Leopold Grabner zu Rosenburg

Wappen der Grabner zu Rosenberg (Rosenburg)

Leopold Grabner zu Rosenburg, Pottenbrunn und Siebenbrunn (* wohl 1528 auf Schloss Rosenburg; † 1583 ebenda), auch Leopold Grabner war ein Adeliger des Erzherzogtums Österreich unter der Enns. Während der Reformation war Grabner einer der führenden Protestanten des Landes, Deputierter der Stände und Hofkammerrat. Unter ihm wurde das grabnersche Schloss Rosenburg zu einem Zentrum der Österreichischen Reformationsgeschichte.[1] Die Grabner zählten im Laufe des 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts zu den reichsten und angesehensten Familien Österreichs.[2] Leopold Grabner war Herr von Rosenburg, Pottenbrunn, Siebenbrunn, Judenau, Schlickendorf in Niederösterreich sowie von Joslowitz in Mähren.

Biografie

Familie

Vorfahren, Verwandte und Nachkommen des Leopold Grabner [Leopoldus Grabner] aus „Germania topo-chrono-stemmato-graphica sacra et profana opera“, Band 3, Seite 310, von Gabriel Bucelinus (1671)[3]

Leopold Grabner war der Sohn von Sebastian I. Grabner zu Rosenburg aus der Zweiten Niederösterreichischen Linie der Grabner zu Rosenburg der weitverzweigten Herren von Graben und der Sophia Ennenkel, Schwester des Achatz II. von Ennenkel. Die unter anderem mit den Herrschaften Rosenburg, Zagging und Pottenbrunn ausgestattete Familie Grabner kam im Laufe des 16. Jahrhunderts aufgrund ihrer aktiven Förderung des Protestantismus in Opposition zu den Habsburgern.[4]

Leopold Grabner ehelichte Freiin Ehrentraud von Königsberg, aus welcher Ehe sechs Söhne und fünf Töchter entstammten:[5]

  • Sebastian II. Grabner zu Rosenburg († 1610)
  • Jakob Grabner zu Rosenburg
  • Friedrich Grabner zu Rosenburg
  • Christoph Grabner zu Rosenburg
  • Hanns Georg Grabner zu Rosenburg
  • Wilhelm Grabner zu Rosenburg
  • Sophia Grabner zu Rosenburg, ehelichte 1569 Achaz Freiherr von Landau zu Hauss und Rappottenstein (6. September 1545 - 17. Januar 1602), abstammend aus dem Haus Württemberg;[6][7][8] Sohn von Georg von Landau und Margareta von Losenstein; dieser war kaiserlicher Rat und niederösterreichischer Landrechtsbeisitzer; in zweiter Ehe mit Clara von Rogendorf
  • Esther Grabner zu Rosenburg, heiratete 1576 Johann Kasper Hauser von Karlstein und hernach Leopold Innprucker
  • Maria Grabner zu Rosenburg, ehelichte Melchior von Hohberg zu Gutmannsdorf und Ottenschlag
  • Katharina Grabner zu Rosenburg, früh verstorben
  • Johanna Grabner zu Rosenburg, früh verstorben

Wirken

Leopold Grabner war einer der eifrigsten Verbreiter der Lehre Martin Luthers und machte die Rosenburg zu einem bedeutenden Zentrum des Protestantismus.[1] Er galt im Bereich des Waldviertels neben den Gebrüdern Veit Albrecht und Veit Dietrich von Puchheim sowie Johann Georg III. von Kuefstein zu den mächtigsten Förderern und Verbreitern des neuen Glaubens.[9] 1555 holte Grabner als Prediger Christoph Reuter aus Bruck in der Pfalz als Haus- und Schlossprediger. Dies geschah noch bevor Kaiser Ferdinand I. seinem Adel die freie Religionsausübung gestattete.[10] Auf der Rosenburg verfasste er im Auftrag der Grabners und der Gebrüder Achatz II. und Leonhard von Ennenckel die „Bekenntnisschrift und Rechenschaft der Lehre, Glaubens und Predigten Christoph Reuters“,[11] mit einer Vorrede der drei Herren. Neben Reuter sind auch andere Prädikanten in Diensten der Grabner gewesen; Gabriel Dürnbacher erwähnt 1569 zum ersten Mal die Namensform Rosenburg, anstatt vormals Rosenberg.[12] 1566 wurde Grabner von Wolfgang Waldner in dessen „Bericht über verfolgte Christen“ besonders löblich erwähnt.[13] 1567 widmete der deutsche Prediger Joachim Brandenburgicus sein Glaubensbekenntnis den kaiserliche Kommissaren des Erzherzogtums Österreich, Rüdiger von Starhemberg, Veit Albrecht von Puchheim, Christoph von Enzersdorf und Leopold Grabner.[14] Auf der Rosenburg wurde in einer eigens dafür eingerichteten Druckerei protestantische Literatur gedruckt.[15] So wurde 1571 eine von David Chytraeus verfasste und von Reuter überarbeitete Gottesdienstordnung für die evangelischen Pfarrgemeinden in Niederösterreich gedruckt.[16]

Leopold Grabner war zwischen 1567 und 1570 Verordneter des niederösterreichischen Ritterstandes. 1569 war er nebst Rüdiger von Starhemberg und Christoph von Enzersdorf seitens der evangelischen österreichischen Landstände (Religions-)Deputierter, um mit dem Theologen Cythraeo die Leitung und Verfassung des evangelischen Religionswesen zu behandeln, sowie die Kirchenagenden zu regulieren. Hernach wurde er Hofkammerrat von Kaiser Maximilian II. für Niederösterreich. 1571 war Grabner im Ausschuss der niederösterreichischen Stände tätig,[5] gleichfalls im Ausschuss der Landesverteidigungsordnung. Seine Tätigkeit als Religionsdeputierter der Landstände hatte er bis zu seinem Todesjahr 1583 inne.

Einzelnachweise

  1. a b Wanderungen durch die Oesterreichisch-Ungarische Monarchie; S. 333; herausgegeben von Friedrich Umlauft (1879)
  2. Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, Band 77, S. 220–222 (Leipzig 1864)
  3. Online-Version
  4. Anton Harrer: Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 458
  5. a b Schauplatz des landsässigen Nieder-Oesterreichischen Adels vom ..., Band 3, S. 370; von Franz Karl Wißgrill
  6. Geschichte von Württemberg bis zum Jahr 1740, von Friedrich Schiller, S. 7
  7. Historisches und genealogisches Adelsbuch des Königreichs Württemberg: 1, S. 14
  8. Burg Rappottenstein
  9. Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich, Band 26, S. 57; Verlag und Eigenthum des Vereines, 1892
  10. Taschenbuch für Vaterländische Geschichte, Band 9, S. 256
  11. Geschichte der Reformation und Gegenreformation im Lande unter der Enns, Band 1, S. 334; von Theodor Wiedemann
  12. www.rosenburg-mold.at Chronik Rosenburg
  13. Geschichte Der Reformation in Österreich; von Eduard Böhl im Gustav Fischer Verlag Jena, 1902; S. 223
  14. [Geschichte der evangelischen Kirche in Ungarn, vom Anfange der Reformation bis 1850, von Hungary protestáns egyház, S. 110]
  15. Gustav Reingrabner: „Als man um die Religion stritt …“ Reformation und katholische Erneuerung im Waldviertel 1500–1660. Ausstellung im Höbarthmuseum der Stadt Horn. Horn 2000.
  16. Melanchthons Briefwechsel, Kritische und kommentierte Gesamtausgabe, Im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Verlag frommann-holzboog (Stuttgart-Bad Cannstatt 2005); herausgegeben von Heinz Scheible. Band 12, Personen F-K, S. 170

Literatur

  • Melanchthons Briefwechsel, Kritische und kommentierte Gesamtausgabe, Im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Verlag frommann-holzboog (Stuttgart-Bad Cannstatt 2005); herausgegeben von Heinz Scheible. Band 12, Personen F–K, S. 170 - Buchsuche online

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Vorfahren von Johann Leopold Grabner zu Rosenburg († um 1613).jpg
Autor/Urheber: Gabriel Bucelinus, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Vorfahren von Johann Leopold Grabner zu Rosenburg († um 1613) bis in das 5. Glied
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Wappen der Grabner zu Rosenburg