Liste der Neckarstaustufen

Die Liste der Neckarstaustufen nennt alle Staustufen am Neckar, einem rechten Nebenfluss des Rheins.

Schiffbarmachung durch Schleusen

Durch den Einbau von Schleusen und Stauwehren wurde der Neckar im Laufe der 1920er und 1930er Jahre abschnittsweise für die Schifffahrt angepasst. Die vorherige Treidel- und Kettenschifffahrt wurde dadurch abgelöst. Inzwischen sind von insgesamt 367 Kilometern Neckar 203 Kilometer von der Mündung in den Rhein flussaufwärts bis Plochingen für Transportschiffe befahrbar. Momentan ist die maximale Größe der Schiffe auf 105 Meter Länge und 12 Meter Breite begrenzt. Der Neckar wird aber einem Ausbauprogramm unterzogen, welches eine Verlängerung der Schleusenkammern beinhaltet. Die Kammern sind hierbei wenig größer als die Schiffe (zurzeit etwa 110 Meter lang bei 105 Metern maximaler Schiffslänge). Es gibt am Neckar 27 Schleusen, welche eine Mindesttiefe von 2,80 Metern für die Schiffe bieten. Neben der Schleuse Feudenheim mit drei Kammern, haben die meisten anderen Schleusen zwei Kammern. Durch die Schleusen wird ein Erreichen der Neckarhafenstädte Heilbronn, Bad Cannstatt, Stuttgart und Plochingen erst ermöglicht. Der Hafen Mannheim liegt in unmittelbarer Nähe der Neckarmündung, wird aber dem Rhein zugerechnet, da er auch von dessen (ungeregeltem) Wasserstand abhängt.

Bauabschnitte

Die Planungen für einen Neckarkanal durch Otto Konz wurden ab 1920 mit der Neckarbaudirektion in institutionelle Bahnen gelenkt. 1927 wurde Paul Bonatz mit der Gestaltung der Bauwerke beauftragt.[1] Der Neckar wurde in verschiedenen Bauabschnitten ausgebaut, begonnen wurde im Unterlauf zwischen Mannheim und Heilbronn. Hierbei wurden bis 1935 alle Schleusen zunächst mit einer Kammer gebaut. Die Schleusen Feudenheim und Heidelberg wurden allerdings aus baulichen Gründen gleich mit je zwei Kammern hergestellt. Der Ausbau der zweiten Kammern erfolgte dann Zug um Zug von 1954 bis 1959.

Im Abschnitt von Heilbronn bis Plochingen wurde die Schleuse Aldingen 1942 in Angriff genommen, alle anderen erst nach dem Zweiten Weltkrieg.

Im weiteren Verlauf wurden dann die bis heute bestehenden Bauwerke Neckaraufwärts in Betrieb genommen: 1958 Hafen Stuttgart, bis 1962 die zweite Schleusenkammern in Horkheim, Lauffen und Hessigheim, 1968 die letzte Schleuse (mit nur einer Kammer) in Deizisau und im gleichen Jahr auch der Hafen in Plochingen.

Art der Schleusen

Die 27 Schleusen am Neckar wurden überwiegend als Doppelschleusen (2 Kammern nebeneinander) konzipiert. Zum Teil wurde erst eine Schleuse gebaut und die zweite vorgesehen, welche später dann eingebaut wurde. Es gibt aber 2 Ausnahmen: Die Schleuse in Feudenheim ist eine Anlage mit einer Doppelschleuse mit Hubtoren, an welche später eine weitere Schleuse angebaut wurde. Somit befinden sich hier inzwischen drei Schleusenkammern. Die neue Schleuse wird zurzeit (2012) verlängert. Die Feudenheimer Anlage ist die unterste am Neckar und die erste, wenn man vom Rhein aus den Fluss befährt. Die oberste Schleuse am Neckar in Deizisau hat nur eine Kammer. Bei einigen Schleusen im oberen Neckar ist lediglich eine Kammer in Betrieb, so beispielsweise in Oberesslingen. Alle Schleusen außer Hessigheim sind Beton/Stahlbeton-Bauwerke.

Erklärung

  • Nr.: Laufende Nummer des Bauwerks.
  • Name: Bezeichnung des Bauwerks.
  • Ort: Kommunale Lage der Staustufe
  • Staat: Bundeslandzugehörigkeit der Staustufe
  • Baujahr: Inbetriebnahme der Bauwerke.
  • Lage: Neckarkilometrierung ab Rheinmündung.
  • Schleusenlänge: Länge der Stauhaltung (Abstand zwischen zwei benachbarten Staustufen) in Kilometern.
  • Höhenlage: Höhe des Wasserspiegels über Normalnull bei Normalstau (entspricht der durchschnittlichen Wasserführung) in Metern. An Schleusen Höhe des Oberwassers.
  • Hubhöhe: Fallhöhe der Staustufe in Metern bei hydrostatischem Stau. Die Fallhöhe der Schleuse Feudenheim ist abhängig vom Wasserstand des Rheins.
  • Schleuse L×B: Nutzbare Abmessungen jeder Schleusenkammer in Metern.
  • Leistung: Leistung des Wasserkraftwerks.
  • Zufluss: Wassermenge pro Sekunde.

Übersichtstabelle Unterer Neckar

Nr.NameOrtBundeslandBaujahrLage (km)Höhenlage (m)Hubhöhe (m)Schleuse L×B (m)Leistung (MW)Zufluss (m³/s)
-Abzweig Seitenkanal LadenburgMannheimBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1925–274,8098,50----
1Schleuse FeudenheimMannheim-FeudenheimBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1927/736,2198,506,00–11,00rechts: 189,50×12,00
links: 105,40×12,00
--
1Kraftwerk FeudenheimMannheim-FeudenheimBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg19278,1098,506,00–11,00-5,0100
1Stauwehr LadenburgLadenburgBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg192712,0098,506,00–11,00Vereinigung Altarm/Kanal0,310
-Abzweig Seitenkanal WieblingenDossenheimBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg192717,45105,26----
2Schleuse SchwabenheimDossenheimBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1925/5517,70105,268,71rechts: 106,80×12,00
links: 108,40×12,00
--
2Kraftwerk SchwabenheimDossenheimBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg192518,00105,268,71-6,9105
2Stauwehr WieblingenHeidelbergBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg192522,40105,268,71Vereinigung Altarm/Kanal0,830
3Staustufe HeidelbergHeidelbergBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg192926,14107,872,60rechts: 109,00×12,00
links: 107,70×12,00
3,1140
4Staustufe NeckargemündHeidelbergBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1931/5730,90111,763,89rechts: 108,30×12,00
links: 109,10×12,00
2,580
5Staustufe NeckarsteinachNeckarsteinachBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg
HessenHessen Hessen[2]
1931/5739,30116,44rechts und links: 110×12,003,6100
6Staustufe HirschhornHirschhornHessenHessen Hessen1933/5947,70121,705,30rechts und links: 110,00×12,006,8150
7Staustufe RockenauEberbachBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1933/5961,43127,73rechts und links: 110,00×12,005,1100
8Staustufe GuttenbachBinauBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1935/5972,20133,005,30rechts und links: 108,60×12,006,8155
9Staustufe NeckarzimmernNeckarzimmernBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg193585,90138,63rechts und links: 109,00×12,003,580
10Staustufe GundelsheimGundelsheimBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1935–37/5893,86142,804,20rechts und links: 109,00×12,002,880
-Abzweig Seitenkanal KochendorfBad FriedrichshallBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1923102,85105,80----
11Schleuse KochendorfBad FriedrichshallBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1925/54103,90150,808,03rechts und links: 107,70×12,006,5100
11Stauwehr NeckarsulmNeckarsulmBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1921–25107,20145,414,45---
-AutobahnbrückeNeckarsulmBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1965–67107,90-Vereinigung Altarm/Kanal--
12Staustufe HeilbronnHeilbronnBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1951–52113,59154,043,18rechts und links: 110,00×12,001,775

Übersichtstabelle Oberer Neckar

Nr.NameOrtBundeslandBaujahrLage (km)Höhenlage (m)Hubhöhe (m)Schleuse L×B (m)Leistung (MW)Zufluss (m³/s)
-Abzweig Seitenkanal HorkheimHorkheimBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg19xx117,00161,417,37---
13Schleuse HorkheimHorkheimBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1959/60117,54161,417,37rechts und links: 110,00×11,904,375
13Stauwehr HorkheimHorkheimBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1927–29119,90161,417,37Vereinigung Altarm/Kanal--
14Staustufe LauffenLauffenBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1951–52/61125,16169,798,38rechts und links: 109,00×12,005,580
15Schleuse BesigheimBesigheimBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1952–55136,23176,106,31rechts und links: 106,00×11,90--
15Stauwehr BesigheimBesigheimBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1952–55136,83176,106,31-3,465
16Staustufe HessigheimHessigheimBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1952/61143,01182,276,17rechts und links: 110,00×11,903,465
-Abzweig Seitenkanal PleidelsheimPleidelsheimBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1912–14
und 1953–55
148,601xx,xx----
17Schleuse PleidelsheimPleidelsheimBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1952/55150,11190,328,05rechts und links: 110,00×11,903,858
17Stauwehr BeihingenBeihingenBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1914153,10 (Alt:154,34)19X,XXX,XXVereinigung Altarm/Kanal--
-Abzweig Seitenkanal MarbachMarbachBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1953–55157,40196,31----
18Schleuse MarbachMarbachBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1953–55157,63196,315,99rechts und links: 110,00×11,90--
18Stauwehr MarbachMarbachBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1954–55158,93196,315,99Vereinigung Altarm/Kanal2,860
19Staustufe PoppenweilerPoppenweilerBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1954/56165,00203,327,01rechts und links: 110,00×11,903,660
20Staustufe AldingenAldingenBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1936–42/56171,99206,923,60rechts und links: 110,00×12,002,475
21Staustufe HofenHofenBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1957176,25213,736,81rechts und links: 110,00×11,903,460
22Staustufe CannstattBad CannstattBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1927–30
1955–58
182,71219,135,40rechts und links: 107,50×11,902,455
23Staustufe UntertürkheimUntertürkheimBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1902
1923
1958
186,45222,783,65rechts und links: 110,00×11,801,548
24Staustufe ObertürkheimObertürkheimBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1968189,52231,138,35rechts und links: 110,00×11,904,160
25Staustufe EsslingenEsslingen am NeckarBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1968193,98236,335,20rechts und links: 110,00×11,901,2530
26Staustufe Oberesslingen mit Kraftwerk OberesslingenOberesslingenBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1968194,84242,245,91110,00×11,902,145
27Staustufe DeizisauDeizisauBaden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg1968199,58247,325,12110,00×11,902,045

Erläuterungen

Je nach Bauwerk können Schleusen, Stauwehre und Kraftwerke an einer Stelle nebeneinander bestehen oder über mehrere Neckarkilometer verteilt sein. Dann ist der Neckar in einen Altarm und einen Neckarkanal unterteilt. In diesem Falle tragen die unterschiedlichen Bauwerke die gleiche Nummer. Die Bezeichnung für eine Gesamtanlage lautet Staustufe.

Anmerkungen

  1. Schwäbischer Heimatbund: Neckarstaustufen und Bonatz-Bauten bedroht. Abgerufen 7. Januar 2013
  2. Westseite Baden-Württemberg bis zur Mitte des Stauwehrs. Ostseite des Stauwehrs und angrenzendes Kraftwerk mit Schleusenkammern liegen in Hessen

Weblinks

Commons: Neckarstaustufen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Landesflagge Baden-Württembergs nach Artikel 24, Absatz 1 der Verfassung des Landes Baden-Württemberg: „Die Landesfarben sind Schwarz-Gold“;
(#F9C700) ist aber nicht das heraldische Gold (#FCDD09)
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