Liste der ökumenischen Konzilien

Erstes Konzil von Nicäa (325): Kaiser Konstantin entrollt den Text des Nicäno-Konstantinopolitanum, wie es auf dem ersten Konzil von Konstantinopel (381) umformuliert wurde, mit Ausnahme des ersten Wortes, von πιστεύομεν zu πιστεύω geändert, wie in der Liturgie.

Diese Liste der ökumenischen Konzilien führt die allgemein anerkannten Konzilien auf. Ökumenisch (griechisch: οἰκουμένη oikoumene „die (ganze) bewohnte (sc. Erde)“, „Erdkreis“) bedeutet in diesem Sinne eine weltweite Annahme der Konzilsbeschlüsse. Die allgemein anerkannten ökumenischen Konzilien sind von den orthodoxen Kirchen und der römisch-katholischen Kirche akzeptiert. Die evangelischen Kirchen haben im Allgemeinen keine feste Liste anerkannter Konzilien, erkennen aber die Ergebnisse der ersten vier Konzilien aus den ersten fünf Jahrhunderten an.

Weiter verzeichnet diese Liste die Konzilien der römisch-katholischen Kirche, die nicht mehr von Seiten der orthodoxen Kirche rezipiert wurden. Da sie Geltung für die gesamte weltumspannende römisch-katholische Kirche haben, werden auch diese ökumenische Konzilien genannt.

Die orientalisch-orthodoxen Kirchen erkennen nur die Konzilien bis Ephesus bzw. Chalcedon an.

Allgemein anerkannte ökumenische Konzilien

JahrOrtThemenPersonenBeschlüsse/Folgen
325Nicäa ITrinität, Gottheit Christi, Arianismus bzw. arianischer StreitEusebius von Nikomedia
Eusebius von Caesarea
Alexander von Alexandria
Athanasius
Arius
Bekenntnis von Nicäa: Wesensgleichheit von Gottvater und Sohn (ὁμοούσιος (homoousios))[1], Regelung des Osterdatums
381Konstantinopel ITrinität, Gottheit des Hl. Geistes, arianischer StreitGregor von Nazianz
Gregor von Nyssa

Nicäno-Konstantinopolitanum: „wahrer Gott von wahrem Gott“[2]

431EphesosChristologie, Christus nur eine Person, Maria als GottesgebärerinCyrill
Nestorius
Coelestin I.
Ibas von Edessa
Verurteilung des Nestorianismus, Abspaltung der Assyrischen Kirche des Ostens
451ChalcedonChristologieEutyches
Flavian
Dioskoros
Leo der Große
Zwei-Naturen-Lehre: Jesus ist „wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch“ und zwar „unvermischt und unverändert, ungeteilt und ungetrennt“[3]

Abspaltung der altorientalischen Kirchen

553Konstantinopel IIDreikapitelstreit, evtl. OrigenismusstreitVigilius
Justinian I.
Verurteilung der Drei Kapitel
680Konstantinopel IIImonotheletischer StreitMaximus Confessor
Agatho
Konstantin I.
Abspaltung der Maroniten
787Nicäa IIByzantinischer BilderstreitLeo III.
Irene
Hadrian I.
Ikonenverehrung unter gewissen Bedingungen als rechtgläubig anerkannt

Weitere ökumenische Konzilien der katholischen Kirche

JahrOrtThemenPersonen
869Konstantinopel IVPhotiusNikolaus I.
Photios I.
1123Lateran IInvestiturstreit, KreuzzugCalixt II.
1139Lateran IIArnold von BresciaInnozenz II.
1179Lateran IIIAlbigenser, WaldenserAlexander III.
1215Lateran IVKreuzzug, Umgang mit Häretikern
Ehehindernisse, kirchliche Trauung
Schisma, Analogienlehre
Transsubstantiation
Innozenz III.
Dominikus
1245Lyon IFriedrich II., KreuzzugInnozenz IV.
Balduin II.
Ludwig der Heilige
1274Lyon IIUnionskonzil, d. h. versuchte Versöhnung der katholischen mit der östlich-orthodoxen Kirche:
Zwei Streitpunkte waren das poenis purgatoriae/purgatorium[4], das im Konzil zum ersten Mal lehramtlich genannt wurde und das Hervorgehen des Heiligen Geistes vom Vater und vom Sohn (Filioque[5]).
Gregor X.
Bonaventura
1311–1313Konzil von VienneAufhebung des Templerordens, Bestätigung FronleichnamClemens V.
Philipp IV.
Eduard II.
Jakob II.
1414–1418KonstanzJan Hus, Wyclif
Konziliarismus
Ende des Großen Abendländischen Schismas durch die Wahl Martins V.
Gregor XII.
Martin V.
Sigismund (HRR)
1431–1449Konzil von Basel/Ferrara/FlorenzReligionsfriede mit den Anhängern von Jan Hus
Theologische Union mit der griechisch-orthodoxen Kirche, die nicht rezipiert wurde
Eugen IV.
Nikolaus Cusanus
Bessarion
1512–1517Lateran VReformvorschläge um bischöfliche Macht gegenüber der päpstlichen auszubauen. Das Konzil diente als Zugeständnis gegenüber der konziliaren Bewegung.Julius II.
Leo X.
1545–1563TrientGegenreformation und katholische Reform, Dekret über die Erbsünde, Dekret über die Rechtfertigung (göttliche Gnade und menschliche Kooperation, entgegen dem reformatorischen Prinzip sola gratia),
Dekret über die Sakramente, Residenzpflicht für Bischöfe, Einrichtung von Priesterseminaren.
Plan zur Erarbeitung eines einheitlichen Messbuches (Missale Romanum von 1570)
Paul III.
Julius III.
Marcellus II.
Paul IV.
Pius IV.
Karl V.
Ferdinand I.
Karl Borromäus
1869–1870Vatikan IUnfehlbarkeit und Jurisdiktionsprimat des PapstesPius IX.
etwa 700 Konzilsväter
1962–1965Vatikan IILiturgiereform
Dialog mit Andersgläubigen
Apostolat der Laien
Kirche in der Welt von heute
Ekklesiologie
Religionsfreiheit
Johannes XXIII.
Paul VI.
insgesamt etwa 2500 Konzilsväter, sowie 315–450 theologische Berater, darüber hinaus auch Beobachter aus anderen Kirchen

Siehe auch

Literatur

  • Giuseppe Alberigo (Hrsg.): Geschichte der Konzilien vom Nicaenum bis zum Vaticanum II. Patmos, Düsseldorf 1993, ISBN 3-491-71105-3.
  • Hermann Josef Sieben: Die Liste ökumenischer Konzilien der katholischen Kirche. Wortmeldungen, historische Vergewisserung, theologische Deutung. In: Theologie und Philosophie. Band 82, 2007, S. 525–561.
  • Vittorio Peri: Il numero dei concili ecumenici nella tradizione cattolica moderna. In: Aevum. Band 37, 1963, ISSN 0001-9593, S. 430–501.
  • Klaus Schatz: Allgemeine Konzilien – Brennpunkte der Kirchengeschichte, Paderborn, 2008.

Einzelnachweise

  1. vgl. Denzinger-Hünermann 125
  2. DH 150
  3. DH 302
  4. DH 856
  5. DH 850

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Nicaea icon.jpg
Symbolum Nicaeno-Constantinopolitanum. Icon depicting the First Council of Nicaea with ten men and a text of the Nicean Creed in Greek.