Lisao

Bebilderte Ausgabe des Lisao von 1645 (Datierung Vorwort) mit Illustrationen von Xiao Yuncong (萧云从 Xiāo Yúncóng, 1596–1673)

Das Lisao (chinesisch 離騷 / 离骚, Pinyin Lí Sāo – „Trauer nach der Trennung, Trennungsschmerz“)[1] ist eine Elegie (Klagelied) in den Chuci von Qu Yuan.

Im Lisao erzählt Qu Yuan, wie er von seinem Fürsten verstoßen wurde und sich auf eine lange Reise machte, die ihn in mythische Reiche führt. Zuerst wird erzählt, wie der Fürst auf die Warnungen nicht hört, woraufhin eine Klage angestimmt wird. Dann wird das Einsiedlerleben in den Bergen erzählt, wo sich Qu Yuan den Lehren eines Schamanen zuwendet und eine Reise zu den Quellen der Wahrheit antritt. Er begibt sich auf einem Drachenwagen auf eine Himmelsreise, aber der Eintritt durch das Himmelstor wird ihm verwehrt. Auch drei Brautfahrten scheitern und er reist bis zum Ende der Welt, wo ihm plötzlich sein Heimatstaat erscheint, woraufhin er eine letzte Klage anstimmt.

Das Lisao stellt nach Thematik, Form und Metrik eine Neuerung in der chinesischen Literatur dar.

Einzelnachweise

  1. Werner Rüdenberg, Hans O. H. Stange: Chinesisch-deutsches Wörterbuch. Cram, DeGruyter & Co., Hamburg 1963, ISBN 3-11-003548-0, S. 239, linke Spalte, 15. Zeichenkombination von oben. – Eine andere Deutung des Titels, die auf den han-zeitlichen Historiker Ban Gu zurückgeht, liest das Zeichen li als Variante von li mit der Bedeutung „begegnen, erleiden“. Demnach würde Lisao etwa „Begegnung mit dem Leid“ oder „Schmerzhafte Begegnung“ bedeuten. Dieser Deutung folgt auch David Hawkes in seiner maßgeblichen englischen Ausgabe der Chuci (The Songs of the South, 1959), der Lisao mit „On Encountering Trouble“ übersetzt.

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Yi l'archer, après avoir séduit la femme du Comte du Fleuve (He bo), décoche une flèche dans l'oeil du mari sous la forme d'un dragon. Li sao de Qu Yuan, illustré par Xiao Yuncong (1596-1673), gravé par Tang Yongxian.