Liste der Stolpersteine in Wörth am Main

Diese Liste der Stolpersteine in Wörth am Main enthält die Stolpersteine, die im Rahmen des gleichnamigen Kunstprojekts von Gunter Demnig in der unterfränkischen Stadt Wörth am Main verlegt wurden. Mit ihnen soll Opfern des Nationalsozialismus gedacht werden, die in Wörth am Main lebten und wirkten.

Die 10 cm × 10 cm × 10 cm großen Betonquader mit Messingtafel sind in den Bürgersteig vor jenen Häusern eingelassen, in denen die Opfer einmal zu Hause waren. Die Inschrift der Tafel gibt Auskunft über ihren Namen, ihr Alter und ihr Schicksal. Die Stolpersteine sollen dem Vergessen der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entgegenwirken.

Bereits 2008 war in einer Stadtratssitzung das Projekt „Stolpersteine“ in Wörth am Main vorgestellt worden. Alle Stadträte waren der Meinung, dass auch in Wörth dieser Teil der Geschichte nicht in Vergessenheit geraten darf. Voraussetzung für die Umsetzung dieser Gedenkform war das Einverständnis der Hinterbliebenen der jüdischen Familien. Nachdem auch mit den derzeitigen Hauseigentümern Kontakt aufgenommen worden war, um das Einverständnis mit der Verlegung von Stolpersteinen vor ihrem Anwesen einzuholen, wurde im Juni 2015 die Verlegung der Stolpersteine beschlossen.[1]

Nach der Verlegung der 16 Stolpersteine am 24. April 2017 wurde am Nachmittag desselben Tages in einem Festakt die Erinnerungstafel „Mitten unter uns“ am Alten Rathaus an die Öffentlichkeit übergeben. Am Abend wurde mit dem Konzert „Jüdische Musik“ die Doppelausstellung „Mitten unter uns: Landjuden in Unterfranken vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert“ und „Jüdisches Leben in der Stadt Wörth am Main“ im Schifffahrtsmuseum eröffnet.[2]

Verlegte Stolpersteine

In Wörth am Main wurden 16 Stolpersteine an fünf Standorten verlegt.

StolpersteinInschriftStandortName, Leben
Bertha Berliner.jpg
HIER WOHNTE
BERTHA BERLINER
JG. 1866
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
TOT 28. 6. 1938
Rathausstraße 30
(Standort)
Bertha Berliner war Mutter von acht Kindern. Sohn Julius war im Ersten Weltkrieg gefallen, Isidor und Wally wanderten bereits Ende der 20er Jahre nach Amerika aus.[3]
Frieda Berliner.jpg
HIER WOHNTE
FRIEDA BERLINER
JG. 1897
FLUCHT 1933
USA
Frieda Berliner Berthas Kinder Frieda, Walter und Meda gelang es im Verlauf der 30er Jahre nach Amerika auszuwandern.[3]
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HIER WOHNTE
HERRMANN BERLINER
JG. 1935
DEPORTIERT 1942
KRASNYSTAW
ERMORDET
Herrmann Berliner
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HIER WOHNTE
KATHINKA BERLINER
GEB. GERNSHEIMER
JG. 1908
DEPORTIERT 1942
KRASNYSTAW
ERMORDET
Kathinka Berliner
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HIER WOHNTE
MATHEL BERLINER
JG. 1939
DEPORTIERT 1942
KRASNYSTAW
ERMORDET
Mathel Berliner
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HIER WOHNTE
SAMUEL BERLINER
JG. 1899
DEPORTIERT 1942
KRASNYSTAW
ERMORDET
Samuel Berliner, genannt Sally, führte eine Metzgerei in Wörth am Main, die Anfang 1938 gewerblich abgemeldet wurde. Wann genau die Familie Wörth verließ, ist nicht bekannt. Der Sohn Herrmann war noch in Wörth geboren worden, Tochter Mathel kam am 27. Dezember 1939 in Frankfurt am Main zur Welt, wo die Familie bis zu ihrer Deportation lebte.[3]
Walter berliner.jpg
HIER WOHNTE
WALTER BERLINER
JG. 1906
FLUCHT 1938
USA
Walter Berliner
HIER WOHNTE
BABETTE
FERNHEIMER
JG. 1882
DEPORTIERT 1940
GURS
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET AUG. 1942
Rathausstraße 41
(Standort)
Babette Fernheimer blieb ledig. Sie war bis 1935 Besitzerin eines Schuh­geschäftes in Wörth und zog am 2. Oktober 1935 nach Mannheim. Sie wurde am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert und am 10. August 1942 nach Auschwitz. Dort wurde sie vermutlich gleich nach ihrer Ankunft ermordet.[3]
Alfred Fernheimer.jpg
HIER WOHNTE
ALFRED FERNHEIMER
JG. 1871
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 16. 5. 1943
Weberstraße 2
(Standort)
Alfred Fernheimer Das Ehepaar betrieb bis zu seinem Wegzug einen Vieh- und Manufaktur­waren­handel. Diese Gewerbe wurden 1938 abgemeldet. Es ist nicht bekannt, wann die beiden Wörth verließen. Sie zogen nach Dresden und wurden von dort deportiert.[3]
Sara Fernheimer.jpg
HIER WOHNTE
SARA FERNHEIMER
GEB. ROSENSTOCK
JG. 1877
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 23. 1. 1944
Sara Fernheimer
JENNYHART.jpg
HIER WOHNTE
JENNY HART
GEB. HERRMANNS
JG. 1891
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
MIT HILFE
ÜBERLEBT
Rathausstraße 45
(Standort)
Jenny Hart Am 22. Juni 1912 heiratete Jenny Herrmanns den Katholiken Otto Hart, der Gemeinde­bediensteter bei der Stadt Wörth am Main war. Das Ehepaar mit ihren beiden Kindern wurde zwar wie eine jüdische Familie behandelt, entging aber der Deportation in ein Vernichtungs­lager. Jenny Hart war die einzige Jüdin, die die NS-Zeit in Wörth lebend überstand.[3]
Norbert Hart.jpg
HIER WOHNTE
NORBERT HART
JG. 1916
FLUCHT 1933
SCHWEDEN
Norbert Hart
Walter Hart.jpg
HIER WOHNTE
WALTER HART
JG. 1933
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
MIT HILFE
ÜBERLEBT
Walter Hart
David Hermanns.jpg
HIER WOHNTE
DAVID HERRMANNS
JG. 1859
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
TOT 29. 11. 1934
David Herrmanns und Sophie hatten am 11. März 1891 in Wörth am Main geheiratet, Jenny (auch Jenni) war ihr einziges Kind. Nach seinem Tod führte Sophie den Kolonialwarenhandel ihres Mannes noch bis zum November 1938 weiter.[3]
Sophie Hermanns.jpg
HIER WOHNTE
SOPHIE HERRMANNS
GEB. BERLINER
JG. 1859
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 8. 10. 1942
Sophie Herrmanns
Meda Speier.jpg
HIER WOHNTE
MEDA SPEIER
GEB. BERLINER
JG. 1907
FLUCHT 1938
USA
Rathausstraße 30
(Standort)
Meda Speier

Verlegedatum

  • 24. April 2017

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Aus dem Stadtrat: Stolpersteine. (Nicht mehr online verfügbar.) Freie Wähler Wörth am Main, archiviert vom Original am 25. Februar 2017; abgerufen am 7. März 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fw-woerth.de
  2. „Tag der Erinnerung“ – Stolpersteinverlegung. In: Amtsblatt der Stadt Wörth Nr. 1185. 7. April 2017, abgerufen am 7. März 2018 (Wiedergabe des Amtsblatt bei www.alemannia-judaica.de).
  3. a b c d e f g Matthias Rau und Karin Schirmeister: Verlegung von „Stolpersteinen“ in Wörth am Main am 24. April 2017. Abgerufen am 7. März 2018.

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Gunter Demnig bei der Stolpersteinverlegung in München am 27. Juni 2017
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