Liste der Gräben des Unterharzer Wasserregals

Glasebacher Zulaufgraben an der Radkammer der Grube Glasebach

Die Gräben des Unterharzer Wasserregals sind rund 100 kürzere und längere Wassergräben innerhalb eines bergbaulichen Wasserwirtschaftssystems. Entstanden sind einige kleine Gräben teils schon im 14. Jahrhundert.

Der systematische Ausbau erfolgte zwischen 1704 und 1745 durch Georg Christoph von Utterodt und Christian Zacharias Koch.

Die Gräben befinden sich in den Bergbaurevieren Silberhütte, Birnbaum, Neudorf (Fürstentum Anhalt-Harzgerode bzw. Fürstentum Anhalt-Bernburg) und Straßberg (Grafschaft Stolberg-Stolberg). Sie stehen heute, unabhängig von ihren aktuellen Zustand, unter Denkmalschutz. Nur wenige Gräben sind noch wasserführend, die meisten trockengelegt und, vorrangig im Straßberger Revier, nicht mehr existent.

Silberhütter Kunstgraben

Der Silberhütter Kunstgraben ist eigentlich ein Netz aus acht Teilstücken, die nie alle gleichzeitig in Betrieb waren.

Die Auflistung erfolgt, nach Karl-Heinz Krause, in Gefällerichtung.

NameTerritoriumBauzeitBeginnEndeLänge (km)Funktion
LudengrabenStolberg-Stolberg1726–1736Obere LudeBüschengraben, oberhalb Gräfingründer Teich9,5Sammelgraben
Abzw. zum MöllerteichStolberg-Stolberg1726–1736, 1745Ludengraben (Abzweig vor Ludenrösche)Mündung der Ludenrösche, oberhalb MöllerteichsSammelgraben
Schindelbrücher KunstgrabenStolberg-Stolberg1703–1704Gräfingründer TeichFauler Pfützenteich8,9Sammelgraben, Zuführgraben
Anhaltischer GrabenStolberg-Stolberg /
Anhalt-Bernburg
1761–1762, 1792–1793Schindelbrücher Kunstgraben
(Abzweig am Faulen Pfützenteich)
Oberer Birnbaum3,2Zuführgraben
BergmannsgrabenAnhalt-Bernburg1761–1762Abzweig am Anhaltischen Grabenschmale WipperZuführgraben
unbenannter StichgrabenAnhalt-Bernburgzw. 1779 und 1817Abzweig am Anhaltischen GrabenKalbesauger Teich< 1,0Zuführgraben
Neudorfer GrabenAnhalt-Bernburg1793Ende des Anhaltischen GrabensNeudorfer Gemeindeteich1,4Zuführgraben
Neuer GrabenAnhalt-Bernburg1817Kalbesauger TeichEnde des Anhaltischen Grabens0,5Zuführgraben
Siebengründer GrabenAnhalt-Bernburg1903–1904Abzweig am Beginn des Neudorfer GrabensSiebengrundbach (oberhalb Teufelsteich)1,3Zuführgraben
Fürst-Victor-KunstgrabenAnhalt-Bernburg1696–1697TeufelsteichMundloch des Fürst-Victor-Stollens1,4Kunstgraben
Silberhütter AufschlaggrabenAnhalt-Bernburg1890Mundloch des Fürst-Victor-StollensAufbereitungsanlage Silberhütte0,9Kunstgraben

Weitere Gräben

Neben dem Silberhütter Kunstgraben existierte eine Vielzahl von Gräben, vorrangig als Kunstgräben angelegt.

Im stolbergischen Straßberg führten sechs Gräben von Stauteichen zu den Pochwerken und Radkünsten in Straßberg. Die höhenlinienparallelen Hanggräben waren in bis zu drei übereinanderliegenden Ebenen ausgeführt. Im anhaltischen Harz erfolgte die Wasserführung vorrangig über kurze Aufschlagröschen direkt von den Stauteichen aus.

NameTerritoriumBauzeitBeginnEndeLängeFunktion
BüschengrabenStolberg-StolbergOberlauf natürlich, Unterlauf wahrscheinlich um 1700bei Untermühlenahe Maliniusteichca. 4 kmZuführgraben
oberer RödelbachgrabenStolberg-Stolbergvor 1610Rödelbach, nahe unterer Kiliansteicham Hüttenstollen-Mundloch≈ 3,5 kmKunstgraben
Glasebacher ZulaufgrabenStolberg-Stolbergunbekannt, wahrscheinlich um 1690oberer RödelbachgrabenRadkammer der Grube GlasebachKunstgraben
Glasebacher RücklaufgrabenStolberg-StolbergunbekanntRadkammerrösche der Grube GlasebachBärlochsgraben (Bärenlöcher)Kunstgraben
BärlochsgrabenStolberg-StolbergAnfang des 18. JahrhundertsBärenlöcherein Kunstschacht in StraßbergKunstgraben
Unterer HanggrabenStolberg-Stolbergwahrscheinlich Anfang des 18. JahrhundertsRödelbachEnde des BärlochsgrabensKunstgraben
Mittlerer HanggrabenStolberg-StolbergunbekanntMundloch Heiligenberg-StollenRadkünste der Grube Neuhaus-StolbergKunstgraben
Oberer HanggrabenStolberg-Stolbergum 1600oberer Rödelbachgraben
(Mundloch Stadtweger Rösche)
Radkünste der Grube Neuhaus-StolbergSammelgraben, Kunstgraben
DorfgrabenStolberg-StolbergunbekanntRadkünste der Grube Neuhaus-StolbergGrundbornSammelgraben, Kunstgraben
oberer Rödelbachgraben

Siehe auch

Literatur

  • Entwicklung und gegenwärtige Funktion von Anlagen der historischen bergbaulichen Wasserwirtschaft im Unterharz. In: Wilfried Strenz, Arbeitskreis Historische Geographie der Geographischen Gesellschaft der DDR (Hrsg.): Historisch-geographische Forschungen in der DDR. Hermann Haack Geographisch-Kartographische Anstalt, Gotha 1986, ISBN 3-7301-0803-4.
  • R. Lähne & D. Bednorz: Der kleine Umweg – Unterharzer Wasserregal. In: Grundwasser – Zeitschrift der Fachsektion Hydrogeologie. Nr. 16, 2011, S. 57–58, doi:10.1007/s00767-011-0160-2.
  • Wilfried Ließmann: Historischer Bergbau im Harz. 3., vollständig neu bearbeitete Auflage. Springer, Berlin 2007, ISBN 978-3-540-31327-4.
  • Karl-Heinz Krause: Historische Bergbauliche Wasserwirtschaft im Ostharz – das Beispiel Unterharzer Teich- und Grabensystem. In: Christoph Ohlig (Hrsg.): UNESCO-Weltkulturerbe Oberharzer Wasserwirtschaft (= DWhG [Hrsg.]: Schriften der Deutschen Wasserhistorischen Gesellschaft (DWhG) e.V. Band 19). Band 19. Books on Demand, Norderstedt 2012, ISBN 978-3-8482-0803-6.

Weblinks

Commons: Gräben des Unterharzer Teich- und Grabensystems – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Glasebacher Zulaufgraben an Radkammer.jpg
Autor/Urheber: Sarkana, Lizenz: FAL
Glasebacher Zulaufgraben an der Radkammer der Grube Glasebach
Floesse in Strassberg.jpg
Autor/Urheber: Sarkana, Lizenz: FAL
Flösse in Straßberg