Liste der Abteilungsleiterinnen in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft

Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft beschäftigte im Vergleich zu den Universitäten mehr Frauen. In einigen Kaiser-Wilhelm-Instituten arbeiteten Wissenschaftlerinnen ab 1912, in 10 Kaiser-Wilhelm-Instituten gab es immerhin 14 Abteilungsleiterinnen, deren Status dem eines außerordentlichen Professors entsprach.

Drei der 14 Abteilungsleiterinnen wurden zum Wissenschaftlichen Mitglied ernannt. Drei weitere waren nur inoffiziell mit dieser Position betraut worden.

KWI fürLeiterinAbteilungvon–bis
ChemieLise Meitner (Wiss. Mitglied 1914–1938)Physik.-radioaktive1917–1938
HirnforschungCécile Vogt (Wiss. Mitglied 1919–1937)Hirnanatomie1919–1937
FaserstoffchemieGerda LaskiUltrarotforschung1924–1927
Ausl. öffentl. Recht und VölkerrechtMarguerite Wolff (inoffiziell)Engl. und amerik. Rechtsfragen1925–1933
BiochemieMaria KobelTabakforschung1929–1936
Med. ForschungIsolde Hausser (Wiss. Mitglied 1938–1951)„Abteilung Hausser“1929–1951
HirnforschungMarthe VogtChemische1931–1935
StrömungsforschungIrmgard Flügge-Lotz (inoffiziell)Theoret. Aerodynamik1934–1938
HirnforschungGertrud SoekenKlinikleiterin (unter ihrer Leitung wurde 1932 eine eigene Nervenklinik des KWI-Instituts für Hirnforschung fertiggestellt) und NSDAP-Mitglied[1]1935–1939
TierzuchtforschungAnn-Charlotte Frölichbiologische Chemie1940–1943
BiochemieElse KnakeGewebezüchtung1943–1945/63
KulturpflanzenforschungElisabeth SchiemannGeschichte der Kulturpflanzen1943–1945/56
SilikatforschungLuise HolzapfelSilikatchemie1943/45–1962
Ausl. öffentl. Recht und VölkerrechtAngèle Auburtin (inoffiziell)Amerik. Staats- und Verwaltungsrecht/Kath. Kirchenrecht1934/44–1945

An den 41 Forschungsinstituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft waren bis 1945 zudem insgesamt 254 Wissenschaftlerinnen angestellt.[2] Die KWI nahm damit eine Sonderstellung unter den außeruniversitären Forschungseinrichtungen ein, da Frauen vor den 1950er Jahren außer in der Leopoldina in keiner Akademie Leitungsfunktionen übernahmen.[3] Annette Vogt führt dies auf das so genannte Harnack-Prinzip der KWI zurück, nach dem wissenschaftliche Angestellte nicht von allen Mitgliedern demokratisch gewählt, sondern von den Direktoren der jeweiligen Institute bestimmt werden konnten. Dies schloss Wissenschaftlerinnen von einigen Instituten komplett aus, ermöglichte ihnen aber an anderen Instituten höhere Chancen auf eine Anstellung.[4]

Literatur

  • Annette Vogt: Vom Hintereingang zum Hauptportal? Lise Meitner und ihre Kolleginnen an der Berliner Universität und in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Steiner, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-515-08881-7, (Pallas Athene 17).
  • Annette Vogt: Wissenschaftlerinnen in Kaiser-Wilhelm-Instituten. A–Z. 2. erweiterte Auflage. Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin 2008, ISBN 978-3-927579-12-5, (Veröffentlichungen aus dem Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft 12).
  • Annette Vogt: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft wagte es: Frauen als Abteilungsleiterinnen. In: Renate Tobies (Hrsg.): „Aller Männerkultur zum Trotz“. Frauen in Mathematik und Naturwissenschaften. Campus, Frankfurt a. M./New York 1997, ISBN 3-593-35749-6, S. 203.

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-10-039310-4, S. 152 und 157.
  2. Annette Vogt: Barrieren und Karrieren - am Beispiel der Wissenschaftlerinnen in Instituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. In: Hildegard Küllchen, Sonja Koch, Brigitte Schober und Susanne Schötz (Hrsg.): Frauen in der Wissenschaft - Frauen an der TU Dresden. Tagung aus Anlass der Zulassung von Frauen zum Studium in Dresden vor 100 Jahren, Leipzig 2010, S. 161–179, hier: 171.
  3. Annette Vogt: Barrieren und Karrieren - am Beispiel der Wissenschaftlerinnen in Instituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. In: Hildegard Küllchen, Sonja Koch, Brigitte Schober und Susanne Schötz (Hrsg.): Frauen in der Wissenschaft - Frauen an der TU Dresden. Tagung aus Anlass der Zulassung von Frauen zum Studium in Dresden vor 100 Jahren, Leipzig 2010, S. 161–179, hier: 170.
  4. Annette Vogt: Barrieren und Karrieren - am Beispiel der Wissenschaftlerinnen in Instituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. In: Hildegard Küllchen, Sonja Koch, Brigitte Schober und Susanne Schötz (Hrsg.): Frauen in der Wissenschaft - Frauen an der TU Dresden. Tagung aus Anlass der Zulassung von Frauen zum Studium in Dresden vor 100 Jahren, Leipzig 2010, S. 161–179, hier: 172.