Leopold I. (Lothringen)
Leopold I. von Lothringen (* 11. September 1679 in Innsbruck; † 27. März 1729 in Lunéville) war von 1690 bis 1729 Herzog von Lothringen und Bar. Seine Sympathien galten Österreich und dem Kaiser, aus deren Dynastie seine Mutter stammte, doch heiratete er eine Nichte des französischen Königs Ludwig XIV.
Sein jüngerer Sohn Franz Stephan von Lothringen (1708–1765) heiratete Maria Theresia von Österreich, wurde ab 1745 römisch-deutscher Kaiser und begründete das Haus Habsburg-Lothringen.
Leben
Seine Eltern waren Karl V. von Lothringen und Eleonore Maria Josepha, Tochter von Kaiser Ferdinand III. Er wuchs in Innsbruck bei seiner Mutter auf, einer Frau von überragendem Verstand und großer Strenge, während sein Vater im Krieg gegen die Türken glänzte. Als sein Vater 1690 starb, wurde er formell Herzog von Lothringen und Bar unter der Regentschaft seiner Mutter. Diese Gebiete waren zu dieser Zeit noch französisch besetzt.
Er wurde nach Wien gebracht, um von seinem Onkel und Paten Kaiser Leopold I. militärisch erzogen zu werden. Er wuchs heran mit seinen beiden Cousins Joseph und Karl, die beide einmal die Kaiserkrone, als Joseph I. und Karl VI., tragen sollten. Ihnen stand er zeitlebens nahe, persönlich, politisch und religiös.
Im Jahr 1694 nahm er an der Belagerung von Temeswar teil. Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges befehligte er 1697 Truppen am Rhein. Nach dem Frieden von Rijswijk erhielt er die Herzogtümer Lothringen und Bar, Longwy und Saarlouis verblieben bei Frankreich.
Er kam 1698 in seiner Hauptstadt Nancy an und heiratete eine Nichte des französischen Königs. Politisch blieb er neutral. In Hinblick auf die Staatsorganisation orientierte er sich am Vorbild Frankreichs. Er hat Handel und Gewerbe unter anderem durch Gründung von Manufakturen gefördert.
Trotz seiner Neutralität im spanischen Erbfolgekrieg wurde im Jahr 1702 Nancy durch Truppen Ludwigs XIV. besetzt. Leopold musste sich nach Lunéville zurückziehen. Dort ließ er das Schloss zu einem Großteil neu errichten. Ein in Nancy geplantes neues Schloss wurde nicht verwirklicht. In der Nähe der Stadt ließ er das Schloss La Malgrange bauen, das neben dem Schloss Lunéville zu seiner bevorzugten Residenz wurde. Dennoch bemühte er sich auch um die Verschönerung und den Ausbau von Nancy. Er ließ eine neue Kathedrale bauen. Außerdem ließ er die Oper errichten und erneuerte die Befestigungswerke. Er gründete eine Akademie für Bildhauerei und Malerei.[1]
Im Jahr 1710 beanspruchte er das Herzogtum Mantua als Erbe, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Als Ausgleich erhielt er das Herzogtum Teschen in Schlesien. Mit dem Beginn der Herrschaft von Ludwig XV. verbesserten sich seine Beziehungen zu Frankreich wieder.
Nach anfänglich sehr glücklicher Ehe neigte seine Gattin Elisabeth Charlotte bald zur Adipositas, was sie von ihrer Mutter Liselotte von der Pfalz geerbt hatte, und ihr Mann wandte sich seiner Mätresse Madame de Beauvau-Craon zu. Der Herzog betrieb eine zielstrebige Heiratspolitik, um einen seiner Söhne mit einer Tochter Karls VI. zu verheiraten. Die Erziehung am Wiener Hof sollte dazu beitragen. Im Jahr 1723 konnte Franz Stephan von Lothringen nach Österreich reisen, um dort erzogen zu werden. 1736 heiratete er dann Maria Theresia, die Erbtochter des Kaisers, und begründete mit ihr das Herrscherhaus Habsburg-Lothringen.
Im März 1729 stürzte der sehr populäre Herzog während der Jagd in einen Graben und verstarb wenige Tage später, betrauert von seinen Untertanen, im Alter von nur 49 Jahren. Elisabeth Charlotte musste unter schwierigen Verhältnissen die Regentschaft übernehmen. 1736 wurde sie von ihrem Cousin, König Ludwig XV. von Frankreich, zur souveränen Fürstin von Commercy ernannt.
Nachkommen
Leopold heiratete am 13. Oktober 1698 in Fontainebleau Élisabeth Charlotte d’Orléans (1676–1744), Tochter von Philippe von Frankreich, Herzog von Orléans und Elisabeth Charlotte von der Pfalz. Ihre dreizehn Kinder waren:
- Léopold von Lothringen (* 26. August 1699; † 2. April 1700)
- Élisabeth Charlotte von Lothringen (* 21. Oktober 1700; † 4. Mai 1711)
- Louise Christine von Lothringen (* 13. November 1701; † 18. November 1701)
- Marie Gabrièle Charlotte von Lothringen (* 30. Dezember 1702; † 11. Mai 1711)
- Louis von Lothringen (* 28. Januar 1704; † 10. Mai 1711), Erbprinz von Lothringen
- Joséphine Gabrièle von Lothringen (* 16. Februar 1705; † 25. März 1708)
- Gabrièle Louise von Lothringen (* 4. März 1706; † 13. Juni 1710)
- Léopold Clément Charles von Lothringen (* 25. April 1707; † 4. Juni 1723), Erbprinz von Lothringen
- Franz Stephan von Lothringen (* 8. Dezember 1708; † 18. August 1765), später Kaiser ⚭ 1736 Erzherzogin Maria Theresia von Österreich, später Kaiserin und Königin
- Éléonore von Lothringen (* 4. Juli 1710; † 28. Juli 1710)
- Elisabeth Therese von Lothringen (* 15. Oktober 1711; † 3. Juli 1741): ⚭ 1737 König Karl Emanuel III. von Sardinien
- Karl Alexander Emanuel von Lothringen (* 12. Dezember 1712; † 4. Juli 1780), ab 1744 Gouverneur und Generalkapitän der Österreichischen Niederlande ⚭ 1744 Erzherzogin Maria Anna von Österreich
- Anna Charlotte von Lothringen (* 17. Mai 1714; † 7. November 1773), Äbtissin von Remiremont und Sainte-Waudru in Mons, Koadjutorin im Stift Essen und im Reichsstift Thorn (Limburg)
- totgeborene Tochter (* und † 28. November 1715)
Vorfahren
Franz II. von Lothringen (1572–1632) | |||||||||||||
Nikolaus II. von Lothringen (1609–1670) | |||||||||||||
Christine von Salm (1575–1627) | |||||||||||||
Karl V. Leopold (1643–1690) | |||||||||||||
Heinrich II. der Gute (1563–1624) | |||||||||||||
Claudia von Lothringen (1612–1648) | |||||||||||||
Margarita Gonzaga (1591–1632) | |||||||||||||
Leopold I. (1679–1729) | |||||||||||||
Ferdinand II. (1578–1637) | |||||||||||||
Ferdinand III. (1608–1657) | |||||||||||||
Maria Anna von Bayern (1574–1616) | |||||||||||||
Eleonore Maria Josefa von Österreich (1653–1697) | |||||||||||||
Carlo II. Gonzaga (1609–1631) | |||||||||||||
Eleonora Gonzaga | |||||||||||||
Maria Gonzaga (1609–1660) | |||||||||||||
Einzelnachweise
- ↑ Elisabeth Schrauth: Karlsruhe, Nancy: eine deutsch-französische Städtepartnerschaft. Karlsruhe 2005, S. 33.
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Habsburg, Leopold Joseph Karl. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 6. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1860, S. 431 f. (Digitalisat).
Weblinks
- Lorraine Léopold I de in der Datenbank Saarland Biografien
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Karl V. | Herzog von Lothringen 1690–1729 | Franz III. Stephan |
Personendaten | |
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NAME | Leopold |
ALTERNATIVNAMEN | Lothringen, Leopold Joseph von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | Herzog von Lothringen |
GEBURTSDATUM | 11. September 1679 |
GEBURTSORT | Innsbruck |
STERBEDATUM | 27. März 1729 |
STERBEORT | Lunéville |
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Château de la Malgrange
18th century drawing or painting of the Château de Lunéville, Lorraine