Lindenhof (Stadt Zürich)
Lindenhof Quartier von Zürich | |
---|---|
Koordinaten | 683304 / 247396 |
Höhe | 411 m |
Fläche | 0,23 km² |
Einwohner | 1010 (31. Dez. 2020) |
Bevölkerungsdichte | 4391 Einwohner/km² |
BFS-Nr. | 261-013 |
Postleitzahl | 8001 |
Stadtkreis | Kreis 1 |
Lindenhof ist ein Quartier der Stadt Zürich, benannt nach dem gleichnamigen Platz. Das Quartier bildet heute zusammen mit den Quartieren City, Rathaus und Hochschulen den Kreis 1, die Altstadt der Stadt Zürich.
Geographie
Mit 0,23 km² ist der Lindenhof das flächenmässig kleinste Quartier der Stadt Zürich. Es reicht vom Bahnhofplatz im Norden bis zum Bürkliplatz im Süden. Im Westen grenzt das Quartier an die Bahnhofstrasse und im Osten an die Limmat.
Das Zentrum des Quartiers bildet der Hügel, auf dem der namengebende Lindenhof liegt.
Bevölkerung
Die grösste Altersklasse im Quartier Lindenhof stellen mit 40,4 % die 40- bis 64-jährigen Personen dar, gefolgt von den 20- bis 39-Jährigen mit 35 %. Zwischen 1994 und 2004 nahm die Wohnbevölkerung um mehr als 10 % ab.
Geschichte
Der Lindenhof bildet zusammen mit dem Quartier Rathaus den ältesten Kern der Stadt Zürich. Eine erste Besiedlung des Hügelzugs wird spätestens 1500 v. Chr. vermutet; eine keltische Siedlung am Lindenhof ist für das 1. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesen.
Bereits bei der Entwicklung der Stadt in der Zeit der Römer, als der Ort zunächst zur Provinz Gallia Belgica, später dann zur um 85 n. Chr. gegründeten Provinz Germania superior (Obergermanien) gehörte, diente dieser hügelige Teil auf der linken Seite der Limmat als Stellung für das Kastell Zürich. So fand man 1747 am heutigen Lindenhof einen römischen Grabstein des Lucius Aelius Urbicus mit der bisher ältesten Nennung der Stadt; eine Kopie steht an der Pfalzgasse beim Aufgang zum Lindenhof. Die auf das 2. Jahrhundert datierte Bezeichnung STAtionis TURICensis weist auf eine römische Zollstation mit dem Namen Turicum hin. Stärker befestigt wurde das Plateau vermutlich erst nach 365 n. Chr. als Truppenstation bei der Befestigung der Rheingrenze durch Kaiser Valentinian I. Die unteren Schichten der Stützmauer des Lindenhofs zur Limmat hin gehen wahrscheinlich noch auf die römische Kastellmauer zurück.
Während der Einwanderung der Alamannen im Zuge der Völkerwanderung zu Beginn des 5. Jahrhunderts blieb das Kastell auf dem Lindenhof bestehen (siehe auch: Geschichte der Stadt Zürich).
Im Frühmittelalter entstand auf dem Hügel eine Königspfalz. Ein erstes Pfalzgebäude entstand innerhalb der Mauern des Kastells im 9. oder 10. Jhdt. – vielleicht erbaut durch die Karolinger oder die Herzöge von Schwaben. Wahrscheinlich im frühen 11. Jahrhundert wurde dieser Komplex wieder abgerissen und durch eine monumentale neue Königspfalz der Ottonen oder ihrer Nachfolger, der Salier, ersetzt, die dem Hof bis 1055 regelmässig als Residenz-, Versammlungs- und Festort diente. Am Weihnachtsfest 1055 verlobte hier Kaiser Heinrich III. seinen erst vierjährigen Sohn, den späteren Heinrich IV., mit der ein Jahr jüngeren Bertha von Turin.
Im späten 11. und im 12. Jhdt. wurde diese Anlage wahrscheinlich durch die Grafen von Lenzburg in zwei Etappen zu einer Burg mit zwei grossen Türmen ausgebaut, bevor sie im 13. Jahrhundert zerstört wurde.[1] 1173 starben die Lenzburger aus, 1218 ebenso die Grafen von Zähringen. Danach wurde die Burg wohl abgetragen.
Eine bekannte Episode aus der Zürcher Geschichte bezieht sich bereits auf den Lindenhof als Platz: Die Zürcher seien im 13. Jahrhundert in einem Kriegszug gegen Winterthur gezogen, der zu einem regelrechten Desaster wurde. Es seien so viele Männer gefallen, dass Zürich praktisch schutzlos zurückgeblieben sei. Herzog Albrecht I. von Habsburg, Stadtherr von Winterthur, versuchte deshalb Zürich einzunehmen und legte ein Heer vor die Stadtmauern. In dieser verzweifelten Situation hätten sich die Zürcherinnen als Krieger verkleidet und seien mit langen Spiessen auf den Lindenhof gezogen. Die Belagerer glaubten, ein starkes Heer sei irgendwie in die Stadt gelangt und hoben die Belagerung auf. Heute bezieht sich die Brunnenfigur des Lindenhofbrunnens auf die heldenhaften Zürcherinnen.
Bis in die frühe Neuzeit diente der Platz den Zürchern zu Versammlungen. 1798 wurde auf dem Lindenhof zum Beispiel der Eid auf die helvetische Verfassung geschworen. Bis heute ist der Platz mit Linden bepflanzt. An seinem südlichen Ende steht das Gebäude der Zürcher Freimaurerloge Modestia cum Libertate[2]. Neben dem Haus führt unter einer Klappe eine Treppe in den Untergrund, wo Reste von Bauten aus vier Bauepochen besichtigt werden können. Der Schlüssel dazu ist im Stadthaus Zürich erhältlich.
- Lindenhof (Ende 15. Jh.)
- © Roland Fischer, Zürich (Switzerland) – Mail notification to: roland_zh(at)hispeed(dot)ch / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0Ausgrabungen 1937/38
- Auf dem Lindenhof
- Brunnen auf dem Lindenhof mit Statue der heldenhaften Zürcherin
- Römischer Grabstein, gefunden auf dem Lindenhof
- Reste römischer Bauten unter dem Lindenhof: vorne Keller mit vermauertem Fenster eines Hauses, hinten Reste der Kastellmauer
- Sicht auf die Kastellmauer vom Limmatquai aus
Literatur
- Präsidialdepartement der Stadt Zürich, Statistik Stadt Zürich: Quartierspiegel Lindenhof. Zürich 2015 (online lesen)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Pfalzburg Zürich auf: burgenwelt.org
- ↑ modestia-cum-libertate.ch: Geschichte | Modestia cum Libertate ( vom 5. Dezember 2009 im Internet Archive), Zugriff am 12. November 2009
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Sa-se (12-01-2012 - Perhelion), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Wappen Logo der Verkehrsbetriebe und einiger öffentlicher Institutionen der Stadt Zürich
Autor/Urheber: Adrian Michael, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Epigraphische Datenbank Heidelberg. Ein weiteres Foto F023424
Ausschnitt aus dem ehemaligen Altarbild von Hans Leu d. Ä. in der Zwölfbotenkapelle im Grossmünster in Zürich : Der Lindenhof und der Limmat aufwärts liegende Teil des mittelalterlichen Stadtteils Schipfe.
Zustand vor der Restauration und Freilegung der Figuren 1937
© Roland Fischer, Zürich (Switzerland) – Mail notification to: roland_zh(at)hispeed(dot)ch / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0
Dies ist ein Bild von einem Kulturgut von nationaler Bedeutung in der Schweiz mit KGS-Nummer
© Roland Fischer, Zürich (Switzerland) – Mail notification to: roland_zh(at)hispeed(dot)ch / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0
Dies ist ein Bild von einem Kulturgut von nationaler Bedeutung in der Schweiz mit KGS-Nummer
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Perconte~commonswiki als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 2.5
Stadt Zürich: Quartier Lindenhof mit Lindenhof (Park), Schipfe und dem Fluss Limmat.
Autor/Urheber: Marco Zanoli (Sidonius), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Zürich, Schipfe : Römische Stützmauer des Lindenhofs vom Limmatquai aus gesehen
Autor/Urheber: sidonius 12:56, 4 June 2006 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 2.5
Brunnen (errichtet 1912) zu Ehren der heldenhaften Zürcherinnen auf dem Lindenhof in Zürich. Brunnenfigur von Gustav Siber, 1912
Autor/Urheber: Adrian Michael, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Reste römischer Besiedlung unter dem Lindenhof in Zürich