Lifau

Lifau
Das Lifau-Monument
(c) José Fernando Real, CC BY-SA 4.0
Daten
Fläche20,10 km²[1]
Einwohnerzahl3.468 (2022)[2]
Chefe de SucoKrisantos Kolo
(Wahl 2016)
AldeiasEinwohner (2015)[1]
Nefobai712
Oemolo851
Tulaica932
Der Suco Lifau
Lifau (Osttimor)
Lifau
Koordinaten: 9° 13′ S, 124° 18′ O

Lifau (Lifáo, Liphao, Leiffauw) ist ein osttimoresischer Suco im Verwaltungsamt Pante Macassar (Sonderverwaltungsregion Oe-Cusse Ambeno).

Name

Der Name „Lifau“ leitet sich aus dem Uab Meto von „lé’àl“ (deutsch Leute) „nanfaun“ (deutsch viele) ab. Eine Quelle leitet den Namen ab von liatnamfau neitin, was „viele Freunde, die zum reden kommen“ bedeutet. Aufgrund seiner Bedeutung als Handelshafen in der frühen Kolonialzeit erhielt der Ort den Beinamen „énò naek“, das große Tor.[3]

Geographie

Lifau
OrtePosition[4]Höhe
Kolam Cina9° 12′ S, 124° 19′ Om
Lifau9° 13′ S, 124° 18′ Om
Najalu9° 13′ S, 124° 17′ O12 m
Nepobai9° 14′ S, 124° 18′ O48 m
Oemolo9° 14′ S, 124° 19′ O24 m
Postusika9° 12′ S, 124° 19′ Om
Taosero9° 13′ S, 124° 17′ Om
Tulaica9° 14′ S, 124° 18′ O17 m

Der Suco Lifau liegt an der Sawusee, der Nordküste des Verwaltungsamtes Pante Macassar. Westlich befindet sich der Suco Taiboco, südlich Cunha und östlich der Suco Costa. Lifau hat eine Fläche von 20,10 km²[1] und teilt sich auf in die drei Aldeias Nefobai, Oemolo und Tulaica.[5]

Der Ort Lifau liegt an der Küste, sechs Kilometer westlich von der Stadt Pante Macassar, in Luftlinie 287 km westlich von der Landeshauptstadt Dili. Bei Lifau befindet sich am Strand ein Denkmal, das an die erste Landung der Portugiesen auf Timor erinnert. Zunächst nur ein Padrão, steht hier seit November 2015 das Lifau-Monument, die Nachbildung einer portugiesischen Karavelle, mit mehreren lebensgroßen, bronzenen Statuen, die das Zusammentreffen von Portugiesen und Timoresen nachstellen.[6]

Westlich vom Ort Lifau liegt ein zusammenhängendes Siedlungszentrum aus den Ortsteilen Taosero, Tulaica (Tulaika) und Nepobai, die sich entlang einer Straße reihen, die von der Küstenstraße in das Landesinnere führt.[7] In Tulaica gibt es eine Grundschule, die Escola Primaria Tulaica.[8][9] Östlich des Siedlungszentrums liegt das Dorf Oemolo, westlich liegt an der Küste der Ort Najalu. Weiter im Nordosten mündet der Tono, der wichtigste Fluss von Oe-Cusse Ambeno, in die Sawusee. Auf der anderen Uferseite liegen die Dörfer Kolam Cina und Postusika.[7] Hier führt die Noefefanbrücke über den Tono.[10]

Einwohner

Feierlichkeiten in Tulaica

In Lifau leben 3.468 Einwohner (2022), davon sind 1.786 Männer und 1.682 Frauen. Im Suco gibt es 748 Haushalte.[2] Fast 99 % der Einwohner geben Baikeno als ihre Muttersprache an. Eine Minderheit spricht Tetum Prasa.[11]

Geschichte

Ein Padrão markiert den Ort, an dem die Portugiesen erstmals Timor betraten
Karte der Bucht von Lifau von William Dampier, 1699

Am 18. August 1515 landeten die Portugiesen in der Nähe des heutigen Lifau erstmals auf Timor. 1515 folgten bereits die ersten Dominikaner, die 1556 die Siedlung Lifau zur Sicherung des Sandelholzhandels gründeten. Die Händler blieben aber in dieser Zeit nur wenige Wochen in Lifau und lebten dort in provisorischen Unterkünften. Nach der großangelegten Invasion der Portugiesen ins Innere Timors im Jahr 1642 nahm die Einwanderung der Topasse nach Timor zu. Die Topasse waren Nachfahren von portugiesischen Soldaten, Seeleuten und Händlern und Frauen von Solor und Flores. Die Topasse bestimmten maßgeblich die Entwicklungen auf Timor im 17. und 18. Jahrhundert. Unterstützt wurden sie dabei von den Dominikanern. Zentrum der Topasse auf Timor wurde Lifau, die Hauptbasis der Portugiesen auf Timor.

Die Portugiesen waren zu dieser Zeit nie sehr zahlreich in der Kolonie. 1689 gab es nur etwa 50 Portugiesen in Lifau. 1697 brandschatzten französische Piraten den Ort. Zuvor hatten sie schon die niederländische Festung in Kupang überfallen. Ein Reisender berichtet 1699, dass der Stützpunkt, der inzwischen nach Kupang der zweitwichtigste Hafen Timors war, zwar in kürzester Zeit 600 Mann mit Handfeuerwaffen und Schwertern aufstellen könne, es aber an einem Fort und einem Waffenmagazin fehle. Von den drei Portugiesen vor Ort waren zwei Priester. Die restliche Bevölkerung bestand aus Topasse und einigen chinesischen Händlern. Zeitgenössische Berichte beschreiben die Einwohner als Halsabschneider, zu denen Sklavenhändler und -jäger ebenso gehörten wie Deserteure aus verschiedenen Ländern. Die eigentliche Macht lag in den Händen der Topasse.

Ab 1702 war Lifau Hauptstadt der Kolonie mit dem aus Portugal erstmals auf Timor residierenden Gouverneur António Coelho Guerreiro. Die von ihm in Auftrag gegebene Karte von Lifau zeigt bereits eine komplexe Siedlungsstruktur mit militärischen und zivilen Einrichtungen, wie die Ermida de St. Antonio und ein Krankenhaus.

1719 begann die Cailaco-Rebellion. Erst rebellierten einheimische Herrscher, dann auch Topasse. Mehrfach wurde Lifau von ihnen belagert. 1738 wurde in Lifau das erste Priesterseminar Timors gegründet. Drei Bischöfe von Malakka residierten hier: Manuel de Santo António (1701–1722), António de Castro (1738–1743) und Geraldo de São José (1749–1760). Manuel wurde 1722 vom Gouverneur von der Insel verbannt, António und Geraldo starben in Lifau.[12][13]

1759 verkaufte der portugiesische Gouverneur Vicento Ferreira de Carvalho (1756 bis 1759) eigenmächtig Lifau an die Niederländer, doch wurden diese 1760 an der Übernahme von Topasse gehindert. Am 11. August 1769 wurde der portugiesische Gouverneur António José Teles de Meneses durch die Topasse dazu gedrängt, Lifau zu verlassen. Neue Hauptstadt der Portugiesen auf Timor wurde Dili. Lifau selbst verlor an Bedeutung, weil die Topasse-Herrscher im nahegelegenen Pante Macassar residierten. Das Angebot der Topasse an die Niederländer, nun Lifau zu übernehmen, lehnten diese nach reiflicher Überlegung ab.

In Tulaica hat das Topasse-Reich von Ambeno seit der gescheiterten Rebellion gegen die Portugiesen im Mai 1912 seinen Sitz. Es wird noch heute von der Familiendynastie der Cruz geführt, die aber seit ihrer Niederlage bei der Revolte den Costas untergeordnet sind, den traditionellen Herrschern von Oe-Cusse.[14]

Kultur

Schellen an den Beinen eines Tänzers in Tulaica

Jährlich findet eine Karfreitagsprozession (Procissão do Ama Senhor Morto) in Lifau statt, zu der mehr als Tausend Christen kommen, auch aus dem indonesischen Westtimor. Dabei wird die Kreuzigung Jesu in einem Schauspiel nachgestellt.[15]

Politik

Bei den Wahlen von 2004/2005 wurde Xistu Gomes Bano zum Chefe de Suco gewählt.[16] Bei den Wahlen 2009 gewann João da Costa[17] und 2016 Krisantos Kolo.[18]

Weblinks

Commons: Lifau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

Einzelnachweise

  1. a b c Direcção-Geral de Estatística: Ergebnisse der Volkszählung von 2015, abgerufen am 23. November 2016.
  2. a b Institutu Nasionál Estatístika Timor-Leste: Final Main Report Census 2022, abgerufen am 18. Mai 2023.
  3. Laura Suzanne Meitzner Yoder: Custom, Codification, Collaboration: Integrating the Legacies of Land and Forest Authorities in Oecusse Enclave, East Timor, S. 57 (Memento vom 7. März 2007 im Internet Archive), Yale University 2005 (PDF-Datei; 1,46 MB)
  4. Atlanten der zwölf Gemeinden und der Sonderverwaltungsregion Osttimors, Stand 2019 (Direcção-Geral de Estatística DGE).
  5. Jornal da Républica mit dem Diploma Ministerial n.° 199/09 (Memento vom 3. Februar 2010 im Internet Archive) (portugiesisch; PDF; 323 kB)
  6. Facebook-Auftritt der Zona Spesial Ekonomia Sosial no Merkadu - Oe-Cusse: Presidente Autoridade Dr. Mari Alkatiri mai hare Ro'o Caravela to'o dadauk ona iha Monumento Lifau... von Syeilla Ricardo, 5. November 2015, abgerufen am 6. November 2015.
  7. a b Timor-Leste GIS-Portal (Memento vom 30. Juni 2007 im Internet Archive)
  8. UNMIT-Karte von August 2008 (Memento vom 3. Dezember 2011 im Internet Archive) (PDF; 401 kB)
  9. Liste der Wahllokale zu den Parlamentswahlen in Osttimor 2007 (PDF-Datei; 118 kB)
  10. ZEESM: Noefefan Bridge Inaugurated, 10. Juni 2018 (Memento vom 25. August 2018 im Internet Archive), abgerufen am 25. August 2018.
  11. Ergebnisse des Zensus 2010 für den Suco Lifau (tetum; PDF; 8,3 MB)
  12. Forum Hakesuk: Confêrencia nas Celebrações do Primeiro Centenário do Nascimento do Senhor Dom Jaime Garcia Goulart, 28. Mai 2008, abgerufen am 23. November 2017.
  13. Forum Hakesuk: 1769 O Onzo de Agosto na História de Timor-Leste, abgerufen am 23. November 2017.
  14. Laura Suzanne Meitzner Yoder: Custom, Codification, Collaboration: Integrating the Legacies of Land and Forest Authorities in Oecusse Enclave, East Timor, S. 58 & 98, Dissertation, Yale University, 2005 (PDF-Datei; 1,46 MB (Memento vom 7. März 2007 im Internet Archive)).
  15. Bilder der Passionsspiele auf dem Facebookaccount der ZEESM, abgerufen am 11. Juni 2014.
  16. Secretariado Técnico de Administração Eleitoral STAE: Eleições para Liderança Comunitária 2004/2005 - Resultados (Memento vom 4. August 2010 im Internet Archive)
  17. Secretariado Técnico de Administração Eleitoral STAE: Eleições para Liderança Comunitária 2009 - Resultados (Memento vom 4. August 2010 im Internet Archive)
  18. Jornal da República: Lista Naran Xefe Suku Eleito 2016, 2. Dezember 2016, abgerufen am 17. Juni 2020.

f1 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap

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Lifau suco.png
Landkarte des Sucos Lifau
2022-12-18 Aldeia Tulaica, Suco Lifau 1.jpg
Suku Lifau, Aldeia Tulaika, Oe-cussi

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Monumentu Lifau 2.jpg
(c) José Fernando Real, CC BY-SA 4.0
Lifau-Monument
Reisfelder in Oemelo 4.jpg
Autor/Urheber: David Palazón, Tatoli ba Kultura, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Reisfelder in Oemelo, Lifau, Oecusse
2022-12-18 Aldeia Tulaica, Suco Lifau 2.jpg
Suku Lifau, Aldeia Tulaika, Oe-cussi

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Tono River estuary, Oecusse, 17 Sep 2009.jpg
Autor/Urheber: Colin Trainor, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Tono River estuary, Oecusse, 17 Sep 2009.jpg
Ponte Noefefan.jpg
Noefefan Bridge over the Tono River in East Timor
Freis e irmas lifau.jpg
Autor/Urheber: Alarindosds, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Lifau oecusse