Liste der Stolpersteine in der Provinz Modena

(c) Christian Michelides, CC BY-SA 4.0
Stolperstein in Finale Emilia

Die Liste der Stolpersteine in der Provinz Modena enthält die Stolpersteine in der Provinz Modena, einer Provinz der Emilia-Romagna. Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen aus dieser Region, die von Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben worden sind. Stolpersteine sind ein Projekt von Gunter Demnig. Sie werden im Regelfall vor dem letzten selbstgewählten Wohnort des Opfers verlegt. Ihre Bezeichnung lautet auf Italienisch: Pietre d’inciampo.

Die erste Verlegung in dieser Provinz fand am 16. Januar 2019 in Mirandola statt.

Verlegte Stolpersteine

Bislang wurden in der Provinz Modena nur vier Stolpersteine verlegt. Drei – in Finale Emilia und Vignola – sind jüdischen Opfern gewidmet, einer – in Mirandola – erinnert an einen katholischen Widerstandskämpfer, der ermordet und später seliggesprochen wurde.

Finale Emilia

StolpersteinÜbersetzungVerlegeortName, Leben
Stolperstein für Emilio Castelfranchi (Finale Emilia).jpg
(c) Christian Michelides, CC BY-SA 4.0
HIER WOHNTE
EMILIO
CASTELFRANCHI
GEBOREN 1913
VERFOLGT DURCH DIE
ITALIENISCHEN RASSENGESETZE
1938
GETROFFEN
VON PLÖTZLICHER ÜBELKEIT
GESTORBEN 4.1.1942
Via Torre Portello, 4
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Emilio Castelfranchi wurde 1913 geboren. Sein Vater war Ciro Castelfranchi. Er war Chirurg und Sanitätsoffizier. Aufgrund der italienischen Rassengesetze verlor er 1939 seine Stellung. Emilio Castelfranchi starb am 4. Januar 1942. Er hinterließ zumindest eine Tochter, Biancha Maria.[1][2]
Stolperstein für Ada Osima (Finale Emilia).jpg
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HIER WOHNTE
ADA OSIMA
GEBOREN 1892
VERHAFTET 7.12.1943
INTERNIERT
ASTI
DEPORTIERT 1944
AUSCHWITZ
SCHICKSAL UNBEKANNT
Corso Giuseppe Mazzini, 6
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Ada Osima wurde am 6. Januar 1892 in Finale Emilia geboren. Ihre Eltern waren Alessandro Osima und Marianna Castelbolognesi. Sie war Apothekerin und mit Alessandro Osima verheiratet. Aufgrund der italienischen Rassengesetze verlor sie 1939 ihren Arbeitsplatz. Sie wurde am 28. Januar 1944 in Asti im Piemont verhaftet, nach Mailand überstellt und dort im Gefängnis San Vittore gefangen gehalten. Am 30. Januar 1944 wurde sie vom Bahnhof Milano Centrale mit dem Transport Nr. 6 zusammen mit weiteren 704 jüdischen Gefangenen von Mailand in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Am 6. Februar 1944 langte sie dort ein. Ada Osima hat die Shoah nicht überlebt. Ob sie zu den 477 Deportierten gehörte, die nach der Ankunft des Transports in Auschwitz bei der Selektion direkt in die Gaskammern geschickt wurde, ist nicht bekannt.[3][4]

Mirandola

StolpersteinÜbersetzungVerlegortName, Leben
Stolperstein für Odoardo Focherini (Mirandola).jpg
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HIER WOHNTE
ODOARDO FOCHERINI
GEBOREN 1907
VERHAFTET 11.3.1944
DEPORTIERT
FOSSOLI
GRIES, FLOSSENBÜRG
ERMORDET 27.12.1944
HERSBRUCK
Piazza della Costituente, 58
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Odoardo Focherini
Odoardo Focherini, Juli 1930
wurde am 6. Juni 1907 in Carpi geboren. Er war Mitglied der katholischen Pfadfinder und wurde katholisch erzogen. Er studierte und heiratete 1933 Maria Marchesi, sie wurden Eltern von sieben Kindern. Er war Agent für eine katholische Versicherung und wurde Vorsitzender der Katholischen Aktion. Er betätigte sich auch als Journalist und schrieb Artikel über das kirchliche Leben. Ab 1939 war er Geschäftsführer der Zeitung Avvenire d’Italia in Bologna. Er setzte sich für die verfolgten Juden ein, besorgte Dokumente und führte sie zur Schweizer Grenze. Nachdem er mehr als 100 Menschen gerettet hatte, wurden seine Rettungsaktionen entdeckt. Er wurde am 11. März 1944 im Krankenhaus von Carpi verhaftet und im Gefängnis von Bologna inhaftiert. Von dort wurde er ins Durchgangslager Fossoli deportiert. Von dort wurde er ins Durchgangslager Bozen überstellt, schließlich im September 1944 kam er ins KZ Flossenbürg und von dort ins KZ-Außenlager Hersbruck. Odoardo Focherini verlor dort am 27. Dezember 1944 sein Leben. Als Todesursache wurde Blutvergiftung angeben, er hätte sich an einem Stacheldraht verletzt.

1955 wurde ihm die goldene Medaille der israelitischen Gemeinschaft in Italien verliehen. Im Jahr 1969 wurde er mit dem Titel Gerechter unter den Völkern geehrt. Mehrere Straßen wurden nach ihm benannt. 2013 erfolgte seine Seligsprechung.[5]

Vignola

In Vignola wurde ein Stolperstein verlegt.

StolpersteinÜbersetzungVerlegeortName, Leben
HIER WURDE GEBOREN
UGO MILLA
GEBOREN 1894
VERHAFTET 13.10.1943
DEPORTIERT
AUSCHWITZ
ERMORDET 11.12.1943
Via Fontana
Ugo Milla wurde am 4. November 1894 in Vignola geboren. Seine Eltern waren der Zollbeamte Ernesto Milla und dessen Frau Giulia Levi, Ugo Milla hatte neun Geschwister, darunter Aldo, Gabriella, Olga, Max, Laura, Lima, Amelia und Ferruccio. Ein Bruder starb früh, sein Bruder Aldo fiel im Ersten Weltkrieg. Ugo Milla heiratete Lea Milla, 1933 wurde die gemeinsame Tochter Serena geboren. Nach dem Inkrafttreten der Italienischen Rassengesetze versuchten die Geschwister Milla eine Anerkennung als „diskriminierte Juden“ zu erwirken, was ihnen zumindest mehr Rechte zugestanden hätte. Einzig Max erhielt diesen Status, da er im Libyenkrieg und im Ersten Weltkrieg diente. Ferrucchio Milla war sein 1928 Mitglied der Partito Nazionale Fascista, aber auch er wurde nicht als „diskriminierter Jude“ anerkannt. Ugo Milla arbeitete zuerst bei der Firma Brill, die Schuhcreme produzierte, danach zusammen mit seinem Bruder Ferrucchio bei einer Verpackungsproduktionsfirma in Sesto San Giovanni. Im Jahr 1941 zog die Firma nach Verderio Superiore, die zwei Brüder wohnten in einem Nebengebäude der Firma. Am 13. Oktober 1943 durchsuchten die Deutschen alle Gebäude, Ugo Milla und sein Bruder wurden verhaftet, auch die Fabriksbesitzer. Wenige Tage später fragten drei Milla-Schwestern nach dem Verbleib ihrer zwei Brüder, Amelia, Laura und Lina Milla wurden daraufhin ebenfalls verhaftet. Am 6. Dezember 1943 wurden alle in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Ugo Milla und seine Geschwister wurden dort nach der Ankunft des Transportes, am 11. Dezember 1942, in einer Gaskammer ermordet.[6][7]

Die Shoah überleben konnten seine Geschwister Gabriella, Olga und Max, die geflüchtet waren. Auch seine Frau und seine Tochter überlebten.

Verlegedaten

Die Stolpersteine in der Provinz Modena wurden an folgenden Tagen verlegt:

  • 16. Januar 2019: Mirandola[8]
  • 27. Januar 2019: Finale Emilia[9]
  • 27. Januar 2022: Vignola

Weblinks

Commons: Stolpersteine in Finale Emilia – Sammlung von Bildern
Commons: Stolpersteine in Mirandola – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. A Finale Emilia la pietra d’inciampo per Ada Osima ed Emilio Castelfranchi, abgerufen am 12. September 2020
  2. leggi razziali – Finale Emilia e la Bassa, abgerufen am 12. September 2020
  3. CDEC: Osima, Ada, abgerufen am 12. September 2020
  4. Memoriale della Shoa di Milano. (PDF) In: wheremilan.com. Abgerufen am 11. Oktober 2020 (italienisch).
  5. Eduard Focherini, abgerufen am 13. September 2020
  6. MODENA TODAY: Vignola, una pietra d'inciampo in via Fontana dedicata a Ugo Milla, abgerufen am 9. März 2022
  7. pietredinciampo.eu: Ugo Milla, abgerufen am 21. März 2022
  8. Mirandola, mercoledì 16 gennaio la pietra d’inciampo per Odoardo Focherini, abgerufen am 13. September 2020
  9. A Finale Emilia la pietra d’inciampo per Ada Osima ed Emilio Castelfranchi, abgerufen am 13. September 2020

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Stolpersteine für Rudolf Pick und Ruzena Lindtova
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Stolpersteine in Meina
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Stolperstein in Guastalla
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Stolperstein für Ada Osima
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Stolperstein für Emilio Castelfranchi
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