Liste der Stolpersteine in Helsinki

Die Liste der Stolpersteine in Helsinki listet alle Stolpersteine in der finnischen Hauptstadt Helsinki auf. Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine wurden vom Kölner Künstler Gunter Demnig konzipiert und werden im Regelfall von ihm selbst verlegt.

Die ersten drei Stolpersteine (finnisch kompastuskivet, schwedisch snubbelstenar) in Helsinki – und damit die ersten in Finnland – wurden am 4. Juni 2018 verlegt[1][2], ein vierter Stein am 8. Juni 2019.[3] Drei weitere Steine wurden in November 2020 verlegt.[4] Die achte Person in der Gruppe, der aus Schweden nach Finnland eingereiste Handelsreisende Hans Szybilski, hat seit Juni 2019 einen Stolperstein in Stockholm.[5]

Insgesamt übergaben die finnischen Behörden während des Zweiten Weltkrieges fünf jüdische Männer an die Gestapo.[6] Drei Familienangehörige sollen sie aus freien Stücken begleitet haben. Die Ausgewiesenen waren:

  • Heinrich Huppert, begleitet von seinem Sohn Kurt,
  • Georg Kollmann, begleitet von Frau Janka und Sohn Franz Olof,
  • Elias Kopelowsky,
  • Hans Korn und
  • Hans Szybilski.

Mit Ausnahme von Kopelowsky und Szybilski waren alle österreichischer Herkunft. Georg Kollmann war der einzige der acht, der das NS-Regime überlebte. Die Übergabe erfolgte am 6. November 1942 in der estnischen Hauptstadt Tallinn, 80 Kilometer südlich von Helsinki.

Liste der Stolpersteine

Die Tabelle ist teilweise sortierbar; die Grundsortierung erfolgt alphabetisch nach dem Familiennamen.

BildInschriftÜbersetzungStandortBiographie
Tässä asui
Heinrich Huppert
s. 1896 Wien
pakeni Suomeen
luovutettiin Gestapolle
6.11.1942
vietiin Auschwitziin 1943
murhattiin
Hier wohnte
Heinrich Huppert
geb. 1896 in Wien
geflohen nach Finnland
der Gestapo übergeben
6.11.1942
1943 nach Auschwitz gebracht
ermordet
Viherniemenkatu 5
Tässä asui
Kurt Huppert
s. 1931 Wien
pakeni Suomeen
luovutettiin Gestapolle
6.11.1942
vietiin Auschwitziin 1943
murhattiin
Hier wohnte
Kurt Huppert
geb. 1931 in Wien
geflohen nach Finnland
der Gestapo übergeben
6.11.1942
1943 nach Auschwitz gebracht
ermordet
Viherniemenkatu 5
Stolperstein für Franz Olof Kollmann
(c) Francisco Peralta Torrejón, CC BY-SA 4.0
Tässä asui
Franz Olof
Kollmann

s. 1941 Helsinki
luovutettiin Gestapolle
6.11.1942
vietiin Auschwitziin 1943
murhattiin
Hier wohnte
Franz Olof
Kollmann

geb. 1941 in Helsinki
der Gestapo übergeben
6.11.1942
1943 nach Auschwitz gebracht
ermordet
Munkkiniemen puistotie 18B
Georg Kollmann wurde am 19. November 1912 in Wien geboren. Seine Eltern waren Robert und Friederike Kollmann. Er hatte einen Halbbruder, Stefan Kollmann, geboren 1918, der auch „Ze'ev“ genannt wurde.

Janka Kollmann wurde am 10. September 1910 in Nyíregyháza (Ungarn) geboren. Ihre Eltern waren Ludvig Holczer (geboren am 31. März 1879 in Bardejov in der heutigen Slowakei) und Regina geb. Szendrovics (geboren am 25. Januar 1876 im ungarischen Sumegh). Sie hatte einen Bruder, Josef (geboren um 1906) und zwei Schwestern, Margit (geboren 1907) und Ana (geboren 1914).

Das Paar flüchtete nach Finnland. Dort kam im Mai 1942 der gemeinsame Sohn Franz Olof zur Welt. 18 Monate später wurden Eltern und Kind festgenommen und am 6. November 1942 an die Gestapo ausgeliefert. Am 19. Februar 1943 wurde die Familie von Berlin aus mit Transport Nr. 29 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Mutter und Kind wurden unmittelbar nach der Ankunft am 20. Februar 1943 vom NS-Regime in einer Gaskammer ermordet.[7][8][9]

Georg Kollmann überlebte Auschwitz. Er war in zweiter Ehe mit Olivia verheiratet und hatte mit ihr zumindest eine Tochter, Orna. Er starb am 3. Oktober 1992 in Israel. Sein Halbbruder überlebte ebenfalls den Holocaust.

Janka Kollmanns Vater und Mutter, ihre Schwester Margit und deren Ehemann wurden ebenfalls im Rahmen des Holocaust ermordet, alle auch in Auschwitz.[10][11] Ihre beiden anderen Geschwister überlebten.

Stolperstein für Georg Kollmann
(c) Francisco Peralta Torrejón, CC BY-SA 4.0
Tässä asui
Tri Georg
Kollmann

s. 1912 Itävalta
pakeni Suomeen
luovutettiin Gestapolle
6.11.1942
vietiin Auschwitziin 1943
vapautui
Hier wohnte
Dr. Georg
Kollmann

geb. 1912 in Österreich
geflohen nach Finnland
der Gestapo übergeben
6.11.1942
1943 nach Auschwitz gebracht
befreit
Munkkiniemen puistotie 18B
Stolperstein für Janka Kollmann
(c) Francisco Peralta Torrejón, CC BY-SA 4.0
Tässä asui
Janka
Kollmann

o. s. Holčerová
s. 1910 Unkari
pakeni Suomeen
luovutettiin Gestapolle
6.11.1942
vietiin Auschwitziin 1943
murhattiin
Hier wohnte
Janka
Kollmann

geb. Holčerová
geb. 1910 in Ungarn
geflohen nach Finnland
der Gestapo übergeben
6.11.1942
1943 nach Auschwitz gebracht
ermordet
Munkkiniemen puistotie 18B
Tässä asui
Elias Kopelowsky
s. 1882 Ilgen
pakeni Suomeen
luovutettiin Gestapolle
6.11.1942
vietiin Auschwitziin 1943
murhattiin
Hier wohnte
Elias Kopelowsky
geb. 1882 in Ilgen
geflohen nach Finnland
der Gestapo übergeben
6.11.1942
1943 nach Auschwitz gebracht
ermordet
Yrjönkatu 26
Tässä asui
Hans Korn
s. 1919 Bielitz
pakeni Suomeen
luovutettiin Gestapolle
6.11.1942
vietiin Auschwitziin 1943
murhattiin
Hier wohnte
Hans Korn
geb. 1919 in Bielitz
geflohen nach Finnland
der Gestapo übergeben
6.11.1942
1943 nach Auschwitz gebracht
ermordet
Korkeavuorenkatu 3

Siehe auch

Literatur

  • Viktor Rantala: Den gemensamma kampen. Samarbetet mellan den finska och den svenska säkerhetspolisen åren 1938–1941. Master-Abschluss in Geschichtswissenschaft, Helsingfors Universitet, April 2013 (helsinki.fi [PDF; 1,0 MB]).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Twitteraccount Stolpersteine.
  2. Liisa Niemi: Vasta 1,5-vuotias Franz Olof vietiin perheineen Helsingistä keskitysleirille – Munkkiniemeen ilmestyivät Suomen ensimmäiset ”kompastuskivet”, joiden ohi harva pystyy kävelemään liikuttumatta. In: Helsingin Sanomat. 5. Juni 2018, abgerufen am 9. Juni 2018.
  3. Minja Rantavaara, Kira Gronow: Puutavarakauppias Elias Kopelowsky haki Suomesta turvaa mutta joutui Auschwitziin – kuolemaan karkotettu juutalaispakolainen sai muistokiven hotelli Tornin eteen. In: Helsingin Sanomat. 8. Juni 2019, abgerufen am 5. Juli 2018.
  4. Laura Klingberg: Nya snubbelstenar i Helsingfors påminner om deporterade judar (schwedisch). In: Hufvudstadsbladet, 19. November 2020, S. 10.
  5. Snubbelstenar invigdes i Stockholm. Pressemitteilung von Forum för levande historia, 14. Juni 2019, abgerufen am 23. Mai 2022.
  6. Tony Öhberg: Finland’s First Stolpersteins Inscribe The Names of a Jewish Family Who Was Handed Over to Nazis and Sent to Auschwitz. In: finlandtoday.fi, 6. Juni 2018, abgerufen am 9. Juni 2018.
  7. Georg Kollmann in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer der Gedenkstätte Yad Vashem, abgerufen am 8. Juni 2018.
  8. Die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer hat drei Einträge zu Franz Olaf Kollmann, alle abgerufen am 10. Juni 2018:
  9. Die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer hat zwei Einträge über Janka Kollmann, beide abgerufen am 10. Juni 2018:
  10. Ludvig Holczer in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer der Gedenkstätte Yad Vashem, abgerufen am 10. Juni 2018.
  11. Margit Kaldor in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer der Gedenkstätte Yad Vashem, abgerufen am 10. Juni 2018.

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Stolpersteine für Rudolf Pick und Ruzena Lindtova.jpg
Autor/Urheber: Francisco Peralta Torrejón, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Stolpersteine für Rudolf Pick und Ruzena Lindtova
Stolperstein für Tri Georg Kollmann (Helsinki).jpg
(c) Francisco Peralta Torrejón, CC BY-SA 4.0
Stolperstein für Tri Georg Kollmann
Stolperstein für Franz Olof Kollmann (Helsinki).jpg
(c) Francisco Peralta Torrejón, CC BY-SA 4.0
Stolperstein für Franz Olof Kollmann
Stolperstein für Janka Kollmann (Helsinki).jpg
(c) Francisco Peralta Torrejón, CC BY-SA 4.0
Stolperstein für Janka Kollmann