Leonhard Paminger
Leonhard Paminger (* 29. März 1495 in Aschach an der Donau; † 3. Mai 1567 in Passau) war ein österreichischer Komponist.
Leben
Er wurde in Aschach an der Donau (Oberösterreich) geboren und getauft. Sein Vater Andreas Paminger war dort Ratsherr und stand möglicherweise im Dienst der Grafen von Schaumburg.
Aus Leonhard Pamingers Leben wissen wir nur das wenige, was durch seine Söhne und durch eine Lebensbeschreibung des Oettinger Predigerseminarrektors Philipp Albert Christfels von 1764 berichtet wird.
Demnach war Paminger bereits im Alter von 10 Jahren in Wien, wo er – nach einer notvollen Schulzeit – eine Anstellung auf dem Chor von St. Stephan erlangen konnte. Dort wurde er wegen seines tiefen Basses und seiner Künste auf der Harfe, der Laute und der Flöte sehr geschätzt. Paminger, der fließend Latein und Griechisch sprach, brachte sich auch Kenntnisse des Tonsatzes im Selbstunterricht bei.
Um 1517, also im Alter von 22 Jahren, kam er dann ins Augustiner-Chorherrenstift St. Nikola vor Passau, wohl als Schulgehilfe. Er blieb bis zu seinem Tode im Dienste des Klosters. Nach der Heirat mit Elisabeth Agnes nahm er Wohnung in einem Haus mit Garten in der Hofmark, die damals nicht zu Passau gehörte, sondern den bayerischen Herzögen unterstand. Um 1529 wird seine Ernennung zum Leiter dieser Schule vermutet. Die archivalischen Spuren dieser Schule sind gering. Spätere Visitationsberichte erwähnen drei oder vier „gerichtete Betten“ für die Schüler und Sängerknaben.
Die Reformation fand im Kloster St. Nikola Resonanz. Auch Leonhard Paminger beteiligte sich bis unmittelbar vor seinem Tode mit Schriften an der Debatte über religiöse Zeitfragen. So schrieb er „Schriften gegen die Papisten, Anabaptisten, Sakramentarier und Gegner der reinen Lehre des Sohnes Gottes“ sowie ein „Kurzer Bericht von Corruptelen und Jrrthumen, die Gegenwärtigkeit des wahren Leibs und Bluts unseres Herrn Jesu Christi im Heil. Abendmahle belangende“. (Regensburg 1567)
Martin Luther schickte Paminger seinen Kommentar zum Galaterbrief mit einer persönlichen Widmung: „Suo Leonhardo Pamingero, fideli institutori pueritiae Christianae et Musico inter primos laudabili“ (Seinem Leonhard Paminger, dem treugläubigen Lehrer der christlichen Jugend und unter den Ersten zu rühmenden Musiker).
Zwei Kompositionen widmete Paminger – ganz in der humanistischen Tradition stehend – mit lateinisch-griechischen Anweisungen und Rätseln versehen, dem Wittenberger Griechischprofessor und Theologen Philipp Melanchthon.
Ob diese Kontakte zur Reformation ausreichen, ihn als Protestanten zu bezeichnen, muss offenbleiben. Wichtig für das herrschende Toleranzklima ist, dass Paminger trotz der reformatorischen Wirren im Klosterkonvent zum Sekretär, dem höchsten Laien-Klosteramt, aufsteigen konnte und damit die rechte Hand des Propstes wurde.
Paminger hinterließ neben theologischen Traktaten und Übersetzungen antiker Komödien ein sehr umfangreiches kompositorisches Werk, das seine Söhne Sophonias und Sigismund in den Jahren zwischen 1573 und 1580 herausgaben. In dieser, nur in wenigen Exemplaren überlieferten Edition der „Cantiones ecclesiasticae“ haben sich etwa 700 kirchenmusikalische Vokalwerke Pamingers erhalten, darunter die Vertonung des fast vollständigen Psalters.
1557 starb Pamingers Frau; 1562 heiratete er eine Witwe namens Barbara, die er bereits 1564 zu Grabe tragen musste. Er selbst starb am 3. Mai 1567 im hohen Alter von 72 Jahren und wurde in Passau-St. Nikola begraben.
Werkausgabe
- Heinz-Walter Schmitz (Hrsg.): Leonhard Paminger 1495-1567. Ausgewählte Werke I und II. Passau 1995 (Musica sacra Passaviensis 38–39)
- Passauer Weihnachtsgesänge (Herausgeber: Konrad Ruhland) = Musik aus Ostbayern Heft 1. (Carus Verlag, ursprünglich bei Musikverlag Alfred Coppenrath, Altötting, 1987)
- Musik zu den 4 Adventssonntagen, S. Nicolao und S. Barbara. (Aus: Primus Tomus Ecclesiasticarum Cantionum Nürnberg 1573, Heft 2). Cornetto-Verlag
- Motette Primo vero die sopra La Spagna. Cornetto-Verlag
- Ach Gott, straf mich nit. Tonos Musikverlag
- Novum et insigne opus musicum mit Werken von Leonhard Paminger
Literatur
- Fritz Markmiller: Paminger, Leonhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 26 f. (Digitalisat).
- David J. Burn: Analysing Sixteenth-Century Chant-Based Polyphony: Some Methodological Observations, and a Case-Study from Leonhard Paminger (2012)
- Manfred H. Grieb: Nürnberger Künstlerlexikon: Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom 12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Walter de Gruyter, München 2007, ISBN 978-3-598-11763-3, S. 1112.
- Heinz-Walter Schmitz: Leonhard Paminger (1495–1567), Passauer Komponist und Theologe. In: Ostbairische Grenzmarken, Passau. - ISSN 0078-6845. - 40 (1998), S. 91–113.
- Heinz-Walter Schmitz: Die Paminger – eine Familie im Spannungsfeld der Konfessionalisierung. In: Ostbairische Lebensbilder, Dietmar Klinger Verlag, Passau. ISBN 3-932949-41-2 (2004), S. 59 ff.
- Franz Krautwurst: „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort“: zahlensymbolisches Komponieren bei Johann Walter und Leonhard Paminger. In: Rainer Kleinertz, Christoph Flamm, Wolf Frobenius (Hrsg.): Musik des Mittelalters und der Renaissance: Festschrift Klaus-Jürgen Sachs zum 80. Geburtstag. Hildesheim [u. a.]: Olms, ISBN 978-3-487-14533-4, 2010, S. 435–441.
- L. u.: Päminger, Leonhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 114 f.
Weblinks
- Gemeinfreie Noten von Leonhard Paminger in der Choral Public Domain Library – ChoralWiki (englisch)
- Werke von und über Leonhard Paminger in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Noten und Audiodateien von Leonhard Paminger im International Music Score Library Project
Personendaten | |
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NAME | Paminger, Leonhard |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Komponist |
GEBURTSDATUM | 29. März 1495 |
GEBURTSORT | Aschach an der Donau |
STERBEDATUM | 3. Mai 1567 |
STERBEORT | Passau |
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Austrian composer Leonhard Paminger (1495-1567). Woodcut from Paminger's Secundus tomus ecclesiasticarum cantionum... Quinta vox, Norimbergae: in officina Theodorici Gerlatzeni, 1573.