Les Lois de Minos ou Astérie

Daten
Titel:Les lois de Minos, ou Astérie
Gattung:Tragödie
Originalsprache:Französisch
Autor:Voltaire
Erscheinungsjahr:1773
Ort der Uraufführung:ungespielt
Personen
  • Teucer, König von Kreta
  • Merione, Archont
  • Dictime, Archont
  • Pharès, Großpriester
  • Azemon, Krieger des Cydonie
  • Datame, Krieger des Cydonie
  • Astérie, Gefangene
  • Datame, Krieger des Cydonie
  • Héraut, ein Herold
Jean-Michel Moreau: Illustration zu Les Loix de Minos, 1785

Les Lois de Minos, ou Astérie ist eine in Paris unaufgeführte Verstragödie in fünf Aufzügen von Voltaire. Das Stück wurde 1773 in Buchform veröffentlicht.

Handlung

Die Handlung spielt in der Stadt Gorline auf Kreta. König Teucer hat durch einfallende Barbaren Frau und Kinder verloren. Die Priester verlangen als Sühne, eine junge Gefangene, die Barbarin Astérie, den Götter zu opfern. „Teucer findet dies sinnlos: Kann der vom Blut einer Fremden triefende Altar Kreta nützen und einen Vater trösten?“ Teucer findet heraus, dass Astérie seine Tochter ist. Gemeinsam mit den Barbaren entreisst er den Priestern ihre Beute. Der Tempel der Priester geht in den Flammen auf. Eine neue Zeit bricht an.[1]

Politische Vorlage und biografische Bezüge

Voltaire arbeitete ab dem 18. Dezember 1771 bis zum März 1772 am Text. Hinter der antiken Kulisse mit dem edlen König Teucer und den anarchischen gewalttätigen Archonten steckt der zeitgenössische Aufstand gegen Stanislaus II. August Poniatowski. Die Archonten stehen für die Konföderation von Bar. Pharès, der infame Großpriester, ist eine Karikatur des Bischofs von Krakau Kajetan Sołtyk. Astérie steht für die verfolgten polnischen Dissidenten.[2]

Aufführungen und zeitgenössische Rezeption

Die Tragödie wurde an der Comédie-Française im Sommer 1772 geprobt, aber nicht aufgeführt. Voltaire zog das Stück im Frühjahr 1773 zurück. Nach einem Brief Voltaires an Richelieu fand eine Aufführung in Lyon statt.[3]

Drucklegung

Voltaire beabsichtigte sowohl eine Aufführung als auch eine Drucklegung. Im Juni 1772 fanden erste Proben an der Comédie-Française statt, die jedoch im Herbst ausgesetzt wurden. Noch 1772 bei der Zensur eingereicht, blieb das Privileg aus. Im Februar 1773 erschien ein Raubdruck bei Valadé in Paris. Voltaire lehnte die unrechtmässige Ausgabe ab.[4] Infolge der vorzeitigen Veröffentlichung und einer zurückhaltenden Aufnahme unterblieb eine Aufführung. Die Recherchen Voltaires ergaben, dass der Generalsekretär der Buchhändler und Zensor François-Louis-Claude Marin infamerweiser nicht nur das Werk zurückgehalten hatte, sondern es auch auf dem schwarzen Buchmarkt an Valadé verkauft hatte. Voltaire gab sich tief betroffen:

„Mein lieber Engel, meinen Schriftsteller gibt es nicht mehr. Ich habe weder Papier noch Federn. Ich bin blind und stumm, ich schreibe wie ich kann. Schnee bedeckt Ferney. Er ist in meinem Leib. Ich bin tot.“[5]

Voltaire war mit Marin befreundet und hatte ihn 1770 anlässlich von dessen Aufnahme in die Academie von Marseille unterstützt. Daher stellt sich die Frage der Rolle Voltaires bei der Veröffentlichung des politisch brisanten Stückes.

Beigaben

Der Originalausgabe der Tragödie fügte Voltaire eine Widmung an den Duc de Richelieu voran. Im Anhang folgen nach einem Halbtitel 28 kürzere, zumeist schon veröffentlichte Texte von Voltaire und anderen freigeistigen Autoren.

Erste Ausgaben

  • Les Loix (sic!) de Minos, ou Astérie, Genf und Paris, Valadé, 1773, 8°, 65 S., illegitimer Raubdruck, der Originalausgabe vorausgehend
  • Les Loix (sic!) de Minos, ou Astérie, Genf und Paris, Valadé, 1773, 8°, 64 S., zweiter illegitimer Raubdruck, der Originalausgabe vorausgehend
  • Les Loix (sic!) de Minos, ou Astérie. tragédie en cinq actes et en vers, par M. de Voltaire. Nouvelle édition, Paris, Didot, 1773, 8°, 64 S.,weiterer illegitimer Raubdruck, der Originalausgabe vorausgehend
  • Les Loix (sic!) de Minos, tragédie, avec les Notes de M. de Morza et plusieurs pièces curieuses détachées, ohne Impressum (Genf, Cramer), 1773, 8°, XVI, 395 (2) S. [1], Originalausgabe

Literatur

  • Daniel Beauvois: Les Lois de Minos ou Astérie, in: Dictionnaire Voltaire, Hachette Livre, 1994, S. 131.
  • Siegfried Detemple: Die Gesetze des Minos, in: Voltaire: Die Werke. Katalog zum 300. Geburtstag. Reichert, Wiesbaden 1994, S. 228 ff.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Siegfried Detemple: Voltaire: Die Werke, Katalog zum 300. Geburtstag, Berlin, 1994, Die Gesetze des Minos, S. 228 ff.
  2. Daniel Beauvois: Les Lois de Minos ou Astérie, in: Dictionnaire Voltaire, Hachette Livre, 1994, S. 131.
  3. Brief Voltaires an Richelieu vom 7. August 1773.
  4. Ausgabe März und April 1773, Mercure de France, S. 157 f.
  5. Brief Voltaires an d’Argental vom 19. Oktober 1773, übersetztes Zitat aus: Siegfried Detemple: Die Gesetze des Minos, in: Voltaire: Die Werke. Katalog zum 300. Geburtstag. Reichert, Wiesbaden 1994, S. 229.

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Abgebildete Person: François-Marie Arouet (1694–1778), known as Voltaire, French Enlightenment writer and philosopher
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Voltaire: Les Loix de Minos Akt 4 Szene 4 Kupferstich von Jean-Baptiste Simonet nach Jean-Michel Moreau