Lekythos

Die Lekythos (altgriechisch Λήκυθοςlḗkythos, Plural Ληκύθοιlekýthoi, Lekythen) ist ein griechisches Gefäß zur Aufbewahrung von Olivenöl von unterschiedlicher Größe und Form mit enger Mündung und einem Henkel.
Lekythen wurden allgemein als kleine Ölgefäße im profanen Bereich verwendet, etwa Bauchlekythen als Toilettengefäße von Frauen oder Lekythen für das Öl zur Reinigung in der Palästra der Männer.
Insbesondere werden als Lekythen jedoch attische Gefäße des 6. und 5. Jahrhunderts v. Chr. bezeichnet, die Spenden von Duftöl enthielten und als Grabgaben dienten. Lekythen wurden häufig bemalt, zunächst schwarzfigurig (ca. 590 v. Chr. bis 480 v. Chr.), dann rotfigurig (seit um 530 v. Chr.) und vor allem weißgrundig; die weißgrundigen Lekythen wurden ausschließlich für den Grabgebrauch gefertigt. Die Lekythen nahmen im Laufe des 5. Jahrhunderts an Größe immer mehr zu; um Öl zu sparen, erhielten sie Spareinsätze. Kurz vor 400 v. Chr. entstanden sehr große Lekythen aus Ton (etwa die Gruppe der Huge Lekythoi), die wohl auf den Gräbern aufgestellt wurden, im 4. Jahrhundert sind dann massive Marmorlekythen als Grabdenkmäler in den Nekropolen Athens üblich, auch Grabreliefs mit Lekythendarstellungen kommen nun vor.
Typen
Die Lekythen können nach der Form in verschiedene Typen unterteilt werden:
- Deianeira-Lekythen (seit dem frühen 6. Jahrhundert v. Chr.)
- Schulterlekythen (seit der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr.)
- Standardlekythen: zylinderförmig mit flacher Schulter (seit dem letzten Drittel des 6. Jahrhunderts v. Chr., dominant im 5. Jahrhundert v. Chr.)
- Bauchlekythen (Squat lekythoi) (seit dem späten 5. Jahrhundert v. Chr.)
- Eichellekythen (englisch Acorn lekythoi)
- Schwarzfigurige Lekythos, Athen, Nationalmuseum 1124
- Rotfigurige Lekythos, Prag, Nationalmuseum HM 10 767
- Weißgrundige Lekythos, London, British Museum D 56
- Marmorlekythos, Berlin, Antikensammlung
- Bauchlekythos, rotfigurig, 4.–3. Jahrhundert, Süditalien, Frau mit Ähre, Privatsammlung
Literatur
- Hans Nachod: Lekythos. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband V, Stuttgart 1931, Sp. 546–548.
- Emilie Haspels: Attic black-figured lekythoi (= École française d’Athènes. Travaux et Mémoires. Bd. 4). Boccard, Paris 1936.
- Bernhard Schmaltz: Untersuchungen zu den attischen Marmorlekythen. Gebrüder Mann Verlag, Berlin 1970, ISBN 3-7861-2156-7.
- Donna C. Kurtz: Athenian White Lekythoi. Clarendon Press, Oxford 1975.
- Ingeborg Scheibler: Lekythos 1. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 7, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01477-0, Sp. 37–38.
- John H. Oakley: Picturing Death in Classical Athens. The Evidence of the White Lekythoi. Cambridge University Press, New York u. a. 2004, ISBN 0-521-82016-2.
Weblinks
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Picture taken by Marcus Cyron, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Grablekythos, Antikensammlung Berlin im Pergamonmuseum
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Bibi Saint-Pol als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 2.5
Lekythos à fond blanc, provenant d'Érétrie, vers 500 av. J.-C. Thésée et le taureau de Marathon, par le peintre d'Édinburg. Musée archéologique national, Athènes, n°1124.
Autor/Urheber: Zde, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Goddess Artemis with a bow. Aischines Painter, 460-450 BC. Prague, NM-HM10 767.
Autor/Urheber: Hermann Junghans, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Lekythos, rotfigurig, Süditalien, 4.-3. Jh. v. Chr.
Hypnos and Thanatos carrying the body of Sarpedon from the battlefield of Troy. Detail from an Attic white-ground lekythos, ca. 440 BC.