Die Europa Rakete, abgerufen am 24. November 2019.
  6. Schmidt, E. W. & Wucherer, E. J.: Hydrazine(s) vs. Nontoxic Propellants -- Where Do We Stand Now? In: Proceedings of the 2nd International Conference on Green Propellants for Space Propulsion (ESA SP-557). 7-8 June 2004, Chia Laguna (Cagliari), Sardinia, Italy. bibcode:2004ESASP.557E...3S.
  7. John D. Clark: 9: What Ivan Was Doing. In: Ignition! An Informal History of Liquid Rocket Propellants. Rutgers University Press, 1972, ISBN 0813507251, S. 116.