Liste der Stolpersteine in Kroatien
Die Liste der Stolpersteine in Kroatien enthält die Stolpersteine in Kroatien, die an das Schicksal von Menschen aus dem Gebiet des heutigen Kroatiens erinnern, welche von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine wurden von Gunter Demnig verlegt.
Stolpersteine werde im Regelfall vor dem letzten selbstgewählten Wohnort des Opfers verlegt. Die erste Verlegung in Kroatien erfolgte am 21. Mai 2013 in Rijeka.[1] Der Name der Stolpersteine lautet auf kroatisch: Kamen spoticanja, auf italienisch: pietre d’inciampo.
Verlegte Stolpersteine
Rijeka
in Rijeka für zwei Opfer jeweils zwei Stolpersteine verlegt, einer in kroatischer und einer in italienischer Sprache.
Stolpersteinh | Übersetzung | Verlegeort | Name, Leben |
---|---|---|---|
(c) Christian Michelides, CC BY-SA 4.0 (c) Christian Michelides, CC BY-SA 4.0 | HIER WOHNTE EUGENIO LIPSCHITZ GEB. 1883 VERHAFTET MÄRZ 1944 INTERNIERT IN RISIERA DI SAN SABBA DEPORTIERT 1944 AUSCHWITZ ERMORDET AN EINEM UNBEKANNTEN ZEITPUNKT | Ante Starčevića 5 | Eugenio Lipschitz, eigentlich Jeremus Eugenio Lipschitz, wurde am 5. Mai 1883 im westungarischen Sümeg geboren.[2] Er lebte mit seiner Familie ab 1894 in Fiume/Rijeka, etablierte sich als Einzelhändler von Galanteriewaren und Schmuck und heiratete Zseni Zipszer, auch Giannetta genannt. Das Ehepaar hatte drei Kinder, die Söhne Arturo (1914–1980) und Efraim (geboren 1919) und die Tochter Magda (auch Maddalena), welche Enrico Heimler heiratete und dessen Namen annahm. Beide Söhne konnten rechtzeitig nach Palästina emigrieren. Tochter Magda flüchtete gemeinsam mit ihrem Ehemann, ihren Schwiegereltern und der Schwägerin September 1943 nach Italien und im Folgejahr in die Schweiz wo sie den Holocaust überlebte.[3] Jeremus Eugenio Lipschitz wurde vom Mussolini-Regime von 28. Juli 1940 bis 22. Dezember desselben Jahres im Internierungslager Campagna interniert. Danach konnte er nach Fiume zurückkehren. Er und seine Ehefrau wurden im März 1944 in Fiume von deutschen Streitkräften verhaftet, zuerst nach Risiera di San Sabba verschleppt, ein deutsches Konzentrationslager in Triest, später nach Auschwitz-Birkenau. Dort wurde beide zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet. Seine Schwester Giuseppina und deren Ehemann Adolfo Simkovits wurden ebenfalls in Auschwitz ermordet.[4] Sein Bericht über die Internierung im Lager Campagna wurde von seiner Tochter aus dem Ungarischen ins Italienische übersetzt und im Jahr 2001 in Buchform veröffentlicht. |
(c) Christian Michelides, CC BY-SA 4.0 (c) Christian Michelides, CC BY-SA 4.0 | HIER WOHNTE GIANNETTA ZIPSER LIPSCHITZ GEB. 1893 VERHAFTET MÄRZ 1944 INTERNIERT IN RISIERA DI SAN SABBA DEPORTIERT 1944 AUSCHWITZ ERMORDET AN EINEM UNBEKANNTEN ZEITPUNKT | Ante Starčevića 5 | Giannetta Zipszer Lipschitz, auch Zseni Zsipser, wurde als Tochter des Kaufmannsgehilfen Albert Zipszer (geb. 1843) und der Hausfrau Rozaliá Altmann (geb. 1848) am 18. Juni 1893 in Mád in Nordost-Ungarn geboren.[5][6][7] Sie hatte zumindest einen Bruder, Herman, geboren 1868 in Mad.[8] Sie lebte ab 1914 in Fiume/Rijeka, war mit Jeremus Eugenio Lipschitz verheiratet und als Hausfrau tätig. Das Ehepaar hatte zumindest drei Kinder, die alle in Fiume geboren wurden – Arturo, Magda und Efraim. Zusammen mit ihrem Ehemann wurde sie im März 1944 in Fiume verhaftet, nach Risiera di San Sabba und später nach Auschwitz-Birkenau verschleppt und dort – ebenso wie ihr Mann – zu einem unbekannten Zeitpunkt vom NS-Regime ermordet. Ihre drei Kinder haben alle die deutschen Schreckensherrschaft und den Holocaust überlebt. |
Zagreb
Die lokale Stolpersteine-Initiative hat bereits zwanzig Stolpersteine für Zagreb, die Hauptstadt Kroatiens, bestellt und geliefert bekommen. Aufgrund der COVID-19-Pandemie konnte bislang Gunter Demnig nicht anreisen und es wurden nur zwei Stolpersteine verlegt. (Stand Mai 2021).[9]
Stolperstein | Übersetzung | Verlegeort | Name, Leben |
---|---|---|---|
HIER LEBTE LEA DEUTSCH JG. 1927 INTERNIERT 1943 GEFÄNGNIS SAVSKA CESTA WESTBAHNHOF GESTORBEN MAI 1943 WÄHREND DES TRANSPORTS | Gundulićeva 29 | Lea Deutsch | |
HIER LEBTE MIROSLAV ŠALOM FREIBERGER NADRABIN JG. 1903 DEPORTIERT 1943 AUSCHWITZ ERMORDET 1943 | Amruševa 8 | Miroslav Šalom Freiberger |
Literatur
- Eugenio Lipschitz: Una storia ebraica, Verlag Giuntina, Firenze 2001
Weblinks
- Chronik der Stolpersteinverlegungen auf der Website des Projekts von Gunter Demnig
- Juden in Fiume und Abbazia, Namen: Inschlicht bis Luzio (italienisch)
Einzelnachweise
- ↑ Rijeka dobila "Kamen spoticanja", abgerufen am 9. Mai 2021
- ↑ I Nomi della Shoah Italiana (Memoriale delle vittime della persecuzione antiebraica 1943-45): Scheda Eugenio Lipschitz, abgerufen am 11. Dezember 2016.
- ↑ Claims Resolution Tribunal: In re Holocaust Victim Assets Litigation Case No. CV96-4849<, abgerufen am 29. Dezember 2016.
- ↑ CDEC Digital Collection: Lipschitz, Giuseppina, abgerufen am 6. Mai 2017.
- ↑ I Nomi della Shoah Italiana (Memoriale delle vittime della persecuzione antiebraica 1943-45): Scheda Gianetta Zipser, abgerufen am 11. Dezember 2016.
- ↑ Digital Collection: ZIPSZER ALBERT, abgerufen am 29. Dezember 2016.
- ↑ CDEC Digital Collection: ALTMANN ROZÁLIA, abgerufen am 29. Dezember 2016.
- ↑ Digital Collection: ZIPSZER HERMAN, abgerufen am 29. Dezember 2016.
- ↑ Stolperstein u Zagrebu, Website der lokalen Initiative mit Abbildungen aller 20 gelieferten Stolpersteine, abgerufen am 5. Mai 2021
Auf dieser Seite verwendete Medien
(c) Christian Michelides, CC BY-SA 4.0
Stolpersteine in Rijeka für Familie Lipschitz auf rumänich und italienisch, Ante Starčevića 5
(c) Christian Michelides, CC BY-SA 4.0
Stolperstein für Giannetta Zipszer Lipschitz (kroatisch), Ante Starčevića 5
(c) Christian Michelides, CC BY-SA 4.0
Stolperstein für Giannetta Zipszer Lipschitz (italienisch), Ante Starčevića 5
(c) Christian Michelides, CC BY-SA 4.0
Stolperstein für Eugenio Lipschitz (italienisch), Ante Starčevića 5
(c) Christian Michelides, CC BY-SA 4.0
Stolperstein für Eugenio Lipschitz (kroatisch), Ante Starčevića 5