Liste der Äbte von Salem

Abtsliste auf dem Äbtemonument im Salemer Münster
Wappentafel mit den Wappen aller Salemer Äbte

Von 1137 bis zur Auflösung des Klosters 1804 leiteten 40 Äbte die Reichsabtei Salem.

Wahl und Aufgaben

Der Abt des Klosters Salem wurde, wie bei den Zisterziensern üblich, vom Konvent (Versammlung der wahlberechtigten Mönche des Klosters) auf Lebenszeit gewählt. An manchen Abtwahlen in Salem war wohl nicht der gesamte Konvent beteiligt, denn die Wahllisten verzeichnen nur den Prior und Subprior sowie einige Konventsmitglieder. (Der Grund dafür ist nicht angegeben.) Die Wahl fand unter dem Vorsitz des Vaterabtes vom Salemer Mutterkloster Lützel (Oberelsass) oder eines von ihm bestimmten Wahlkommissars statt; in Salem waren dies meist die Äbte benachbarter Klöster wie Weingarten, Weißenau oder Ottobeuren. Jede Wahl musste vom Papst bestätigt werden, um Gültigkeit zu erlangen.

Die meisten Entscheidungen konnte der Abt eigenmächtig treffen; lediglich dem Verkauf von Gütern musste der Konvent zustimmen. Bei Abwesenheit wurde er durch den Prior vertreten, der auch nach dem Tod des Abtes bis zur Neuwahl die Geschäfte des Klosters führte. Die Salemer Äbte wurden mit wenigen Ausnahmen im Salemer Münster bestattet. Dort findet sich auch ein Gedenkmonument vom Ende des 18. Jahrhunderts, das die Äbte mit ihren Sterbedaten auflistet.

Insignien

Die Äbte von Salem erhielten 1384 von Papst Urban VI. das Privileg, die bischöflichen Pontifikalien (Mitra, Brustkreuz, Papstring) im Wappen zu tragen. Der Salemer Abtstab, Insignium der Hirtensorge und -vollmacht der Salemer Äbte, glich einem Bischofsstab, um dessen Schaft der Buchstabe „S“ geschlungen war.

Soziale Herkunft

Die Salemer Äbte stammten zum Teil aus dem Hochadel und dem wohlhabenden Bürgertum. Ein beachtlicher Anteil rekrutierte sich jedoch auch aus bäuerlichen Familien der umliegenden Dörfer. Etwa ein Drittel der Äbte seit der Wende zum 16. Jahrhundert beispielsweise stammte aus der Untertanenschaft des Klosters. Diese große soziale Mobilität war im Vergleich zur rigiden Gesellschaftsstruktur der Zeit recht ungewöhnlich: Ein Mann aus der einfachen Bevölkerung wie Abt Johannes II. Scharpfer (1494–1510) konnte so sogar zum Mitglied des Reichsregiments aufsteigen.

AbtAmtszeitBedeutende Ereignisse der Klostergeschichte
Frowinus1138–1165Gründung des Klosters Salem; Erhebung zur Reichsabtei; Gründung Kloster Raitenhaslach (1147)
Godefridus1166–1168
Erimbertus1168–1175
Christianus1175–1191Befreiung von der Abgabe des Zehnten
Eberhard I. von Rohrdorf1191–1240Besitzerweiterungen; Gründung Kloster Wettingen (1227); Zuordnung zum Erzbistum Salzburg; Aufnahme von Frauenklöstern
Berthold I.1240–1241
Eberhard II. von Wollmatingen1241–1276 (Rücktritt)
Ulrich I. Gräter1276–1282
Ulrich II. von Seelfingen1282–1311Beginn des Münsterbaus; Gründung Kloster Königsbronn (1302)
Konrad von Enslingen1311–1337 (Rücktritt)
Ulrich III. von Werdenberg-Sargans1337–1358Salem erhält die niedere Gerichtsbarkeit für seine Gebiete
Berthold II. Tutz1358–1373 (Rücktritt)
Wilhelm Schrailk1373–1395Inkorporation von Altbirnau
Jodok I. Senner1395–1417 (Rücktritt)
Petrus I. Ochsner1417–1441Vollendung des Münsterbaus
Georg I. Münch1441–1458 (Rücktritt)
Ludwig Oschwalt1458–1471 (Rücktritt)
Johannes I. Stantenat1471–1494Salem erhält das Recht, seine Untertanen zu besteuern; Bau der Johanneskapelle Mimmenhausen und vieler Wirtschaftsgebäude; der Ulmer Bildhauer Michel Erhart arbeitet für das Kloster
Johannes II. Scharpfer (Schürpfer)1494–1510Bau der Liebfrauenkapelle, des Siechenhauses und der Bibliothek (Porträt)
Jodok II. Necker1510–1529Salem wird in den Bauernkriegen geplündert
Amandus Schäffer1529–1534
Johannes III. Fischer1534–1543
Johannes IV. Precht1543–1553
Johannes V. Michel1553–1558
Georg II. Kaisersberger1558–1575
Matthäus Rot1575–1583Urkundensammlung; Grundlage für die Summa Salemitana
Vitus Nekher1583–1587
Johannes VI. Bücheler1587–1588
Christian II. Fürst1588–1593 (Rücktritt)
Petrus II. Miller (auch Müller)1593–1614
Thomas I. Wunn1615–1647Gründung der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation; Neubauten zahlreicher Gebäude; Dreißigjähriger Krieg bringt schwere Belastungen für das Kloster
Thomas II. Schwab1647–1664
Anselm I. Muotelsee1664–1680
Emanuel Sulger1680–1698Brandkatastrophe vernichtet das Kloster; Neubau wird beschlossen
Stephan I. Jung1698–1725Neubau der Klosteranlage unter Franz Beer; Apiarium Salemitanum (1708)
Konstantin Miller1725–1745Umbauten und Erweiterungen; Salem wird zum Zentrum des Rokoko
Stephan II. Enroth1745–1746Beschluss zum Neubau der Wallfahrtskirche Birnau
Anselm II. Schwab1746–1778Neubau der Birnau; Bau des Münsterturms; Gründung einer Sparkasse
Robert Schlecht1778–1802Offizielle Beilegung der Konflikte mit Konstanz, Überlingen, Pfullendorf; Klassizistische Münsterausstattung; Gründung eines Armenhauses in Wespach
Kaspar Oexle1802–1804 (Absetzung)Säkularisation; Schließung des Klosters

Literatur

  • Wappenliste der Äbte von Salem, Handschrift in Familienbesitz, Salem 1826 (Digitalisat der UB Heidelberg)
  • Alberich Siwek (Hrsg.): Die Zisterzienserabtei Salem. Der Orden, das Kloster, seine Äbte. Thorbecke, Sigmaringen 1984

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