Lichte

Lichte
Wappen von Lichte
Koordinaten:50° 32′ N, 11° 12′ O
Höhe: 580 m
Fläche:19,35 km²
Einwohner:1526 (31. Dez. 2017)
Bevölkerungsdichte:79 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Januar 2019
Postleitzahl:98724
Vorwahl:036701
Elisabeth-Kirche zu Lichte-Wallendorf (erbaut 1734)
Wallendorfer Porzellanmanufaktur, 2006
Talsperre Leibis-Lichte (102,5 m)

Lichte ist ein Ortsteil der Stadt Neuhaus am Rennweg im Landkreis Sonneberg in Thüringen (Deutschland) an der Thüringer Porzellanstraße.

Geografie

Lichte liegt im Thüringer Schiefergebirge nahe den Städten Coburg, Ilmenau, Saalfeld und Sonneberg. Der gesamte Ort und die umliegenden Berge sind Teil des Naturparks Thüringer Wald. Der Rennsteig und die ehemalige innerdeutsche Grenze verlaufen nur wenig südlich.

Lichte erstreckt sich weit in den Tälern der Lichte und der Piesau. Beide Flüsse und die Gebirgsbäche der umliegenden Täler speisen eine der größten Trinkwassertalsperren Deutschlands, die Talsperre Leibis-Lichte mit der Vorsperre Deesbach, gelegen unmittelbar am nördlichen Ortsausgang von Lichte (Geiersthal).

Piesau und Lichte formten in Jahrtausenden tief eingeschnittene Täler mit steil abfallenden Berghängen. Vor allem im Unterlauf der Lichte betragen die Unterschiede zwischen Talsohle und Höhenzug bis zu 200 Meter, was für Mittelgebirgsregionen als durchaus beachtlich gilt.

Die Gebirgsbäche in der Umgebung gelten als die goldreichsten Deutschlands.

Berge

Berge nahe der Gemeinde Lichte
BezeichnungHöhe NNRichtungBesonderheit
Spitzer Berg790,3 mNNO ()Nadelwald
Rauhhügel801,9 mNO ()Aussichtsturm, Sendemast
Mutzenberg770,0 mNO ()Nadelwald
Petersberg646,0 mNO ()mit Schutzhütte
Kirchberg685,6 mSOAufstieg Wallendorf, Kirchsteig
Mittelberg803,6 mSSO ()
Apelsberg785,3 mSW ()
Rückersbiel755,6 mW ()Nadelwald
Hahnberg685,3 mW ()Weidefläche
Sauhügel721,7 mW ()
Geiersbachkopf717,6 mW Quellgebiet Geiersbach, Nebenfluss Lichte

Ortsteilgliederung

Der Ortsteil Lichte besteht aus folgenden Ortschaften:

Geschichte

Der Ort wurde erstmals 1414 urkundlich erwähnt.[1]

Bereits 1764 wurde in Lichte Porzellan hergestellt, die Wallendorfer Porzellanmanufaktur gehörte somit zu den ältesten Europas. Wallendorfer Porzellan erlangte schnell Zuspruch weit über die damaligen Landesgrenzen hinaus. So wurde bereits 1822 durch Johann Heinrich Leder in Lichte eine weitere Porzellanmanufaktur, die heutige Lichte Porzellan GmbH, gegründet. Obwohl das neue Unternehmen im Wettbewerb zu Wallendorf stand, gelang rasch die Erschließung eigener Märkte, die bis heute gehalten werden konnten, obwohl auch hier die beiden Weltkriege und die Abschottung zu DDR-Zeiten kaum förderlich waren.

Bis 1920 war der Ort entlang der Lichte geteilt: der Osten gehörte zum Sachsen-Meiningischen Kreis Saalfeld, während der Westen zum Schwarzburg-Rudolstädtischen Landratsamt Königsee (Schwarzburg-Rudolstädter Oberherrschaft) zählte.

Während des Zweiten Weltkrieges mussten Arbeitskräfte aus Polen in Wallendorf Zwangsarbeit verrichten, woran vier Gräber auf dem dortigen Friedhof erinnern. An zwei Opfer des Todesmarsches von Häftlingen des KZ Buchenwald im April 1945, die im Finsteren Grund am Eisenbahnviadukt gefunden wurden, erinnert eine Gedenktafel auf dem Friedhof von Lichte.[2]

Am 1. Juli 1950 wurden die bis dahin eigenständigen Gemeinden Bock und Teich, Geiersthal und Wallendorf eingegliedert.

Von 1922 bis 1952 gehörte die Gemeinde zum Landkreis Saalfeld, zwischen 1952 und 1994 zum Kreis Neuhaus und zwischen 1994 und 2018 zum Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Zum 1. Januar 2019 wurde die Gemeinde Lichte als Ortsteil in die Stadt Neuhaus am Rennweg eingegliedert und wechselte hierdurch vom Landkreis Saalfeld-Rudolstadt in den Landkreis Sonneberg.

Politik

Gemeinderat und Ortsteilrat

Der Rat der Gemeinde Lichte bestand aus zwölf Ratsfrauen und -herren einschließlich des Bürgermeisters, der erste Ortsteilrat besteht aus 9 Mitgliedern.

Gemeinderat 2009 und 2014, Ortsteilrat 2019
WahljahrCDUBürgerinitiative (BI)Summe
20095712 Mandate
2014[3]7512 Mandate
2019[4]99 Mandate

Ortsteilbürgermeister ist Holger Koch.[5]

Landtagswahl 2014

Lichte fiel durch die landesweit geringste Wahlbeteiligung aller Thüringer Gemeinden auf. Von 1369 Wahlberechtigten gingen 392 (28,6 %) zur Wahl. Sie gaben 379 gültige Zweitstimmen ab. Bemerkenswert war der hohe Stimmenanteil der AfD mit 24,4 %.

Wappen

Beschreibung: „In Grün mit goldenem Winkelschildfuß ein silberner Leuchter mit goldener Flamme und ständerförmig angeordneten Strahlen im Schildhaupt, beseitet von vier silbernen Ahornblättern.“

Das Wappen von Lichte[6] greift ein älteres Siegelmotiv auf, führt damit eine örtliche Darstellungstradition fort und steht für die jahrhundertelange Tradition der Porzellanherstellung im Tal der Piesau und Lichte. Die Ahornblätter symbolisieren die vier Ortsteile und eine für die Gemeindefluren charakteristische Baumart. Sie verweisen gemeinsam mit der Schildfarbe Grün auf die Lage der Gemeinde im Thüringer Wald, dem „grünen Herzen Deutschlands“.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Piesau-Viadukt Lichte[7], Wahrzeichen von Lichte
  • Heimatmuseum Lichte (Ortsteil Geiersthal)
  • Kirche zu Wallendorf – erbaut 1733 im Stil des Bauernbarocks
  • Eisenbahn-Viadukt im Bereich der Hammerwiesen zu Lichte, zehn Gewölbebögen, L = 258 m, H = 34 m – überspannt das Tal, die Bundesstraße 281 und die Piesau im Bereich der Hammerwiesen am ehemaligen Lipfertshammer
  • Finstergrund-Viadukt[7] über die Kleine Lichte, Ortsausgang Lichte (Waschdorf)
  • Zeichen- und Modellierschule, Gründung 1862 (Ortsteil Geiersthal in der Ferienanlage Lichte-Geiersthal neben dem Waldhotel Feldbachtal)
  • Schwimmbad in Geiersthal

→ Siehe auch: Liste der Kulturdenkmale in Neuhaus am Rennweg[8]

Denkmale der Gefallenen der Weltkriege

  • in Lichte (Ascherbach/Waschdorf)
  • in Lichte (Bock-und-Teich), B 281 Saalfelder Str., Einmündung Piesauer Str.
  • in Lichte (Geiersthal) am Dürrer Berg
  • in Lichte (Wallendorf) am Kirchweg

Denkmale Zweiter Weltkrieg

  • Friedhof zu Lichte (Wallendorf): Einzelgräber zur Erinnerung an vier polnische Zwangsarbeiter
  • Friedhof zu Lichte (Dorst): Gedenktafel an zwei Opfer des Todesmarsches im April 1945 aus dem KZ Buchenwald (Fundort Finstern Grund unter dem Eisenbahnviadukt).[2]

Wiederkehrende Veranstaltungen

Lichte (Wallendorf), Porzellanprinzessin mit 3.000 Kaffee- und Teekannen (2010)
  • Porzellanmarkt, am letzten Wochenende im Juli mit Krönung der Porzellanprinzessin
  • Porzellanweihnacht am 1. Advent
  • Lichtner Kirmes – geht auf eine Genehmigung des Landesfürsten (1825) zurück, vor Michaeli (29. September) Jahrmärkte halten zu dürfen (Thür.St.Archiv Rudolstadt: A/XVII,C.1.Nr.49; F/LXXII, Nr.21)

Verdienstvolle Bürger

Gedenkstein zu Ehren C.M. Hutschenreuthers
  • Albert Brödel (1897–1944), Lehrer, Heimatdichter und Chronist
  • Alois Eckardt (1845–1906), Öl- und Porzellanmaler
  • Gotthelf Greiner (1732–1797) Miterfinder des Porzellans, Mitbegründer der Porzellanmanufaktur zu Wallendorf (1764)
  • Johann Wolfgang Hammann (1713–1785), Mitbegründer der Porzellanmanufaktur in Wallendorf
  • Heinrich Heinz, Begründer der Perlenfabrikation in Lichte (Geiersthal)
  • Peter Hohmann (1663–1732), Edler von Hohenthal 1709 Besitzer Rittergut zu Lichte (Wallendorf)
  • C.M. Hutschenreuther (1794–1845), Begründer der C.M. Hutschenreuther AG Hohenberg, später Hutschenreuther AG Selb
  • Johann Heinrich Leder, Begründer der Porzellanmanufaktur zu Lichte (1822)
  • Hanskarl Müller-Buschbaum (1931–2016), Chemiker und Hochschullehrer
  • Heinz Schaubach (1886–1970), Inhaber der Wallendorfer Porzellanmanufaktur und Schaubach Kunst Unterweißbach
  • Scherf, Gebr. Louis (1870–1955) & Albert (1876–1953) Porzellanplattenmaler, Goldmedaille auf Weltausstellung 1904 in St. Louis[9]
  • Wilhelm Ulbrich (1846–1922), Modelleur, Maler, Journalist und Heimatdichter
  • Alexander Hermann von Wartensleben (1650–1734), Generalfeldmarschall, 1704 Besitzer Rittergut zu Lichte (Wallendorf)

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Wirtschaft Lichtes ist (typisch für das Thüringer Schiefergebirge) von Tourismus, Glas-, Porzellan- und Holzindustrie geprägt.

Verkehr

Der Ort liegt an der B 281 (Saalfeld/SaaleEisfeld), deren Anstieg auf den Rennsteig (850 m ü. NHN) hier beginnt. Weitere Straßen führen nach Oberweißbach und Gräfenthal. 1899 erhielt der Ort einen Eisenbahnanschluss zur Frankenwaldbahn bei Probstzella und 1913 nach Neuhaus am Rennweg. Die Bahnstrecke Probstzella–Neuhaus am Rennweg ist im durch Lichte führenden Abschnitt Probstzella–Ernstthal seit 1998 außer Betrieb und seit Juni 2006 endgültig stillgelegt. Im Ort liegen die Bahnhöfe Lichte (Ost) und Lichte (Thür.). Die größten Bauwerke der Eisenbahnstrecke durch das Lichtetal sind das Viadukt Hammerwiesen in Lichte (Wallendorf) und das Viadukt Finsterer Grund am Ortsausgang Lichte (Waschdorf) Richtung Ernstthal.

Ansässige Unternehmen

Bildungseinrichtungen

In Lichte gibt es einen Regelschulstandort, dessen Schulbezirk bisher die Orte Lichte und Piesau sowie die im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, zur Stadt Saalfeld gehörenden Ortsteile Schmiedefeld und Reichmannsdorf umfasst. Die Regelschule in Lichte ist die einzige Schule im Landkreis Sonneberg, an der Schülerlotsen ausgebildet werden und zur Sicherstellung der Verkehrssicherheit an der B281 im Einsatz sind.

Einzelnachweise

  1. Paul Lattermann: Lichte in Thüringen. Wallendorf, Bock und Teich, Lichte, Geiersthal. Entstehung und Entwicklung. Verwaltungsgemeinschaft Lichtetal am Rennsteig, Lichte 1996, S. 27.
  2. a b Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945. Band 8: Thüringen. VAS – Verlag für Akademische Schriften, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 237.
  3. Thüringer Landesamt für Statistik: Gemeinderatswahl 2014 in Thüringen – Lichte
  4. Ortsteilrat Lichte (beschließend). neuhaus-am-rennweg.de, abgerufen am 29. Juli 2019.
  5. Thüringer Landesamt für Statistik: Bürgermeisterwahl 2016 in Thüringen – Lichte
  6. Das Wappen wurde am 15. Juli 1995 durch das Thüringer Landesverwaltungsamt genehmigt.
  7. a b Hans-Joachim Kirsche: Eisenbahndirektion Erfurt 1882–1993. VBN Verlag B. Neddermeyer, Berlin 2006, ISBN 3-933254-76-0, S. 64.
  8. Gemäß Denkmalliste des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt (Memento desOriginals vom 21. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/file.kreis-slf.de (PDF; 629 kB).
  9. Heiko Haine (Hrsg.): Alte Meister en miniature – Thüringer Porzellanplattenmalerei (= Schriften und Kataloge des Museums Otto Ludwig Eisfeld. 1, ZDB-ID 2635991-1). Museum Otto Ludwig, Eisfeld 2011.

Literatur

  • Markus Schade: Gold in Thüringen. Thüringer Wald, Schiefergebirge, Frankenwald. Herkunft – Entstehung – Fundorte. Thüringer Landesanstalt für Geologie, Weimar 2001, ISBN 3-9806811-3-0.

Weblinks

Commons: Lichte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Lichte, Porcelain princess 2010, 2010-07-25.jpg
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Lichte (Wallendorf), Porzellanprinzessin mit 3.000 Kaffe- und Teekannen im Jahrte 2010, anlässlich einer Schauveranstaltung. Aufnahme auf dem Markplazu zu Wallendorf, Saalfelder Str.
Gedenkstein Hutschenreuther.jpg
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Gedenkstein für C.M. Hutschenreuther in der Nähe einer ehemaligen Grube in Hohenberg a. d. Eger.
Piesau-Viadukt.jpg
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Eisenbahnviadukt über den Piesaufluss im Bereich der Hammerwiesen nahe dem Bahnhof Licht (Ost) in Südthüringen.
Talsperre Leibis Lichte in August 2009.jpg
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Die Staumauer der Talsperre Leibis/Lichte am Nachmittag des 30.8.2009 von der südlichen Uferstraße aus gesehen.
Lichte Wlnd, Churce, 2011-05-05.jpg
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Elisabeth-Kirche, eine ev. Kirche zu Lichte (Wallendorf) aus dem Jahre 1734.
Wappen Lichte.png
Wappen der Gemeinde Lichte (Thüringen)

Gestaltung: Halbrunder Schild (spanische/portugiesische/flämische Form):

  • Wappen-Ort: Grundfarbe grün – in Anlehnung an die Lage von Lichte, in Thüringen, dem „grünen Herzen Deutschlands“.
  • Schildfuß: goldener Kompakt-Keil, Keilspitze Mitte Schildfuß – Symbol für das bis 100 m tiefe Lichtetel, wobei goldfarben für klare Wasser von Lichte-Fluss und Kleiner-Lichte stehen, die letztlich Namensgeber der Gesamtansiedlung wurden.
  • Wappenfigur: Hauptmotiv, weißer Leuchter feinem Porzellans mit goldener Flamme – Symbol für jahrhundertelange Tradition der Manufaktur feinem Porzellans im Tal von Piesau-Fluss und Lichte-Fluss.
  • Wappen-Ort: Wappenfigur/ Hauptmotiv (Leuchter), flankiert von vier Weiß-Porzellan-Ahornblättern – Symbol sowohl für die vier Ortsteile Oberlichte (mit Ascherbach, Waschdorf, Dorst und Hügel), Wallendorf (mit Lamprecht), Geiersthal sowie Bock-und-Teich, als auch and Teilhabe and Herstellung und Veredlung feinem Porzellans.
  • Schildhaupt: von goldener Flamme (Leuchter) ständerförmig ausgehende Strahlen im Schildhaupt – Symbol für Weltoffenheit und Export feinem Porzellans in alle Welt.
Künstler-Entwurf: Dekorgestalter G. Nussmann (Steinheid TH), Bildhauer G. Stör (Geiersthat (Lichte TH)) 1995, nach historischer Siegelmarke (4x4 cm) der Gemeinde Lichte, bei Wallendorf in Thüringen (1850-1923); Genehmigung Landesverwaltungsamt TH, 15. Juli 1995.
Wallendorfer Porzellan Manufaktur.jpg
Wallendorfer Porzellan Manufaktur, Aufnahme der Manufaktur in Wallendorf unterhalb der Kirche.