Liste der Außenlager des KZ Mittelbau

In der Liste der Außenlager des KZ Mittelbau sind die Außenlager des Stammlagers Mittelbau aufgeführt. Das Arbeitslager Dora war nach seiner Einrichtung am 28. August 1943 zunächst Außenlager des KZ Buchenwald. Ab Anfang Oktober 1944 firmierte das Arbeitslager Dora unter der Bezeichnung Konzentrationslager Mittelbau als eigenständiges Konzentrationslager und bildete einen Lagerkomplex mit bis zu 40 Außenlagern.

Liste

Außenlager / SS-BezeichnungZeitraumdurchschnittliche Häftlingsanzahl /
davon verstorben
[1]
HäftlingseinsatzAuftraggeberRäumungBemerkungen
Außenlager Harzungen, Hans, Mittelbau III1.4.1944 – 4.4.19454000 Männer / mindestens 556Bauarbeiten, StollenvortriebVerlagerungsprojekte, u. a. SS-Führungsstab B3u. a. KZ Bergen-Belsen
Außenlager Ellrich-Juliushütte, Erich, Mittelbau II2.5.1944 – 4./6.4.19458000 Männer / über 4000Bauarbeiten, StollenvortriebSS-Führungsstäbe B3a, B11, B12, B13, B17, Mittelwerk GmbH, Ellricher Unternehmenu. a. KZ Bergen-BelsenBezeichnung durch die Häftlinge „unteres Lager“ (im Gegensatz zum "oberen Lager" Ellrich-Bürgergarten)
Außenlager Rottleberode, A5, Heinrich13.3.1944 – 4./5.4.1945846 Männer / mindestens 50Ausbau der Heimkehle für U-Verlagerung, Fertigung von Flugzeugteilen, HolzkohlegewinnungSS-Führungsstab A5, Thyrawerk (Junkers), Sägewerk Uftrungenu. a. Massaker in der Isenschnibber Feldscheune am 13.4.1945 in Gardelegenzunächst Außenlager des KZ Buchenwald, ab Oktober 1944 Außenlager KZ Mittelbau
Außenlager Stempeda, B4, LavaJanuar 1945 – 4./5. April 1945700 Männer / mindestens 50StollenausbauSS-Führungsstab B4u. a. Massaker in der Isenschnibber Feldscheune in Gardelegen
Außenlager Kleinbodungen, Emmi3.10.1944 – 4.4.1945620 Männer / k. A.Reparatur und Deponierung defekter V2-RaketenMittelwerk GmbHKZ Bergen-Belsen
Außenlager Bischofferode/Eichsfeld, Kommando 48November 1944 – 4.4.194560 Männer / k. A.Reparatur und Deponierung defekter V2-RaketenMittelwerk GmbHKZ Bergen-BelsenZweigstelle des Außenlagers Kleinbodungen
Außenlager Niedergebra, Kommando 48a5.11.1944 – 5.4.194540 Männer / k. A.Reparatur von V2-KomponentenMittelwerk GmbHKZ Bergen-BelsenZweigstelle des Außenlagers Kleinbodungen
Außenlager Roßla31.8.1944 bis 4./5.4.1945109 Männer / k. A.Montage und Reparatur von V2-KomponentenMittelwerk GmbHRichtung KZ Sachsenhausen, bei Schwerin am 1.5.1945 befreit
Außenlager Kelbra2.11.1944 – 5.4.194560 Männer / k. A.Lagerung von V2-KomponentenBetrieb RudlofKZ WöbbelinZweigstelle des Außenlagers Roßla
Außenlager Boelcke-Kaserne in Nordhausen8.1.1945 – 11.4.19455.700 Männer / über 3.000Stollenausbau im Kohnstein B11, RüstungsproduktionSS-Führungsstab B11, Nordhäuser RüstungsbetriebeBefreiung des Lagers am 11.4.1945Auch Zwangsarbeiterlager und Gestapogefängnis auf dem Kasernengelände, Kranken- und Sterbelager des KZ Mittelbau
Außenlager Woffleben, B12, Kaolin3.1.1945 – 4.4.19451000 Männer / k. A.Bauarbeiten, StollenausbauSS-Führungsstab B12KZ Bergen-BelsenGenauer Lagerstandort unbekannt
Außenlager Artern, Adorf, Rebstock neu20.11.1944 bis 4./5./6. April 1945ca. 254 Männer / mindestens 40Errichtung einer Produktionsstätte, dann Fertigung elektrischer V2-KomponentenFirma Gollnow und Sohn (Tarnname: Geyer und Sohn)u. a. KZ Bergen-Belsenzunächst Außenlager des KZ Buchenwald, ab Dezember 1944 Außenlager KZ Mittelbau
Ballenstedt17.3.1945 – k. A.60 Männer / k. A.Anlage eines Löschwasserteichsk. A.k. A.
Außenlager Blankenburg-Oesig, Klosterwerke24.8.1944 – 6.4.1945500 bis 600 Männer / zwischen 30 und 50Stollenvortrieb Bergwerk Braunesumpf (Porphyr)Klosterwerke, Organisation Todtu. a. Cap Arconazunächst Außenlager des KZ Buchenwald, ab Oktober 1944 Außenlager KZ Mittelbau
Außenlager Blankenburg-Regenstein, Turmalin1.2.1945 – 6.4.1945400 überwiegend jüdische Männer / k. A.Stollenausbau im Regenstein zur U-Verlagerung von Betrieben (Oda-Werke)Organisation Todt, Bauvorhaben Turmalinu. a. Cap Arconazuvor Zwangsarbeiterlager für italienische Kriegsgefangene, Häftlinge des KZ-Außenlagers stammten aus dem Auschwitzer Nebenlager KZ Fürstengrube, Unterbringung am Lessingplatz in Heers
Groß-Werther17.3.1945 – 4. April 1945300 jüdische Frauen / k. A.k. A.k. A.über KZ Mauthausen Todesmarsch nach Gunskirchen, am 5.5.1945 befreitHäftlinge stammten aus dem evakuierten Außenlager Morchenstern des KZ Groß-Rosen, in Groß-Werther Unterbringung in zwei Gaststätten
Gut Bischofferode in Woffleben, Anna2.4.1944 bis 9.5.1944300 Männer / unbekanntStollenausbau HimmelsbergSS-Führungsstab B3Mai 1944 Auflösung des Lagers und Überstellung der Häftlinge in Außenlager Ellrich-Juliushütte
Ilfeld9.1.1945 – 4./5.4.1945mehr als 200 Männer / mindestens 5Bauarbeiten (Wasserwerk, Wasserleitungen, Montagehalle für He 162), Schneiderei der Mittelwerk GmbHDiverse Firmen u. a. AEG, Napola Ilfeld, Mittelwerk GmbHu. a. Massaker in der Isenschnibber Feldscheune in GardelegenLagerstandort nicht endgültig geklärt
Osterode-Freiheit / Firma Curt Heber25.9.1944 – 5.4.1945401 Männer / k. A.Rüstungsproduktion, HolzfällerarbeiterHEMAF u. a. Firmennach Todesmarsch Befreiung durch US-Armee vom 9.–13.4.1945Außenlager befand sich auf Werksgelände der HEMAF
Osterode-Petershütte, Dachs IV20.11.1944 – 21.3.1945bis März 1945 Anstieg auf 800 Männer / k. A.Stollenausbau, BauarbeitenRhenania-Ossag AG, Organisation Todt (EG IV)Nach Lagerauflösung 3/1945 Überstellung der Häftlinge ins Außenlager Boelcke-Kaserne
Tettenborn2/1945 – 5.4.194528 Männer / k. A.Gleisbau (Helmetalbahn) und Verladearbeiten (V2)KZ Bergen-Belsen
Ilsenburg1.3.1945 – ?16 italienische Kriegsgefangene / k. A.Strom- und Gasleitungsarbeiten für das Mittelwerkunbekanntunbekanntpräziser Lagerstandort unbekannt
Quedlinburg17.9.1944 – 14.4.194558 italienische Kriegsgefangene / k. A.Bauarbeiten für Hochspannungsleitung für das MittelwerkunbekanntBefreiung des Lagers am 14.4.1945 durch US-Armeepräziser Lagerstandort unbekannt
Trautenstein17./18.9.1944 bis 16./17.4.194530 italienische Kriegsgefangene / k. A.Abholzung für geplante StarkstromleitungSS-Führungsstab B13, SägewerkeBefreiung des Lagers durch die US-Armee am 16./17.4.1945Bewachung der Häftlinge nur durch einen SS-Mann
Wickerode15.1.1945 bis 12.4.194530 italienische Kriegsgefangene / k. A.Bauarbeiten für Überland-GasleitungSS-Führungsstab B18, Betrieb Dietrich (Calbe)Befreiung des Lagers durch die US-Armee ca. 12.4.1945Bewachung der Häftlinge nur durch zwei SS-Männer
Rehungen,
SS-Baubrigade I
10.9. 1944 – 5.4.1945550 Männer / k. A.InfrastrukturarbeitenSSAußenlager des KZ Mauthausen, Befreiung durch US-Armee am 5.5.1945zuerst KZ Buchenwald, 10/1944 – Mitte Januar KZ Mittelbau, danach KZ Sachsenhausen unterstellt
Hohlstedt, SS-Baubrigade I10/1944 – 7.4.1945200 – 300 Männer / k. A.Gleisarbeiten in SangerhausenDeutsche Reichsbahnmit Häftlingen aus Rehungen zu einem Außenlager des KZ Mauthausen, Befreiung durch US-Armee am 5.5.1945Zweigstelle der SS-Baubrigade I in Rehungen
Wieda, SS-Baubrigade III11.5.1944 – 7.4.1945311 Männer/k. A.Gleisbau (Helmetalbahn)SS-Führungsstab B13gesamte SS-Baubrigade III zum Massaker in der Isenschnibber Feldscheune in GardelegenSS-Baubrigade III unterstand zuerst KZ Buchenwald, 10/1944 – Mitte Januar KZ Mittelbau, danach KZ Sachsenhausen
Nüxei, SS-Baubrigade III19.6.1944 – 6.4.1945300 Männer / k. A.Gleis-, Wald-, ErdarbeitenSS-Führungsstab B13über Hauptstelle Wieda zum Massaker in der Isenschnibber Feldscheune in GardelegenZweigstelle der SS-Baubrigade III in Wieda
Mackenrode, SS-Baubrigade III21.7.1944 – 6.4.1945300 Männer/k. A.Gleis-, Wald-, ErdarbeitenSS-Führungsstab B13über Hauptstelle Wieda zum Massaker in der Isenschnibber Feldscheune in GardelegenZweigstelle der SS-Baubrigade III in Wieda
Osterhagen5.7.1944 – 6.4.1945300 Männer / k. A.Gleis-, Wald-, ErdarbeitenSS-Führungsstab B13über Hauptstelle Wieda zum Massaker in der Isenschnibber Feldscheune in GardelegenZweigstelle der SS-Baubrigade III in Wieda
Außenlager Ellrich-Bürgergarten, SS-Baubrigade IV17.5.1944 – 6.4.1945950 / k. A.Gleisbau (Helmetalbahn), BauarbeitenSS-Führungsstab B13350 Häftlinge zum Massaker in der Isenschnibber Feldscheune in Gardelegen und eine zweite Gruppe mit 700 Häftlingen Todesmarsch über den Harz, bei Güntersberge am 15.4.1945 durch US-Armee befreitBezeichnung durch die Häftlinge „oberes Lager“ (im Gegensatz zum "unteren Lager" Ellrich-Juliushütte), ab September 1944 wurde dem Lager das KZ Günzerode als Nebenlager unterstellt
Günzerode, SS-Baubrigade IV04.09.1944 – 10.04.1945höchstens 950 Männer / k. A.Gleisbau (Helmetalbahn),SS-Führungsstab B13, BaufirmenTodesmarsch über den Harz, bei Güntersberge am 15.04.1945 durch US-Armee befreitZweigstelle der SS-Baubrigade IV in Ellrich-Bürgergarten
5. SS-Eisenbahnbaubrigade8.10.1944 – 4/1945etwa 500 Männer / k. A.Gleisbau, TrümmerbeseitigungReichsbahn, Stadtverwaltung OsnabrückEvakuierung Richtung Flensburg, Befreiung am 05.05.1945 auf dem Schiff ApolloEnde Oktober 1944 bis Januar 1945 KZ Mittelbau, dann KZ Sachsenhausen unterstellt
6. SS-Eisenbahnbaubrigade, zuvor 1. SS-Eisenbahnbaubrigade12.09.1944 – 08.04.1945500 Männer / k. A.Gleisbau, Ausschachtungsarbeiten in Sangerhausen für TelefonleitungenSSEvakuierung mit der Bahn, am 04.05.1945 in Salzburg befreitEnde Oktober 1944 bis Januar 1945 KZ Mittelbau, dann KZ Sachsenhausen unterstellt
7. SS-Eisenbahnbaubrigade, zuvor 2. SS-Eisenbahnbaubrigade19.09.1944 – 02.04.1945470 Männer/ mindestens 12GleisreparaturSSEvakuierung mit der Bahn Anfang April in zwei Transporten Richtung Bodensee und Bad Schussenriedzunächst dem KZ Auschwitz, Anfang Oktober dem KZ Buchenwald, Ende Oktober 1944 bis Januar 1945 dem KZ Mittelbau, dann KZ Sachsenhausen unterstellt
8. SS-Eisenbahnbaubrigade20.11.1944 – 3/1945504 Männer/ca. 20Gleisreparatur, Instandsetzung eines Eisenbahntunnels in StuttgartSSEvakuierung mit der Bahn ab Mitte März 1945, am 3. Mai 1945 Befreiung in Bergenzunächst dem KZ Sachsenhausen, Ende November 1944 bis Januar 1945 dem KZ Mittelbau, dann KZ Sachsenhausen unterstellt

Literatur

  • Andrè Sellier: Zwangsarbeit im Raketentunnel – Geschichte des Lagers Dora, zu Klampen, Lüneburg 2000, ISBN 3-924245-95-9.
  • Jens-Christian Wagner (Hrsg.): Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943–1945 Begleitband zur ständigen Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Wallstein, Göttingen, 2007, ISBN 978-3-8353-0118-4.
  • Jens Christian Wagner: Konzentrationslager Mittelbau-Dora – Außenlager. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 7: Niederhagen/Wewelsburg, Lublin-Majdanek, Arbeitsdorf, Herzogenbusch (Vught), Bergen-Belsen, Mittelbau-Dora. C.H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-52967-2.
  • Jens-Christian Wagner: Produktion des Todes: Das KZ Mittelbau-Dora, Wallstein Verlag, Göttingen 2001, ISBN 3-89244-439-0.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Anzahl der verstorbenen Häftlinge bezieht sich auf den Zeitraum des Lagerbestehens, nicht eingeschlossen sind die verstorbenen/ermordeten Häftlinge während der Todesmärsche