Ligurische Sprache (präromanisch)
Ligurisch ist eine ausgestorbene Sprache aus dem Mittelmeerraum. Sie gehörte wahrscheinlich als eigenständige Sprache zur indogermanischen Sprachfamilie.
Sie wurde vom Volksstamm der Ligurer gesprochen, bevor sie durch keltische und italische Idiome vollständig assimiliert wurde. Die Sprache (oder Sprachen) könnten ursprünglich im Gebiet der französischen, italienischen und spanischen Mittelmeerküste (von Norditalien bis Ostspanien) gesprochen worden sein; in einigen Küstengegenden, in denen später gallisch und iberisch gesprochen wurde, lassen sich in Orts-, Gewässer- und Personennamen noch Zeugnisse einer dritten, älteren Sprache aufspüren. Dieses Ligurische ist sonst nur noch in Substraten lebendig. Inschriften aus Oberitalien aus dem 7. oder 6. Jahrhundert v. Chr. wurden zeitweise von der Forschung dem Ligurischen zugerechnet,[1] haben sich aber mittlerweile als Lepontisch entpuppt. Aufgrund der spärlichen und unsicheren Zeugnisse halten manche Forscher die Existenz der ligurischen Sprache sogar für rein hypothetisch.[2]
Die vorhandenen Sprachzeugnisse stammen insbesondere aus Ligurien, etwa aus der Sententia Minuciorum, einer im Val Polcevera gefundenen lateinischen Inschrift aus dem Jahr 117 v. Chr., die einige ligurische Gewässer- und Flurnamen wie flovium Veraglascam, flovium Tulelascam, flovium Neviascam, rivom Vinelascam, fontem Lebriemelum, iugo Blustiemelo, montem Claxelum enthält.[3] Eine weitere Inschrift, die Tabula Alimentaria aus Veleia (ca. 102–113 n. Chr.), enthält einige aus dem Ligurischen stammende Ortsnamen.[4] Das Suffix -asco- tritt in den Namen häufig auf und gilt als Erkennungszeichen, das auf eine ligurische Sprache hindeutet.[5]
Über die genaue Zuordnung herrscht keine abschließende Klarheit. Dass es eine eigenständige indogermanische Sprache sei, wird aus Flurnamen wie Beri-giema („Trage-Schnee“) oder Flussnamen wie Com-ber-anea (vielleicht „aus einem Zusammenfluß entstehend“) oder Porco-bera („Lachse führend“) geschlossen.[6] Offenbar war die Sprache nicht keltisch, da sie (wie in Porcobera) die keltische Lautverschiebung weg vom indogermanischen /p/ nicht mitmachte. Es sind aber auch einige Worte erhalten, die eher nicht-, d. h. vor-indogermanisch zu sein scheinen. Diese nicht-indogermanische Sprache („Proto-Ligurisch“) könnte als vorindogermanisches Substrat die auf sie folgende indogermanische Sprache beeinflusst haben.[7]
Das vor-romanische Ligurisch darf nicht mit der romanischen ligurischen Sprache verwechselt werden, die heute in Ligurien gesprochen wird.
Literatur
- Günter Neumann: Ligurer. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 18, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 3-11-016950-9, S. 400.
Anmerkungen
- ↑ Vgl. etwa noch Emil Vetter: Ligures. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XIII,1, Stuttgart 1926, Sp. 525–532, hier Sp. 530 f. (Digitalisat).
- ↑ So jedenfalls F. R. Hodson, John Frederick Drinkwater: Ligurians. In: The Oxford Classical Dictionary. 4. Auflage. Oxford University Press, Oxford 2012, ISBN 978-0-19-954556-8.
- ↑ CIL 5, 7749
- ↑ CIL 11, 1147
- ↑ Siehe dazu z. B. Johannes Hubschmid: Die asko-/usko-Suffixe und das Problem des Ligurischen. Éditions D’Artrey, Paris 1969.
- ↑ Helmut Rix: Bausteine zu einer Hydronymie Altitaliens. 1950, S. 39 f.; Günter Neumann: Ligurer. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 18, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 3-11-016950-9, S. 400.
- ↑ Beide Schlussfolgerungen (nicht-keltisch und vorindogermanisches Substrat) bei Günter Neumann: Ligurer. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 18, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 3-11-016950-9, S. 400.
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The Tavola Bronzea di Polcevera (Bronze Tablet of the Polcevera valley) is an important document that provides an account of interesting developments regarding the city in the latter half of the 2nd century B.C. At that time, Genoa was federated to Rome and the population of the Veturi Langensi, settled in the area of the Polcevera valley, came under its jurisdiction. While the Genuati tended to favour forestry activitiess, the Langensi were more interested in harvesting field crops. This resulted in constant conflicts regarding the boundaries of the areas controlled by the two populations, causing such unrest that it became necessary to appeal to the supreme court of Rome.: Iin 117 B.C., the Roman Senate sent two magistrates to the Polcevera valley, Quinto and Marco Minucio Rufo, along with their specialists and representatives of the Genuati and the Langensi. Once the dispute had been resolved, orders were given to define the official boundaries. The sentence delivered by the magistrates was engraved on two bronze tablets that were handed over to both parties ( CIL 05, 07749 = CIL 01, 00584 (p 739, 910) = ILLRP 00517 = D 05946 (p 186) = AE 1955, 00223 = AE 1997, +00244 = AE 2003, +00671 = AE 2004, +00570 = AE 2006, +00054 = AE 2013, +00126 = AE 2013, 00540 Epigraphik-Datenbank Clauss Slaby).