Liste der Bischöfe von Minden

Wappen des Bistums Minden nach Siebmachers Wappenbuch von 1605

Die Bischöfe von Minden waren zunächst in erster Linie geistliche Oberhäupter des Bistums Minden. Ihr Bischofssitz war der Mindener Dom. Ihre Residenz war im Laufe der Geschichte unter anderem Schloss Petershagen und der Bischofspalast neben dem Dom. Im ottonisch-salischen Reichskirchensystem wuchs ihnen auch erhebliche weltliche Macht zu. Durch Landerwerb um Minden konnten sie das Hochstift Minden etablieren. Über dieses Territorium, das aber deutlich kleiner als das kirchliche Bistum war, herrschten sie nach der Auflösung des Stammesherzogtums Sachsen 1180 als weltliche Landesherren mit herzoglicher Gewalt. Als reichsständische Landesherren wurden sie als Fürstbischöfe bezeichnet. Die Reihe der Bischöfe zu Minden begann mit Bischof Erkanbert, der der erste Bischof nach Ausrufung des Bistums um 800 im Zuge der Sachsenmission war, und endete mit Fürstbischof Franz Wilhelm, der bis 1648 in einem durch jahrzehntelange Reformationsbestrebungen bereits weitgehend säkularisierten Gebiet herrschte. 1648 wurde das Bistum ausgesetzt und das Hochstift im Westfälischen Frieden Brandenburg-Preußen als weltliches Fürstentum Minden zugeschlagen.

Die folgenden Personen waren Bischöfe von Minden:

Bischöfe

BildNamevonbisBemerkungen
Erkanbert803813
Hardward813853
Theoderich853880
Wulfhar880886
Drogo886902
Adalbert902905
Bernhard905914
Lothar914927
Ebergisl927950
Helmward950958
Landward958969
Milo969996
Ramward9961002
Dietrich II.10021022
Sigebert10221036
Zeichnung der Grabplatte von BrunoBruno von Waldeck10371055
Egilbert aus Bayern10551080
Reinward10801089
Volkmar10801096Gegenbischof
Ulrich10891097
Gottschalk10971112
Widelo10971119Gegenbischof
Sigward11201140
Heinrich I.11401153
Werner aus Bückeburg11531170

Fürstbischöfe

BildNamevonbisBemerkungen
Anno von Landsberg11701185erhält 1180 nach Ende des Stammesherzogtums Sachsen herzogliche Machtbefugnisse im Stift Minden
ThietmarThietmar11851206
Heinrich II.12061209
Konrad I. von Rüdenberg12091236
Wilhelm I. von Diepholz12361242
Johann von Diepholz12421253
Wedekind I.12531261auch Wedekind von Hoya
Kuno12611266
Otto I. aus Stendal12661275
Volkwin von Schwalenberg12751293
Konrad II. von Wardenberg12931295
Ludolf von Rostorf12951304
Gottfried von Waldeck13041324
LudwigLudwig von Braunschweig-Lüneburg13241346
Gerhard I.Gerhard I. von Schauenburg13461353
Dietrich III.Dietrich III. Kagelwit13531361
Gerhard II. von Schauenburg[1]13611366
Otto II. von Wettin13661368
Wittekind II.13691383auch Wittekind von Schalksberg
Otto III. von Schalksberg13841397
Gerhard III.13971398Gerhard III. wird beispielsweise im Lexikon des Mittelalters als Bischof erwähnt. Andere Quelle erwähnen ihn nicht.
Marquard von Randeck13981398
Wilhelm II. von Büschen13981402
Otto IV. von Rietberg14031406
Wilbrand von Hallermund14061436
AlbrechtAlbrecht von Hoya143614731420 zum Koadjutorbischof ernannt, am 23. Dezember 1436 Bischof von Minden, am 18. Februar 1437 von Papst Eugen IV. bestätigt, im April 1437 zum Priester und im Mai 1437 zum Bischof geweiht; † 25. April 1473
Heinrich III. von Schauenburg (Schaumburg)14731508am 6. Mai 1473 zum Bischof bestellt, am 30. Juli 1473 vom Papst bestätigt, am 20. März 1474 zum Priester und am 1. Mai 1474 zum Bischof geweiht; † 25. Januar 1508
Franz von Braunschweig-Wolfenbüttel15081529* 1492 in Wolfenbüttel, im Mai 1508 zum Bischof bestellt und am 14. Juli 1508 von Papst Julius II. bestätigt; † 25. November 1529 als Bischof-Elekt
Franz II. von WaldeckFranz II. von Waldeck15301553* 1491, am 10. Februar 1530 zum Bischof von Minden bestellt, am 18. Januar 1531 von Papst Clemens VII. bestätigt, am 1. Juni 1532 zum Bischof von Münster und am 11. Juni 1532 zum Bischof von Osnabrück bestellt, am 16. August 1532 vom Papst bestätigt, am 29. Dezember 1540 zum Priester und am 1. Januar 1541 zum Bischof geweiht; † 15. Juli 1553
Julius von Braunschweig-LüneburgJulius von Braunschweig-Lüneburg15531554* 29. Juni 1528 in Wolfenbüttel, am 23. April 1553 zum Bischof von Minden bestellt, resigniert im Februar 1554 als Bischof-Elekt; † 13. Mai 1589
Georg von Braunschweig-Lüneburg15541566* 22. November 1494 in Wolfenbüttel, (Ordensgeistlicher) im Oktober 1554 zum Bischof von Minden, Bischof von Verden und Erzbischof von Bremen bestellt, 1561 von Papst Pius IV. bestätigt; † 4. Dezember 1566 als Erzbischof-Elekt
Hermann von Schauenberg (Schaumburg)15671582* 1. November 1545, am 9. Januar 1567 zum Bischof bestellt, am 29. Mai 1573 von Papst Pius IV. bestätigt, resigniert am 29. Januar 1582; † 5. März 1592
Heinrich Julius von Braunschweig-LüneburgHeinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg15821585* 15. Oktober 1567 in Wolfenbüttel, am 7. Dezember 1578 zum Bischof von Halberstadt, im Februar 1582 zum Bischof von Minden bestellt, resigniert auf beide Bischofssitze am 25. September 1585 als Bischof-Elekt; † 20. Juli 1613
Sedisvakanz15851587
Anton von Schauenburg (Schaumburg)15871599* 8. März 1549, am 11. September 1587 zum Bischof bestellt; † 21. Januar 1599 als Bischof-Elekt
Christian der ÄltereChristian von Braunschweig-Lüneburg15991625am 7. Februar 1599 zum Bischof-Elekt gewählt
Sedisvakanz16251631Nach dem Lexikon des Mittelalters war das Bischofsamt von 1625 bis 1631 vakant. Andere Quellen führen Christian von Braunschweig-Lüneburg bis 1629, 1630 oder 1631[2] oder sogar bis zu seinem Tod im November 1633 als Bischof. Minden wurde aber bereits 1625 durch den katholischen Tilly in der Gegenreformation besetzt. Ab spätestens 1631 regierte bereits sein katholischer Nachfolger Franz Wilhelm in Minden.
Franz Wilhelm, Graf von WartenbergFranz Wilhelm, Graf von Wartenberg16311648
(1634)
* 1. März 1593 in München aus einer Nebenlinie der Wittelsbacher, von Papst Urban VIII. am 26. Januar 1630 als Bischof der nahezu säkularisierten Bistümer Verden und Minden bestellt, flüchtete vor den Schweden nach Köln; † 1. Dezember 1661 als Kardinal, Fürstbischof von Osnabrück seit 1625 und Bischof von Regensburg seit 1649. Seine Zeit als Bischof in Minden endet de facto bereits im November 1634 wegen seiner Flucht nach Köln.

Hinweis: Die vom Domkapitel gewählten Personen, werden zunächst als Bischof-Elekt bezeichnet. Mit der Bestätigung durch den Papst erhalten sie das Recht auf den Bischofstitel. Verweigert der Papst einem Bischof-Elekt aufgrund seiner mangelnden katholischen Gesinnung oder Eignung die Bestätigung, so werden sie während der Reformationszeit häufig als (protestantische) Administratoren bezeichnet. Dazu zählen beispielsweise Christian von Braunschweig-Lüneburg, Julius von Braunschweig-Lüneburg und Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg.

Siehe auch

Literatur

Foto einer Tafel im Mindener Dom mit einer Liste der Mindener Bischöfe
  • Wilhelm Schröder: Chronik des Bistums und der Stadt Minden. Leonardy, Minden i. W. 1886 (Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Münster).
  • Otto Weigand: Die deutschen Bischöfe bis zum Ende des sechzehnten Jahrhunderts: biographisch, literarisch, historisch und kirchenstatistisch dargestellt. Band 2, 1858, S. 256 ff. (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  • Ernst Friedrich Mooyer: Onomasticon chronographikon hierarchiae germanicae: Verzeichniß der deutschen Bischöfe seit dem Jahre 800 nach Chr. Geb. nebst einem Anhang, die Würdenträger einiger Abteien und Ritterträger enthaltend. Selbstverlag des Verfassers, Minden 1854, S. 70–71 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  • Minden. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 6. Artemis & Winkler, München/Zürich 1993, ISBN 3-7608-8906-9, Sp. 631–633 (online).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Carl Stüve: Die Geschichte des Hochstifts Osnabrück. Band 1. Friedrich Frommann / Kißling'sche Buchhandlung, Jena/Osnabrück 1853, S. 229 von 481 (Digitalisat in der Google-Buchsuche – Bis zum Jahr 1508).
  2. Wilhelm Sauer: Christian, Herzog von Braunschweig und Lüneburg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 162 f.

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