Lingolsheim
Lingolsheim | ||
---|---|---|
Staat | Frankreich | |
Region | Grand Est | |
Département (Nr.) | Bas-Rhin (67) | |
Arrondissement | Strasbourg | |
Kanton | Lingolsheim | |
Gemeindeverband | Eurométropole de Strasbourg | |
Koordinaten | 48° 33′ N, 7° 41′ O | |
Höhe | 139–150 m | |
Fläche | 5,69 km² | |
Einwohner | 20.266 (1. Januar 2021) | |
Bevölkerungsdichte | 3.562 Einw./km² | |
Postleitzahl | 67380 | |
INSEE-Code | 67267 | |
Website | www.lingolsheim.fr | |
Mairie (Rathaus) Lingolsheim |
Lingolsheim ist eine französische Gemeinde mit 20.266 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Bas-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Sie gehört zur Metropolregion Straßburg.
Geographische Lage
Lingolsheim liegt sechs Kilometer südwestlich von Straßburg zwischen den Nachbargemeinden Eckbolsheim im Norden und Ostwald im Südosten. Die Bruche fließt durch das Gemeindegebiet.[1]
Geschichte
Bei Ausgrabungen auf dem Gemeindegebiet wurden Funde von Artefakten aus der Bandkeramischen Kultur dem Frühneolithikum (5500–5000 v. Chr.) gemacht. Die Großgartacher Kultur hinterließ 42 Gräber aus dem Mittelneolithikum (5000–4500/4300 v. Chr.) und die Michelsberger Kultur (4400–3500 v. Chr.) zwei Gräber, Letztere sind besonders interessant, weil sich in einem Grab ein menschlicher Schädel befand, an dem man Trepanationen vorgenommen hatte. Es gibt nur zwei solche Funde im Elsass. Aus der Späten Bronzezeit wurde ein Gräberfeld der Urnenfelderkultur (1300–800 v. Chr.) gefunden, das 21 Gräber und 60 Urnen umfasst.
Ein Friedhof mit acht Grabstätten aus der Merowingerzeit (5.–8. Jahrhundert) liegt zwischen Lingolsheim und Geispolsheim. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde die Stadt als Lingolsvesheim im 12. Jahrhundert. Im Laufe der Zeit wurde sie Lingolsvisheim und Lingolslzheim genannt. Erst 1620 wurde sie zum ersten Mal urkundlich mit dem heutigen Namen genannt. Der Ortsname entstand aus dem germanischen Namen Lingolf und der fränkischen Ortsnamensendung „-heim“.[2]
Von 1871 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gehörte Lingolsheim als Teil des Reichslandes Elsaß-Lothringen zum Deutschen Reich und war dem Kreis Erstein im Bezirk Unterelsaß zugeordnet.
Demographie
Jahr | Einwohnerzahl | Anmerkungen |
---|---|---|
1871 | 1157 | [3] |
1880 | 1436 | am 1. Dezember, auf einer Fläche von 495 ha, in 238 Wohnhäusern, davon 799 Protestanten, 477 Katholiken und 160 Israeliten[4] |
1885 | 1473 | [5] |
1905 | 1995 | [5] |
1910 | 2298 | [6][5] |
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2007 | 2013 |
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Einwohner | 7.738 | 8.287 | 10.479 | 14.688 | 16.480 | 16.860 | 16.954 | 17.450 |
Wirtschaft und Verkehr
Wirtschaft
In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg war Lingolsheim als „Hauptstadt des Leders“ bekannt, da sich dort mit Adler & Oppenheimer eines der größten Lederwerke der damaligen Zeit befand. Nach Beschlagnahme des Unternehmens 1919 wurde die Fabrik in Lingolsheim an französische Investoren verkauft. Der Betrieb firmierte dann als „Tanneries de France“.[7]
Während des Ersten Weltkriegs war die Werkstatt Kodeis B des Kommandeurs der Eisenbahntruppen in Lingolsheim betrieben. In ihr wurden unter dem Kommando von Goswin van Haag Weichen und Drehscheiben für militärisch genutzte Feldbahnen angefertigt sowie Achsen instand gesetzt.[8]
Verkehr
Lingolsheim liegt an der Bahnstrecke Strasbourg–Saint-Dié und wird von TER-Zügen zwischen Strasbourg und Molsheim bedient. Die Haltestelle Tiergaertel in Lingolsheim ist einer der Endpunkte der Linie B der Straßenbahn Straßburg. Auch mehrere Buslinien verbinden die Gemeinde mit der benachbarten Großstadt.
Durch die Gemeinde führt die D392. Der Flughafen Straßburg-Entzheim liegt etwa fünf Kilometer entfernt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Lingolsheim ist mit zwei Blumen im Conseil national des villes et villages fleuris (Nationalrat der beblümten Städte und Dörfer) vertreten.[9] Die „Blumen“ werden im Zuge eines regionalen Wettbewerbs verliehen, wobei maximal drei Blumen erreicht werden können.
Die katholische Johanneskirche und die protestantische Kirche sind als Monuments historiques geschützte Baudenkmäler.
- Turm der Johanneskirche
- Protestantische Kirche
Persönlichkeiten
- Emil Speich (1881–1945), deutscher Politiker, Landtagsabgeordneter
Literatur
- Martin Zeiller: Lingelsheim. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Alsatiae etc. (= Topographia Germaniae. Band 3). 1. Auflage. Matthaeus Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 32 (Volltext [Wikisource]).
- Le Patrimoine des Communes du Bas-Rhin. Band 1, Flohic Editions, Charenton-le-Pont 1999, ISBN 2-84234-055-8, S. 551–555.
- Lingolsheim, Elsaß-Lothringen. In: Meyers Gazetteer. Mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer alten Landkarte der Umgebung von Lingolsheim ([2]).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Lingolsheim auf annuaire-mairie.fr (französisch) Abgerufen am 8. Januar 2010
- ↑ Ernest Nègre: Toponymie générale de la France. Band 2. Librairie Droz, 1996, ISBN 2-600-00133-6, S. 815 (französisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Spalte 34.
- ↑ Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 10, Ziffer 140.
- ↑ a b c Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023.
- ↑ Lingolsheim, Elsaß-Lothringen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer alten Landkarte der Umgebung von Lingolsheim ([1]).
- ↑ Archivierte Kopie ( vom 1. Oktober 2011 im Internet Archive)
- ↑ Zur Erinnerung an die Bereisung von Bahnen die vom Kodeis B (Kommandeur der Eisenbahntruppen) gebaut bzw. betrieben wurden, in der Zeit vom 28.5. - 3.6.1918, Goswin van Haag, Hauptmann & Kommandeur der Eisenbahntruppen i.B. der Armee-Abt B.
- ↑ Bas-Rhin, Palmarès des communes labellisées (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (französisch) Abgerufen am 8. Januar 2010.
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Positionskarte von Frankreich mit Regionen und Départements
Werkstatt 'Kodeis B' (Kommandeur der Eisenbahntruppen) in Lingolsheim bei Straßburg
Autor/Urheber: © Ralph Hammann - Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Dieses Gebäude ist in der Base Mérimée, einer Datenbank des französischen Kulturministeriums über das architektonische Erbe Frankreichs, aufgeführt, unter der Angabe IA00024146 .
Autor/Urheber: © Ralph Hammann - Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Alsace, Bas-Rhin, Église protestante de Lingolsheim, rue du Château (IA00024146).
Autor/Urheber: © Ralph Hammann - Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Alsace, Bas-Rhin, Lingolsheim, Hôtel de ville.
Werkstatt 'Kodeis B' (Kommandeur der Eisenbahntruppen) in Lingolsheim bei Straßburg