Lippertsgrün

Lippertsgrün
Stadt Naila
Koordinaten:50° 18′ N, 11° 39′ O
Höhe: 593 m ü. NHN
Einwohner:493 (25. Mai 1987)[1]
Eingemeindung:1. Mai 1978
Postleitzahl:95119
Vorwahl:09282
Schloss Lippertsgrün
Schloss Lippertsgrün

Lippertsgrün ist ein Gemeindeteil der Stadt Naila im oberfränkischen Landkreis Hof in Bayern.[2] Die Gemarkung Lippertsgrün hat eine Fläche von 4,283 km². Sie ist in 842 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 5086,19 m² haben.[3] In ihr liegen neben dem namensgebenden Ort die Gemeindeteile Froschbach, Pechreuth (zum Teil) und Weidstaudenmühle.[4]

Geografie

Das Kirchdorf liegt im östlichen Frankenwald nordwestlich des Lippertsgrüner Baches, der über die Culmitz in die Selbitz mündet. Die Kreisstraße HO 28 führt nach Straßdorf zur Staatsstraße 2194 (2,1 km südwestlich) bzw. zur Bundesstraße 173 (2,4 km östlich). Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Froschbach (1,1 km nordwestlich) und nach Dürrnberg (2,4 km südlich).[5]

Geschichte

Die 1871 gepflanzte Friedenseiche

Der Ort wurde 1407 als „Liphartsgrün“ erstmals urkundlich erwähnt. Er war damals als Teil der Herrschaft Schwarzenbach ein Freieigen der Herren von Wildenstein. 1427 trug Georg von Wildenstein das Dorf dem Markgraf Friedrich von Brandenburg zu Lehen auf. Dem folgten 1493 und schließlich 1523 weitere Teile der Herrschaft Schwarzenbach. Die Herren von Reitzenstein erwarben sich im Jahr 1464 von den Markgrafen diese Besitzungen; somit kam auch Lippertsgrün in ihren Besitz.[6] Im Jahr 1557 wurde von Thomas Dietrich von Reitzenstein ein Schloss als Rittersitz errichtet, das später abbrannte und abgerissen wurde. Das heute bestehende Gebäude stammt aus dem 19. Jahrhundert.[7]

Zur Realgemeinde Lippertsgrün gehörte Froschbach, Pechreuth (zum Teil) und Weidstaudenmühle. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Lippertsgrün aus 40 Anwesen. Die Hochgerichtsbarkeit sowie die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatten das bayreuthische Verwaltungsamt Schwarzenbach am Wald, das Rittergut Schwarzenstein, Rittergut Schwarzenbach und das Rittergut Lippertsgrün gemeinsam inne. Grundherren waren

  • das Verwaltungsamt Schwarzenbach: 1 Mühle, 4 Halbhöfe, 6 Güter, 3 Gütlein, 6 Häuser, 4 Tropfhäuser;
  • das Rittergut Lippertsgrün: 4 Güter, 4 Gütlein, 1 halbes Haus, 6 Tropfhäuser;

Herrschaftlicher Besitz war ein Haus und eine Brauerei (zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder aufgebaut).[8]

Von 1797 bis 1810 unterstand Lippertsgrün dem Justiz- und Kammeramt Naila. Infolge des Ersten Gemeindeedikts wurde Lippertsgrün dem 1812 gebildeten Steuerdistrikt Culmitz zugewiesen.[9] Zugleich entstand die Ruralgemeinde Lippertsgrün mit den Orten Froschbach, Pechreuth und Weidstaudenmühle. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Naila zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Lichtenberg (1919 in Finanzamt Lichtenberg umbenannt, seit 1955 Finanzamt Naila). Ab 1862 gehörte Lippertsgrün zum Bezirksamt Naila (1939 in Landkreis Naila umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Naila (1879 in Amtsgericht Naila umgewandelt). 1964 hatte die Gemeinde eine Gebietsfläche von 4,173 km².[10] Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde am 1. Mai 1978 nach Naila eingemeindet.[11][12]

Ehemalige Baudenkmäler

  • Martin-Luther-Kirche, 1951 nach Entwurf von Martin Klostermayer (Naila) errichtet.[13]
  • Haus Nr. 13: Eingeschossiges, verputzt massives Satteldachhaus des späten 17. oder frühen 18. Jahrhunderts, mit Kellerstallanbau und Schleppdach (Hanglage); Giebel mit geteilter Schalung. Baufällig.[13]
  • Haus Nr. 31: Ehemaliges Schulhaus. Zweigeschossiges, verputzt massives Walmdachhaus, zwei zu fünf Achsen; der Scheitelstein über der Tür bezeichnet „JNH 1835“ (=Johann Nikol Horn).[13]
  • Haus Nr. 43: Eingeschossiges, verputzt massives Kleinhaus mit Satteldach, spätes 18. oder frühes 19. Jahrhundert, Fachwerkgiebel, obere Hälfte verbrettert.[13]
  • Haus Nr. 44: Eingeschossiges, verputzt massives Kleinhaus mit Satteldach, erstes Drittel des 19. Jahrhunderts, Giebeldreieck in der oberen Hälfte verbrettert. Haustür mit Empiredekor (Füllungen mit Stern- und Vasenrelief).[13]
  • Haus Nr. 45: Ehemaliges Rittergut. 1557 durch Dietrich von Reitzenstein errichtet. Der bestehende Bau im 19. Jahrhundert erneuert. – Schlichtes, eingeschossiges Satteldachhaus, verputzt massiv, drei zu fünf Achsen.[13]

Naturdenkmäler

Im Jahr 1871 pflanzten zehn Rückkehrer aus dem Deutsch-Französischen Krieg im Ortszentrum von Lippertsgrün die Friedenseiche, die noch steht und ein Naturdenkmal ist.[14]

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Lippertsgrün

Jahr181918401852185518611867187118751880188518901895190019051910191919251933193919461950195219611970
Einwohner349486526532573604573595590602530569554582586565601607584772802771717638
Häuser[15]7276778499119135
Quelle[9][16][16][16][17][18][19][20][21][22][23][16][24][16][25][16][26][16][16][16][27][16][10][28]

Ort Lippertsgrün

Jahr001799001819001861001871001885001900001925001950001961001970001987
Einwohner197277169499519488542740657602493
Häuser[15]36647186107123159
Quelle[29][9][17][19][22][24][26][27][10][28][1]

Religion

Lippertsgrün ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und war ursprünglich nach Schwarzenbach am Wald gepfarrt.[8][10] Im Jahr 1951 bekam der Ort eine Kirche, die 2001 den Namen Martin-Luther-Kirche erhielt, und wurde eine eigene Kirchengemeinde. Die Kirchengemeinde Lippertsgrün bildet seit 2001 eine gemeinsame Pfarrei mit der Kirchengemeinde Döbra, wo sich der Sitz der Pfarrei befindet.[30][31]

Kultur

Der Sportverein TuS 1902 Lippertsgrün besitzt eine Fußball-, eine Schützen- und eine Karnevalsabteilung.[32] An der Friedenseiche wird alle zwei Jahre das Dorffest gefeiert.[14]

Persönlichkeiten

  • Rainer Hennig (* 1945), von 1991 bis 2001 Umweltbeauftragter der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern

Literatur

Commons: Lippertsgrün – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 307 (Digitalisat).
  2. Stadt Naila, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 17. Dezember 2024.
  3. Gemarkung Lippertsgrün (091915). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 19. April 2025.
  4. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 19. April 2025.
  5. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 19. April 2025 (Die gemessenen Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  6. M. Körner: Naila, S. 138f.
  7. Herrenhaus Lippertsgrün in Naila-Lippertsgrün auf alleburgen.de. Abgerufen am 6. Februar 2022.
  8. a b M. Körner: Naila, S. 293.
  9. a b c A. H. Hoenig (Hrsg.): Topographisch-alphabetisches Handbuch über die in dem Ober-Mainkreise befindlichen Städte, Märkte, Dörfer, Weiler, Mühlen und Einöden. Bayreuth 1820, OCLC 165644543, S. 71 (Digitalisat). Für die Gemeinde Lippertsgrün inklusive Froschbach (S. 32) und Pechreuth (S. 91).
  10. a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 715 (Digitalisat).
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 687 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
  12. Naila > Politische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 19. April 2025.
  13. a b c d e f K.-L. Lippert: Landkreis Naila, S. 43. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen. Ursprüngliche Hausnummerierung
  14. a b Ortsteile – Lippertsgrün in einer Informationsbroschüre der Stadt Naila. Abgerufen am 6. Februar 2022.
  15. a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1799 werden diese als Häuser bezeichnet, von 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  16. a b c d e f g h i j Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 153, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  17. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 918–919, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  18. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 143 (Digitalisat).
  19. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1092, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 56 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 161 (Digitalisat).
  22. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1039–1040 (Digitalisat).
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 160 (Digitalisat).
  24. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1090 (Digitalisat).
  25. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 160 (Digitalisat).
  26. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1125 (Digitalisat).
  27. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 973 (Digitalisat).
  28. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 156 (Digitalisat).
  29. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 3, Sp. 379.
  30. Über uns – Lippertsgrün – Geschichte auf der Website der Evang.-Luth. Kirchengemeinden um den Döbraberg im Frankenwald. Abgerufen am 6. Februar 2022.
  31. Gemeindegebiet auf der Website der Kirchengemeinde Lippertsgrün. Abgerufen am 6. Februar 2022.
  32. Website des TuS 1902 Lippertsgrün. Abgerufen am 6. Februar 2022.

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Geschützte[1] Eiche genannt Friedenseiche in Lippertsgrün, Stadt Naila gepflanzt in 1871
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Schloss Lippertsgrün in Naila, Bayern, Regierungsbezirk Oberfranken, Landkreis Hof