Liste der Konzentrationslager des Deutschen Reichs

Die Liste der Konzentrationslager des Deutschen Reichs enthält Konzentrationslager und KZ-Vernichtungslager während der Zeit des Nationalsozialismus. Ebenso listet sie jene Tötungsanstalten auf, in welche KZ-Häftlinge zur Ermordung deportiert wurden.

Zur Abgrenzung vom streng definierten KZ-System der Nationalsozialisten werden auch die Vernichtungslager der „Aktion Reinhardt“ sowie Jugend-Haftstätten, Durchgangslager und weitere NS-Lager angeführt.

Vorgeschichte

Die Vorgeschichte der Konzentrationslager bildeten die von Historikern sog. Frühen Konzentrationslager. Sie werden heute u. a. auch als „wilde“ Konzentrationslager bezeichnet. Es waren jene Lager, die ab 1933, nach der Machtübernahme Adolf Hitlers im Deutschen Reich, unsystematisch eingerichtet wurden, meist provisorisch an bestehenden Orten. Sie hatten das Ziel, verhaftete politische Gegner der NSDAP einzusperren und dadurch zu entmachten, existierten meist bis zu drei Jahren und standen unter der Leitung von SA, SS, Gestapo, Innenministerium usw.

Die frühen KZ unterstanden nicht der IKL, da diese erst später gegründet wurde. Einige wurden später in das große Lager-System der SS aufgenommen.

Sonderfall ist hier das KZ Dachau, das bis Kriegsende betrieben wurde und Prototyp der späteren KZ-Stammlager war.

Frühe Konzentrationslager

NameStandort
(heutiger Staat)
TypZeitGeschätzte Anzahl
der Inhaftierten
Geschätzte Anzahl
der Toten
AhrensbökDeutschlandfrühes KZ der SA – ging aus dem KZ Eutin hervorOktober 1933 bis Mai 19343000
Alt-DaberDeutschlandfrühes KZ der SAApril 1933 bis Juli 1933
Bad SulzaDeutschlandfrühes KZ der SA / InnenministeriumNovember 1933 bis Juli 1937800
BenninghausenDeutschlandfrühes KZ der SAMärz bis September 1933344unbekannt
BörnickeDeutschlandfrühes KZ der SAMai bis Juli 1933mindestens 79mindestens 10
BredowDeutschland (Polen)frühes KZ der SS20. Oktober 1933 bis 11. März 193440
Brandenburg an der HavelDeutschlandfrühes KZ, später Tötungsanstalt der Aktion T4August 1933 bis Februar 19341.000–1.2003 (mindestens)
BreitenauDeutschlandfrühes KZ, später „ArbeitserziehungslagerJuni 1933 bis März 1934
bzw. 1940–1945
470 bzw. 8.500
Breslau-DürrgoyDeutschland (Polen)frühes KZ, „Privatlager“ Edmund HeinesApril bis August 1933200–400
BochumDeutschlandFührungslager der Bochumer SA-Standarte 17wahrscheinlich März 1933 bis Mitte 1933 / Anfang 1934 (verschiedenen Angaben)
ColditzDeutschlandfrühes KZ der SA und SS21. März 1933 bis 18. August 1934
ab 31. März 1934 Außenlager des KZ Sachsenburg
2311
Columbia-HausDeutschlandfrühes KZ der GestapoDezember 1934 bis Dezember 193610.000
DachauDeutschlandErstes KZ der SS, PrototypMärz 1933 bis April 1945200.000etwa 41.500[1]
ElsterbergDeutschlandfrühes KZ im Gefängnis des Amtsgerichts Elsterberg[2]Anfang März 1933 bis 19. April 1933unbekannte Anzahl von politischen Gegnern, zehn Personen namentlich nachgewiesenunbekannt
EmslandlagerDeutschlandfrühes KZ (mehrere Teillager: KZ Börgermoor, KZ Neusustrum, KZ Esterwegen), ab 1936 StrafgefangenenlagerJuni 1933 bis 194580.000 KZ-Häftlinge und Strafgefangene,
100.000–180.000 Kriegsgefangene
30.000 überwiegend sowjetische Kriegsgefangene
EutinDeutschlandfrühes KZ der SAca. Juli 1933 bis Mai 19342590
HeubergDeutschlandfrühes KZMärz bis Dezember 19333.500 – 4.000[3]mindestens 1
HohnsteinDeutschlandfrühes KZ der SAMärz 1933 bis August 19345.600unbekannt
KemnaDeutschlandfrühes KZJuni 1933 bis Januar 19342.500–3.000[4]
KislauDeutschlandfrühes KZ des badischen InnenministeriumsApril 1933 bis April 19391
Königstein-HalbestadtDeutschlandfrühes KZ der SA – ging später in KZ Hohnstein auf10. März bis Mai 1933215unbekannt
KuhlenDeutschlandfrühes KZJuli bis Oktober 19332000
LeschwitzDeutschlandfrühes KZMärz bis August 19331.000–1.500unbekannt
LichtenburgDeutschlandMänner-, dann Frauen-KonzentrationslagerJuni 1933 bis Mai 1939
MeissnershofDeutschlandfrühes KZ, Außenstelle des KZ BörnickeFebruar 1933 bis Juni 1933
MißlerDeutschlandfrühes KZ der SA und SSMärz bis September 1933148
später 300
Neustadt an der Haardt[5]Deutschlandfrühes KZ („Schutzhaft-, Arbeits- und Internierungslager“)März bis Juni 1933[5]gegen 500[5]keine
NohraDeutschlandFrühes KZ3. März bis 1. Oktober 1933260
Ulm, Oberer KuhbergDeutschlandFrühes KZNovember 1933 bis Juli 1935ca. 600[6]0
OederanDeutschlandFrühes KZMärz 1933 bis April 193380[7]unbekannt
OranienburgDeutschlandSammellagerMärz 1933 bis Juli 19343.00016 (mindestens)
OsthofenDeutschlandSammellager „Umerziehungslager“März 1933 bis Juli 19343.000keine
SA-Gefängnis PapestraßeDeutschlandfrühes KZ der SAMärz 1933 bis Dezember 1933ca. 2.000ca. 30
PerlebergDeutschlandfrühes KZ der SA und SSMai bis Juni 193334keine
PlaueDeutschlandfrühes KZ der SA und SS9. März bis 10. Juni 1933600keine
SachsenburgDeutschlandfrühes KZ der SAJuni 1933 bis Juli 19372.00011 (mindestens)
SonnenburgDeutschland (Polen)frühes KZApril 1933 bis April 19341.000
SenftenbergDeutschlandfrühes KZJuni 1933 bis August 1933265
Wasserturm Berlin-Prenzlauer BergDeutschlandfrühes KZ der SAMärz 1933 bis Juni 1933
VechtaDeutschlandSchutzhaftlager10. Juli 1933 bis Juli 19341000
WittmoorDeutschlandfrühes KZ der SAMärz bis Oktober 1933
ZschorlauDeutschlandfrühes KZ21. April 1933 bis 10. Juli 1933207

Konzentrationslager der IKL bzw. des WVHA

Die Konzentrationslager, die von der Inspektion der Konzentrationslager (IKL) gegründet wurden und zumeist bis Kriegsende Bestand hatten, sind im engeren Sinn gemeint, wenn von „Konzentrationslager“ die Rede ist.

Nach einem Befehl Himmlers durften nur solche Lager offiziell als Konzentrationslager bezeichnet werden, die der IKL (später dem Wirtschafts-Verwaltungshauptamt, WVHA) unterstellt waren.

Charakteristisch für diesen Lagertyp ist neben dem Unterstellungsverhältnis (IKL/WVHA) insbesondere die nach dem „Dachauer Modell“ geformte Struktur der späteren KZ. Es galt die von Theodor Eicke in Dachau erarbeitete KZ-Lagerordnung.

NameStandort
(heutiger Staat)
TypZeitGeschätzte Anzahl
der Inhaftierten
Geschätzte Anzahl
der Toten
Arbeitsdorf-FallerslebenDeutschlandKonzentrationslagerApril bis Oktober 1942ca. 1.200
Auschwitz-StammlagerPolenKonzentrationslagerMai 1940 bis Januar 1945siehe Birkenau
Auschwitz-BirkenauPolenKonzentrations- und VernichtungslagerOktober 1941 bis Januar 1945400.0001,1 bis 1,5 Millionen
Auschwitz-MonowitzPolenKonzentrationslagerEnde 1942 bis Januar 1945siehe Birkenau
Bergen-BelsenDeutschlandKonzentrationslagerApril 1943 bis April 1945120.00070.000
BuchenwaldDeutschlandKonzentrationslagerJuli 1937 bis April 1945250.00056.000
DachauDeutschlandKonzentrationslager (Prototyp)März 1933 bis April 1945200.000etwa 41.500[1]
FlossenbürgDeutschlandKonzentrationslagerMai 1938 bis April 1945mindestens 100.00030.000
Groß-RosenDeutschland (Polen)KonzentrationslagerAugust 1940 bis Februar 1945125.00040.000
GusenÖsterreichKonzentrationslagerMai 1940 bis April 194560 - 70.00044.602
Herzogenbusch-VughtNiederlandeKonzentrationslagerJanuar 1943 bis September 194431.000749
HinzertDeutschlandSS-Sonderlager, Durchgangslager, 'Eindeutschungslager'Juli 1940 bis März 194514.000mindestens 302
Riga-KaiserwaldLettlandKonzentrationslagerMärz 1943 bis September 194415.000
KauenLitauenKonzentrationslagerSeptember 1943 bis Juli 194417.00018.500–30.000
Majdanek-LublinPolenKonzentrations- und VernichtungslagerJuli 1941 bis Juli 194410 - 25.00078.000
MauthausenÖsterreichKonzentrationslagerAugust 1938 bis Mai 1945195.000mindestens 95.000 (mit Gusen)
Mittelbau[8]DeutschlandKonzentrationslagerAugust 1943 bis April 194560.000mindestens 20.000
MoringenDeutschlandFrauen-KonzentrationslagerJuni 1933 bis März 19381.350
Natzweiler/Struthof, Fortführung in Guttenbach/NeckarelzFrankreichKonzentrationslagerMai 1941 bis September 1944, danach eine nominelle Fortführung im Konzentrationslager Neckarelz bis März 194552.00022.000
NeuengammeDeutschlandKonzentrationslagerDezember 1938 bis Mai 1945106.00055.000
Niederhagen / WewelsburgDeutschlandKonzentrationslagerSeptember 1941 bis Frühjahr 19433.9001.285
PlaszowPolenKonzentrationslagerDezember 1942 bis Januar 1945(mindestens 150.000)8.000
RavensbrückDeutschlandFrauen-KonzentrationslagerMai 1939 bis April 1945150.00020.000–30.000
SachsenhausenDeutschlandKonzentrationslagerJuli 1936 bis April 1945mindestens 200.000mindestens 30.000–40.000 (20.500 namentlich bekannte + 10.000–13.000 sowjetische Kriegsgefangene + weitere Opfer)
StutthofFreie Stadt Danzig (Polen)KonzentrationslagerSeptember 1939 bis Mai 1945110.00065.000
VaivaraEstlandKonzentrationslagerSeptember 1943 bis März(?) 194420.000950
WarschauPolenKonzentrationslagerJuli 1943 bis Juli 194440.000[9]20.000[9]

Konzentrationslager, das der Gestapo unterstand

  • KZ Hohenbruch bei Hohenbruch (bis 1938 Lauknen, seit 1946 Gromowo/Гро́мово) im damaligen Ostpreußen war ein von August 1939 bis Januar 1945 bestehendes Konzentrationslager, das der Gestapo in Königsberg unterstand.

Übersicht der KZ-Außenlager und KZ-Außenkommandos

Die folgenden Listen beinhalten sowohl dauerhaft errichtete Außenlager (Lager mit Häftlings-Wohnstätten und SS-Wachtürmen), als auch temporäre Außenkommandos. KZ-Außenkommandos waren mobile KZ-Häftlingskommandos, die von der SS z. B. bei der Bombenräumung eingesetzt wurden (Bsp. KZ-Außenkommando SS-Baubrigade).

Vernichtungslager

Lager, die der industrialisierten Vernichtung von Menschen dienten, werden von Historikern heute Vernichtungslager genannt.

Vernichtungslager (innerhalb des KZ-Systems)

Zum Begriff Vernichtungslager zählen die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Majdanek (Lublin), die der IKL unterstellt waren. Bei diesen beiden KZ stand das Kriterium des fabrikmäßig organisierten Massenmordes im Vordergrund.

Name/BezeichnungStandort (heutiges Land)TypInbetriebnahmeSchließung/BefreiungGeschätzte Anzahl der Toten
KZ Auschwitz-Birkenau, (auch Auschwitz II genannt)PolenKonzentrations-, Kriegsgefangenen- und VernichtungslagerOktober 1941Januar 19451,1 bis 1,5 Millionen
KZ Majdanek (Lublin)PolenKonzentrations- und VernichtungslagerJuli 1941Juli 194478.000

Vernichtungslager (nicht innerhalb des KZ-Systems)

Die o. g. KZ-Vernichtungslager Auschwitz und Majdanek hatten Verbrennungsöfen für die Leichen. Hingegen jene Vernichtungsstätten, die nicht im KZ-System errichtet worden waren, hatten nicht die Basis der vorhandenen Krematorien.

Bei diesen Vernichtungsaktionen, die nicht im System der KZ stattfanden, wurden die Leichen zunächst in Gruben verscharrt, später wurden diese Massengräber wieder geöffnet und die verwesten Leichen anschließend verbrannt (z. B. Sonderaktion 1005).

Ein weiterer Unterschied war, dass keine Selektionen an der Rampe stattfanden, sondern alle dorthin deportierten Häftlinge ermordet wurden. Die Orte waren reine Todesfabriken.

Vernichtungslager

NameStandort
(heutiges Land)
TypZeitGeschätzte Anzahl
der Inhaftierten
Geschätzte Anzahl
der Toten
Vernichtungslager KulmhofPolenVernichtungslagerDezember 1941 bis April 1943
April 1944 bis Januar 1945
mindestens 160.000[10]
Vernichtungslager Maly TrostinezBelarusVernichtungslagerMai 1942 bis Juli 194440.000–60.000

Vernichtungslager der Aktion Reinhardt

In den Lagern der „Aktion Reinhardt“ wurden mehr Menschen ermordet als in Auschwitz.

NameStandort
(heutiges Land)
TypZeitGeschätzte Anzahl
der Inhaftierten
Geschätzte Anzahl
der Toten
Vernichtungslager BelzecPolenVernichtungslager
(Aktion Reinhardt)
März bis Dezember 1942434.508 Juden
1.000–1.500 Polen[11][12]
Vernichtungslager SobiborPolenVernichtungslager
(Aktion Reinhardt)
Mai 1942 bis Oktober 1943250.000
Vernichtungslager TreblinkaPolenVernichtungslager
(Aktion Reinhardt)
Juli 1942 bis November 1943mindestens 713.000 
bis zu 1,1 Millionen.[13]

Sonderfall: Tötungsanstalten

Einen Sonderfall bilden die u.g. Tötungsanstalten, in welche KZ-Häftlinge deportiert und dort ermordet wurden.

Aktion T4 (Ermordung von behinderten Menschen), 1940 bis 1941

In den Tötungsanstalten fanden die Krankenmorde im Nationalsozialismus statt. Zwischen 1940 und 1941 ließ das NS-Regime mehr als 70.000 Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen ermorden. Nach Protesten in der Bevölkerung wurde die „Aktion T4“ eingestellt, mit der „Aktion Brandt“ jedoch dezentral weitergeführt.

AnstaltOrt19401941Getötete Menschen
ASchloss Grafeneck9.8399.839
BBrandenburg9.7729.772
BeBernburg8.6018.601
CSchloss Hartheim9.6708.59918.269
DSchloss Sonnenstein5.9437.77713.720
EHadamar10.07210.072
gesamt35.22435.04970.273

In der Hartheimer Statistik der Aktion T4 sind diese Zahlen monatsweise aufgelistet. Die sechs NS-Tötungsanstalten bezeichnete die NS-Tarnsprache als „Anstalten“. Von 1940 bis zum 1. September 1941 wurden insgesamt 70.273 Menschen durch Gas getötet, (Tarnsprache: „desinfiziert“).[14]

Herbert Lange leitete 1940 bis 1941 das Sonderkommando Lange, das in weiteren Tötungsanstalten mindestens 6.219 polnische und deutsche Patienten mittels Gaswagen ermordete, damals als 'Räumung von Heilanstalten" bezeichnet. Anschließend wurde er, ab Dezember 1941, Kommandant des Vernichtungslagers Kulmhof.

Ähnlich wie Herbert Lange wurden mehr als 100 Personen, die bei den Euthanasie-Morden tätig waren, als „Fachpersonal“ für spätere Vernichtungslager übernommen.

Aktion 14f13 (Ermordung von „nicht arbeitsfähigen“ KZ-Häftlingen), 1941 bis 1944

Nachdem die Ermordung von behinderten Menschen zunächst eingestellt worden war, wurde „Häftlingseuthanasie“ betrieben. Zwischen 1941 und 1944 begutachteten SS-Ärzte die Arbeitsleistung von KZ-Häftlingen. Die SS konnte nun Häftlinge als „Invaliden“ einstufen, sobald sie krank, alt oder auch nur missliebig waren. Den Häftlingen wurde vorgetäuscht, sie kämen mittels „Invalidentransporten“ zur Erholung in ein Sanatorium. Jedoch wurden sie in Tötungsanstalten (Bernburg, Sonnenstein, Hartheim) deportiert. Etwa 20.000 Häftlinge wurden umgebracht.

Aktion Brandt (Dezentral durchgeführte Ermordung von Insassen von Heil- und Pflegeanstalten), 1943 bis 1945

Um für kriegsverwundete Soldaten Bettenplätze in Heil- und Pflegeanstalten freizumachen, wurden ab etwa 1943 deren Patienten verlegt, jedoch auch in großem Maßstab dezentral ermordet. Bei dieser Aktion hatte Karl Brandt, Generalkommissar für das Sanitäts- und Gesundheitswesen, eine leitende Funktion. Zu den bekanntesten Aufnahme- und damit auch Tötungsanstalten gehörten in diesem Zusammenhang

Die Anzahl Opfer ist aufgrund fehlender Aktenlage ungewiss, es wird von mindestens 30.000 Getöteten ausgegangen.

KZ-ähnliche Lager, die Abgrenzungsproblematik

Sonstige KZ-ähnliche Lager umfassen im Prinzip fast sämtliche Gefangenenlager im Deutschen Reich während der Zeit der Hitler-Diktatur. Hierzu zählen beispielsweise Arbeitserziehungslager, Kriegsgefangenenlager oder Zwangsarbeiterlager. Diese Lager sind aufgrund der ethnischen („rassischen“) Hierarchisierung der Gefangenen der Nationalsozialisten schwierig zu typisieren. Gemeinsam ist ihnen, dass der Gefangenstatus meist nicht auf einem Gerichtsurteil basiert (vgl. Schutzhaft, Gestapo, RAD). So wurden westalliierte Kriegsgefangene als Angehörige der „nordischen Rasse“ in der Regel in Wehrmachtsgefangenenlagern deutlich besser behandelt als die Soldaten der Roten Armee. Es konnte auch eine Rolle spielen, dass in den Händen der Westalliierten zunächst höhere Zahlen deutscher Gefangener vermutet wurden, deren Status als Kriegsgefangener nicht gefährdet werden sollte. Die Sowjetsoldaten wurden dagegen in vorgeblichen Gefangenenlagern unter Bedingungen eingesperrt, die sich von einem Konzentrationslager nicht unterschieden. Schon bei der Gründung des KZ Auschwitz II ging es um die Unterbringung von Rotarmisten. Auch die der Gestapo unterstellten Arbeitserziehungslager unterschieden sich gegen Kriegsende nur noch dem Namen nach von einem KZ-Außenlager. Die dort von Polizeigerichten zur Strafe verhängten Urteile entsprangen keiner ordentlichen Gerichtsbarkeit. Hier kam es auch häufig zu Namens- und Zuständigkeitsänderungen der betreffenden Lager.

Nachfolgend wird ein Teil der sonstigen NS-Haftstätten genannt, die keine Vernichtungslager waren. Allerdings kann die Zahl der dort Ermordeten oder der Todesopfer auf Grund der Haftbedingungen enorm gewesen sein. Die Gesamtanzahl der NS-Lager betrug lt. einer amerikanischen Holocauststudie aus dem Jahr 2013 über 40.000.[15]

Durchgangslager

Durchgangslager waren Sammellager, in die Häftlinge meist jüdischer Herkunft gesperrt wurden, die in die Vernichtungslager deportiert werden sollten. Der ebenfalls dafür verwendete Begriff Sammellager entspricht sachlich dem Begriff Konzentrationslager.

NameStandort
(heutiges Land)
TypZeitGeschätzte Anzahl
der Inhaftierten
Geschätzte Anzahl
der Toten
Fort BreendonkBelgienDurchgangslager, teilweise auch LangzeithäftlingeSeptember 1940 bis August 19443.500–4.000300?
MechelenBelgienSammel- und DurchgangslagerJuli 1942 bis September 194425.3001.221
DrancyFrankreichSammel- und Durchgangslager
Fünfbrunnen[16] (Pafemillen)Luxemburg„Jüdisches Altersheim“, anschließend DurchgangslagerJuli 1941 bis April 1943300über 20
NovákySlowakeiSammel- und Durchgangslager
Risiera di San SabbaItalienSammel- und Durchgangslager, StaLag, PolizeilagerOktober 1943 bis April 194520.000–25.0003.000–5.000
Konzentrationslager SereďSlowakeiSammel- und Durchgangslager
Theresienstadt (auch als KZ Theresienstadt bekannt)TschechienGestapo-Gefängnis
Sammel- und Durchgangslager
Juni 1940 bis Mai 1945
November 1941 bis Mai 1945
32.000
140.000
2.500
35.000
WesterborkNiederlandeSammel- und DurchgangslagerOktober 1939 bis April 1945102.000
Innsbruck-ReichenauÖsterreichDurchgangslagerAugust 1941 bis 19458.500130
StrasshofÖsterreichDurchgangslager
PruszkówPolenDurchgangslagerAugust 1944 bis Januar 1945650.000[17][18]?

Andere Lager

NameStandort
(heutiges Land)
TypZeitGeschätzte Anzahl
der Inhaftierten
Geschätzte Anzahl
der Toten
„Judenreservat“ in Nisko, unter Leitung Adolf Eichmanns geplant als Durchgangslager für ein riesiges „Judenreservat“PolenLager der SSOktober 1939 bis 14. April 19405.000? (Rücktransport von 501 Häftlingen)
Schutzhaftlager WelzheimDeutschlandLager der Gestapo1935 bis April 1945mindestens 2.000(7)
Zwangslager Berlin-MarzahnDeutschlandMai 1936 bis 1937

Jugendhaftstätten

NameStandort
(heutiges Land)
TypZeitGeschätzte Anzahl
der Inhaftierten
Geschätzte Anzahl
der Toten
MoringenDeutschlandJugendkonzentrationslager für Jungen1940 bis April 19451.400mindestens 89
UckermarkDeutschlandJugendkonzentrationslager für Mädchen und junge FrauenJuni 1942 bis April 1945unbekanntunbekannt
Litzmannstadt (Łódź)PolenJugendkonzentrationslager für polnische und tschechische Kinder und JugendlicheDezember 1942 bis Januar 1945unbekannt500?

Sonstige NS-Lager

  • In der separaten Liste der Sammellager/Ghettos in der Zeit des Nationalsozialismus werden meist Lager, Stadtteile oder Orte aufgezählt, die bei ihrer Errichtung bereits vorübergehend als Sammellager, z. B. im Rahmen der Aktion Reinhardt als Teilschritt der so genannten Endlösung der Judenfrage geplant waren. Es handelt sich dabei um mindestens weitere 600 Sammellager, eher 950.
NameStandort
(heutiges Land)
TypZeitGeschätzte Anzahl
der Inhaftierten
Geschätzte Anzahl
der Toten
(Opfergruppen)
Fort GoebenFrankreich„SS-Sonderlager“Oktober 1943 bis August 19441.500–1.800 Widerstandskämpfer und anderemindestens 36
BozenItalien„Polizeidurchgangslager“Juli 1944 bis April 194515.000 „Politische“, Juden und anderemindestens 20
ChaidariGriechenland"Konzentrations- und Durchgangslager"Oktober 1943 bis 194420.000 Widerstandskämpfer und Judenmind. 1.800
Lemberg-JanowskaUkraineZwangsarbeitslager; MassenmordstätteSeptember 1941 bis November 1943100.000–200.000 (meist Juden)
LackenbachÖsterreich„Polizeidurchgangslager“, ZwangsarbeitNovember 1940 bis 1945(Roma, Juden)
HodonínTschechienZigeunerlager (Protektorat Böhmen und Mähren)Juli 1940 bis 1945(Roma)
LetyTschechienZigeunerlager (Protektorat Böhmen und Mähren)Dezember 1939 bis 1945(Roma)
GursFrankreichInternierungslager (Vichy-Frankreich)1939–1944(Diverse)
Le VernetFrankreichInternierungslager (Vichy-Frankreich)1939–1944(Diverse)
JasenovacKroatienArbeits-, Vernichtungs- und Konzentrationslagerkomplex, davon drei Kinderlager (Ustascha-Kroatien)Ende 1941 bis 1945insgesamt ca. 1.000.000, davon gleichzeitig maximal 3.000–5.000mindestens 80.000 und bis zu mehreren 100.000 (Serben, Juden, Muslime, Roma und orthodox-katholische; Kroaten)
Neue BremmSaarbrücken, DeutschlandArbeitslager; „Erweitertes Polizeigefängnis“ (Gestapo)1940–194520.000mehrere 100
Pavlos MelasGriechenlandPolizeihaftlager des SD1941–1944(Geiseln, Juden, Kommunisten)
Sicherungslager Schirmeck-VorbruckFrankreich„Sicherungslager“ oder „Erziehungslager“ für Elsässer und LothringerAugust 1940 bis 194415.000–25.000mindestens 76,
Schätzungen bis 500
Internierungslager SkrochowitzTschechienInternierungslager (Reichsgau Sudetenland)September 1939 bis?(Polen, Juden)

Siehe auch

Literatur

Zur Geschichte der Konzentrationslager gibt es neben ausführlichen Monographien über einzelne Lager verschiedene mehrbändige Buchreihen, die anhand von Abrissen zur Geschichte einzelner Lager einen Gesamtüberblick geben. Dazu gehören:

  • Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. C. H. Beck, München 2005 f., ISBN 978-3-406-52960-3 (9 Bände).
  • Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Geschichte der Konzentrationslager 1933–1945. Metropol Verlag, Berlin 2001–2005. Zielsetzung dieser Buchreihe ist die Erstellung einer Gesamtgeschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Die ersten Bände befassen sich mit den frühen Lagern bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs.
  • Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Dachauer Hefte. Verlag Dachauer Hefte, Dachau 1985–2006. Seit 1985 erscheint jährlich ein neuer Band. Jeder Band hat einen bestimmten Themenschwerpunkt, zu dem verschiedene Autoren Aufsätze beisteuern. In der Regel handelt es sich dabei um wissenschaftliche bzw. monografische Beiträge, aber auch Erinnerungsberichte, unveröffentlichte Manuskripte und Übersetzungen aus anderssprachigen Werken.

Weblinks

Commons: Nationalsozialistische Konzentrationslager – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b Startseite. In: KZ Gedenkstätte Dachau.
  2. Das KZ Elsterberg auf www.gedenkplaetze.de
  3. Wolfgang Benz und Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors: Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. B. 2. C.H.Beck oHG, München 2005, ISBN 3-406-52960-7, S. 127.
  4. Mintert, David: Das frühe Konzentrationslager Kemna und das sozialistische Milieu im Bergischen Land. 2007, S. 164, in der Online-Zählung S. 170.
  5. a b c erinnern-gedenken-lernen. In: www.gedenkstaette-neustadt.de. Gedenkstätte Neustadt e.V.;
  6. Zahlenangaben des Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg, Ulm: Die Häftlinge. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Oktober 2018; abgerufen am 21. September 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/dzok-ulm.de
  7. gedenkplaetze.info: Frühes Konzentrationslager im Amtsgerichtsgefängnis in Oederan. Abgerufen am 14. September 2023.
  8. Das KZ Mittelbau-Dora wurde am 28. August 1943 unter der Bezeichnung Arbeitslager Dora als Außenlager des KZ Buchenwald gegründet und wurde am 28. Oktober 1944 eigenständiges Konzentrationslager; vgl. Jens-Christian Wagner (Hrsg.): Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943–1945. Göttingen, 2007, S. 45, 53 f.
  9. a b Kopka B.: Konzentrationslager Warschau. 1. Auflage. Instytut Pamięci Narodowej, Warszawa 2007, ISBN 978-83-60464-46-5, S. 120.
  10. Thomas Sandkühler: Die Täter des Holocaust. In: Karl Heinrich Pohl: Wehrmacht und Vernichtungspolitik. Göttingen 1999, S. 47.
  11. Robin O’Neil: A Reassessment: Resettlement Transports to Belzec, March-December 1942. auf: jewishgen.org/
  12. P. Burchard: Pamiątki i zabytki kultury żydowskiej w Polsce. 1. Auflage. "Reprint" Piotr Piotrowski, Warszawa 1990, S. 174.
  13. Frank Golczewski in Wolfgang Benz: Dimension des Völkermordes. Deutscher Taschenbuch Verlag, 1996, ISBN 3-423-04690-2, S. 468.
    Schätzung der Opferzahlen im Treblinka-Prozess mindestens 700.000, Nach Rachel Auerbach: 1.074.000, diese wird von Golczewski als wahrscheinlich angesehen.
  14. Ernst Klee (Hrsg.): Dokumente zur "Euthanasie". Fischer, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-596-24327-0, S. 232 f.
  15. Mehr als 40.000 Nazi-Zwangslager in Europa. Zeit Online, 2. März 2013.
  16. Änder Hohengarten: Die nationalsozialistische Judenpolitik in Luxemburg. im Auftrag des Memorial de la Déportation in Luxemburg-Hollerich. 2., veränd. Auflage. Luxemburg 2004, S. 52 ff.
  17. Marek Getter: Straty ludzkie i materialne w Powstaniu Warszawskim. In: Biuletyn IPN. Nr. 43-44, 2004, ISSN 1641-9561, S. 69.
  18. Muzeum Dulag 121. In: dulag121.pl. (polnisch).

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