Linarit

Linarit
(c) Christian Rewitzer, CC BY-SA 3.0
Linarit aus Linares (La Carolina, Spanien) – Bildgröße: 1,5 mm
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Lna[1]

Chemische FormelPbCu[(OH)2|SO4][2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VI/B.02
VI/B.10-010

7.BC.65
30.02.03.01
Kristallographische Daten
Kristallsystemmonoklin
Kristallklasse; Symbolmonoklin-prismatisch; 2/m[3]
RaumgruppeP21/m (Nr. 11)Vorlage:Raumgruppe/11[2]
Gitterparametera = 9,70 Å; b = 5,65 Å; c = 4,69 Å
β = 102,6°[2]
FormeleinheitenZ = 2[2]
Zwillingsbildungallgemein nach {100}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte2,5
Dichte (g/cm3)5,3 bis 5,5
Spaltbarkeitvollkommen nach {100}, deutlich nach {001}
Bruch; Tenazitätmuschelig
Farbeazurblau
Strichfarbeblassblau
Transparenzdurchsichtig bis durchscheinend
GlanzGlasglanz bis Diamantglanz
Kristalloptik
Brechungsindizesnα = 1,809
nβ = 1,838
nγ = 1,859[4]
Doppelbrechungδ = 0,050[4]
Optischer Charakterzweiachsig negativ
Achsenwinkel2V = 80°[4]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhaltenlöslich in verdünnten HNO3 und konzentrierter HCL

Linarit, veraltet bzw. bergmännisch auch als Bleilasur, Kupferbleispat(h), Kupferbleivitriol oder Kupfer-Anglesit (Cupreous Angelsite) bekannt, ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfate. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung PbCu[(OH)2|SO4][2] und entwickelt meist tafelige bis prismatische Kristalle, aber auch krustige Überzüge in himmelblauer bis azurblauer Farbe mit starkem Glasglanz bis Diamantglanz.

Etymologie und Geschichte

Erstmals beschrieben wurde Linarit 1822 durch Henry James Brooke, der das Mineral nach seiner Typlokalität Linares in Spanien benannte.

Klassifikation

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Linarit zur Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ und dort zur Abteilung „Wasserfreie Sulfate mit fremden Anionen“, wo er gemeinsam mit Anhydrokainit, D’Ansit, Chlorothionit und Schmiederit in der „Chlorothionit-Linarit-Gruppe“ mit der Systemnummer VI/B.02 steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VI/B.10-010. Dies entspricht der Klasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate und Wolframate“ und dort der Abteilung „Wasserfreie Sulfate, mit fremden Anionen“, wo Linarit zusammen mit Caledonit, Chenit, Elyit, Grandviewit, Mammothit, Munakatait und Schmiederit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VI/B.10 bildet.[5]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[6] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Linarit in die Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort in die Abteilung „Sulfate (Selenate usw.) mit zusätzlichen Anionen, ohne H2O“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und großen Kationen“ zu finden, wo es zusammen mit Munakatait und Schmiederit die „Linaritgruppe“ mit der Systemnummer 7.BC.65 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Linarit die System- und Mineralnummer 30.02.03.01. Das entspricht der Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort der Abteilung „Wasserfreie Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)2XO4Zq“ als einziges Mitglied in einer unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 30.02.03.

Kristallstruktur

Linarit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P21/m (Raumgruppen-Nr. 11)Vorlage:Raumgruppe/11 mit den Gitterparametern a = 9,70 Å, b = 5,65 Å, c = 4,69 Å und β = 102,6° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Eigenschaften

Linarit ist dem Azurit an Farbe und Kristallstruktur sehr ähnlich, kann von diesem jedoch durch die „Salzsäure-Probe“ unterschieden werden. Beim Linarit scheidet sich im Gegensatz zum Azurit bei Behandlung mit Salzsäure weißes Bleichlorid ab.[7] Ebenfalls löslich ist Linarit in verdünnter Salpetersäure.

Bildung und Fundorte

Linarit-Stufe aus Catamarca, Argentinien

Linarit ist ein typisches Sekundärmineral, dass sich in der Oxidationszone aus Kupfer- und Blei-Sulfiden bildet. Begleitminerale sind unter anderem Anglesit, Brochantit, Caledonit, Cerussit, Hemimorphit, Leadhillit und Malachit.

Bisher wurde Linarit an 693 Fundorten nachgewiesen, so unter anderem in Catamarca und Neuquén in Argentinien; Tasmanien und anderen Regionen von Australien; mehreren Regionen von Chile; Baden-Württemberg (Schwarzwald), Bayern (Fichtelgebirge), Hessen (Taunus), Niedersachsen (Harz), Nordrhein-Westfalen (Sauerland), Rheinland-Pfalz (Eifel, Hunsrück), Sachsen-Anhalt, Sachsen (Erzgebirge) und Thüringen (Harz) in Deutschland; vielen Regionen von Frankreich;in Griechenland bei Laurion und neuerdings auch auf Santorin[8]; bei Keswick (Cumbria) und Leadhill (Schottland) in Großbritannien; mehreren Regionen von Italien; Tsumeb in Namibia; Kärnten (Lölling), Salzburg (Hohe Tauern), Steiermark (Fischbacher Alpen) und Tirol in Österreich; Nertschinsk in Sibirien; Böhmen und Mähren in Tschechien; Rezbanya in Ungarn; sowie in vielen Region der USA.[9]

Bekannt für ihre Linaritfunde mit 5 bis 8 cm Größe sind vor allem die „Mammoth Mine“ und die „Grand Reef Mine“ in Arizona (USA).

Siehe auch

Literatur

  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 140.
Commons: Linarite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 376.
  3. Webmineral – Linarite (englisch)
  4. a b c Linarite bei mindat.org (englisch)
  5. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  7. Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 602.
  8. Mineralien von der Insel Santorin@1@2Vorlage:Toter Link/www.volcanodiscovery.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  9. MinDat – Localities of Linarite

Auf dieser Seite verwendete Medien

Linarite-269083.jpg
(c) Christian Rewitzer, CC BY-SA 3.0
Linarit (Bildbreite: 1,5 mm)
Linarit - Mineralogisches Museum Bonn (7356).jpg
Autor/Urheber: Raymond Disc. - Raimond Spekking, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Linarit (Bleilasur, Kupferbleispat, Kupferbleivitriol, Cu-Anglesit). Fundort: Catamarca, Argentinien. Ausgestellt im Mineralogischen Museum Bonn.