Lieven (Adelsgeschlecht)

Stammwappen derer von Lieven

Die Freiherren, Barone, Grafen und Fürsten Lieven, in Schweden auch Liewen, zählen zu den ältesten, namhaftesten und einflussreichsten Geschlechtern des baltischen Uradels. Zweige des Geschlechts bestehen bis heute fort.

Geschichte

Das Geschlecht führt seine Herkunft auf Kaupo von Turaida zurück, den livischen quasi rex, der in der Zeit der Christianisierung des Baltikums durch Bischof Meinhard von Segeberg im Jahr 1186 zum Christentum übertrat. Er begleitete Albert von Buxhoeveden, den Bischof von Riga, 1203–1204 nach Rom, wo er mit Papst Innozenz III. bekannt gemacht wurde. Kaupos Enkel Nicholas nannte sich als erster Lieven. Mit Gerardus Livo, Lehnsnehmer des Bischofs von Riga, der am 25. April 1269 urkundlich genannt wurde, soll nach Elgenstierna auch die durchgängige Stammreihe beginnen,[1] das Adelslexikon lässt die gesicherte Stammreihe hingegen erst mit Johann Live (⚔ 1501) beginnen.[2]

Stamm Bersen

Der Stamm Bersen leitet sich von dem gleichnamigen Stammgut Bersen in Kurland (heute: Līvbērze in Lettland) ab. Angehörige sind insbesondere in Russland zu höchstem Ansehen und Ehren aufgestiegen.

Heinrich Live, Erbherr auf Bersen und Abgulden, wurde 1631 bei der 1. Klasse der Kurländischen Ritterschaft immatrikuliert. Freiherr Georg Philipp von Lieven (* 1771; † 1847), Erbherr auf Bersen, wurde 1801 in den Reichsgrafenstand gehoben. Die Nobilitierung war verbunden mit einer Wappenbesserung und der Anrede Hoch- und Wohlgeboren.[2] Er hinterließ keine männlichen Nachkommen. Seiner Mutter ließ er von Carl Friedrich Zelter ein selbstverfasstes Stück vertonen.[3]

In den Jahren 1853, 1862 und 1863 erfolgte die russische Anerkennung der Berechtigung zur Führung des Baronstitels durch Senatsukas für die gesamte Linie Dünhof. 1862 immatrikulierte sich die Linie bei der Livländischen Ritterschaft (Nr. 351). Baron Wilhelm Heinrich von Lieven (* 1800; † 1880), russischer General der Infanterie und Generalgouverneur von Liv-, Kur- und Estland, erhielt am 27. September 1865 mit seiner Deszendenz das Oeselsche Indigenat (Nr. 376).[2] Die Familie ist dennoch auf Ösel nicht besitzlich gewesen.

Fürstin Charlotte von Lieven (* 1742; † 1828)
Wappen der Fürsten Lieven (1826) mit Wahlspruch „Für Gott und den Kaiser“.[4]

Aus der Linie Gruschen erfuhr die Witwe des russischen Generalmajors Baron Otto Heinrich Andreas von Lieven (* 1726; † 1781), Charlotte Margarete von Lieven, geborene Freiin Gaugreben (* 1742; † 1828), in Anerkennung ihrer Verdienste als Staatsdame und Oberhofmeisterin für sich und ihre Deszendenten im Jahre 1799 die Erhebung in den russischen Grafenstand, verbunden mit einer Wappenbesserung und der Anrede Erlaucht. Ihr war seit 1783 von Zar Paul I. die Erziehung seiner Töchter und jüngeren Söhne Nikolaus und Michael anvertraut. Als ihr Schüler Nikolaus 1826 Zar wurde, erhielt die mittlerweile 84-jährige die Erhebung in den russischen Fürstenstand. Verbunden war diese Ernennung wiederum mit einer Wappenbesserung sowie der Anrede „Durchlaucht“. Dieser Titel wurde 1827 erblich und ging auf ihre Nachkommen über,[2] von denen besonders folgende zu erwähnen sind:

Stamm Parmel

Angehörige dieses Stammes, benannt nach dem Stammgut Parmel in Estland, konnten sich vor allem in Schweden im Staats- und Militärdienst hervortuen.

Reinhold Liwe (* 1621; † 1665), schwedischer Oberst, Gouverneur von Oesel, Kommandant des Schlosses Arensburg und Erbherr auf Eksjö in Schweden sowie Kurrisal und Weißenfeld in Estland, wurde 1653 in Stockholm ebenso wie sein Bruder, der schwedische Rittmeister und Erbherr auf Parmel und Raggafer in Estland, Berend Otto Liwe (* 1625; † 1700), und sein Onkel, der schwedische Kapitän und Erbherr auf Stenhusen und Pargenthal, Jürgen Liwe (* 1580; † 1659), in den schwedischen Freiherrenstand erhoben und bei der Freiherrenklasse der schwedischen Ritterschaft introduziert (Nr. 45).[2]

Der schwedische Generalleutnant und Reichsrat, Freiherr Hans Heinrich Liwe (* 1664; † 1733), wurde 1719 in den schwedischen Grafenstand erhoben und 1720 bei der Grafenklasse der schwedischen Ritterschaft introduziert (Nr. 67).[2]

Wappen

Das Stammwappen ist in einem Siegelabdruck aus dem Jahre 1341, die Blasonierung seit 1550 nachgewiesen. Das Wappenschild der Lieven ist dem der Ungern-Sternberg identisch.

Blasonierung: In Rot 3 (2, 1) goldene Lilien, begleitet von 7 (3, 1, 2, 1) goldenen Sternen. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken eine goldene Lilie zwischen einem offenen, rechts goldenen und links roten Flug.

Angehörige

Literatur

Weblinks

Commons: Lieven – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gustaf Elgenstierna: Den introducerade svenska adelns ättartavlor Stockholm 1928, Band 4
  2. a b c d e f Adelslexikon Band VII, (1989), S. 364–366.
  3. Dem Gedächtniss der besten Mutter
  4. sprachlich leicht angepasst, wörtlich eher: Dem Gott und dem Kaiser.
  5. a b Genealogisches Handbuch des Adels, Band Fü V, C. A. Starke-Verlag, 1959, S. 467.
  6. Genealogisches Handbuch des Adels, Band Fü V, C. A. Starke-Verlag, 1959, S. 474.
  7. Genealogisches Handbuch des Adels, Band Fü V, C. A. Starke-Verlag, 1959, S. 471.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Palace in Krimulda.JPG
Autor/Urheber: Pudelek (Marcin Szala), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Palace in Krimulda, Latvia
Mezotne palace.jpg
Autor/Urheber: Rimshot, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Der Mežotne-Palast (Mežotnes Pils) in Mežotne, Lettland. Gebaut in den Jahren 1797 bis 1802 vom Architekten J. George Adam Berlic nach Plänen von Giacomo Quarenghi (1744-1817). Das Gebäude wurde in den Weltkriegen teilweise zerstört und später wiederhergestellt.
Lieven-St-Wappen.png
Autor/Urheber:

unbekannt

, Lizenz: Bild-PD-alt

Stammwappen derer von Lieven