Liste der Stolpersteine in der Provinz Ravenna
Die Liste der Stolpersteine in der Provinz Ravenna enthält die Stolpersteine, die vom Kölner Künstler Gunter Demnig in der Provinz Ravenna verlegt wurden. Diese Provinz befindet sich in der italienischen Region Emilia-Romagna. Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Sie liegen im Regelfall vor dem letzten selbstgewählten Wohnsitz des Opfers.
Die ersten Verlegungen in dieser Provinz erfolgten am 13. Januar 2013 in Ravenna. Die italienische Übersetzung des Begriffes Stolpersteine lautet: Pietre d’inciampo.
Faenza
In Faenza wurde folgender Stolperstein verlegt:
Stolperstein | Übersetzung | Standort | Name, Leben |
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(c) Christian Michelides, CC BY-SA 4.0 | HIER WOHNTE AMALIA FLEISCHER GEBOREN 1885 VERHAFTET 4.12.1943 DEPORTIERT 1944 AUSCHWITZ | Via della Croce, 16 (Eingang Monastero Santa Chiara) | Amalia Fleischer wurde am 7. August 1885 in Wien geboren. Ihr Vater Berthold Fleischer war Jurist und arbeitete im Bankwesen, ihre Mutter Anna Michelup stammte aus Fiume. Seit den 1890er Jahren lebte die Familie auf Grund der Arbeit des Vaters in Meran. Amalia Fleischer trat 1917 zum Christentum über und studierte ab 1919 Rechtswissenschaften an der Universität Innsbruck, später an der Universität La Sapienza in Rom. Ihre Doktorarbeit war dem Kirchenrecht gewidmet. Fleischer nahm die italienische Staatsbürgerschaft an und wurde 1935 als erste Frau in Südtirol als Rechtsanwältin zugelassen. Obwohl sie Mitglied der Nationalen Faschistischen Partei war, musste sie 1938 ihren Beruf wegen der italienischen Rassengesetze aufgeben. Danach gab sie heimlich Sprachunterricht in der Klosterschule in Faenza und konnte so ihren Lebensunterhalt bestreiten. Sie wurde im Dezember 1943 verhaftet und über Ravenna in das San-Vittore-Gefängnis nach Mailand gebracht. Von dort aus wurde sie am 30. Januar 1944 mit dem Transport Nr. 6 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Nach ihrer Ankunft des Transportes dort, am 6. Februar 1944, verlieren sich ihre Spuren. Amalia Fleischer wurde vom NS-Regime ermordet.[1] In Faenza wurde 2001 eine Straße nach ihr benannt, der Lungofiume Amalia Fleischer. Am Bahnhof von Ravenna gibt es eine Gedenktafel für alle, die von dort deportiert wurden. Darauf ist auch ihr Name eingraviert.[2][3] |
Ravenna
In Ravenna wurde folgender Stolperstein verlegt:
Stolperstein | Übersetzung | Standort | Name, Leben |
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(c) Christian Michelides, CC BY-SA 4.0 | HIER LERNTE ROBERTO BACHI GEBOREN 1929 VERHAFTET 17.10.1943 DEPORTIERT 1943 AUSCHWITZ ERMORDET 1944 | Via Filippo Mordani 5 (Eingang Schule Filippo Mordani) | Roberto Bachi wurde am 12. März 1929 in Turin geboren. Seine Eltern waren Armando Bachi und Ines Bassani. Er besuchte ein Jahr lang in Ravenna die Schule “Filippo Mordani” und lebte im Palazzo Guiccioli. Auf Grund der italienischen Rassengesetze musste er 1938 die Schule verlassen, sein Vater, inzwischen General, wurde 1939 aus der Armee entlassen. Am 17. Oktober 1943 wurde er zusammen mit seinem Vater verhaftet und im Gefängnis von Mailand inhaftiert, von dort wurde er ins Durchgangslager Fossoli überstellt und am 6. Dezember 1943 mit dem Transport Nr. 5 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort angekommen wurde er mit der Nummer 167973 registriert. Roberto Bachi verlor in Auschwitz sein Leben, das genaue Datum ist unbekannt.[4] Sein Vater wurde mit einem späteren Transport ebenfalls nach Auschwitz deportiert und ermordet. Seine Mutter war nicht verhaftet worden, hörte von der Verhaftung ihres Sohnes und Mannes, eilte zum Bahnhof, sah den Zug in der Ferne davonfahren. Sie sah beide nie wieder und starb 1971.[5] Eine Gedenktafel in Ravenna, platziert in der Schule, die er ein Jahr besuchte, erinnert seit 2003 an den ermordeten Schüler, vermerkt sind darauf seine Noten, die ihn als sehr guten Schüler ausweisen. In Langhirano wurden Stolpersteine für ihn und seinen Vater verlegt. 2019 wurde die Oper Il viaggio di Roberto von Guido Barbieri (Text) und Paolo Marzocchi (Musik) uraufgeführt.[6][7] |
Verlegedaten
Die Stolpersteine der Provinz Siena wurden von Gunter Demnig persönlich an folgenden Tagen verlegt:
Weblinks
- Stolpersteine.eu, Demnigs Website
Einzelnachweise
- ↑ Francesco Marullo di Condojanni, Giulia Merlo: Biografia di Amalia Fleischer, prima avvocata di Bolzano e vittima delle leggi antiebraiche. In: Antonella Meniconi e Marcello Pezzetti (Hrsg.): Razza e inGiustizia: Gli avvocati e i magistrati al tempo delle leggi antiebraiche. Senato della Repubblica, Rom 2018. S. 181–190
- ↑ Il buon senso: Faenza ricorda Amalia Fleischer, l’11 gennaio la posa della pietra d’inciampo, 10. Januar 2018
- ↑ Archivio di Stato di Ravenna e Sezione di Faenza: Amalia Fleischer: da Faenza a Auschwitz, abgerufen am 11. Oktober 2020
- ↑ CDEC: Bachi, Roberto, abgerufen am 10. Oktober 2020
- ↑ Scuola Mordani, Roberto Bachi ha la sua pietra d’inciampo in mosaico, abgerufen am 11. Oktober 2020
- ↑ IL VIAGGIO DI ROBERTO | Roberto’s journey – from Ravenna to Auschwitz, abgerufen am 10. Oktober 2020
- ↑ 117135 - Lastra dedicata a Roberto Bachi – Ravenna, abgerufen am 10. Oktober 2020
- ↑ pietre della memoria: Roberto Bachi, abgerufen am 15. Juni 2019
- ↑ il buon senso: Faenza ricorda Amalia Fleischer, l’11 gennaio la posa della pietra d’inciampo , abgerufen am 15. Juni 2019
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Christian Michelides, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Stolpersteine in Meina
(c) Christian Michelides, CC BY-SA 4.0
Stolperstein für Amalia Fleischer , Via della Croce 16
(c) Francisco Peralta Torrejón, CC BY-SA 4.0
Stolperstein in Guastalla
(c) Christian Michelides, CC BY-SA 4.0
Stolperstein für Roberto Bachi