Lissy Tempelhof

Lissy Tempelhof (* 17. April 1929 in Berlin; † 10. Oktober 2017 ebenda[1]) war eine deutsche Schauspielerin.

Leben und Karriere

Die Tochter eines Arbeiters war nach dem Zweiten Weltkrieg unter anderem Sekretärin und Straßenbahnschaffnerin. In Berlin-Prenzlauer Berg wirkte sie bei einer Laienspielgruppe und einem Kabarett im Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft mit.

1947 erhielt sie ein Engagement am Landestheater Anklam. Von 1950 bis 1953 besuchte sie die Schauspielschule Ernst Busch in Berlin. 1953 begann sie als Souffleuse am Theater Senftenberg, wo sie bald auch als Schauspielerin tätig war. Weitere Theaterstationen waren das Theater der Freundschaft, heute Theater an der Parkaue in Berlin (1954), das Staatstheater Dresden (1958–1962), das Maxim-Gorki-Theater in Berlin (1962/63) und ab 1963 das dortige Deutsche Theater, wo sie über 35 Jahre zum Ensemble gehörte. Zu ihren Rollen gehörten Grusche in Der kaukasische Kreidekreis (1958), Jokaste in König Ödipus, die Titelrolle der Johanna Dark in Die heilige Johanna der Schlachthöfe (1961) und Sophie in Clavigo.

Seit 1954 war Tempelhof beim Film. 1961 spielte sie in Professor Mamlock ihre erste Hauptrolle. Zu einem Höhepunkt ihrer Karriere wurde der Film Die besten Jahre (1965), in dem sie als Junglehrerin 1945 einen heimkehrenden Soldaten aufnimmt, der sie später wieder vergisst. In Alle meine Mädchen verkörperte sie die Führerin einer Brigade, in Erscheinen Pflicht die Witwe eines hohen Parteifunktionärs. Beim Fernsehen wirkte sie in mehreren Serien mit, besonders in Polizeiruf 110. Lissy Tempelhof, die sich auch als Chanson-Interpretin einen Namen machte und seit 1979 an einer Musikspezialschule in Berlin Gesang unterrichtete, war bis in die 2010er Jahre als Schauspielerin aktiv. Sie war von 1968 bis zu dessen Tod 2001 mit dem Schauspieler Dietrich Körner verheiratet.

Lissy Tempelhof-Körner starb im Oktober 2017 im Alter von 88 Jahren in Berlin und fand ihre letzte Ruhestätte neben ihrem Mann auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden in ihrer Geburtsstadt.[2][3]

Auszeichnungen

Filmografie (Auswahl)

Synchronisationen (Auswahl)

FilmJahrRolleDarsteller
Schach von Wuthenow1977Josephine von CarayonBeata Tyszkiewicz

Theater

Hörspiele (Auswahl)

  • 1956: Wolfgang Weyrauch: Die japanischen Fischer (Fischerfrau) – Regie: Hans Goguel (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1958: Pavel Kohout: So eine Liebe (Lida Marys) – Regie: Erich-Alexander Winds (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1958: Die Feststellung
  • 1959: Vasco Pratolini/Giandomenico Giagni: Ein Sonntag wie jeder andere – Regie: Theodor Popp (Rundfunk der DDR)
  • 1959: Joachim Goll: Die Dienstreise (Monika Müller) – Regie: Werner Grunow (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1963: Klaus Beuchler: Sprung über den Schatten – Regie: Fritz-Ernst Fechner (Rundfunk der DDR)
  • 1965: Peter Weiss: Die Ermittlung – Regie: Wolfgang Schonendorf (Rundfunk der DDR)
  • 1966: Das unheilige Abc
  • 1967: Siegfried Pfaff: Regina B. – Ein Tag in ihrem Leben (Regina Bayer) – Regie: Fritz-Ernst Fechner (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1968: Michail Schatrow: Bolschewiki Regie: Wolf-Dieter Panse (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1968: Ilja Konstantinowski: Verjährungsfrist (Sophie) – Regie: Helmut Molegg (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1969: Claude Prin: Potemkin 68 – Regie: Edgar Kaufmann (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1969: Fritz Selbmann: Ein weiter Weg (Luise Stemmler) – Regie: Fritz-Ernst Fechner (Hörspiel (8 Teile) – Rundfunk der DDR)
  • 1970: Finn Havrevold: Katastrophe (Energische Stimme) – Regie: Helmut Hellstorff (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1970: Michail Schatrow: Der sechste Juli (Spiridonowa) – Regie: Helmut Hellstorff (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1970: Günther Rücker: Das Modell (Margit) – Regie: Günther Rücker (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1973: Arne Leonhardt: Schach der Dame oder Wie ich zu einem Mann kommen sollte (Illing) – Regie: Werner Grunow (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1975: Linda Teßmer: Der Fall Tina Bergemann (Frau Bergmann) – Regie: Hannelore Solter (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1975: Das Tagebuch der Eva Forest
  • 1976: Besuch beim lieben Gott
  • 1976: Johann Nestroy: Der böse Geist Lumpacivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt (Wirtin) – Regie: Maritta Hübner (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1977: Die Geisterbahn
  • 1982: Der Condor oder Das Weib erträgt den Himmel nicht
  • 1985: Vaclav Cibulka: Der Golem (Clarissa) – Regie: Uwe Haacke (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1989: Vogelfrei
  • 1997: Ilona Jeismann/Peter Avar: Die graue staubige Straße (Anna Achmatowa) – Regie: Ilona Jeismann (Biographie – SFB)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Schauspielerin Lissy Tempelhof gestorben. (Nicht mehr online verfügbar.) In: mdr.de. 10. Oktober 2017, archiviert vom Original am 11. Oktober 2017; abgerufen am 10. Oktober 2017.
  2. Private Traueranzeige in der Berliner Zeitung vom 4./5. November 2017, S. 14.
  3. Das Grab von Lissy Tempelhof. In: knerger.de. Klaus Nerger, abgerufen am 15. Februar 2019.
  4. Vgl. Berliner Zeitung vom 21. August 1971, S. 6.