Li Shanlan

Li Shanlan
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Li Shanlan (chinesisch 李善蘭 / 李善兰, Pinyin Lǐ Shànlán; Großjährigkeitsname () Renshu,壬叔, Rénshū; Künstlername Qiuren,秋紉, Qiūrèn[1]; * 1811 in Haining; † 1882 in China) war ein chinesischer Mathematiker. Er gilt als bedeutendster chinesischer Mathematiker des 19. Jahrhunderts.[2]

Li Shanlan stammte aus einer gebildeten, angesehenen Familie und wurde wie sein Bruder Li Xinmei, der auch Mathematiker wurde, von einem Privatlehrer unterrichtet, dem bekannten Philologen Chen Huan (1786–1863). Durch das Studium des klassischen chinesischen Mathematikbuchs Neun Bücher über mathematische Kunst (Jiu Zhang Suanshu) begann er sich für Mathematik zu interessieren. Bald darauf studierte er die Elemente von Euklid in chinesischer Übersetzung und ein Algebra-Buch von Li Ye (Li Zhi) und ein Trigonometrie-Buch von Dai Zhen (1724–1777). Um seine mathematischen Studien weiter betreiben zu können, nahm er 1845 eine Stellung als Privatlehrer an. Auf der Flucht vor den Wirren des Taiping-Aufstands ging er 1852 nach Shanghai. Dort traf er den britischen Missionar Alexander Wylie, für den er mathematische Werke ins Chinesische übersetzte, zum Beispiel ein Analysis-Lehrbuch von Elias Loomis, das 1859 erschien, das erste Analysis-Lehrbuch in Chinesisch. Außerdem übersetzte er mit Wylie die letzten neun Kapitel von Euklids Elementen (die ersten Bücher erschienen schon 1607 in der Übersetzung von Matteo Ricci und Xu Guangqi). Mit dem Missionar Joseph Edkins (1823–1905) übersetzte er ein Mechanik-Lehrbuch von William Whewell (erschienen 1867) und er übersetzte auch die Algebra von Augustus De Morgan sowie die Outlines of Astronomy von John Herschel und ein Botanik-Buch.

Um 1860 verließ er Shanghai und arbeitete für den Gouverneur der Jiangsu-Provinz Xu Youren (1800–1860), der ein begabter Amateur-Mathematiker war, und danach für den General Zeng Guofan und dessen Bruder, die an der Niederschlagung des Taiping Aufstands beteiligt waren. Mit ihrer Unterstützung erschienen die mathematischen Werke von Li 1867 in Nanjing. Ab 1866 war er Dozent an einer 1863 gegründeten staatlichen Schule für westliche Sprachen in Peking (Tongwen Guan). 1869 war er dort Professor für Mathematik. Er unterrichtete dort nicht nur westliche Mathematik, sondern auch nach den chinesischen Klassikern, und auch in seinen mathematischen Veröffentlichungen zum Beispiel über Analysis (unendliche Reihen, Logarithmen u. a.) und Kombinatorik knüpfte er an die chinesische Tradition an. Viele der heute benutzten mathematischen Ausdrücke in China stammen von ihm.

Eine Formel der Kombinatorik (Summationsformel für Binomialkoeffizienten) ist nach ihm benannt:

.

Sie wurde im Westen bekannt über den ungarischen Mathematiker George Szekeres, als dieser 1937 in Shanghai als politischer Flüchtling war und diese brieflich Pál Turán mitteilte, der 1954 einen Beweis veröffentlichte. Auch der chinesische Mathematiker Zhang Yong (1911–1939), über den Szekeres von der Formel erfuhr, veröffentlichte 1939 einen Beweis.[3]

Literatur

  • Wann-Sheng Horng: Li Shanlan: The Impact of western mathematics in China during the late 19th Century, Dissertation, City University of New York 1991
  • Jean-Claude Martzloff: Li Shanlan (1811-1882) and Chinese traditional mathematics, Mathematical Intelligencer, Band 14, 1992, Heft 4, S. 32–37 und seine History of Chinese Mathematics, Springer, S. 173ff.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. in der westlichen Literatur wurde er unter vielen verschiedenen Namen und Transkriptionen zitiert, zum Beispiel Li Jen-Shu
  2. Jean-Claude Martzloff History of Chinese Mathematics, Springer
  3. Jean-Claude Martzloff History of chinese mathematics, Springer, Kapitel 18

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John Thomson: LE-SHEN-LAN is professor of mathematics in the Imperial College, Peking, and is now about sixty years of age. In his youth he studied thoroughly the native mathematics, reading the Jesuit translations, and the works of native authors as well. More than twenty years ago he visited Shanghai, and there made the acquaintance of the English missionaries. He remained for many years, translating works on mathematics and natural philosophy. Had it not been for the valuable aid afforded by Englishmen connected with the various Protestant missions, China could not have boasted such a mathematician as Le-shen-lan. a man who has reaped the advantage of Wylie's translation of Euclid's Elements, or rather his completion of the work which Ricci had begun when he translated the first six books about two centuries before; of the Tae-soo-heo, a treatise on algebra; and of the Tae-we-tseih-shth-keTh, or the Elements of Analytical Geometry, Differential and Integral Calculus, and other similar works. Some five or six years since, Le-shen-lan was recommended to the notice of the Emperor, and appointed to fill the post of professor of mathematics in the Peking College. He has compiled several small works on mathematics, for the most part original investigations, and appears to have a mind thoroughly adapted for mathematical study, being a minute and close reasoner, and accurate and rapid in calculation. He is presented to the reader, surrounded by his pupils, in No. 37.
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Portrait of Qing Dynasty mathematician Li Shanlan